Suchergebnisse für: laufen

Und ich -

Und dann kommt noch etwas Neues! Eine Anthologie mit Texten von 20 Frauen über Wendepunkte im Leben. Herausgegeben von Maria-Christina Piwowarski, das heißt, logisch wird es super.
Mit Beiträgen von Gabriele von Arnim, Zsuzsa Bànk, Marica Bodrožić, Isabel Bogdan, Ann Cotten, Mareike Fallwickl, Julia Friese, Olya Grjasnowa, Claudia Hamm, Stefanie Jaksch, Rasha Khayat, Christine Koschmieder, Jarka Kubsova, Daria Kinga Majewski, Maria-Christina Piwowarski, Judith Poznan, Slata Roschal, Caca Savic, Clara Schaksmeier und Simone Scharbert.
Ganz schön illustre Gesellschaft, ich freu mich sehr, dabeisein!

Klappentext:

Unsere Leben verlaufen längst nicht so linear, wie Bücher sie oft erzählen. Spätestens in der Lebensmitte verlieren sich viele Menschen im Dickicht vergangener und zukünftiger Möglichkeiten, finden sich plötzlich in Sackgassen wieder, wo eigentlich Weggabelungen sein sollten. Insbesondere Frauen sehen sich mit gesellschaftlichen Hindernissen konfrontiert, wenn sie von vorgezeichneten Pfaden abweichen und einen Neuanfang wagen.

Die Anthologie Und ich – erzählt von Momenten des Innehaltens, in denen alles auf den Kopf gestellt wird, um am Ende wieder geradegerückt zu werden. 20 Autorinnen schildern darin ganz unterschiedliche Lebenswege, die früher oder später jedoch alle in einem Wendepunkt mündeten, in einer alles verändernden Entscheidung. 20 Texte, die inspirieren und ermutigen, aber auch verstören und aufrütteln. Und die zeigen, dass es nie zu spät ist, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben.

»Von geraden Straßen muss man irgendwann abbiegen, um glücklich dort anzukommen, wo man nicht hinwollte. Die Geschichten dieser wunderbaren Anthologie erzählen davon.« Gabriele von Arnim

Erscheint am 26. September bei Ullstein.

Ba-da-bing

FERTIG. Mit dem Buch. Ich muss das jetzt noch mal hinschreiben, damit ich es glaube:

Der neue Roman ist fertig.

Er ist gestern in Satz gegangen. Und ich übe mich im Loslassen und Ausatmen.

Ist das nicht toll? Also, das Cover jetzt? Das Buch – keine Ahnung. Das Cover hat wieder Barbara Thoben gestaltet, die auch schon das tolle Pfaucover gemacht hat, und ich bin sehr glücklich damit. Diesmal gibt es keine Glanzfolie, sondern einen Lack, ich bin sehr gespannt, wie das dann in Echt aussehen wird. Die Verlagsvorschau ist auch raus, man kann sie hier angucken.

Isabel Bogdan überrascht mit einem Roman über eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag um ihr Leben läuft.

Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.

Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.

Isabel Bogdan beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen und einem ganz anderen Ton den Weg einer Frau, die nach langer Zeit der Trauer wieder Mut fasst und ihren Lebenshunger und Humor zurückgewinnt.

Erscheinungstermin ist der 12. September. Und die ersten Lesungsanfragen kommen auch schon; hier sind schon mal die ersten Termine, das wird laufend aktualisiert. Wenn das so weitergeht, werde ich im Herbst wieder ganz schön viel unterwegs sein. Aber vorher übersetze ich noch fix die nächste Jane Gardam.
Dann schnalle ich mich wohl mal wieder an, hm? Wenn ich mit Ausatmen fertig bin.

