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Wasserstandsmeldung

Man kommt zu nix. Aber wem sag ich das.
Man kommt natürlich schon zu was, irgendwann doch endlich, jedenfalls: Ich habe die nächste Jane Gardam fertig. Im Herbst erscheint ein Die Leute von Privilege Hill, ein Band mit Kurzgeschichten, die absolut großartig sind, es hat wirklich Spaß gemacht, sie zu übersetzen. Und das Buch sieht auch noch toll aus. Es sind Schwäne drauf! Ich habe ja gute Erfahrungen mit Büchern mit Vögeln drauf.
Ich war auch wieder ein bisschen unterwegs. Das Allgäuer Literaturfest hatte mich für einen Samstag Abend eingeladen. Dann fiel ihnen ein, ob ich auch noch eine Schulveranstaltung machen könne, die musste dann natürlich am Freitag Vormittag sein. Also bin ich am Donnerstag schon ins Allgäu gefahren, habe Freitag früh die Schulveranstaltung gemacht, hatte den Rest des Freitags und den Großteil des Samstags frei und Samstag Abend die Abschlussveranstaltung des Festivals. Zwischendurch habe ich am See herumgelegen, gelesen, mich nicht von einer Schnappschildkröte beißen lassen, mir einen amtlichen Sonnenbrand abgeholt wie so eine Anfängerin, das nächste Wasmachendieda abgetippt und es überhaupt ganz schön gut gehabt. Sonntag bin ich zurückgefahren und am nächsten Donnerstag dann in die andere Richtung, nach St. Peter-Ording. Dort hat es geregnet, ich habe einen Strandspaziergang gemacht und bin ordentlich nass geworden, aber am nächsten Morgen war es schön, und ich hatte noch einen Sonnen-Strandspaziergang.
Beide Male hatte ich vorher, ehrlich gesagt, nicht so richtig Lust – keine Lust mehr auf Bahnfahrten und Hotelbetten und Unterwegssein. Und beide Male waren es dann ganz besonders zauberhafte Lesungen mit besonders reizenden Veranstaltern und besonders schönen Locations und … ich mache es auch einfach gerne.
Das waren die letzten Lesungen vor den Sommerferien, und inzwischen sind die Gardam-Stories auch lektoriert und durchgesprochen und im Satz. Ich atme jetzt mal kurz aus und mache den Schreibtisch leer. Nächste Woche ist Übersetzertagung, darauf freue ich mich, und dann muss ich auch dringend, jawoll: mit dem neuen eigenen Roman anfangen. Der wird sehr anders als der Pfau; schwieriger, ich habe mir ziemlich was vorgenommen und ein bisschen Angst vor der eigenen Courage. Gleichzeitig glaube ich, dass es gehen kann und scharre mit den Hufen. Der Plan ist, Ende des Jahres fertig zu sein, erscheinen soll er im Herbst 2018. Was ziemlich ehrgeizig ist.

Am Sonntag war ich auf einem Geburtstag in Planten un Blomen eingeladen, es gab Sekt und Kuchen und Käse und Chips und Wein auf Picknickdecken, und der erste, den ich sah, als wir die richtige Party suchten, war der Mann des Geburtstagskinds. Er kam auf uns zu, und ich dachte: Boah, sieht er gut aus. Dann merkte ich, dass das unter anderem daran lag, dass er nackte Füße hatte, die Jeans hochgekrempelt, die Ärmel hochgekrempelt, und eine Sonnenbrille im Haar. Er sah, anders gesagt, nach Sommer aus, und das macht schön. Meine eigenen Fußnägel sind knallrot, es ist warm, es gibt Erdbeeren, man kann abends noch draußen sitzen, und irgendwie kriege ich auch das neue Buch hin. Glaube ich. Hoffentlich. Und hey, ich habe endlich wieder angefangen zu laufen! Läuft noch nicht besonders gut, aber das wird bestimmt auch wieder. Ja, ja.

tl;dr: Ich war fleißig. Mir geht es sehr gut.

