Nachtrag zum Weltfrauentag

Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich hasse Autofahren, kann aber gut einparken und Karten lesen. Ich trage meist Röcke und Kleider, weil ich mich darin schön fühle (und weil Hosen mir zu kurz sind). Ich kann ganz gut rechnen und logisch denken. Ich habe ungefähr genausoviele Freundinnen wie Freunde. Ich kann die Bohrmaschine bedienen, und manchmal macht es mir sogar Spaß. Ich finde mich ein bisschen zu moppelig. Ich kann auf den Fingern pfeifen, allerdings brauche ich dafür vier Finger, und die sind dann vollgesabbert. Ich bin seit 30 Jahren mit demselben Mann zusammen und finde das immer noch gut und richtig so. Keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen, unser gemeinsamer Haushalt wäre mein Job. Meine Sportarten sind Laufen und Tanzen und Dingeausprobieren. Ich neige nicht zu Neid und Eifersucht oder dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Man kann mir im Laden beim Anprobieren sagen, dass eine Klamotte an mir nicht gut aussieht, ohne dass ich beleidigt wäre. Ich kümmere mich um alles, was mit Geld und Formularen zu tun hat, allerdings nicht gerade aus Begeisterung. Ich lungere zu viel im Internet herum und muss meinem Mann immer bei Technikproblemen helfen. Ich bedaure es bis heute, dass ich es für das Sachenmachenbuch nicht auf den Baggerplatz geschafft habe, wo man mit großem Gerät Sandberge verschieben kann. Ich mag schöne Kleider, und ich mag meine rotlackierten Fußnägel im Sommer. Ich schäme mich für meine Bildungslücken und mein politisches Desinteresse. Ich habe keine Kinder, und das tut mir weh. Ich bin super darin, Dinge super zu finden. Ich bin auch besser im Leutemögen als im Nichtmögen. Wenn ich einen Knopf annähe, geht der nie wieder ab, aber es sieht schlimm aus. Das eingerissene Innenfutter meiner Handtasche habe ich neulich mit Paketklebeband geflickt, das wird vermutlich nicht lange halten. Ansonsten vermeide ich Handarbeiten. Ich bin diejenige, bei der die Freunde und Freundinnen ihren Liebeskummer abladen und der sie ihre Affären gestehen. Ich schlafe gern lange. Ich kann gut Struktur in Dinge bringen. Ich habe immer ein Taschenmesser in der Handtasche. Ich habe gern Gäste, am liebsten gleich die ganze Bude voll, verkünstele mich aber nicht beim Kochen. Ich habe viele Jahre weitgehend unbemerkt zu Hause vor mich hin übersetzt und dann einen überraschenden Erfolg gehabt und diese Welle mit großer Freude gesurft. Mein Mann und ich wurden unabhängig voneinander immer wieder gefragt, wie das denn für ihn sei. (Wir haben die Frage beide nicht ganz verstanden – er freut sich natürlich, was denn sonst.) Ich gehe gern aus, auch mit meinen männlichen Freunden zu zweit allein. Das scheint gelegentlich Leute zu irritieren, und das irritiert mich wiederum. Ich esse gern. Ich halte mich nicht für besonders schön, aber auch nicht für besonders unschön, und ich habe kein Problem damit, mich vor anderen auszuziehen, in der Sauna oder am See. Was ich an mir schön finde, sind meine Haare, aber ich kann nicht besonders gut damit umgehen, und es nervt mich, wenn sie mir ins Gesicht hängen. Ich bade gern in natürlichen Gewässern. Ich flirte gern. Ich mag feste Umarmungen.
Ich habe noch nie etwas nicht getan, weil ich eine Frau bin.

Ich finde, dass wir endlich mit dem Männer-Frauen-Ding aufhören und über Menschen reden sollten.

(Mit Dank an Ruth Löbner für die Anregung auf Facebook.)

9 Kommentare

  1. giardino Sonntag, 10. März 2019 um 13:30 Uhr [Link]

    ?

