Neuer Rekord: Heute habe ich genau ein Jahr nicht gebloggt. Schade eigentlich, aber irgendwie findet alles bei Facebook statt. Das finde ich selbst doof, vielleicht schaffe ich es ja gelegentlich doch mal wieder. Für den Anfang kommt hier ein kleiner Songtext, den die Facebookies schon kennen. Falls jemand die Musik dazu schreiben möchte, nur zu. * seufz *
Blödes, Blödes Jahr
Keine Reisen, Infektion,
Quarantäne, Isolation,
Polymerase-Kettenreaktion,
Ende Intensivstation.
Ref: Was für ein blödes, blödes Jahr.
Zwanzig-zwanzig: blödes Jahr.
Du bist so blöd, du blödes Jahr.
Das ist nicht lustig, blödes Jahr.
Mund-Nasen-Schutz, ach, egal,
Keine Hefe im Regal,
Gastro pleite – surreal,
Komm, wir stricken einen Schal.
Ref: Was für ein blödes, blödes Jahr.
Zwanzig-zwanzig: blödes Jahr.
Du bist so blöd, du blödes Jahr.
Das ist nicht lustig, blödes Jahr.
Bridge:
Ich hab so eine Sehnsucht
nach Euren Aerosolen,
Will Mann und Maus umarmen
Und mir dabei nichts holen.
(gesprochen) Leg dich gehackt, neue Normalität.
Sieben-Tage-Inzidenz,
plötzlich alle Drosten-Fans,
R-Wert, K-Wert, zweite Welle,
Dieses Jahr ist echt die Hölle.
Ref: Was für ein blödes, blödes Jahr.
Zwanzig-zwanzig: blödes Jahr.
Du bist so blöd, du blödes Jahr.
Das ist nicht lustig, blödes Jahr. Schubidu.
PS: Mir geht’s gut. Ich mag nur nicht mehr. Ich will nicht mehr vernünftig sein.
Zu Gast bei SWR1 „Leute“. (Sendung vom 29.01.20)
WDR 2 Sonntagsgespräch mit Gisela Steinhauer.
Florian Zinnecker in der Zeit
Interview im Spiegel
In Podcast Blauschwarzberlin sprechen Maria-Christina Piwowarski und Ludwig Lohmann über den Roman, ab Min. 37:35.
Interview mit dem Kölner Domradio.
Buchmessengespräch mit Claudius Nießen bei detektor.fm.
Noch ein Buchmessengespräch mit Alexander Wasner auf der ARD-Bühne.
Und noch ein Buchmessengespräch mit Jessica Sturmberg von Deutschlandradio Kultur, Sportgespräch.
Buchmesse zum letzten (gaube ich): Das ZDF Mittagsmagazin vom 17.10. (ab Min. 28:44).
Nochmal Deutschlandfunk Kultur zum Thema Sport und Literatur: Im Gespräch mit Frank Meyer. (Meinen Namen in die Suchmaske eingeben.)
Portrait und Gespräch im Schweizer Radio SRF zum Thema Witwen.
Die Gesprächszeit auf Radio Bremen.
Hörstoff, der Podcast der Hamburger Buchhandlungen: Ich spreche mit Christiane Hoffmeister vom Büchereck Niendorf.
Troststoff, ein Podcast von Winnie Heescher, der sich mit Literatur über Trauer befasst.
Und noch ein Podcast in Wolfgang Tischers Literaturcafé.
Thomas André im Hamburger Abendblatt:
In diesen Momenten bricht sich die Wut der Erzählerin Bahn. Es ist nicht selten der Thomas-Bernhard-Furor, der dann zu vernehmen ist. Womit die literarische Referenz genannt wäre, die bei den weit ausgreifenden, den kunstvollen Langsätzen – die rhythmische Qualität dieses Textes! – mit den vielen Verschachtelungen, unweigerlich in den Sinn kommt.