Wir hätten mehr Sex gewollt

Als das mit dem Sex losging, wurde es nämlich wirklich lustig und sehr gut, da fielen die guten Sätze, da wurde laut gelacht, da war alles ganz prima. Nur leider fing das erst nach einer Stunde an, als man gerade darüber nachdenken wollte, ein kleines Nickerchen zu machen. Was jetzt ein bisschen böse war, aber ich war mit Maximilian im Theater, und mit ihm macht das Lästern immer so viel Spaß. In der ersten Stunde von „Ganzkörpereinsatz“ in den Hamburger Kammerspielen werden jedenfalls erstmal Figuren etabliert und Beziehungen geklärt, was man auch gut in zehn Minuten hätte abhandeln können, fanden wir. Die Beziehungskonstellation in diesem Stück und das Grundproblem sind nämlich wirklich großartig: Karen und Steve sind Hollywoodstars, nicht mehr ganz jung, nicht mehr ganz so gefragt wie früher. Beide könnten dringend einen Karrierekick gebrauchen. Der Regisseur, mit dem sie im Moment drehen, möchte nun, dass sie in der anstehenden Sexszene tatsächlich echten Sex vor der Kamera haben. Aus diesem Anlass treffen sie sich zu viert, mit ihren respektiven Partnerinnen, mit Karens Freundin Bev (Typ „Kampflesbe“) und Steves Frau Missy (Typ „junges, dummes Blondchen“), um zu besprechen, wie sie damit umgehen sollen. Was den beiden Schauspielern beim Dreh erlaubt sein soll und was nicht, und wie es den jeweiligen Partnerinnen damit geht. Dummerweise rücken Karen und Steve mit diesem Thema erst nach einer Stunde raus, als man von Karens Herumgestöckel auf den viel zu hohen Schuhen bereits einigermaßen genervt ist und zum hundertsten Mal gedacht hat „dann zieh sie halt verdammt noch mal endlich aus“. Was sie dann auch tut, man atmet erleichtert auf. Ja, ich verstehe das Bild mit den hohen Schuhen und dem Nicht-mehr-drauf-laufen-können, aber das war mir zu slapstickhaft. Ähnlich ging es mir mit dem Gerangel zwischen Bev und Steve – na klar ist das unterhaltsam, aber man hat es dann auch bald verstanden. Wobei das natürlich alles gar nicht schlecht ist, es klingt hier viel negativer als es soll. Aber es ging mir mit der ganzen ersten Hälfte des Stücks ähnlich wie mit Bühnenbild und Kostümen: Alles völlig okay, aber ein bisschen uninspiriert. So viele verschenkte Chancen bei so vielen großartigen Themen! Sex, lesbischer Kinderwunsch, Altwerden, Starsein, Karriereverlauf, künstlerische Verwirklichung und die verschwimmenden Grenzen zwischen all dem.
Und dann, als nach einer Stunde endlich der Anlass dieses Treffens ausgesprochen ist, als es also endlich ausdrücklich um Sex geht, wird alles anders, es wird hochkomisch, rasant, es fallen tolle Sätze, die ich mir alle nicht gemerkt habe, und man denkt: Ja! Mehr davon! Das hätte man alles noch viel mehr ausbreiten können! Ich habe keine Ahnung, ob das Stück halt so ist, oder ob das nur eine sonderbare Strichfassung war. Die Schauspieler können übrigens nichts dafür, die sind schon richtig. Und dann gibt es auch noch einen großartigen Showdown. (Spoiler gelöscht. Schade eigentlich. Aber ich hasse es selbst, wenn ich vorher zu viel weiß.)

Ceterum censeo, dass ich öfter ins Theater gehen möchte. Ich brauche am Anfang immer eine Weile, bis ich mich an diese eigenartige Theatersprechweise gewöhnt habe, immer wieder kommt es mir in der ersten Viertelstunde affig vor, das muss man doch durch Übung ablegen können. Danach geht es dann ja auch, dann habe ich mich wieder reingehört. Und dann ist so ein Theater ja wirklich eine dolle Sache. Da stehen echt Leute vorne und spielen einem eine Geschichte vor, das ist doch der Hammer, sowas muss man doch viel öfter sehen wollen.

Ganzkörpereinsatz. Eine Komödie von Neil LaBute. Deutsch von Frank Heibert. Hamburger Kammerspiele. Regie: Kai Wessel. Mit Patrick Heyn, Julia Koschitz, Joanna Kitzl, Stella Roberts

PS: Danke an Maximilian für die Überschrift.

Film: Hail, Caesar!

In den letzten drei Monaten war ich vermutlich öfter im Kino als in den zehn Jahren davor. Und ich plane, das auch weiterhin zu tun! Es hat mal wieder Spaß gemacht, auch wenn ich nicht ganz überzeugt war.
Mr Mannix (Josh Brolin) ist „Fixer“ bei den Capitol Filmstudios im Hollywood der 40er Jahre. Das heißt, er ist dafür zuständig, Probleme zu lösen. Sein eigenes Problem ist, dass er mit dem Rauchen aufhört, es aber nicht immer ganz schafft. Dann geht er beichten. So ca. einmal am Tag. Alle anderen Probleme löst er souverän, am Telefon oder beim Herumlaufen. Meist läuft seine Sekretärin einen halben Schritt hinter ihm her, sagt an, was anliegt, und er diktiert ihr die nächste Handungsanweisung zur Lösung des nächsten Problems.

