FERTIG. Mit dem Buch. Ich muss das jetzt noch mal hinschreiben, damit ich es glaube:
Der neue Roman ist fertig.
Er ist gestern in Satz gegangen. Und ich übe mich im Loslassen und Ausatmen.
Ist das nicht toll? Also, das Cover jetzt? Das Buch – keine Ahnung. Das Cover hat wieder Barbara Thoben gestaltet, die auch schon das tolle Pfaucover gemacht hat, und ich bin sehr glücklich damit. Diesmal gibt es keine Glanzfolie, sondern einen Lack, ich bin sehr gespannt, wie das dann in Echt aussehen wird. Die Verlagsvorschau ist auch raus, man kann sie hier angucken.
Isabel Bogdan überrascht mit einem Roman über eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag um ihr Leben läuft.
Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.
Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.
Isabel Bogdan beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen und einem ganz anderen Ton den Weg einer Frau, die nach langer Zeit der Trauer wieder Mut fasst und ihren Lebenshunger und Humor zurückgewinnt.
Erscheinungstermin ist der 12. September. Und die ersten Lesungsanfragen kommen auch schon; hier sind schon mal die ersten Termine, das wird laufend aktualisiert. Wenn das so weitergeht, werde ich im Herbst wieder ganz schön viel unterwegs sein. Aber vorher übersetze ich noch fix die nächste Jane Gardam.
Dann schnalle ich mich wohl mal wieder an, hm? Wenn ich mit Ausatmen fertig bin.
Wo kommt es denn nun hin, das H? Emphatisch oder empathisch?
Das, liebe Kinder, kommt ganz drauf an, was es heißen soll.
Emphatisch kommt von Emphase, was soviel wie Nachdruck bedeutet. Emphatisch heißt also nachdrücklich, eindringlich. Das Ph spricht sich wie F.
Empathisch – mit einfachem P gesprochen und geschrieben – kommt von Empathie. Es bedeutet, sich in jemanden einfühlen zu können. Einfühlsam.
Das Wort, das Ihr meint, hat auf jeden Fall nur zwei H. Eins hinten beim sch, eins weiter vorne. Im Zweifel die Probe mit Emphase / Empathie machen. Oder halt merken, dass man ph wie f spricht. Empathie kann man sich auch mit Sympathie merken, das ist auch ein gutes Gefühl und schreibt sich hinten genauso.
„Es waren Vögel in der Luft. In der Ferne bellte ein Hund. Angela Praesent bekam einen Übersetzer-Preis.“ Harry Rowohlt
Wolfgang Schorlau (Danke, Tobias Wimbauer!)
Sparkasse Berlin (Danke, Katy Derbyshire!)
„Sachte bimmeln Schafsglöckchen im Wald.“
Saša Stanišić (Danke, Wibke Ladwig!)
Irgendein Film. Danke, irgendein Facebookfreund. Ich hab mir das Bild runtergezogen und komplett vergessen, wer es mir geschickt hatte und welcher Film das ist.
Bei Fontane bellt der Hund nicht, er blafft. Und weiter: „Wo dieser Hund eigentlich steckte, das entzog sich freilich der Wahrnehmung.“ (Danke, Kathrin Lange!)
Gestern in der S-Bahn. Ich hole mein Buch raus. Der Mann, der mir gegenüber sitzt, hat Kopfhörer im Ohr. Er grinst, anscheinend hört er ein Hörbuch.
Ich lese.
Er kichert.
Er lacht, er schafft das geräuschlos, aber es schüttelt ihn.
Ich muss mitlachen.
Wir lachen uns an.
Ich lese weiter. Er hört weiter zu.
Er lacht.
Er würde sich gern lauthals kaputtlachen, aber wir sind in der Öffentlichkeit. Meine Spiegelneuronen können nicht anders, ich lache mit. Er nimmt die Ohrstöpsel raus.
„Gutes Buch?“, frage ich.
Er hält mir seine Ohrstöpsel hin. Ich denke kurz darüber nach, ob ich mir etwas in die Ohren stecken möchte, was gerade noch in den Ohren eines wildfremden Mannes gesteckt hat, aber die Neugier siegt. Ich halte mir die Knöpfe an die Ohren. Es ist kein Hörbuch, sondern ein Podcast, auf Englisch. Ich höre ein paar Sätze zu, so schnell erschließt sich mir der Witz aber nicht.