Carsten Otte auf ZEIT online:
Und es überrascht nicht, dass die namenlose Erzählerin, die sich ihren Lebensunterhalt als Bratschistin in einem Hamburger Profiorchester verdient, ein gutes Gespür für Zäsuren hat, genauso wie für überraschende Kontrapunkte, Rhythmuswechsel und Motivwiederholungen. Die Musikalität des Textes ist allerdings nicht zu dick aufgetragen, dafür sorgt schon die traurige, wütende, fassungslose und dann wieder gegen all diese Stimmungen ankämpfende Heldin, die eigentlich keine sein möchte. […]
Isabel Bogdan hat für den Gedankenstrom ihrer Überlebenssuada die passende Sprache gefunden, nämlich eine Mündlichkeit, die zugleich so artifiziell ist, dass niemand auf die Idee kommt, hier werde im ausufernden Selbstgespräch einfach mal ein großer Schmerz weggeplaudert. Gerade weil das Buch sprachlich einiges wagt, verkommen die anrührenden Momente nicht zum Kitsch.
Daniel Kaiser beim NDR:
Isabel Bogdan schreibt eindrücklich von der Zerbrechlichkeit und den Heilungskräften des Lebens. Man möchte fast selbst sofort loslaufen, um das Festgefahrene bei sich selber in Bewegung zu bringen.
Barbara Weitzel:
Große Themen sind das, doch nie wird der Ton gefühlsdusselig oder bedeutungsschwer. Die Laufende spricht mit sich und dem Leser, als ob die Worte, die Erinnerungen, die Gedanken und Beobachtungen gerade im Moment des Sprechens aus ihr heraussprudelten. Lange Zeit atemlos – Ein ein aus aus aus aus – und dann immer ruhiger werdend. Ein-at-men aus-at-men aus-at-men. Man macht es mit. Ob man läuft oder nicht. Und war lange keiner literarischen Figur so nah.
Sophie Weigand:
Laufen ist ein inniger, grandioser Roman nicht nur über Depression und Trauer, sondern auch über Akzeptanz und Lebendigkeit. […] Trauer ist ein individueller Prozess. Laufen zeigt diesen Prozess in vielen Facetten, so nah und intim, so ambivalent und menschlich, dass man sich dem kaum entziehen kann.
Mareike Fallwickl, Bücherwurmloch
Wortesammlerin
Lettergirl
ES IST DA! Mein Buch ist da. Der offizielle Erscheinungstermin ist Donnerstag, aber mit ein bisschen Glück könnte es heute oder morgen schon in den ersten Buchhandlungen sein. Zur Feier des Tages hat das Blog ein neues Kleidchen bekommen. (Fast möchte ich „Blog“ in Anführungszeichen setzen, wenn ich sehe, wie alt der letzte Eintrag ist. Ich schäme mich angemessen.) Danke dafür, Christian Fischer, ich find’s super!
Die Buchpremiere ist am 1. Oktober im Hamburger Literaturhaus. Julia Westlake moderiert, der Vorverkauf beginnt am 14. September. Keine Ahnung, wie voll es wird, aber möglicherweise wäre es ganz schlau, sich rechtzeitig Karten zu sichern (12,- €). Alle weiteren Lesungen – das sind ziemlich viele – stehen immer hier.
Die Neuigkeiten ansonsten: Der NDR feuert aus allen Rohren. Neulich war ich mit Juliane Bergmann spazieren, unser Gespräch kann man hier hören (Radio). Gestern Abend war ich im Kulturjournal (Fernsehen), und den ganzen Monat ist „Laufen“ Buch des Monats. Holla! Ich freu mich sehr, danke! Und:
ALLES SO AUFREGEND! Tänzchen!
UPDATE: Es ist wirklich da! Hier in der Buchhandlung Christiansen in Hamburg.
Ich habe keine Ahnung mehr, seit wann dieser Knoten da an meinem Hals ist. Auf zehn Jahre alten Fotos sieht man ihn schon. Gelegentlich wurde ich darauf angesprochen – ob meine Schilddrüse unter Kontrolle sei? Jaja, sagte ich dann immer, ich gehe regelmäßig hin, das war so halb wahr, ich sollte es eigentlich einmal im Jahr überprüfen lassen, meistens war ich nur alle zwei, drei Jahre da, es hieß dann immer, alles in Ordnung, aber ich solle es im Auge behalten. Solange ich Privatpatientin war, bedeutete im Auge behalten Radiologische Praxis, Kontrastflüssigkeit, Szintigraphie, Ultraschall, volles Programm. Seit ich Kassenpatientin bin, genügte es, die Schilddrüsenwerte im Blut zu überprüfen. Jenun.
