Übersetzerbarke an Jürgen Dormagen

Die Übersetzerbarke, der vom Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke (VdÜ) seit 2004 alljährlich ausgelobte Preis für besonders übersetzerfreundliche Verleger oder Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, geht 2010 an Jürgen Dormagen, der seit 1984 als verantwortlicher Lektor das lateinamerikanische Literaturprogramm des Suhrkamp- und Insel-Verlags betreut.

Damit ehrt der VdÜ einen Verlagslektor, der sich durch seinen kundigen und respektvollen, inspirierten und inspirierenden Umgang mit Übersetzern und ihrer Arbeit große Anerkennung erworben hat, der sich darüber hinaus innerhalb seines Verlages mit umsichtiger Beharrlichkeit und mit Erfolg für die Belange der Übersetzer eingesetzt hat und der obendrein nicht müde wird, sein Wissen, seine Erfahrung und sein feines Gespür für Texte immer wieder auch in Übersetzerseminaren mit anderen zu teilen.

Die undotierte Auszeichnung in Form eines Kunstwerks wird Jürgen Dormagen am 6. Oktober 2010 auf der Frankfurter Buchmesse verliehen.

Herzlichen Glückwunsch!

Traumjob

Gestern habe ich gehört, es gebe da ein Luxushotel auf Sylt, dessen Bibliothek von Elke Heidenreich eingerichtet wurde. Nun teile ich Frau Heidenreichs Buchgeschmack nicht unbedingt, und ich weiß natürlich auch nicht, ob sie wirklich einzeln und von Hand Bücher ausgewählt hat, oder ob das jemand anderes war und sie nur hinterher ihren Namen druntergesetzt hat.
Aber. Was für ein Traumjob! Es war mir noch nie in den Sinn gekommen, dass ja jemand so was tun muss. Liebe Hotels und sonstige Institutionen: ich bin Eure Frau! Ich würde wundervolle Bibliotheken zusammenstellen, ganz nach Ihren Wünschen. Einige Klassiker natürlich, aber auch viel Aktuelles, die Must-haves ebenso wie ein paar obskure Titel (sodass die Gäste denken: oh, da war jemand mit Sachverstand am Werk). Selbstverständlich würde ich auch einiges von unabhängigen Kleinverlagen kaufen. Eine gute Mischung aus deutschen Originalen und übersetzter Literatur, den ein oder anderen Titel auch auf Englisch, auf Wunsch auch ein wenig Französisch, Spanisch, Italienisch, andere Sprachen. Ich würde keine gesammelten Werke anschaffen, keinen halben Meter Goethe in Blau, sodass am Ende eine Möbelhausdekoration daraus wird. Nein, ich richte Ihnen eine richtige Bibliothek ein, eine Bibliothek von einer Leserin für Leser, die aussieht wie ein gewachsener Buchbestand. Selbstverständlich gäbe es auch eine Sektion mit hochwertigen Bildbänden, die Bibliothek würde sehr schön aussehen. Keine Reklamhefte, wenig Taschenbücher, viel Gebundenes. Natürlich an das Gästeprofil angepasst, ich wähle nicht nur nach meinem eigenen Geschmack aus, sondern denke auch an Krimi- und Chick-Lit-Leserinnen und an Sachbuchleser. Natürlich kann ich auch Bibliotheken mit bestimmten thematischen Schwerpunkten einrichten. Hätten Sie es gern amerika- oder asienlastig? Besonders viel Literatur über das Meer? Die Ecke mit den Kinderbüchern etwas umfangreicher? Alles kein Problem.
Ich betreue die Bibliothek auch gern weiterhin, suche monatlich oder vierteljährlich die schönsten und interessantesten Neuerscheinungen raus, alles im festgelegten Preisrahmen natürlich. Ach, das wird toll, ich gerate schon richtig in Begeisterung, kann mir bitte jemand einen solchen Auftrag erteilen? Ich komme vorbei, gucke mir die Räumlichkeiten an, messe die Regalmeter aus (natürlich kann ich auch bei der Auswahl der Möbel behilflich sein, wenn Sie dafür nicht auf einem Innenarchitekten bestehen) und rechne hoch, was es kostet, diese Regalmeter mit Büchern zu bestücken. Und dann kaufe ich ein. Die entsprechenden Kontakte habe ich, ich kenne Buchhändler, Verlegerinnen, Lektoren und Presseleute in Großverlagen und so weiter. Ich bin ja nicht nur Leserin.
Und zu guter Letzt gehören in so eine Bibliothek auch Lesungen, und Lesungen organisiere ich nun wirklich schon seit Jahren und kenne Autorinnen und Übersetzer (Übersetzerinnen machen tolle Lesungen, sie können ganz anders über Bücher sprechen als Autoren), von der flotten Krimiautorin über den Sachbuchübersetzer bis zur Buchpreisnominierten.
Hach. Das wird schön.

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2010 (Longlist)

Alina Bronsky, Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)

Jan Faktor, Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag (Kiepenheuer & Witsch, März 2010)

Nino Haratischwili, Juja (Verbrecher Verlag, März 2010)

Thomas Hettche, Die Liebe der Väter (Kiepenheuer & Witsch, August 2010)

Michael Kleeberg, Das amerikanische Hospital (DVA, August 2010)

Michael Köhlmeier, Madalyn (Carl Hanser Verlag, August 2010)

Thomas Lehr, September. Fata Morgana (Carl Hanser Verlag, August 2010)

Mariana Leky, Die Herrenausstatterin (DuMont Buchverlag, Februar 2010)

Nicol Ljubi?, Meeresstille (Hoffmann und Campe, February 2010)

Kristof Magnusson, Das war ich nicht (Verlag Antje Kunstmann, Januar 2010)

Andreas Maier, Das Zimmer (Suhrkamp Verlag, September 2010)

Olga Martynova, Sogar Papageien überleben uns (Droschl Literaturverlag, Januar 2010)

Martin Mosebach, Was davor geschah (Carl Hanser Verlag, August 2010)

Melinda Nadj Abonji, Tauben fliegen auf (Jung und Jung Verlag, August 2010)

Doron Rabinovici, Andernorts (Suhrkamp Verlag, August 2010)

Hans Joachim Schädlich, Kokoschkins Reise (Rowohlt Verlag, März 2010)

Andreas Schäfer, Wir vier (DuMont Buchverlag, Februar 2010)

Peter Wawerzinek, Rabenliebe (Galiani Berlin, August 2010)

Judith Zander, Dinge, die wir heute sagten (Deutscher Taschenbuchverlag, September 2010)

Joachim Zelter, Der Ministerpräsident (Klöpfer & Meyer Verlag, August 2010)

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Mehr zum Buchpreis gibt es hier, Leseproben aller nominierten Bücher auf Libreka.

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Ich habe nur ein einziges dieser Bücher gelesen, nämlich Kristof Magnusson, und von Köhlmeier ein anderes Buch, Idylle mit ertrinkendem Hund. Und Mariana Leky steht schon lange auf meinem Wunschzettel. Vom Rest habe ich teilweise nicht mal gehört, würde sie aber am liebsten sofort alle lesen.

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