  2. eimerchen Sonntag, 10. März 2019 um 14:19 Uhr [Link]

    <3!

  3. Wortschnittchen Montag, 11. März 2019 um 01:14 Uhr [Link]

    Love!

  4. Eva Freitag, 15. März 2019 um 09:53 Uhr [Link]

    Wunderbar, genau so ist es!!!

  5. Mario H. Samstag, 16. März 2019 um 10:54 Uhr [Link]

    Die liebe Little B. hat einen Blogpost mit dem Titel „Ich bin ich“ geschrieben. Inspiriert wurde sie von Dorothea und Christian, diese wiederum von Isa. Und nun komm ich irgendwie ins Spiel.
    Es geht um eine Männer-Frauen-Assoziationskette. Und without much more ado… ich fang einfach mal an…
    Meine Lieblingsfarbe ist blau, früher war es jahrelang schwarz, anthrazit, dunkelgrau und alle Töne dazwischen. Allerdings meine Lieblingsjacke hat einen ziemlich besonderen rot-orange-rost-Ton. Und sonst mag ich insgesamt derlei Rottöne sehr gern. Taubenblau und Taubenrot oder so.
    Ach, Taubenblau, da bleibe ich mal. Diese Farbe liebe ich sehr, mehr noch als jede andere. Zumindest fast. Vor Jahrzehnten hatte ich übrigens ein Matchbox-Auto in dieser Farbe. Fragt nicht, was für ein Auto das war. Aber davon abgesehen sind Autos nicht so ganz mein Thema. Eigentlich gar nicht. Ich mag manche vom Aussehen, andere nicht. Und ein Mercedes kann ich von einem Audi unterscheiden, indem ich schaue, was draufsteht. In einem BMW bin ich einmal gefahren und hab es instant gehasst. Tiefer, härter, blablabla ist gar nicht mein Thema.
    Ach, und demnächst werde ich ein neues Auto kaufen. Welche Marke, welche Reihe, welches Dings – ich bin da ganz leidenschaftslos: ich habe Anforderungen, und das Auto, dass diese am besten erfüllt, wird es.
    Leidenschaftslos. Eiskalt. Blutleer.