„Ich fürchte, mir fehlt der Anschluss“, sage ich.
„Ja, so ohne Kontext funktioniert es vielleicht nicht“, sagt er, und dass das ein philippinischstämmiger Comedian aus den USA sei, der sich mit irgendwem anders unterhält, und es sei wahnsinnig lustig, und dann muss ich leider aussteigen.
Und jetzt höre ich mal in The Koy Pond rein.
Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich hasse Autofahren, kann aber gut einparken und Karten lesen. Ich trage meist Röcke und Kleider, weil ich mich darin schön fühle (und weil Hosen mir zu kurz sind). Ich kann ganz gut rechnen und logisch denken. Ich habe ungefähr genausoviele Freundinnen wie Freunde. Ich kann die Bohrmaschine bedienen, und manchmal macht es mir sogar Spaß. Ich finde mich ein bisschen zu moppelig. Ich kann auf den Fingern pfeifen, allerdings brauche ich dafür vier Finger, und die sind dann vollgesabbert. Ich bin seit 30 Jahren mit demselben Mann zusammen und finde das immer noch gut und richtig so. Keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen, unser gemeinsamer Haushalt wäre mein Job. Meine Sportarten sind Laufen und Tanzen und Dingeausprobieren. Ich neige nicht zu Neid und Eifersucht oder dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Man kann mir im Laden beim Anprobieren sagen, dass eine Klamotte an mir nicht gut aussieht, ohne dass ich beleidigt wäre. Ich kümmere mich um alles, was mit Geld und Formularen zu tun hat, allerdings nicht gerade aus Begeisterung. Ich lungere zu viel im Internet herum und muss meinem Mann immer bei Technikproblemen helfen. Ich bedaure es bis heute, dass ich es für das Sachenmachenbuch nicht auf den Baggerplatz geschafft habe, wo man mit großem Gerät Sandberge verschieben kann. Ich mag schöne Kleider, und ich mag meine rotlackierten Fußnägel im Sommer. Ich schäme mich für meine Bildungslücken und mein politisches Desinteresse. Ich habe keine Kinder, und das tut mir weh. Ich bin super darin, Dinge super zu finden. Ich bin auch besser im Leutemögen als im Nichtmögen. Wenn ich einen Knopf annähe, geht der nie wieder ab, aber es sieht schlimm aus. Das eingerissene Innenfutter meiner Handtasche habe ich neulich mit Paketklebeband geflickt, das wird vermutlich nicht lange halten. Ansonsten vermeide ich Handarbeiten. Ich bin diejenige, bei der die Freunde und Freundinnen ihren Liebeskummer abladen und der sie ihre Affären gestehen. Ich schlafe gern lange. Ich kann gut Struktur in Dinge bringen. Ich habe immer ein Taschenmesser in der Handtasche. Ich habe gern Gäste, am liebsten gleich die ganze Bude voll, verkünstele mich aber nicht beim Kochen. Ich habe viele Jahre weitgehend unbemerkt zu Hause vor mich hin übersetzt und dann einen überraschenden Erfolg gehabt und diese Welle mit großer Freude gesurft. Mein Mann und ich wurden unabhängig voneinander immer wieder gefragt, wie das denn für ihn sei. (Wir haben die Frage beide nicht ganz verstanden – er freut sich natürlich, was denn sonst.) Ich gehe gern aus, auch mit meinen männlichen Freunden zu zweit allein. Das scheint gelegentlich Leute zu irritieren, und das irritiert mich wiederum. Ich esse gern. Ich halte mich nicht für besonders schön, aber auch nicht für besonders unschön, und ich habe kein Problem damit, mich vor anderen auszuziehen, in der Sauna oder am See. Was ich an mir schön finde, sind meine Haare, aber ich kann nicht besonders gut damit umgehen, und es nervt mich, wenn sie mir ins Gesicht hängen. Ich bade gern in natürlichen Gewässern. Ich flirte gern. Ich mag feste Umarmungen.
Ich habe noch nie etwas nicht getan, weil ich eine Frau bin.
Ich finde, dass wir endlich mit dem Männer-Frauen-Ding aufhören und über Menschen reden sollten.
(Mit Dank an Ruth Löbner für die Anregung auf Facebook.)