Brigitte Jakobeit, Ingo Herzke und ich stellen im Restaurant Trific Jonathan Safran Foers „Tiere essen“ vor. Dazu kocht Oliver Trific ein veganes (!) Drei-Gänge-Überraschungsmenü.
Mittwoch, 29.09.2010
19.30 Uhr
Kosten: 29,- € für das Essen
Da die Anzahl der Plätze begrenzt und das Interesse groß ist, bitte telefonisch direkt im Trific reservieren.
Tel. 040/21996927
Restaurant Trific, Eppendorfer Weg 170, 20253 Hamburg
UPDATE 17.09.2010: Die Lesung ist ausverkauft!
NOCH EIN UPDATE: Hier gibt es Bilder von der Lesung.
Da mache ich nichtsahnend den Briefkasten auf, liegt da ein Geschenk drin. Einfach so. Von Lady Grey.
Wir sind nicht allein. Aber Besuch kommt eher selten. Manchmal muss man los, und gelegentlich begegnet man sich. Was passiert dann?
Die drei kleinen, grünen Männchen von Quittenquart gehen los und begegnen allen möglichen anderen Wesen. Es wird eng (da muss man durch) und laut (das muss man verstehen), es wird lustig oder gefährlich (oder auch nicht), unheimlich, bunt, verwirrend, immer anders. Und alles so wunderbar illustriert, wie es nur Nadia Budde kann, mit schiefen Wesen, die auf den ersten Blick nicht „schön“ sind, aber doch so zauberhaft. Die lauten Leute! Mit so Trötenmündern! Und die mit den gelben Popos, über die sie sich lustig machen! Superklasse.
Wer was wissen will, geht los.
Wer wen trifft, hat’s gut.
Und wer Lady Grey trifft, hat’s ganz besonders gut. Weil sie so aus dem Häuschen gerät, wenn es etwas Neues von Nadia Budde gibt, dass sie es mir mit der Post sofort schicken muss, statt die paar Tage zu warten, bis wir uns eh sehen.
Danke, Du Gute.
Nadia Budde: Unheimliche Begegnungen auf Quittenquart. Peter Hammer Verlag, 13,90 €
(Wenn ich eine Bibliothek mit Kinderbuchabteilung ausstatten dürfte, würde ich als erstes die gesammelten Werke von Nadia Budde und Wolf Erlbruch bestellen. Und ziemlich viel von Axel Scheffler. Und viel aus dem Peter Hammer-Verlag.)
Der Roman beginnt so: Sonst, wenn sie zu Hause sind, ist er derjenige, der anfängt, der weiß, wie es geht, die Zeit zwischen ihnen anzuhalten, derjenige, der Berührungen verwandelt in solche, die das Gegenteil von flüchtig sind und wichtig und unabdingbar, wenn er seine Hand auf ihren Bauch legt, liegen lässt, schwerer werden lässt und nach oben streicht, das Hemdchen, das sie beim Schlafen trägt, zusammen mit ihrem leichtern Widerstand beiseiteschiebt wie einen lästigen Schleier, während er etwas in ihr Ohr flüstert, das sie zum Lachen bringt, weil es sie kitzelt und weil Lachen vielleicht dagegen hilft, dass sich all die kleinen Härchen in ihrem Nacken aufrichten und dass ihre Knie weich werden, das dürfen sie jetzt, weil sie liegt, und die Knie müssen sie gerade nicht tragen, ihre Arme können sich um seinen Nacken schließen, ihre Augen dürfen zufallen und seine dann auch, und die Bilder der Gedanken dürfen blasser werden, bis es dahinter hell wird, weiß und gleißend, und die Struktur nachlässt, bis es eine helle, weiße Fläche wird, in der sie sein können, ohne dass da noch irgendetwas anderes wäre außer dem Licht, von dem da so viel ist, und noch mehr – aber jetzt ist sie diejenige …
Ui, jetzt so beim Abtippen klingt das ja erstens nach höllenlangen Sätzen und zweitens ein bisschen esoterisch mit dem Licht und dem Weiß und so. Aber so ist das gar nicht.
Jette und Marvin, Mo, Ruben, Per, Anna, Alexandra und die anderen sind alle in dem Alter, in dem man sich mal entscheidet. Wer jemanden hat, muss entscheiden, ob man zusammenbleibt und ob man Kinder bekommt (und was man tut, wenn es nicht klappt). Wer niemanden hat, sucht. Und alle haben eine Vergangenheit, in die wir auch einen Blick werfen.
Ich musste beim Lesen immer wieder an PeterLichts Trennungslied denken; hier geht es zwar nicht um Trennung, sondern um das zwischen den Trennungen, um die Beziehungen nämlich, aber es ist ein ebensolcher Reigen wie bei PeterLicht: einer kennt den anderen, aber seine Frau nicht, die wiederum mit der nächsten befreundet ist und in der Vergangenheit wieder mit einem anderen zusammen war, und so weiter. Natürlich läuft keine Beziehung einfach so rund, jede hat ein anderes Problem, jede geht anders mit ihren Themen um.
Und wenn ich neulich über Judith Schalanskys Matrosenroman schrieb, man habe da einen Haufen Puzzlestücke in der Hand, die kein Bild ergeben, so hat man hier ebenfalls Puzzlestücke, die aber ein sehr genaues Bild ergeben. „Portrait einer Generation“ steht hinten drauf, das mag eine abgedroschene Worthülse sein, stimmt aber. Sehr schönes Buch, sehr gut zu lesen.
Johanna Straub steht im Regal zwischen Bram Stoker und Botho Strauß.
Johanna Straub: Das Beste daran. 221 Seiten. Liebeskind, 16,90 €
Die Hotlist 2010 für den Preis der Independent-Verlage: hier klicken. Auf der Seite gibt es auch Links zu Leseproben aus den nominierten Büchern. Verliehen wird der Preis auch dieses Jahr wieder bei der Party der unabhängigen Verlage auf der Frankfurter Buchmesse. Letztes Jahr war es dort so voll, dass ich gar nicht bis zur Preisverleihung durchgekommen bin (und so heiß, dass ich auch gar nicht mehr wollte), aber die Party war super.
Im Herbst kommt man immer gar nicht hinterher mit all den Nominierungslisten für Preise und Neuerscheinungen und Buchmesse und Extrabeilagen und berstenden Feuilletons. Hey, veröffentlicht doch bitte nicht so viele tolle Bücher, ich muss arbeiten!
Poetry isn’t an hermetic container contained in itself,
it isn’t the silence that explodes the night
or the pain of an open wound
or the giant’s shadow
or the longing of your lips for a kiss that slowly kills.
It is all that and more: it is nothing.
It’s the cat’s walk in an empty theatre,
a hundred and one eyes on blind mirrors,
the Burning of Troy without a horse,
your belly, my relief, and your sex – the bed where I dream.
It’s metaphor, verse and shit and love and concealed hatred,
it’s the padlock and the key, it’s the way out, it’s confinement.
Poetry is not an hermetic container contained in itself.
Text: Ulises Paniagua, Übersetzung: keine Ahnung.
Choreografie: Juan Carlos Valls, a.k.a. kanga