    Blut ist auch ein schönes Stichwort. Zumindest assoziativ. Ich gehe einen Schritt weiter und lande beim Grillen.
    Ich bin ein Mann. Männer lieben Grillen. Ergo liebe ich Grillen. (Ihr dürft euch jetzt einen lauten, nervigen Fehlersound vorstellen.) Grillen gehört zu den Dingen, auf die ich gut verzichten kann. Sicherlich weil ich kein Freund von Essens-Events bin. Aber auch, weil ich kein Freund von großen Fleisch-Portionen bin.
    Sonst esse ich Fleisch, insgesamt gern. Aber ich bin da sehr eigen, Fett, Speck und sowas… man bringe mir einen Eimer. Andererseits brauch ich kein Fleisch, wenn ich mal eine Woche keines bekomme, stört mich das nicht. Mal so, mal so.
    Ganz anders sieht es allerdings mit Salat aus – den könnte ich wohl jeden Tag essen. Feldsalat, Tomaten, Paprika, Spinat… das mag ich doch sehr gern.
    Und vom Spinat können wir einfach einen Schritt zu Popeye machen. Oder größeren Sprung. Muskeln, Eisen fressen, Pumpen… alles nicht mein Ding. Ich bin eher der Läufer-Typ. Aber vor allem aus Müssen, und wenn ich wieder richtig drin bin, auch wollen ?
    Zuschauen dagegen ist gar nichts für mich. Die großen Events: Olympische Spiele – nope. Fußball-WM – würg. Ich finde daran nichts. Das ist leicht gelogen – manchmal schaue ich gern mal ein paar Minuten zu, vor allem Skispringen find ich ein bisschen interessant. Aber nach einer halben Stunde ist das Interesse erlahmt. Alle anderen Sportarten noch weniger. Und beim Fußball habe ich wohl noch nie ein ganzes Spiel gesehen.
    Vom Fußballspiel zum Computerspiel ist’s nur ein mäßiger Schritt. Und da sind wir ein bisschen in meinem Metier: manch einer (viele) weiß: ich spiele sehr gern und viel. Vor allem natürlich als diese Dame: Nyx vom Hades. (Darauf möchte ich nicht weiter eingehen, das ist bekannt und bereits beschrieben.) Ganz viel und vor allem spiele ich First Person Shooter (FPS), aber sonst auch gern Point’n’Click Adventures, Rätselspiele und dergleichen mehr. Aber nie im Wettbewerb mit anderen Leuten. Ich möchte mich nicht mit anderen messen, ich möchte zusammenarbeiten, gemeinsam etwas erreichen.
    Aber irgendwie kann ich mich nicht überwinden, etwas zu tun, was ich als falsch, böse, gemein empfinde. In diesem Sinne kann ich auch nicht Computerspiele spielen, um auch mal die Gegenseite der Moral zu erkunden.
    Technik, das ist ein auch so ein Punkt. Bei Autos ist das relativ einfach: es gibt immer weniger, dass man selbst machen kann, da bei modernen Autos viel Elektronik verbaut ist, woran man nichts ändern kann. Dazu hat kaum jemand noch ein Schweißgerät zuhause stehen. Aber so ’n Ölwechsel geht schon. Naja, nicht für mich. Und auch sonst kaum etwas, was über Lampentausch, Öl nachgießen etc. hinausgeht. Im Haus sieht es dabei nicht viel anders aus: ja, ich kann ein wenig mit der Bohrmaschine umgehen (was auch nicht sooo schwer ist) und schaffe es auch meistens, Nägel in Wände zu hauen (wenn auch nicht wirklich gerade), aber das war’s eigentlich auch schon. Hat mich auch noch nie interessiert.
    Im Bereich Computertechnik bin ich hingegen ein bisschen besser: so gegen 1993 habe ich das erste Mal an einem Rechner rumgeschraubt, danach auch hier und dort einen selbst zusammengebaut oder repariert. Heute setze ich schon mal neue Komponenten ein, aber zum Selbstzusammenbau fehlt mir inzwischen die Lust.
    Löten hab ich auch schon mal gemacht, aber hier fehlt mir das Wissen, was ich da genau tue – wozu muss ich genau diesen Widerstand oder Kondensator dort hinlöten? Das interessiert mich aber auch nicht sonderlich.
    Oben beim Computerspiel bin ich schon auf dem vielleicht etwas angestaubten Begriff „Moral“ gekommen. Und auch Wettbewerb kam oben schon einmal vor. Ich finde für mich, Menschen sollten gemeinsam daran arbeiten, großartige Dinge zu leisten. Das braucht irgendwie Moral und dem widerspricht der Wettbewerb. (Zumindest manchmal.)
    Und irgendwie zum Thema „zusammen und nicht gegeneinander“ auch diese Reihe von Assoziationsketten verschiedener Blogger*innen. Womit ich wieder beim Anfang bin…
    Ach, übrigens, der Titel stammt aus einem Lied des Films Müllers Büro: Männer Frauen
    Davon abgesehen ist der Titel nur eine Assoziation zu den Begriffen „Männer / Frauen“ und um Assoziationen geht es hier ja auch irgendwie…

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  6. Björn Kremer Donnerstag, 4. April 2019 um 19:11 Uhr [Link]

    Das haben Sie sehr schön gesagt. Vor Allem das mit den Menschen spricht mir aus der Seele.

  7. nochEinGlasWein Freitag, 17. Mai 2019 um 15:15 Uhr [Link]

    top auf den Punkt gebracht. Es ist einfach nichts Besondereres an Frauen oder Männern

  8. Thomas Pfeiffer Sonntag, 8. März 2020 um 20:20 Uhr [Link]

    ?

  9. Adrian Heine Mittwoch, 1. April 2020 um 21:24 Uhr [Link]

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