Irgendwo bellte ein Hund

„Es waren Vögel in der Luft. In der Ferne bellte ein Hund. Angela Praesent bekam einen Übersetzer-Preis.“ Harry Rowohlt


Wolfgang Schorlau (Danke, Tobias Wimbauer!)


Sparkasse Berlin (Danke, Katy Derbyshire!)

„Sachte bimmeln Schafsglöckchen im Wald.“
Saša Stanišić (Danke, Wibke Ladwig!)


Irgendein Film. Danke, irgendein Facebookfreund. Ich hab mir das Bild runtergezogen und komplett vergessen, wer es mir geschickt hatte und welcher Film das ist.

Bei Fontane bellt der Hund nicht, er blafft. Und weiter: „Wo dieser Hund eigentlich steckte, das entzog sich freilich der Wahrnehmung.“ (Danke, Kathrin Lange!)

Karpfenteich

Gestern in der S-Bahn. Ich hole mein Buch raus. Der Mann, der mir gegenüber sitzt, hat Kopfhörer im Ohr. Er grinst, anscheinend hört er ein Hörbuch.
Ich lese.
Er kichert.
Er lacht, er schafft das geräuschlos, aber es schüttelt ihn.
Ich muss mitlachen.
Wir lachen uns an.
Ich lese weiter. Er hört weiter zu.
Er lacht.
Er würde sich gern lauthals kaputtlachen, aber wir sind in der Öffentlichkeit. Meine Spiegelneuronen können nicht anders, ich lache mit. Er nimmt die Ohrstöpsel raus.
„Gutes Buch?“, frage ich.
Er hält mir seine Ohrstöpsel hin. Ich denke kurz darüber nach, ob ich mir etwas in die Ohren stecken möchte, was gerade noch in den Ohren eines wildfremden Mannes gesteckt hat, aber die Neugier siegt. Ich halte mir die Knöpfe an die Ohren. Es ist kein Hörbuch, sondern ein Podcast, auf Englisch. Ich höre ein paar Sätze zu, so schnell erschließt sich mir der Witz aber nicht.
„Ich fürchte, mir fehlt der Anschluss“, sage ich.
„Ja, so ohne Kontext funktioniert es vielleicht nicht“, sagt er, und dass das ein philippinischstämmiger Comedian aus den USA sei, der sich mit irgendwem anders unterhält, und es sei wahnsinnig lustig, und dann muss ich leider aussteigen.

Und jetzt höre ich mal in The Koy Pond rein.

Nachtrag zum Weltfrauentag

Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich hasse Autofahren, kann aber gut einparken und Karten lesen. Ich trage meist Röcke und Kleider, weil ich mich darin schön fühle (und weil Hosen mir zu kurz sind). Ich kann ganz gut rechnen und logisch denken. Ich habe ungefähr genausoviele Freundinnen wie Freunde. Ich kann die Bohrmaschine bedienen, und manchmal macht es mir sogar Spaß. Ich finde mich ein bisschen zu moppelig. Ich kann auf den Fingern pfeifen, allerdings brauche ich dafür vier Finger, und die sind dann vollgesabbert. Ich bin seit 30 Jahren mit demselben Mann zusammen und finde das immer noch gut und richtig so. Keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen, unser gemeinsamer Haushalt wäre mein Job. Meine Sportarten sind Laufen und Tanzen und Dingeausprobieren. Ich neige nicht zu Neid und Eifersucht oder dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Man kann mir im Laden beim Anprobieren sagen, dass eine Klamotte an mir nicht gut aussieht, ohne dass ich beleidigt wäre. Ich kümmere mich um alles, was mit Geld und Formularen zu tun hat, allerdings nicht gerade aus Begeisterung. Ich lungere zu viel im Internet herum und muss meinem Mann immer bei Technikproblemen helfen. Ich bedaure es bis heute, dass ich es für das Sachenmachenbuch nicht auf den Baggerplatz geschafft habe, wo man mit großem Gerät Sandberge verschieben kann. Ich mag schöne Kleider, und ich mag meine rotlackierten Fußnägel im Sommer. Ich schäme mich für meine Bildungslücken und mein politisches Desinteresse. Ich habe keine Kinder, und das tut mir weh. Ich bin super darin, Dinge super zu finden. Ich bin auch besser im Leutemögen als im Nichtmögen. Wenn ich einen Knopf annähe, geht der nie wieder ab, aber es sieht schlimm aus. Das eingerissene Innenfutter meiner Handtasche habe ich neulich mit Paketklebeband geflickt, das wird vermutlich nicht lange halten. Ansonsten vermeide ich Handarbeiten. Ich bin diejenige, bei der die Freunde und Freundinnen ihren Liebeskummer abladen und der sie ihre Affären gestehen. Ich schlafe gern lange. Ich kann gut Struktur in Dinge bringen. Ich habe immer ein Taschenmesser in der Handtasche. Ich habe gern Gäste, am liebsten gleich die ganze Bude voll, verkünstele mich aber nicht beim Kochen. Ich habe viele Jahre weitgehend unbemerkt zu Hause vor mich hin übersetzt und dann einen überraschenden Erfolg gehabt und diese Welle mit großer Freude gesurft. Mein Mann und ich wurden unabhängig voneinander immer wieder gefragt, wie das denn für ihn sei. (Wir haben die Frage beide nicht ganz verstanden – er freut sich natürlich, was denn sonst.) Ich gehe gern aus, auch mit meinen männlichen Freunden zu zweit allein. Das scheint gelegentlich Leute zu irritieren, und das irritiert mich wiederum. Ich esse gern. Ich halte mich nicht für besonders schön, aber auch nicht für besonders unschön, und ich habe kein Problem damit, mich vor anderen auszuziehen, in der Sauna oder am See. Was ich an mir schön finde, sind meine Haare, aber ich kann nicht besonders gut damit umgehen, und es nervt mich, wenn sie mir ins Gesicht hängen. Ich bade gern in natürlichen Gewässern. Ich flirte gern. Ich mag feste Umarmungen.
Ich habe noch nie etwas nicht getan, weil ich eine Frau bin.

Ich finde, dass wir endlich mit dem Männer-Frauen-Ding aufhören und über Menschen reden sollten.

(Mit Dank an Ruth Löbner für die Anregung auf Facebook.)

Tante Isas kleine Deutschstunde: Worte/Wörter

Das Wort „Wort“ hat im Deutschen zwei Plurale mit unterschiedlichen Bedeutungen: Wörter und Worte.

Wörter sind das, was man zählen kann. Ein Wort, zwei Wörter, hundert Wörter. Ein Roman hat vielleicht fünfzigtausend Wörter. Beim Scrabble kann man tolle Wörter legen. Die großen Kinder bringen den kleinen Kindern die schlimmen Wörter bei.

Worte hingegen bezeichnen das, was jemand sagt. Den Inhalt; das, was er meint.
Ein paar warme Worte sagen. Deine Worte haben mir gutgetan. Seine Worte haben sie verletzt. (Manche Wörter, die er dafür benutzt hat, hat er von den großen Kindern gelernt.)

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