Nachtrag zum Weltfrauentag

Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich hasse Autofahren, kann aber gut einparken und Karten lesen. Ich trage meist Röcke und Kleider, weil ich mich darin schön fühle (und weil Hosen mir zu kurz sind). Ich kann ganz gut rechnen und logisch denken. Ich habe ungefähr genausoviele Freundinnen wie Freunde. Ich kann die Bohrmaschine bedienen, und manchmal macht es mir sogar Spaß. Ich finde mich ein bisschen zu moppelig. Ich kann auf den Fingern pfeifen, allerdings brauche ich dafür vier Finger, und die sind dann vollgesabbert. Ich bin seit 30 Jahren mit demselben Mann zusammen und finde das immer noch gut und richtig so. Keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen, unser gemeinsamer Haushalt wäre mein Job. Meine Sportarten sind Laufen und Tanzen und Dingeausprobieren. Ich neige nicht zu Neid und Eifersucht oder dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Man kann mir im Laden beim Anprobieren sagen, dass eine Klamotte an mir nicht gut aussieht, ohne dass ich beleidigt wäre. Ich kümmere mich um alles, was mit Geld und Formularen zu tun hat, allerdings nicht gerade aus Begeisterung. Ich lungere zu viel im Internet herum und muss meinem Mann immer bei Technikproblemen helfen. Ich bedaure es bis heute, dass ich es für das Sachenmachenbuch nicht auf den Baggerplatz geschafft habe, wo man mit großem Gerät Sandberge verschieben kann. Ich mag schöne Kleider, und ich mag meine rotlackierten Fußnägel im Sommer. Ich schäme mich für meine Bildungslücken und mein politisches Desinteresse. Ich habe keine Kinder, und das tut mir weh. Ich bin super darin, Dinge super zu finden. Ich bin auch besser im Leutemögen als im Nichtmögen. Wenn ich einen Knopf annähe, geht der nie wieder ab, aber es sieht schlimm aus. Das eingerissene Innenfutter meiner Handtasche habe ich neulich mit Paketklebeband geflickt, das wird vermutlich nicht lange halten. Ansonsten vermeide ich Handarbeiten. Ich bin diejenige, bei der die Freunde und Freundinnen ihren Liebeskummer abladen und der sie ihre Affären gestehen. Ich schlafe gern lange. Ich kann gut Struktur in Dinge bringen. Ich habe immer ein Taschenmesser in der Handtasche. Ich habe gern Gäste, am liebsten gleich die ganze Bude voll, verkünstele mich aber nicht beim Kochen. Ich habe viele Jahre weitgehend unbemerkt zu Hause vor mich hin übersetzt und dann einen überraschenden Erfolg gehabt und diese Welle mit großer Freude gesurft. Mein Mann und ich wurden unabhängig voneinander immer wieder gefragt, wie das denn für ihn sei. (Wir haben die Frage beide nicht ganz verstanden – er freut sich natürlich, was denn sonst.) Ich gehe gern aus, auch mit meinen männlichen Freunden zu zweit allein. Das scheint gelegentlich Leute zu irritieren, und das irritiert mich wiederum. Ich esse gern. Ich halte mich nicht für besonders schön, aber auch nicht für besonders unschön, und ich habe kein Problem damit, mich vor anderen auszuziehen, in der Sauna oder am See. Was ich an mir schön finde, sind meine Haare, aber ich kann nicht besonders gut damit umgehen, und es nervt mich, wenn sie mir ins Gesicht hängen. Ich bade gern in natürlichen Gewässern. Ich flirte gern. Ich mag feste Umarmungen.
Ich habe noch nie etwas nicht getan, weil ich eine Frau bin.

Ich finde, dass wir endlich mit dem Männer-Frauen-Ding aufhören und über Menschen reden sollten.

(Mit Dank an Ruth Löbner für die Anregung auf Facebook.)

Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.

