Laufen

ES IST DA! Mein Buch ist da. Der offizielle Erscheinungstermin ist Donnerstag, aber mit ein bisschen Glück könnte es heute oder morgen schon in den ersten Buchhandlungen sein. Zur Feier des Tages hat das Blog ein neues Kleidchen bekommen. (Fast möchte ich „Blog“ in Anführungszeichen setzen, wenn ich sehe, wie alt der letzte Eintrag ist. Ich schäme mich angemessen.) Danke dafür, Christian Fischer, ich find’s super!
 
Die Buchpremiere ist am 1. Oktober im Hamburger Literaturhaus. Julia Westlake moderiert, der Vorverkauf beginnt am 14. September. Keine Ahnung, wie voll es wird, aber möglicherweise wäre es ganz schlau, sich rechtzeitig Karten zu sichern (12,- €). Alle weiteren Lesungen – das sind ziemlich viele – stehen immer hier.

Die Neuigkeiten ansonsten: Der NDR feuert aus allen Rohren. Neulich war ich mit Juliane Bergmann spazieren, unser Gespräch kann man hier hören (Radio). Gestern Abend war ich im Kulturjournal (Fernsehen), und den ganzen Monat ist „Laufen“ Buch des Monats. Holla! Ich freu mich sehr, danke! Und:

ALLES SO AUFREGEND! Tänzchen!

UPDATE: Es ist wirklich da! Hier in der Buchhandlung Christiansen in Hamburg.

Lesen hilft

Die großartige Christiane Hoffmeister vom Büchereck Niendorf hat sich mal wieder etwas ausgedacht, und diesmal wollte sie es richtig groß. Weil es richtig wichtig ist. Also hat sie 28 unabhängige Buchhandlungen Hamburgs zusammengetrommelt, sechs Autorinnen und Autoren und die charmanteste Moderatorin der Stadt und eine Benefizlesung zugunsten von Sea Watch auf die Beine gestellt. Ich habe natürlich sofort zugesagt, die anderen auch, und so lesen wir jetzt also am Dienstag, dem 6.11. um 19:30 Uhr in der Hamburger Katharinenkirche: Simone Buchholz, Karen Köhler, Arne Dahl, Abbas Khider, Saša Stanišić und ich. Moderation: Julia Westlake.
Der Eintritt kostet 10,- €, Karten gibt es bei den 28 teilnehmenden Hamburger Buchhandlungen. Niemand bekommt ein Honorar, die Verlage haben die Bücher gespendet, sämtliche Erlöse aus dem Kartenverkauf und dem kompletten Buchverkauf gehen an Sea Watch.

Kommt alle!

Parallel gibt es Veranstaltungen in Köln und Berlin.

Was machen die da? Frank Pressentin fertigt Schreibgeräte

Endlich wieder wasmachendieda! Es hat schon wieder so einen Spaß gemacht. Und so viel Arbeit natürlich, im Moment kommen wir leider beide nicht dazu, das regelmäßiger zu machen.
Wer hier schon sehr lange mitliest, kennt Frank schon aus meinem Bericht über den Sportbootführerschein. Der fängt mit der Information an, dass Frank einen Knall hat. Es ist jetzt erschütternde sieben Jahre her, dass wir den Bootsführerschein gemacht haben, aber Frank hat immer noch einen Knall: Der neuste ist, dass er Drechseln und Drehen gelernt hat und in seiner heimischen Werkstatt Schreibgeräte baut. Kugelschreiber und Füllfederhalter vom Feinsten. Bitte aufs Bild klicken:

Ein Ladengeschäft gibt es auch, und dort lese ich am Freitag um 19:00 Uhr aus dem Pfau. Am Kaiserkai 26, das ist die Straße, die auf die Elbphilharmonie zuführt.

Als dein Gesicht vor mir sich hob

Als dein Gesicht vor mir sich hob
und aufging über meinem Leben,
begriff ich erst: Erbärmlich arm
war ich. Nichts konnte ich dir geben.
Du schenktest mir den Wald, den Fluss,
das Meer in immer neuen Farben.
Durch dich erst war die Welt für mich
gemacht aus Regenbogengarben.
Jetzt hab ich Angst, es könnte sein,
der Sonnenaufgang geht zu Ende,
die Freudentränen trocknen ein.
Jetzt hab ich Angst. Und doch, ich wende
mich nicht dagegen, weil ich weiß:
Ich hab aus Liebe Angst. – Ich liebe.
Ich gäbe, gegen meine Art,
was drum, wenn diese Angst mir bliebe.
Von Angst bin ich gepackt. Von Angst,
wie schnell solch Augenblick vorüberweht.
Für mich sind alle Farben tot,
wenn dein Gesicht mir untergeht.

Jewgeni Jewtuschenko, Nachdichtung von Joachim Rähmer

Jewgeni Jewtuschenko ist gestorben.

