Da isser! Mein Bericht vom Alsterlauf.
„Ich bin ein bisschen aufgeregt. Die Startaufstellung geht so, dass man selbst einschätzt, wie lange man wohl brauchen wird, und sich entsprechend positioniert; die schnellen vorne, die langsameren weiter hinten. Am Straßenrand stehen Schilder, angefangen bei „unter 30 Minuten“. Ich werde tollkühn und stelle mich bei 65 Minuten an, statt, wie eigentlich geplant, bei 70. Neben mir steht Klaus aus Bremerhaven, er ist deutlich senioriger als ich, wir unterhalten uns ein bisschen. Ich finde es irgendwie nett, dass die Vornamen auf den Startnummern mit draufstehen. Alle sind ein bisschen aufgeregt, man wartet so rum, hibbelt ein bisschen, und dann ist es plötzlich zehn Uhr und irgendwo ganz vorne, dort, wo die eigentliche Startlinie ist, fällt der Startschuss.“ Hier geht’s weiter.
Am 30. September ist Hieronymustag. Und weil Hieronymus der Schutzpatron der Übersetzer ist, finden an den Tagen um diesen Tag herum lauter Veranstaltungen von und mit Übersetzern statt. Das Programm in Hamburg:
Dienstag | 24. September | 20 Uhr
DRECK – Die Welt des David Vann
In seinen Romanen steigt der amerikanische Schriftsteller David Vann tief hinab in die Familienhölle. Der Buchhändler Michael Keune und die Übersetzerin Miriam Mandelkow stellen den Autor vor, lesen aus seinen Romanen und erzählen von ihren Erfahrungen mit dem gnadenlosen Universum des David Vann.
Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Straße 79, 22765 Hamburg; Tel. (040) 3902072
Eintritt 5 Euro
Donnerstag | 26. September | 19 Uhr
Auf hoher See. Von Buenos Aires über Oslo ins Südchinesische Meer.
Andreas Löhrer und Inka Marter gehen auf große Fahrt mit Paco Ignacio Taibo II: Die Rückkehr der Tiger von Malaysia und Norah Lange: 45 Tage und 30 Matrosen
Rindchen’s Weinkontor OUTLET, Große Elbstraße 135, Hamburg-Altona
Eintritt 15 € inkl. Wein und Snacks
Montag | 30. September | 20 Uhr
Gefundene Fressen – Eine kulinarische Lese-Collage
Würstchen im Schlafrock, Gojibeeren und Babytintenfische. Senfeier, Brennesselmarmelade und Devonshire Double Cream. Koscher und unkoscher, gewürzt mit Liebe und Hass, Hunger und anderen Begierden.
Zum Hieronymustag, dem alljährlichen Feiertag der Übersetzer, servieren neun Hamburger LiteraturübersetzerInnen Köstlichkeiten aus ihrer Arbeit.
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit (P)ostkarte(ll) e.V., gefördert von der Hamburger Kulturbehörde.
Nachtasyl im Thalia Theater, Alstertor 1, 20095 Hamburg
Eintritt 5 Euro
Donnerstag | 3. Oktober | 19:30 Uhr
Sieben Tore und eine Schlägerei
Ingo Herzke spricht über und liest aus der Neuübersetzung von Nick Hornbys Fever Pitch
Fanräume – Millerntorstadion, Gegengerade, Heiligengeistfeld 1a, 20359 Hamburg
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Weitere Veranstaltungen gibt es in Berlin, Frankfurt/Main und Rodenäs
Der Alsterlauf ist am Sonntag, dem 8. September, also übermorgen. Startschuss ist um zehn Uhr in der Steinstraße, ich werde vermutlich etwa 70 Minuten bis zum Ziel am Ballindamm brauchen. Mein persönliches Ziel ist: Ankommen. Wenn möglich laufend. Und am allerliebsten ohne zwischendurch ein paar Schritte zu gehen. Schaumermal. Ich freue mich jedenfalls, wenn jemand an der Laufstrecke steht und mir lustige Bemerkungen über meine Gesichtsfarbe hinterherruft oder wahlweise ein Wasser reicht (stilles, bitte).
Ich war auf einem Polo-Turnier. Wie es war, steht jetzt im Culturmag. Und hier noch das Beweisbild, dass Reitsportfotos in der Tat beknackt aussehen, wenn die falsche Anzahl an Pferdebeinen auf dem Boden ist.