Ach ja, Tagebuchbloggen! Finde ich ja bei anderen immer total interessant, bei mir selbst sterbenslangweilig. Die langweiligste Geschichte ist die von heute.
Dann tut mir also der Fuß ein bisschen weh, der rechte, der operierte. Als wäre mir etwas draufgefallen, als hätte ich da einen blauen Fleck oder sowas, aber es ist nichts draufgefallen. Macht ja auch alles nix, sowas behandle ich normalerweise mit Ignorieren, und der rechte Fuß jault ja eh gelegentlich. Oder um es mit meiner Tante Ingrid zu sagen: Was von allein gekommen ist, wird auch von allein wieder gehen. So schlimm ist es nicht, und ich neige ja nicht so zum Jammern.
Sondern laufe lieber eine Runde, das hilft ja bekanntlich gegen alles. Nur gegen Fußschmerzen dann halt doch nicht, eher im Gegenteil, zum Ende der Runde tut es dann doch wieder mehr weh. Und dann ziemlich. Und das hört auch übers Wochenende nicht auf und wird nicht besser. Der Fuß ist geschwollen. Am Montag Mittag rufe ich bei der Lieblingsärztin („Physikalische und Rehabilitative Medizin“) an; fünf Minuten nach Ende der Telefonsprechzeit. Dienstag beginnt die Telefonsprechzeit erst um 12, und an dem Nachmittag geht nichts mehr. Mittwoch morgen könne ich kommen, „sonst erst wieder ab April“.
Ich verlege also gleich zwei Mittwochmorgentermine und bin heute um halb neun da. Als erste. Komme trotzdem erst um neun dran, das ist nett, denn zufällig kommt auch gerade eine Freundin zu derselben Ärztin, und ich freu mich sehr, sie zu treffen. Wir sind jetzt in dem Alter, in dem man sich zufällig im Wartezimmer trifft, scheint’s.
Die Ärztin sagt das gleiche, was auch schon mein medizinisch nicht sehr bewanderter Kopf und Dr. Google gesagt haben: Verdacht auf Stressfraktur. Ermüdungsbruch. Ich soll ein Röntgenbild machen lassen, und nein, das geht nicht hier. Auch wenn sie in der Fachklinik mit drin ist, aber da dürfen nur Operateure Röntgenbilder machen. Bescheuert, aber so steht’s geschrieben. Ich muss woanders hin. Wenn man auf dem Bild nichts sieht, MRT-Termin ausmachen. Wenn man was sieht, dann zum Orthopäden (wieso kann ich nicht zu ihr zurück? Weil der Orthopäde … ich hab’s schon vergessen). Ob sie einen kennt, frage ich. Ja, sagt sie, Dr. S., da sei ich doch auch schon mal gewesen. Ach, und wenn ich schon dabei sei, solle ich auch gleich mal meine Knochendichte messen lassen, von wegen Osteoporose. Und im Übrigen könne das auch ein Gichtanfall sein, ob mit meiner Harnsäure alles in Ordnung sei? – Äh keine Ahnung? – Es sehe auch nicht nach Gicht aus, sagt sie.
Ich fahre also mit der U-Bahn zu Dr. S., wo man mich gleich wieder wegschickt, auf der Überweisung stehe ja „Radiologie“. Aber da steht auch erstmal Röntgen, sage ich, und ich wurde doch hier schon mal geröntgt. Ja, schon, aber sie seien keine Radiologen. Ich müsse also … gut 10 Minuten Fußweg, Spitzenidee mit meinem Fuß.
In der radiologischen Praxis warte ich wieder eine Weile. Und dann ist auf den Bildern nichts zu sehen. Um einen Termin fürs MRT auszumachen, muss ich bitte noch hoch in den vierten Stock. Für die Knochendichtemessung können wir auch hier einen Termin machen, der ist dann allerdings nicht hier, sondern in Altona. HERRGOTTNOCHMAL! Ich habe jetzt einen Termin Anfang Februar zur Knochendichtemessung in Altona. Und am Montag einen zum MRT in der Stadt.
Was ich bis Montag mit meinem inzwischen doch beschissen schmerzenden Fuß machen soll – keine Ahnung. Ich habe der Superärztin gemailt, mal sehen, was sie antwortet. Schmerzmittel, hochlegen, nicht rumlaufen, schätze ich. Ich will aufn Arm.

Schreibcamp

Irgendwann im November kommt eine Rundmail von meiner Freundin Simone an sechs oder acht Autorinnen und Autoren: Ob wir nicht mal mit ein paar Leuten ein nettes Haus irgendwo mieten wollen, für eine Woche oder ein paar Tage, und dort schreiben und über das Schreiben sprechen und vielleicht kleine Workshops machen. Fast alle sagen sofort zu, und dann dauert es keine zwei Wochen, bis wir einen Termin erdoodelt, 10 Leute zusammengesucht und das wirklich umwerfend schöne Gutshaus Lexow gemietet haben. Und dort waren wir nun letzte Woche, leider nur zu neunt, weil einer kurzfristig absagen musste.

