Kinder, Ihr seid wirklich rührend. Was wird das, ein Geschenkeflashmob? Toll, ehrlich, ich freu mich sehr. (Womöglich ist sogar noch eins unterwegs. Jedenfalls wurde von meinem Wunschzettel noch etwas gekauft; aber das wird auch als „gekauft“ angezeigt, wenn jemand es dort angeklickt und dann für sich bestellt hat. Weiß ich also noch nicht.)
Dabei fällt mir gerade auf, dass ich den Eintrag für ein Geschenk, das ich schon vor einer Weile bekommen habe, offenbar gar nicht abgeschickt habe. Schlimm! Hier kommt also erstmal noch eine Bedankung nachgeklappert, die längst hier hätte stehen sollen: Danke, Blogprinzessin, für „Madame Verona steigt den Hügel hinab“ von Dimitri Verhulst (R. Kersten)! Bin sehr gespannt.
Und dann kam heute mit der Post diese wundervolle Fahrradklingel. Ich habe keine Ahnung, von wem. Beziehungsweise, eine Ahnung schon. Frau Buchprinzessin? Oder wer war das? Jedenfalls: ganz wundervoll, vielen Dank! Ich bin ja gar keine große Radfahrerin (weil ich mein Rad doof finde), aber vielleicht ändert sich das dann ja jetzt.
NACHTRAG: Die Buchprinzessin war’s nicht. Sagt sie. Wer denn? Wie aufregend!
NOCHN NACHTRAG: Man muss eben auch das ganz, ganz Kleingedruckte lesen, denn da steht’s. Frau Lakritzundschokolade war’s! Vielen Dank! Das ist total toll.
Es geht mir gut. Eigentlich immer. Ich bin gesund, ich habe einen tollen Mann und tolle Freunde, ich liebe meinen Beruf, und ich wohne in einer schönen Wohnung in der schönsten Stadt. Mir fehlt nichts, ich bin glücklich und sehr dankbar.
Aber neulich hatte ich mal schlechte Laune. Ich weiß schon gar nicht mehr genau, was los war, sowas dauert bei mir nie lange und ist nichts Grundsätzliches, irgendwas Blödes war passiert. Da habe ich kurz mal ins Internet gejault. Und geschrieben, dass es ein Scheißtag sei, und ob ich mal auf den Arm könne. Daraufhin schoben mir virtuelle Freunde virtuelle heiße Schokoladen und Kekse rüber und reichten mir eine virtuelle Decke zum Über-den-Kopf-ziehen. Sowas finde ich sehr schön, das funktioniert in der ganzen Twitter- und Facebook-Community, dass jemand sagt „ich muss gerade mal jaulen“, und dann schreibt jemand anderes „hier hast Du eine heiße Schokolade“. Es mag keine echten Probleme lösen, aber gegen schlechte Laune hilft es allemal. Auch wenn man die Schokolade nur im Internet liest.
Und dann kam gerade die Post und brachte das hier.
Von Coolcat aus Freiburg, einfach so. Weil ich neulich gejault habe. Essschokolade, Trinkschokolade, Badekissen. Wir kennen uns gar nicht, nur virtuell, sind uns noch nie begegnet. Und ich weiß schon kaum noch, warum ich neulich so schlecht drauf war, habe fast das Gefühl, ich habe das Päckchen ein bisschen unberechtigt bekommen, es gibt genügend Leute, die so eine heiße Schokolade viel nötiger hätten. Jedenfalls: jetzt heul ich schon wieder, diesmal vor Rührung. Vielen Dank, Du Gute, ich freu mich wie verrückt! Die Karamellschokolade habe ich gerade beim Tippen schon probiert, sensationell.
Am 30. September ist der Tag des heiligen Hieronymus, des Schutzpatrons der Übersetzer. Aus diesem Anlass gehen immer viele Übersetzer raus, in Buchhandlungen, Kneipen, Literaturhäuser und anderswo hin, lesen, stellen den Beruf des Übersetzers vor und sprechen über Literatur und übers Übersetzen. Dies hier sind die Veranstaltungen in Hamburg (dieses Jahr mal ohne mich), weitere Lesungen gibt es in Berlin, Bremen, Bremerhaven, Frankfurt/Main, Freiburg, Köln, Leipzig, Saarbrücken, Wien und Zürich. Ein beeindruckendes Programm, finde ich, eine Übersicht findet sich hier. auf der Webseite der Literaturübersetzer, wo man irgendeinen Trick kennen muss, um die Seite direkt zu verlinken, jedenfalls: unter Aktuell -> Internationaler Übersetzertag -> Übersicht. (Zu Hilfe, Markus!)
16. September 2011 | 19.30 Uhr
Übersetzerlesung und Gespräch Buchhandlung stories!, Straßenbahnring 17
Es lesen:
Susanne Höbel aus Thomas Wolfe, Die Party bei den Jacks (Manesse Verlag 2011).
Brigitte Jakobeit aus Jonathan Evison, Alles über Lulu (Kiepenheuer und Witsch 2011).