Wibke Ladwig von „Sinn und Verstand“ hat mir ein Bücherstöckchen zugeworfen. Und weil das letzte große Bücherstöckchen jetzt schon fast drei Jahre her ist, mache ich das natürlich gerne. Quatsch, ich mache sowas ja sowieso gerne. Danke, Wibke! Here goes:
Welches Buch liest Du momentan?
Irgendwie bin ich gerade in einem Leseloch. War ich sowieso schon – und dann habe ich für den langen Schottlandurlaub ganz viele Bücher eingepackt, und eine Freundin sagte, ich wolle doch dort schreiben, ob ich denn lesen könne, wenn ich schreibe. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht, fand die Frage aber spontan vernünftig und dachte, dass es vielleicht gar keine gute Idee ist zu lesen, wenn ich doch schreiben will.
Also lese ich gerade immer noch wenig (schreibe dummerweise aber auch nicht wirklich), und wenn, dann eher Sachbücher. Im Moment lese ich „Wovon ich schreibe“ von John von Düffel, parallel dazu habe ich Gunter Dueck angefangen: „Professionelle Intelligenz“.
Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
John von Düffel lese ich aus naheliegenden Gründen: ich hoffe, dass es mir für mein eigenes Schreiben irgendwie hilft zu erfahren, was andere Autoren über das Schreiben denken. Ich mag von Düffels Intelligenz und Reflektiertheit, und ich mag sehr, wie er immer wieder klarstellt, dass Schreiben vor allem eins ist: Arbeit. Dass es nicht einfach plötzlich aus dem künstlerischen Genie herausbricht, und dann ist da, zack!, ein Kunstwerk. Sondern man muss halt hartnäckig bleiben und weitermachen und arbeiten. Das hilft mir sehr in den Momenten, in denen es so überhaupt nicht vorangeht, also quasi in allen.
Gunter Dueck lässt sich ebenfalls sehr interessant an, es geht um die Veränderungen in der Arbeitswelt, aber da bin ich noch nicht besonders weit.
Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Ich habe bekanntermaßen das schlechteste Gedächtnis der Welt. Und das erstreckt sich nicht nur auf die letzte Woche, sondern auch auf die letzten zehn, zwanzig, dreißig und vierzig Jahre. Ich würde quasi jede Wette eingehen, dass mir als Kind vorgelesen wurde, aber ich erinnere mich an nichts Konkretes. Als ich in die Schule kam, konnte ich bereits lesen, außerdem war gerade mein zweiter jüngerer Bruder geboren worden. Ich glaube, dass ich dann sehr schnell hauptsächlich selbst gelesen habe, und eher meine Brüder vorgelesen bekamen. In der Adventszeit musste beispielsweise jeden Abend „Schnüpperle“ vorgelesen werden; teils von meiner Mutter, teils dann schon von mir.
Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den / die die Du mal regelrecht verliebt warst?
Thomas Lieven in „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Das habe ich als Teenie mehrfach gelesen. So ein Gentleman, klug, schön, charmant, und dann kann er auch noch kochen. Und dann natürlich ein bisschen in Lennart aus „Kati in Amerika, Italien, Paris“. Ansonsten neige ich eher zu kleinen Spontanverliebtheiten in reale Personen, ich war nie Fan irgendwelcher unerreichbarer Stars oder so.
In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
Ach, schwierig. Ich finde mein Leben schon ziemlich prima so, wie es ist. Manchmal würde ich gern die Figuren aus Büchern kennenlernen, beispielsweise die Männer aus Wilhelm Genazinos Romanen, oder Alina Bronskys tatarische Großmutter. Weil das so erstaunliche Leute sind. Ich würde auch gerne mal eine Weile in dem Haus aus Jenny Erpenbecks „Heimsuchung“ wohnen.
Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
Ich wünsch mir Stöckchen, die ohne Lieblings-irgendwasse auskommen. Es muss nämlich nicht immer Kaviar sein, sondern manchmal eben Schokolade oder Eintopf oder Obstsalat oder Chips. Fünf Lieblingsbücher habe ich mal hier vorgestellt, aber auch das sind nicht die fünf Lieblingsbücher, sondern eben fünf Bücher, die ich gerne mag. Ich mag aber noch ziemlich viele weitere Bücher genauso gern.
Ein Lieblingssatz aus einem Buch?
„She have Wackelkontakt with Realität.“
(Es nehme sich dieses Stöckchen, wer mag.)