The Movable Book of Letterforms
Oh, ist das schön. Mehr darüber gibt es bei Typografie.info.
Oh, ist das schön. Mehr darüber gibt es bei Typografie.info.
Ach, herrlich, Kinder! Ich bin ja sowieso Bennett-Fan (und Herzke-Fan), aber jetzt bin ich auch noch Schweinkram-Fan, denn das ist einer seiner besten. Wie gewohnt bei Wagenbach in einem schmalen Bändchen in rotem Leinen, und zwar diesmal, passend zur letzten Woche in diesem kleinen Kuschelblog, mit zwei unziemlichen Geschichten: Mrs. Donaldson erblüht, und Mrs. Forbes wird behütet. Beide ganz wundervoll.
Mrs. Donaldson hat nach dem frühen Tod ihres Mannes weniger Geld als gedacht und muss irgendwie Geld reinkriegen. Das tut sie auf zweierlei Weisen: sie vermietet ein Zimmer an ein Studentenpärchen, und sie nimmt einen Job im Krankenhaus an, wo sie jungen Medizinstudenten verschiedenste Krankheiten vorspielen muss. Die Studenten führen unter der Oberaufsicht eines Arztes erstmal ein Anamnesegespräch mit ihr, dann untersuchen sie sie. Wie es zugeht, dass Mrs. Donaldson schließlich erblüht, verrate ich natürlich nicht. Aber es kommt überraschend, und es ist herrlich.
Und Frs. Forbes in der anderen Geschichte ist eine alte Zicke, wird aber trotzdem von allen behütet – vor allem von ihrem über alles geliebten Sohn, aber auch von Mann und Schwiegertochter. Dabei haben alle gleichermaßen ihre Geheimnisse, und so geheim sind die gar nicht mal. Dafür aber ziemlich ungehörig, nach gängigen Maßstäben.
Ich mochte die erste Geschichte schon sehr, und die zweite fast noch mehr, weil da ein paar richtig gute Lacher drin sind. Beide Geschichten sind voll mit Sex, aber ohne jegliche Pornografie, sie sind sehr Bennett, mit Distanz und Ironie wie immer, mit diesem wundervollen Humor und vor allem: so wohltuend entspannt gegenüber dem Thema. Auch wenn nicht alle Figuren von Anfang an entspannt sind. Aber am Ende wollen sie natürlich alle nur das eine. Herrlich, ganz wunderbar. Geht hin und kauft dieses Buch und lest und habt Spaß!
Alan Bennett (Ingo Herzke): Schweinkram. Wagenbach, 139 Seiten, 15,90 €.
Wer die Sendung über Amazon und den Umgang mit den Leiharbeitern dort gestern verpasst hat: Bitte hier nachgucken. Wirklich. Guckt Euch das an. Das ist alles so unfassbar. Moderner Sklavenhandel. Beaufsichtigt von (mutmaßlichen) Neonazis.
Irgendwer sagte mal: Es gibt keine billige Kleidung. Es fragt sich nur, wer den Preis zahlt.
Gilt auch für alles andere, schätze ich. Auch für „aber ist doch so praktisch“.
(Und meinen Wunschzettel verlege ich jetzt auch wieder zu stories.)
Mehr dazu: Pia Ziefle
Stellungnahme von Amazon im Buchreport
Frank Lübberding in der FAZ
Verlag Ch. Schroer kündigt die Geschäftsbeziehungen zu Amazon
Amazon will Vorwürfe prüfen lassen (Börsenblatt)
Offener Brief der Krimiautorenvereinigung Das Syndikat
Nochmal FAZ: Amazon im Ausnahmezustand
Süddeutsche: Amazon im Shitstorm
New York Times: Amazon to investigate claims of worker intimidation at German centers
Die Welt: Amazon-Umsätze überraschen Analysten. Neun. Milliarden. Dollar. In Deutschland. Die Steuern darauf werden in Luxemburg gezahlt, nicht hier.
FAZ: Der Amazon-Studentendienst erwartet euch. Gleiches Thema im Buchreport.
SZ: Amazon feuert Sicherheitsdienst
VAT-Verlag André Thiele kündigt die Zusammenarbeit mit Amazon
Hurra! Am 23. März ist Indiebookday. Das hat der fabulöse Mairisch-Verlag beschlossen, und was Mairisch beschließt, ist gut, wahr und schön, alte Regel.
