Nadia Budde: Und außerdem sind Borsten schön

BuddeBorstenHabe ich schon oft genug erwähnt, wie sehr ich Nadia Budde liebe? Ich finde ihre Bücher absolut wundervoll, diese schrägen Figuren, die nie nach gängigen Idealen „schön“ sind, sondern immer ganz anders als andere, alle individuell, aber unverkennbar, und eben auf ihre eigene Weise schön. „Und außerdem sind Borsten schön“ behandelt nun genau dieses Thema: Schönheits- oder andere Ideale, und dass jeder gern ein bisschen anders wäre, als er ist. Dicker, dünner, jünger, älter, größer, kleiner, heldenhafter, irgendwie jedenfalls anders. Außer Onkel Parzival, dem ist sein Äußeres egal. Und das aller anderen auch.
Und das Schönste ist: Nadia Budde kann nicht nur wundervoll zeichnen, sondern auch reimen. In manchen Kinderbüchern zieht der Nicht-Rhythmus einem ja die Schuhe aus, aber nicht bei Nadia Budde, da stimmt alles. So sehr, dass ich mir immer wieder ihre Bücher kaufe oder wünsche, auch wenn ich nicht direkt zur Zielgruppe gehöre (ab 3). Es ist einfach immer zu schön. Vielen Dank an Bücher am Lambertiplatz in Lüneburg, die mir das nach meiner Lesung dort schenkten! Jetzt ist es für mich nicht einfach nur so ein schönes Buch, sondern auch noch eins mit Erinnerung.

BuddeMonalies

Nadia Budde: Und außerdem sind Borsten schön. Peter Hammer Verlag, 14,90 €
(Partnerlink zur Buchhandlung Osiander. Dort kann man auch noch ein bisschen reinblättern.)

Brandschaden

Bei einem Großbrand in einem Lager der Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG) sind möglicherweise bis zu 13.000 Paletten mit Büchern verbrannt. In dieser Lagerhalle waren wohl weniger aktuelle Titel gelagert, als vielmehr die Backlist vor allem kleinerer Verlage. Einige Verlage schreiben auf ihren Webseiten:

Der Brand betrifft zwar nicht unsere aktuelle Produktion, und auch die LKG bleibt weiterhin voll arbeitsfähig. Dennoch sind von vielen Backlist-Titeln nur noch sehr wenige Exemplare vorhanden. Das trifft uns hart, vor allem aber trifft es einige unserer Autorinnen und HerausgeberInnen, die ja von den Buchverkäufen leben, sehr hart. Es muss also plötzlich sehr viel nachgedruckt werden. Dieser Posten ist in unserem Jahresetat nicht einplanbar gewesen. Zwar sind die Bestände versichert, doch es wird einige Zeit brauchen, bis der Schaden voll eingeschätzt ist. Viele Bücher müssen aber schon jetzt nachgedruckt werden.

Das schreiben etwa der Verbrecherverlag, der mindestens 25.000 Bücher verloren hat, oder Aviva. Man kann die betroffenen Verlage jetzt am allerbesten unterstützen, indem man ihre aktuellen Titel kauft. Welche Verlage das sind, und welche Titel man beispielsweise kaufen könnte, ist hier schön aufgelistet.

Tirili-Nachlese

Ach, das war eine schöne Lesung gestern! Kann ich endlich mal aus vollem Herzen sagen, denn ich habe nicht mitgelesen, wie sonst immer, und Maximilian auch nicht. Wir haben nur ein bisschen moderiert, und gelesen haben Katrin Seddig (als Vertretung für Pia Ziefle), Bov Bjerg und Stevan Paul, ein Text toller als der andere, es war wirklich großartig. Und in der Kaschemme ist es sowieso immer nett. Nachhören kann man die Lesungen auch schon; leider ist bei der Aufnahme von Katrins Text etwas schiefgegangen, aber die beiden anderen kann man sich hier anhören. Danke sehr, Lars!
Und nebenan bei Maximilian gibt es auch Bilder.

Besser ist das: Geld

Zur Einstimmung ins Thema ein kleiner Trailer zu dem Film „Let’s make Money“, den ich gar nicht gesehen habe. Aber der Trailer reicht schon, damit es einem ein bisschen übel wird.

Im Gegensatz zu dem einen Herrn da bin ich durchaus der Meinung, dass man auch als Investor mitverantwortlich ist für das Handeln der Unternehmen, in die man investiert. Wer kein „Investor“ ist, braucht hier aber keineswegs mit dem Lesen aufzuhören – die meisten dürften ja ein paar Euro auf einem Sparbuch haben, oder eine Rentenversicherung, einen Bausparvertrag, vielleicht ein paar Fondsanteile, irgendsowas. Einen Spargroschen. Aber wo geht das Geld hin? Wo wird es investiert? Die Zinsen, die einem die Bank zahlt, kommen ja irgendwoher, sie werden irgendwo erwirtschaftet. In der Immobilienblase, in ausbeuterisch arbeitenden Unternehmen, Atomenergie, Spekulation mit Lebensmitteln? Man weiß es nicht. Wir haben im Normalfall keine Ahnung, was die Bank mit unserem Geld macht. Und der kleine Bankberater, der uns in der Sparkasse gegenübersitzt, weiß es im Zweifelsfall auch nicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass es in Unternehmen angelegt wird, die vor allem anderen auf Profit ausgerichtet sind und dabei wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen.