Das Gutshaus ist das Paradies. Wunderschön renoviert, die Zimmer sind riesig, wir haben jeder ein Doppelzimmer, also genügend Platz, um sich auch mal zurückzuziehen, falls man mal allein sein möchte oder irgendjemand nervt. Es nervt aber niemand. Nicht alle kannten sich vorher, ich kannte ungefähr die Hälfte, teils nur flüchtig. Alle sind kluge Leute mit einem speziellen Humor, alle haben offenbar sehr ähnliche Vorstellungen davon, was wir hier wollen. Wir wollen reden und arbeiten und mehr reden und es gut haben und essen und trinken und arbeiten und lachen und baden.
Am ersten Abend setzen wir uns zusammen und jeder sagt, was er gern lernen möchte, worüber er reden möchte. Und jemand anders sagt „dazu kann ich was sagen“. Und wir erzählen uns, woran wir gerade arbeiten, wie weit wir sind, und daraus ergeben sich neue Gesprächsthemenwünsche, die alle auf Post-its an die Wand geklebt werden. Wir überlegen uns, was wir wann machen wollen, was besonders dringend ist, was sich zusammenfassen lässt, und sortieren die Post-its neu.

Und dann machen wir sechs Tage lang das, worauf wir uns sechs Monate lang gefreut haben. Manche laufen morgens eine Runde. Frank macht Rührei. Tatjana geht in den Garten, Kräuter ernten. Ich werfe Beeren in Joghurt. Ein- oder zweimal am Tag setzen wir uns zusammen und reden über ein Thema. Wir brainstormen unter Anleitung nach einem bestimmten System zu Franks Sujet. Wir reden übers Plotten, über Sex und Gewalt, über Dialoge, Rhythmus, Hörspiele und Interviews, über Verlage und Motivation und Scheitern. Immer nur die, die wollen; niemand muss an irgendwas teilnehmen, es gibt keine Regeln, wir sind ja alle freiwillig hier und weil wir etwas wollen. Wir lernen Boxen, weil Romy das für den nächsten Roman braucht und Markus es kann und zwei Paar Handschuhe mitgebracht hat. Wir baden im nahen See, ich springe als einzige auf dem Trampolin herum und lasse mich auf der Slackline festhalten (was ist los mit euch, Leute?).

Wir sitzen im Garten, auf der Terrasse oder im Haus und arbeiten still vor uns hin, wir geben einander etwas zu lesen und sprechen zu zweit oder in Kleingruppen darüber. Angélique erklärt mir ganz viel über meine Figur. Ich fange an, Simones Fahne zu lesen, komme aber nicht weit. Vier von uns lassen sich von einer Aromatherapeutin in die totale Entspannung massieren. Nachmittags fahren zwei oder drei vielleicht mal einkaufen, jemand anders kocht oder grillt oder wirft Salat zusammen, und die nächsten räumen hinterher alles weg und machen die Küche wieder klar. Niemand ist schwierig in Sachen Essen oder Geld oder sonstwas. Abends spielen wir tatsächlich Flaschendrehen oder Personenraten, wir singen und tanzen, manche sogar auf dem Tisch, eine muss hinterher den Besen mit ins Bett nehmen, und wir können nicht mehr aufhören zu lachen. Wir vereinbaren eine Anspielung, die wir alle in unseren respektiven nächsten Romanen unterbringen wollen. Am vorletzten Abend machen wir eine Lesung, zu der (leider) so wenig Leute kommen, dass wir (zum Glück!) doch nicht an neun verschiedenen Stellen lesen, sondern alle nacheinander im Café, sodass wir einander auch hören können, und das ist viel schöner, als wenn jeder seins gemacht hätte.

(Zwischen Simone und mir die Buchhändlerin, die bei der Lesung den Büchertisch gemacht hat.)

Am letzten Tag fahren wir alle zusammen an den See und baden und paddeln oder sitzen einfach in der Sonne herum, und es ist so unfassbar und umwerfend idyllisch und schön, dass man fast ein bisschen weinen möchte, und das sieht man im Wasser zum Glück nicht.
Wir haben uns ein halbes Jahr lang auf diese Woche gefreut. Wir hatten große Hoffnungen. Aber dass es so großartig wird, konnte keiner ahnen. So konstruktiv und produktiv und motivierend und inspirierend und lustig und lecker und erholsam und wundervoll. Oder wie Romy auf Facebook schrieb: Wir kamen als Kollegen an und reisen als Freunde wieder ab.

Danke an alle. Vor allem an Simone Buchholz für den Anstoß. Und an Romy Fölck, Markus Friederici, Anja Goerz, Tatjana Kruse, Angélique Mundt, Till Raether und Frank Spilker für generelles Supersein und eure Wärme. Ich habe da jetzt etwas im Herzen, was da bleiben wird.

(Alle Fotos sind von Anja Goerz.)

Twitter