Vor einem Jahr passierte dann, was lange abzusehen war: Sie musste raus. Die Schilddrüse wurde im Krankenhaus noch mal geschallt und abgetastet, ich unterschrieb eine Milliarde Zettel, dass alle behandelnden Ärzte miteinander sprechen dürfen, saß geschlagene vier Stunden für die Narkose-Vorbesprechung im Wartezimmer und zwei weitere beim HNO und wurde zwei Wochen später operiert. Als ich aus der Narkose aufwachte, fasste ich mir an den Hals, und der Knoten war noch da.
Wieso denn der Knoten noch da sei, fragte ich.
Der habe mit der Schilddrüse nichts zu tun, das sei ein Lymphknoten, hieß es. Man habe kurz überlegt, ihn mit rauszunehmen, dann aber auch nicht recht gewusst, und er sitze ja auch ein Stück höher als die Schilddrüse. Ich solle ihn aber besser im Auge behalten.
Ein Dreivierteljahr später, nämlich vor ein paar Wochen, fragte ich meine Hausärztin, wie denn im Auge behalten geht. Ich solle den Knoten mal ultraschallen lassen, sagte sie, das könne sie selbst aber nicht machen. Also ging ich in eine andere Praxis, wurde geschallt, und die junge Ärtzin sagte, wie ein Lymphknoten sehe das nicht aus, sie wisse aber auch nicht, was es sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (1), und sie wolle noch mal den erfahreneren Kollegen draufgucken lassen. Der erfahrenere Kollege sagte, wie ein Lymphknoten sehe das nicht aus, er könne aber auch nicht sagen, was es sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (2).
Der Befund wurde an meine Hausärztin geschickt, die mir sagte, es sei ja wohl etwas unklar, was das sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (3). Zur Beruhigung, niemand macht sich Sorgen, dass es was Schlimmes ist, immerhin ist das Ding da seit vielen Jahren und verändert sich nicht weiter.
Wieder in der Schilddrüsenklinik. Das erste, was der Professor sagt, ist: Wieso haben wir das denn letztes Mal nicht mit rausgenommen? Das möchte ich auch mal wissen, sage ich. Er tastet es ab, guckt in meine Akte, sagt, ich soll es lieber rausnehmen lassen (4) und schickt mich zum Ultraschall. Die Ärztin schallt, guckt in meine Akte und sagt: Das Ding habe ich doch letztes Jahr schon beschrieben, wieso haben die das denn nicht mit rausgenommen? Das möchte ich auch mal wissen, sage ich. Sie sagt, es solle auf jeden Fall besser raus (5).
Ich sitze diesmal viereinhalb Stunden im Wartezimmer der Narkoseabteilung, um einmal zu sagen „alle Daten stimmen noch“ und mir den kurzen Text zur Narkose, den ich vor nicht mal einem Jahr schon mal gehört habe, nochmal anzuhören. Ich unterschreibe wieder eine Milliarde Zettel. Zum HNO muss ich diesmal nicht, weiß der Geier warum, ich frage lieber nicht nach. Ich habe einen OP-Termin.
Eine Woche später kommt der Befund. Darin steht, Achtung:
„Patientin wünscht jetzt OP.“
Brüller! Zur Erinnerung: Ihr habt das Ding letztes Mal einfach dringelassen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Und jetzt haben mir insgesamt FÜNF Ärztinnen und Ärzte -davon zwei aus Eurem Haus – gesagt, ich solle es rausnehmen lassen. „Patientin wünscht jetzt OP“!
Ja, klar. Das ist so ein inniger Herzenswunsch von mir, bitte operiert mich so oft wie möglich. Vielleicht nehmt ihr einfach wieder nur die Hälfte raus, damit ich bald noch mal wiederkommen kann. Es ist so schön bei euch im Krankenhaus, ich bin da einfach so gern.
Ich habe der Anästhesistin beim Vorgespräch gesagt, dass letztes Mal fast ein Vierteljahr lang meine Stimme nicht ganz intakt war, und ob sie diesmal vielleicht einen kleineren Tubus nehmen können. Immerhin besteht meine Arbeit zum Teil aus Lesungen. Drückt mir die Daumen, dass das nicht wieder passiert, das kann ich nicht gebrauchen, und ich habe auch keinen Bock drauf.
Und jetzt packe ich meine Tasche. Ich bin, um es freundlich auszudrücken, ein wenig ungehalten.