Es gibt aber auch Banken, bei denen das etwas anders ist. Die ihren Kunden versprechen, in ethisch, sozial und ökologisch vertretbare Projekte und Unternehmen zu investieren, und ihre Investitionen auch komplett offenlegen. Da sind beispielsweise die GLS-Bank, die Triodos oder die Ethikbank. Einen Überblick gibt es auf Soziale-Banken.de.

Wir ziehen mit unserem Geld gerade um zur GLS, ich kann also nur für die sprechen, glaube aber, dass es bei den beiden anderen genannten ähnlich zugeht. Die GLS findet hauptsächlich im Internet statt – man kann online ein Konto eröffnen, das geht ganz schnell und einfach und ist in wenigen Minuten gemacht. Man muss sich dann nur noch über das Postident-Verfahren in einer Postfiliale identifizieren, aber auch das geht ganz einfach. (Vorteil: man muss nicht bei jedem Umzug im wirklichen Leben auch wieder mit dem Konto umziehen.)
Es gibt aber auch ein paar wenige Filialen, glücklicherweise auch eine in Hamburg, und da waren wir und haben uns beraten lassen. Uns gegenüber saß zum allerersten Mal eine Bankberaterin, bei der wir das Gefühl hatten, dass sie selbst denkt, und nicht nur, wie man das sonst oft erlebt, auswendiggelernte Textbausteine aufsagt. Sehr angenehm. Wobei sie natürlich auch den obersten Leitgedanken der Bank zitiert hat, nämlich: dass der Besitz von Geld (auch wenn es wenig ist) auch eine Verantwortung bedeutet. Das hat mich sofort überzeugt, ich wollte sofort ja, ja, ja! rufen, und habe es mir spontan hinter die Löffel geschrieben. Deswegen wiederhole ich es hier gerne noch mal:
 

Wer Geld hat, hat auch eine Verantwortung.

 
Normalerweise geben wir diese Verantwortung am Bankschalter ab. Der Bankberater soll uns bitte glaubwürdig versichern, dass es gewinnbringend angelegt wird (Gewinnegewinnegewinne!), er soll uns einen Vertrag geben, in dem beispielsweise ein Prozentsatz festgelegt ist, den wir für unser Geld bekommen, und dann fragen wir nicht weiter nach, wie sie das denn machen, dass das Geld sich vermehrt.
Den Vertrag bekommt man bei den Ethikbanken natürlich auch, das sind jetzt keine obskuren oder riskanten Vereine, sondern etablierte Banken; die GLS beispielsweise wurde 1974 gegründet und arbeitet seitdem gesund und munter und verlässlich. Sie verschickt dreimal im Jahr ein Kundenmagazin, in dem genau aufgelistet ist, welche Unternehmen gefördert werden. Und das sind dann eben keine multinationalen Konzerne, sondern kleine regionale Unternehmen, die nachhaltig, sozial und ökologisch (und profitabel) arbeiten. Und noch besser: ich kann sogar auswählen, in welche Sorte Projekte mein Geld gesteckt werden soll. Ob ich es lieber in erneuerbaren Energien sehen möchte, in Kirchen, Schulen, Biobauernhöfen, Wohnprojekten oder sonstwo.

Das fühlt sich für mich gerade sehr gut und richtig an. Wenn ich nicht möchte, dass mit Lebensmitteln spekuliert wird, kann ich mein Geld nicht der Deutschen Bank anvertrauen. Wenn ich keine Atomkraftwerke möchte, kann ich keine EON-Aktien haben oder mein Geld einer Bank geben, die es dort investiert.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es beim letzten Kontoumzug war, vor acht Jahren, als wir nach Hamburg zogen – aber inzwischen kann man fast überall, wo man Einzugsermächtigungen oder sowas hat, online die neue Kontonummer angeben, sodass der ganze Umzug schön nach und nach zu Hause am Schreibtisch zur Prokrastination gemacht werden kann, man braucht nicht mal Briefe zu schreiben, und zack! schon hat man’s geschafft. Geht ganz einfach.

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe über den Versuch, irgendwie anständiger zu konsumieren. Bisherige Teile:
1. Einleitung: Besser ist das
2. Fleisch
3. Gemüse
4. Schokolade und Kaffee
5. Zwischenbemerkung

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