Gerbrand Bakker (Andreas Ecke): Komische Vögel

Ich stehe ja auf Gerbrand Bakker (und Andreas Ecke, der ihn so toll übersetzt). „Oben ist es still“ ist immer noch eins meiner Lieblingsbücher der letzten Jahre; „Juni“ fand ich auch großartig. Der aktuelle Roman, „Umweg“, liegt auf dem SuB und ist demnächst dran. Zwischendrin habe ich erstmal „Komische Vögel“ gelesen, eine Sammlung von Kolumnen und Blogtexten, in denen es um Tiere geht. Die kurzen Nicht-Geschichten sind mal komisch, mal nachdenklich und oft voll mit interessantem Tier- und Pflanzenwissen. Und vor allem mit einer beträchtlichen Tierliebe, und zwar der Sorte Tierliebe, bei der man selbst nicht tierverrückt sein muss, um sie zu schätzen zu wissen und zu mögen. Und nicht zuletzt strotzt es vor eigenartigen Einfällen und Gedankengängen, die dafür sorgen, dass man Bakker selbst vielleicht für einen etwas komischen Vogel hält, aber für einen, den man unbedingt mögen muss. Und hinten drin ist sogar noch ein Register aller erwähnten Tierarten, dessen Umfang einen dann doch noch mal verblüfft. Super zum Immer-mal-wieder-zwischendurch-Lesen, ein großer Spaß.

Gerbrand Bakker (Andreas Ecke): Komische Vögel. Insel Verlag, 106 Seiten. 8,99 €.
Auch als E-Book.

(Die Links führen zum Osiander-Webshop.)

Horizon Field

Da waren wir also auf dem Horizon Field des britischen Künstlers Antony Gormley in den Hamburger Deichtorhallen („die Deichtorhallen“ gibt es irgendwie nur im Plural, aber das Horizon Field ist natürlich nur in einer der Hallen): Das ist eine riesige begehbare Fläche, die in siebeneinhalb Metern Höhe aufgehängt ist und einen schwarz-spiegelnden Boden hat. Ein irres Gefühl, darauf herumzulaufen. Durch den Spiegeleffekt wirkt es ein bisschen wie bodenlos; und weil die Fläche hängt, schwingt sie auch noch, und zwar genau im richtigen Maß. Nicht wie Kirmes, aber deutlich spürbar. Wenn jemand springt, schwingt die ganze Fläche mit, man spürt also immer auch die Bewegung aller anderen, die gerade auf der Fläche sind. Wenn man sitzt oder liegt, kann man das genießen oder sich jedenfalls darauf konzentrieren, es zu spüren – wenn man geht, ist es ein bisschen gruselig, man hat das Gefühl, gleich einzubrechen, als würde man auf Wasser gehen oder so. Verstärkt wird der Effekt dadurch, dass man die Fläche nur auf Socken oder barfuß betreten darf, also einen unmittelbareren Bodenkontakt hat als mit Schuhen. Ich kann nicht über Kunst schreiben, ich verstehe nix davon, fand das aber sehr toll. Großartiges Raumgefühl auch, so schwebend in siebeneinhalb Metern Höhe in dieser riesigen, schönen Halle.
(Dönchen am Rande: wir waren am Dienstag dort, nach meiner Buchpremiere am Montag Abend. Als ich die Fläche betrat, kam mir eine Frau entgegen und sagte: „Ich war gestern auf Ihrer Lesung. Und heute mache ich Sachen.“ – Und ich: „Ach. Ach was. Aber doch nicht deswegen?“ – Sie: „Nein, nein, das war schon vorher geplant.“ Aber kurz habe ich mich ganz prominent gefühlt!)

Noch bis 9. September, Eintritt frei.

Fundstück

Ein Brausen von Worten fängt an in meinem Kopf und dann ein Leuchten, einige Silben flimmern schon auf, und aus allen Satzschachteln fliegen bunte Kommas, und die Punkte, die einmal schwarz waren, schweben aufgeblasen zu Luftballons an meine Hirndecke, denn in dem Buch, das herrlich ist und das ich also zu finden anfange, wird alles sein wie ESULTATE JUBILATE. Wenn es dieses Buch geben sollte, und eines Tages wird es das geben müssen, wird man sich vor Freude auf den Boden werfen, bloß weil man eine Seite daraus gelesen hat, man wird einen Luftsprung tun, es wird einem geholfen sein, man liest weiter und beißt sich in die Hand, um vor Freude nicht aufschreien zu müssen, es ist kaum auszuhalten, und wenn man auf dem Fensterbrett sitzt und weiterliest, wirft man den Leuten auf der Straße Konfetti hinunter, damit sie erstaunt stehenbleiben, als wären sie in einen Karneval geraten, und man wirft Äpfel und Nüsse, Datteln und Feigen hinunter, als wäre Nikolaustag, man beugt sich, ganz schwindelfrei, aus dem Fenster und schreit: Hört nur, hört! schaut nur, schaut! ich habe etwas Wunderbares gelesen, darf ich es euch vorlesen, kommt näher alle, es ist zu wunderbar!

Ingeborg Bachmann, Malina (von hier, via Formschub.)

Schick, aber schädlich

Ich wünsche mir bei solchen Reportagen ja immer ein bisschen mehr Vorschläge, was man tun kann. Biosachen bei C&A und H&M und anderen großen Ketten sind offenbar keine Lösung (abgesehen davon, dass sie auch wie C&A aussehen). Hessnatur hat teilweise schöne Sachen, aber die Hosen sind zu kurz. Ich kaufe da viel T-Shirts und sowas. Grüne Erde hat tolle Materialien, aber teils eigenartige Passformen, und, Ihr ahnt es, die Hosen sind zu kurz. Hosen! Bitte, ich möchte eine Jeans kaufen! Ich möchte wirklich, wirklich eine Jeans kaufen! Ich bin bereit, dafür Geld zu bezahlen! Mann. Es nervt, echt.

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