Dieses Gedicht war einer meiner allerersten Blogeinträge, damals, 2005, weil der Rhythmus mich so begeisterte. Und heute ist ein guter Tag für ein Liebesgedicht im Blog, weil ich heute auf der Hochzeit eines Bloggers war. Lieber Bloggerfreund, wenn Du das hier liest, und deine zauberhafte Frau: Ich wünsche Euch, dass Ihr diese Angst nur im positiven Sinne habt.

Wir hätten mehr Sex gewollt

Als das mit dem Sex losging, wurde es nämlich wirklich lustig und sehr gut, da fielen die guten Sätze, da wurde laut gelacht, da war alles ganz prima. Nur leider fing das erst nach einer Stunde an, als man gerade darüber nachdenken wollte, ein kleines Nickerchen zu machen. Was jetzt ein bisschen böse war, aber ich war mit Maximilian im Theater, und mit ihm macht das Lästern immer so viel Spaß. In der ersten Stunde von „Ganzkörpereinsatz“ in den Hamburger Kammerspielen werden jedenfalls erstmal Figuren etabliert und Beziehungen geklärt, was man auch gut in zehn Minuten hätte abhandeln können, fanden wir. Die Beziehungskonstellation in diesem Stück und das Grundproblem sind nämlich wirklich großartig: Karen und Steve sind Hollywoodstars, nicht mehr ganz jung, nicht mehr ganz so gefragt wie früher. Beide könnten dringend einen Karrierekick gebrauchen. Der Regisseur, mit dem sie im Moment drehen, möchte nun, dass sie in der anstehenden Sexszene tatsächlich echten Sex vor der Kamera haben. Aus diesem Anlass treffen sie sich zu viert, mit ihren respektiven Partnerinnen, mit Karens Freundin Bev (Typ „Kampflesbe“) und Steves Frau Missy (Typ „junges, dummes Blondchen“), um zu besprechen, wie sie damit umgehen sollen. Was den beiden Schauspielern beim Dreh erlaubt sein soll und was nicht, und wie es den jeweiligen Partnerinnen damit geht. Dummerweise rücken Karen und Steve mit diesem Thema erst nach einer Stunde raus, als man von Karens Herumgestöckel auf den viel zu hohen Schuhen bereits einigermaßen genervt ist und zum hundertsten Mal gedacht hat „dann zieh sie halt verdammt noch mal endlich aus“. Was sie dann auch tut, man atmet erleichtert auf. Ja, ich verstehe das Bild mit den hohen Schuhen und dem Nicht-mehr-drauf-laufen-können, aber das war mir zu slapstickhaft. Ähnlich ging es mir mit dem Gerangel zwischen Bev und Steve – na klar ist das unterhaltsam, aber man hat es dann auch bald verstanden. Wobei das natürlich alles gar nicht schlecht ist, es klingt hier viel negativer als es soll. Aber es ging mir mit der ganzen ersten Hälfte des Stücks ähnlich wie mit Bühnenbild und Kostümen: Alles völlig okay, aber ein bisschen uninspiriert. So viele verschenkte Chancen bei so vielen großartigen Themen! Sex, lesbischer Kinderwunsch, Altwerden, Starsein, Karriereverlauf, künstlerische Verwirklichung und die verschwimmenden Grenzen zwischen all dem.
Und dann, als nach einer Stunde endlich der Anlass dieses Treffens ausgesprochen ist, als es also endlich ausdrücklich um Sex geht, wird alles anders, es wird hochkomisch, rasant, es fallen tolle Sätze, die ich mir alle nicht gemerkt habe, und man denkt: Ja! Mehr davon! Das hätte man alles noch viel mehr ausbreiten können! Ich habe keine Ahnung, ob das Stück halt so ist, oder ob das nur eine sonderbare Strichfassung war. Die Schauspieler können übrigens nichts dafür, die sind schon richtig. Und dann gibt es auch noch einen großartigen Showdown. (Spoiler gelöscht. Schade eigentlich. Aber ich hasse es selbst, wenn ich vorher zu viel weiß.)

Ceterum censeo, dass ich öfter ins Theater gehen möchte. Ich brauche am Anfang immer eine Weile, bis ich mich an diese eigenartige Theatersprechweise gewöhnt habe, immer wieder kommt es mir in der ersten Viertelstunde affig vor, das muss man doch durch Übung ablegen können. Danach geht es dann ja auch, dann habe ich mich wieder reingehört. Und dann ist so ein Theater ja wirklich eine dolle Sache. Da stehen echt Leute vorne und spielen einem eine Geschichte vor, das ist doch der Hammer, sowas muss man doch viel öfter sehen wollen.

Ganzkörpereinsatz. Eine Komödie von Neil LaBute. Deutsch von Frank Heibert. Hamburger Kammerspiele. Regie: Kai Wessel. Mit Patrick Heyn, Julia Koschitz, Joanna Kitzl, Stella Roberts

PS: Danke an Maximilian für die Überschrift.

Twitter