In den Studios werden gerade mehrere Filme gedreht. Ein tumber Cowboydarsteller (Alden Ehrenreich), der für spektakuläre Reit-Stunts bekannt ist, muss in einem High-Society-Drama einspringen und scheitert herzzerreißend. Eine Truppe Matrosen steppt in einer Spelunke auf den Tischen, eine Seejungfrau (Scarlett Johannsen) macht Wasserballett, und der große Superstar Baird Whitlock (George Clooney) dreht den großen Superfilm „Hail, Caesar“ und wird mitten in den Dreharbeiten leider entführt. Wieder ein Problem, das Mr Mannix lösen muss. Dabei muss er sich gleichzeitig auch noch der biestigen Journalistenzwillinge Thora und Thessaly Thacker (Tilda Swinton) erwehren. Whitlock, ebenfalls nicht übertrieben clever, erlebt bei seinen Entführern derweil Erstaunliches.

Das ist alles sehr bunt. Sämtliche Hollywoodklischees werden aufs Korn genommen, und das ist schon lustig, auf die quietschbunte Hochglanz-Weise. Es wimmelt nur so von Superstars, von denen ich natürlich nur einen kleinen Teil kenne. Aber mal ehrlich: das war’s dann auch. Und das sind jetzt die großen Coen-Brüder, von denen immer alle schwärmen? Mein charmanter Begleiter konnte es kaum fassen, dass ich noch nie einen Coen-Film gesehen hatte. Nein, Fargo nicht. Nein, No country for old men nicht. Nein, nicht mal The big Lebowski. Es war wirklich mein erster Coen-Film, und jetzt weiß ich auch nicht. Mir fehlte eine zweite Ebene unter der Klischee-Veralberung. Es gibt nur einen winzigen Moment, wo Mannix zu Hause ist und ein Privatleben hat, aber der wird nicht wirklich genutzt. Seine privaten Nöte am Nicht-mehr-Rauchen und am Beichten aufzuhängen, das allerdings auch nur einmal am Anfang und einmal am Ende, fand ich … äh, nun ja. Die Klischee-Veralberung allerdings ist wirklich gelungen. Alles so schön bunt, das macht schon Spaß.

Der Begleiter übrigens hatte meine Vorschläge Carol, The Danish Girl oder Brooklyn abgelehnt mit der Begründung, das sei ihm „zu Hollywood“. Jenun.

Service für Google-Suchende

Folgende Suchanfragen landeten in letzter Zeit bei mir, und weil dies ein kundenorientiertes Serviceblog ist, antworte ich natürlich gern.

zahn ist kaputt vergammelt die wurzel von alleine
Ich bin keine Zahnärztin, aber: Ja, vermutlich. Und ich würde es für keine gute Idee halten, in meinem eigenen Kopf Dinge vergammeln zu lassen.

wie geht man im reifen alter mit einer rivalin um
Im reifen Alter steht man da drüber. Puh, „Rivalin“, was für ein Wort.

ich bin da bloß lang gelaufen und habe gar nichts gemacht
Siehst du? Die will nicht mal was, sie läuft da nur lang.

eine frau muss spüren dass sie die einzige ist
Nein. Wenn sie das spürt, dann stimmt etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht. Sie ist nämlich keineswegs die einzige, da draußen ist quasi alles voller Frauen. Das gilt für Männer alles genauso.

je mehr wir eine person mögen desto kitzliger sind wir
Steile These. Und wenn von zwei Leuten einer kitzliger ist als der andere, mag der eine den anderen dann mehr als der andere den einen? Oder wie? Wenn mich jemand kitzelt, mag ich den übrigens schlagartig gar nicht mehr. Und jetzt? Was war die Frage?

darf der zahnarzt mit mir machen was er will?
Nein! Niemand darf mit dir machen, was er will! Wenn Du die Wurzel von allein vergammeln lassen willst, mach das. Aber vermutlich hat der Zahnarzt eine deutlich bessere Idee, die würde ich mir erstmal anhören.

es ist nicht wichtig wie schön die worte klingen sondern wie ehrlich sie sind
Das ist nicht ganz richtig. Wenn sie ehrlich, aber unangenehm sind, spricht zum Beispiel nichts dagegen, sie ein bisschen hübsch zu verpacken. Und: Man soll nicht lügen. Aber man muss auch nicht alles sagen, was die Wahrheit ist.

was unterscheidet teure von billigen kleidern
Sie sind teurer. Manchmal sind sie auch besser. Besseres Material, besser verarbeitet. Aber nicht zwangsläufig. Und teurer heißt nicht unbedingt, dass sie anständiger (= besser) produziert wurden. Umgekehrt ist es allerdings so, wenn sie fair und ökologisch (= besser) hergestellt wurden, dann sind sie ein bisschen teurer. Aber wirklich nur ein bisschen.

warum schätzt man nicht den anderen
Tut man das nicht? Ich schätze eigentlich ziemlich viele Leute. Sogar andere! Kann man gut machen.

