Irgendjemand hat mir dieses Buch empfohlen, ich weiß nicht mehr, wer. Und, äh: ich weiß auch nicht, warum. Ich habe es nach 50 Seiten beiseitegelegt. Der Erzähler ist ein ziemlich unangenehmer Typ – was allein kein Grund wäre, ein Buch nicht weiterzulesen, aber stilistisch ist es ebenso unangenehm, krampfhaft auf Pointe angelegt und vollgestopft mit Adjektiven und kruden Vergleichen. „Der Mond treibt sich wie ein billiger Freier um den Kirchturm herum“, du meine Güte! Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass verschiedene im Klappentext zitierte Rezensenten anderer Meinung sind, Meike Fessmann (SZ) beispielsweise hält es für „eine intelligente und originelle Liebesgeschichte mit betörenden Details“. Ich, öh, nicht.
Adam Davies kommt im Regal zwischen Rev. Christian Dabeler / Almut Klotz und Daniel Defoe. Und jetzt fragt bloß nicht wieder, warum ich Bücher, die ich nicht mochte, ins Regal stelle, statt sie gleich wegzuwerfen. *augenroll*
Adam Davies (Hans M. Herzog): Froschkönig. 382 Seiten. Diogenes Taschenbuch, 9,90 €.
Ich lese heute NICHT bei Poets on the beach, ich liege vielmehr im Bett und jammere. Blöder Mist. Die drei anderen lesen aber natürlich, alles weitere hier.
Oje, schon wieder eine tote Mutter. Beziehungsweise gleich zwei. Und jäi, schon wieder ein wundervolles Buch. Lukes Mutter kommt bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Der Vater fällt in ein tiefes Loch, trinkt, arbeitet nicht, kümmert sich nicht um Luke. Die beiden müssen ihr Haus verkaufen und in ein ziemlich heruntergekommenes Haus in einem gottverlassenen Kaff ziehen, in dem sie niemanden kennen, und wo klar ist, dass Luke ein Außenseiter sein wird.
Und dann lernt er Jon kennen, einen ebenfalls elfjährigen Jungen, der, wie sich herausstellt, noch schlimmer dran ist als er selbst. Die beiden freunden sich an, und langsam findet auch Lukes Vater wieder zu sich zurück. Ein großes Thema ist also neben dem Verlust auch die Freundschaft, das andere ist die heilsame Kraft der Kunst, denn Luke malt, und sein Vater stellt Holzspielzeug her. Und dann noch etwas Anderes, Großes.
In dieser Nacht drängte sich mir immer wieder eine Frage auf: wenn ich mir hätte aussuchen können, wer mich an jenem Tag vom Kunstunterricht abholt, hätte ich dann lieber Mum oder Dad das Auto fahren lassen? Es war ein schrecklicher Gedanke, aber ich konnte die Frage nicht abschütteln. Sie kam mir immer wieder in den Sinn, und es schien, als könnte ich nur eines tun, nämlich mich ihr stellen, damit sie mich endlich nicht mehr quälte und zur Ruhe kommen ließ.
Wundervolles Buch. Wer Tschick von Wolfgang Herrndorf mochte (das sind, soweit ich weiß, alle, die es gelesen haben), der wird das hier auch lieben. Die Jungs in „Tschick“ sind ein bisschen älter und machen sich auf den Weg, diese beiden hier, Luke und Jon, bemühen sich eher ums Ankommen, um einen Platz im Leben, trotzdem fühlte ich mich irgendwie daran erinnert. Vielleicht einfach, weil es ein Jugendbuch über zwei Jungs ist. Diesen beiden hier möchte man am liebsten mal einen ordentlichen Eintopf kochen. Sehr intensives und in all seinem Elend irgendwie schönes Buch. Man könnte ihm höchstens vielleicht vorwerfen, dass das Ende ein bisschen … ach, egal. Das ist schon alles richtig so. Lesen!
Robert Williams bekommt einen Regalplatz zwischen Oscar Wilde und Tennessee Williams.
Robert Williams (Brigitte Jakobeit): Luke und Jon. 186 Seiten. Berlin Verlag, Taschenbuch, 8,95 €.
(Danke, Giardino. Ich krieg mich gar nicht mehr ein.)
31. Juli 2011, 18 Uhr
An der Strandperle / Oevelgönne
Writers‘ Room e.V. präsentiert: Poets on the beach
Endlich ist der Sommer da, und der Writers‘ Room verwandelt die Strandperle wieder in einen literarischen Salon unter freiem Sommerhimmel. Nach den Besucherrekorden im letzten Jahr hoffen die Dichter wieder auf gutes Wetter, um ihr Publikum an Hamburgs Riviera zu unterhalten. Seit 13 Jahren treffen sich Hamburgs junge Clubautoren zwei Mal im Jahr an dem beliebten Café, um vor sonnenhungrigem Publikum Gedichte, Kurzprosa und Romanauszüge zu lesen. Während es sich die Gäste auf mitgebrachten Wolldecken und Handtüchern bequem machen, nehmen die Akteure auf dem Barhocker Platz und präsentieren ihre neuesten Werke. Eine Mikrophonanlage sorgt dafür, dass man sie auch trotz tutender Pötte und schlagender Wellen gut verstehen kann.
Die Dichter im Juli:
Gunter Gerlach
André Bohnwagner
Hartmut Pospiech
Isabel Bogdan (fällt aus wegen ist nicht.)
Moderation: Friederike Moldenhauer
Ort: Elbstrand Övelgönne, Höhe Schulberg, rechts von der „Strandperle“
Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.
Auch bei Regen lesen die Autoren – zur Not unter einem Regenschirm. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt!
Würde mich sehr freuen, wenn Ihr kämt! Ich lese wahrscheinlich Kolumnen.