Was das ist? Ich kopier mal kurz:
Ihr liebt schöne Bücher.
Am 23.03.2013 könnt Ihr das allen zeigen. Es geht ganz einfach:Wie funktioniert’s?
Geht am 23.03.2013 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet.
Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag.Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl unter dem Stichwort „Indiebookday“. Wenn Ihr die Aktion gut findet, erzählt davon.
Zum Hintergrund
Es gibt viele kleine tolle Verlage, die mit viel Herzblut und Leidenschaft schöne Bücher machen. Aber nicht immer finden die Bücher ihren Weg zu den Lesern. Der Indiebookday kann da für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen.
Im Netz: Auf Indiebookday und auf Facebook.
Ichsachmaso – dass ich ein Buch kaufen gehen soll, braucht man mir ja nicht zweimal zu sagen. Ich werde das in einer unabhängigen, kleinen, inhabergeführten Buchhandlung tun.
Ach, das ist immer schön: HAM.LIT im Uebel und gefährlich. „HAM.LIT“ bedeutet, dass auf drei Bühnen im Halbstundentakt insgesamt fünfzehn Autoren lesen, und zwar – bei aller sonstigen Coolness – pünktlich. Anders würde es auch gar nicht gehen. „Uebel und gefährlich“ bedeutet, dass es stockduster ist und dadurch irgendwie kuschelig, obwohl wir uns im Bunker befinden. Und zwischendurch und hinterher gibt’s Musik.
Ansonsten ist das tatsächlich die literarische Großveranstaltung des Jahres, auf die sich alle schon lange vorher freuen, ich mich auch. Eine große Literaturparty, ein „man trifft sich“, und ich genieße es sehr, dass auch ich hier Leute kenne, und denke zum einemillionsten Mal in den letzten siebeneinhalb Jahren: Mann, wir haben mal in Coesfeld gewohnt. Was bin ich froh, dass wir jetzt hier sind. Fünfzehn tolle Autoren auf drei Bühnen in einem coolen Club. Und dann hole ich mir noch ein Alster und höre irgendwem zu.
Und zwar dieses Jahr Tilman Rammstedt, Donata Rigg, Kevin Kuhn, Sascha Reh, Friederike Gräff, Matthias Nawrat, Inger-Maria Mahlke und Daniela Chmelik. Teilweise bin ich mitten in der Lesung zu einer anderen Bühne gewechselt – mal deswegen, weil mich beide interessierten, mal eher, weil mich der erste langweilte. So eine richtig große Neuentdeckung war für mich dieses Jahr nicht dabei; aber auch keine Ausfälle, das war schon alles ganz schön gut. Ich habe allerdings mal wieder festgestellt, dass ich auf Lesungen gern unterhalten werden möchte. Ernsthafte Literatur lese ich lieber allein abends im Bett, aber auf Lesungen wird mir das schnell zu schwer, vor allem kann ich da nicht gut zuhören, meine Gedanken wandern immer schnell wo anders hin. Auf Lesungen lache ich lieber. Was bedeutet, am meisten Spaß hatte ich tatsächlich an Tilman Rammstedt, obwohl ich die Texte alle schon kannte, aber in den bin ich ja bekanntermaßen sowieso verliebt, das kam also nicht überraschend. Außerdem war er der erste, da war ich noch frisch.
Ansonsten: gute Texte gehört, nette Leute getroffen, Schwätzchen gehalten, Bierchen getrunken. Man sollte viel mehr solche Partys haben, solche „man sieht sich“-Veranstaltungen, ich liebe sowas. Mich ein bisschen treiben lassen, hier zuhören, da weghören, dort noch jemanden treffen, den ich auch viel zu lange nicht gesehen habe, das ist doch herrlich. Als ich nach Hamburg zog, gab es drei größere Lesereihen, Transit, Kaffee.Satz.Lesen und den Macht-Club. Sie sind ungefähr in dieser Reihenfolge verstorben, glaube ich, das ist sehr schade.
Für den 6. Februar 2014 schreibe ich jetzt schon „HAM.LIT“ in meinen Kalender und hoffe, Euch da alle zu sehen.