Hallo, 2016!

Wow, 2016. Das Jahr, in dem mein erster eigener Roman erscheint. Und das war bisher schon so aufregend, dass ich jetzt wirklich mit den Hufen scharre. Am 18. Februar erscheint „Der Pfau“ bei KiWi, dem besten Verlag der Welt, und gleichzeitig als Hörbuch bei Argon, gelesen von the one and only Christoph Maria Herbst.

Noch sieben Wochen. *hibbel*

Bis Ende Januar muss ich dummerweise noch ziemlich viel übersetzen. Oder vielleicht eher „glücklicherweise“, denn sonst würde ich alles in Grund und Boden hibbeln. Aber es fühlt sich an, als müsste ich jetzt sozusagen noch den Rest aus dem letzten Jahr zu Ende erledigen, und dann, Mitte Februar, geht das los, was dieses Jahr hoffentlich ausmachen wird. Ich hoffe auf eine kleine Lesereise, auf Unterwegssein, auf Buchhandlungen und Kneipen und Messen und Veranstaltungen. Im Moment lässt es sich gut an, es gibt sogar schon erste Anfragen, aber ich bemühe mich, den Ball flach zu halten und nicht zu viel zu erwarten. Denn natürlich habe ich auch Angst vor Enttäuschung, ich habe mit meiner Hibbeligkeit hier im Blog und auf Facebook so viele angesteckt, dass ich jetzt fürchte, dass am Ende alle enttäuscht sind. Und dass ich selbst enttäuscht bin, wenn es dann nicht gut läuft, und dass der Verlag enttäuscht ist … Nu ja. So oder so, ich kann es jedenfalls kaum erwarten, dass das Buch endlich erscheint.

Im Mai erscheinen dann auch noch zwei weitere Bücher: Der zweite Band von Jane Gardam, der mir großen Spaß gemacht hat (im Moment sitze ich am dritten, der erscheint dann im Herbst), und die Anthologie Irgendwo ins grüne Meer, die ich zusammen mit Anne von Canal herausgebe, und für die die Crème der deutschen Literaturszene uns Geschichten über Inseln geschrieben hat. Mein erstes Mal als Herausgeberin! Und so tolle Geschichten von so tollen Leuten drin!

Im Frühjahr hätte ich auch den nächsten Roman von Jonathan Evison übersetzen sollen. Und wollen. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, das abzusagen. Aber wenn der Pfau auch nur halb so gut läuft wie erhofft, dann würde das nächste Jahr mit dieser Übersetzung schon wieder genauso anstrengend wie das letzte. Und das war ein bisschen zu viel. Nein, ich möchte im Frühjahr entspannt Zeit für Lesungen haben. Und wenn keine kommen, dann macht es nichts, dann lasse ich es mal etwas langsamer angehen, das ist gar keine blöde Vorstellung. Nachdem ich dann doch abgesagt hatte, war ich jedenfalls so erleichtert, dass das wohl richtig gewesen sein muss. Auch wenn es mir wirklich, wirklich leid tut um Evison, ich habe ihn sehr gerne übersetzt.
Im Herbst geht es dann auch gleich weiter mit einem dicken Erzählungsband von Jane Gardam, der vermutlich irgendwann im Frühjahr 2017 abgegeben werden soll. Und damit sind das erstmal genug berufliche Pläne für 2016.

Große Reisen sind noch nicht gebucht, aber sowas machen wir ja eh immer eher kurzfristig. Im März bin ich auf der Leipziger Buchmesse. Helgoland und Klagenfurt stehen wieder auf dem Programm, und ich würde gern irgendwann nach Schottland, um „unseren“ Schotten live zu erzählen, wie es mit dem Pfau gelaufen ist. Außerdem waren wir schon 2015 nicht dort, das kann ja auch nicht richtig sein.
Ich war 2015 öfter als sonst im Theater und im Kino, das möchte ich unbedingt beibehalten. Zu Weihnachten habe ich eine Thalia-Card bekommen, mit der man alle Eintrittskarten fürs Thalia-Theater zum halben Preis bekommt, das werde ich hoffentlich kräftig ausnutzen. Und mehr Filme gucken. Und endlich wieder mehr lesen, das ist im letzten Jahr eindeutig zu kurz gekommen, vor lauter Arbeit. Denn wenn ich bis halb zwölf an einer Übersetzung sitze, kann ich nicht ins Bett gehen und gleich das nächste Buch aufschlagen. Aber wenn ich 2016 hoffentlich öfter mit der Bahn unterwegs bin, dann komme ich hoffentlich wieder mehr zum Lesen.

Also: Komm rein, 2016, nimm dir ’n Keks. Kann losgehen, ich bin total gespannt.

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