Moderation: Miriam Mandelkow
Eintritt 5 Euro
26. September 2011 | 20 Uhr
Übersetzer packen aus: Neuerscheinungen Buchhandlung Christiansen, Bahrenfelder Straße 79
Es lesen:
Annette Kopetzki aus Pier Paolo Pasolini, Afrika, letzte Hoffnung (Corso 2011).
Miriam Mandelkow aus Lorraine Adams, Crash (Arche 2011).
Eva Profousová aus Martin Smaus, Mach mal Feuer, Kleine (dtv premium 2011).
Eintritt 5 Euro, erm. 3 Euro
27. September 2011 | 19 Uhr
Erfundene und echte Dialekte in Übersetzungen Bücherstube Fuhlsbüttel, Hummelsbütteler Landstr. 8
Annette Kopetzki erzählt von der Vielfalt italienischer Dialekte unter anderem anhand der historischen Romane von Monaldi & Sorti, Die Zweifel des Salaí (Kindler 2008) und Die Entdeckung des Salaí (Kindler 2009).
Eintritt 5 Euro
28. September 2011 | 20 Uhr
Wahre Gefühle, traumhafte Liebe, sinnliche Erotik Hasenschaukel, Silbersackstr. 17
Inka Marter, Jutta Nickel und Nicole Selmer lesen aus zeitgenössischer Kitschliteratur.
28. September 2011 | 20 Uhr
Britische Charakterköpfe Buchhandlung Quotes, Waitzstr. 19
Ingo Herzke stellt seinen Autor Alan Bennet vor und liest aus Die souveräne Leserin,(Wagenbach 2008), Ein Kräcker unterm Kanapee (Wagenbach 2010) und Miss Fozzard findet ihre Füße (Wagenbach 2011).
29. September | 20 Uhr
Resto del mundo – Rest der Welt. Argentinischer Fußball vorgelesen Weinbar Sankt Pauli, Neuer Kamp 19
Andreas Löhrer und Inka Marter lesen aus Diego Maradona, El Diego. Mein Leben (Droemer 2001), Jorge Valdano, Über Fußball (Bombus Media 2006) und der zweisprachigen Anthologie argentinischer und deutscher Autoren: Resto del mundo – Rest der Welt (Buenos Aires: Eloísa Cartonera 2010).
30. September 2011 | 19.30 Uhr
Katastrophen: eine nach der anderen. Lesung und Party zum internationalen Übersetzertag Kulturhaus III&70 – Salon, Schulterblatt 73
Flugzeugabstürze und umstürzende Elefanten, Stürze von Klippen oder Kirchentreppen, der schlimmste Hurrikan der Geschichte und Mord: Am Namenstag des Heiligen Hieronymus – Schutzpatron der Übersetzer – präsentieren zehn Literaturübersetzer witzige und tragische, aber immer katastrophale Ausschnitte aus ihrer Arbeit. Im Anschluss gibt es Tanzmusik!
Eintritt 3 Euro
Irgendwie habe ich gerade ein Leseloch, ich hab das Gefühl, schon ewig nichts mehr gelesen zu haben, wie kommt das denn? Tst. Jetzt geht es aber wieder los, und Alan Bennett geht ja sowieso immer. Von Alan Bennett war ich schon dreimal sehr, sehr begeistert (Die souveräne Leserin, Così fan tutte, Handauflegen), jetzt also der vierte: Vatertage. Diesmal nicht eine durchgehende Geschichte, sondern zwei Texte: eine Geschichte und ein nicht-fiktionaler, erzählender Text über Bennetts Eltern.
Die Geschichte, „Vater, Vater, lichterloh“, fängt so an:
Jedesmal, wenn Midgley seinen Vater umgebracht hatte, war der Tod ganz leicht gewesen. Er war schnell, schmerz- und kampflos gestorben. Im Rückblick musste MIdgley zugeben, dass er seinem Vater nicht einmal mit diesen Todesphantasien gerecht geworden war. Es sah ihm gar nicht ähnlich, so zu sterben. Und er tat es auch nicht.
Midgley ist Lehrer, verheiratet, ein Sohn. Eines Tages erreicht ihn in der Schule ein Anruf, dass sein Vater im Krankenhaus liegt, er hatte einen Schlaganfall und liegt im Koma. Möglicherweise wird er die Nacht nicht überleben. Midgley fährt hin und hält Wache; der Vater überlebt die Nacht und noch ein paar Nächte mehr, und Midgley sitzt an seinem Bett oder draußen im Flur. Andere Verwandte kommen und gehen. Und wer das Ende nicht vorher wissen will, der lese keinen Klappentext, denn dann kommt es doch recht überraschend. Wie ich das hasse, wenn der Klappentext ausplaudert, was auf den letzten zwei Seiten passiert! Argh.
Der zweite Text dreht sich um Bennetts Eltern. Er heißt „Mr. Bennett, Sen.“, obwohl es genauso um die Mutter geht. Und mir ist nicht so ganz klar, was der Text soll, oder was ich damit anfangen soll. Gut geschrieben ist er, natürlich, ist ja Bennett (bzw. Herzke). Aber. Weiß auch nicht, vielleicht hatte ich einfach mit etwas Fiktionalem gerechnet und wollte keine Autobiografie lesen.
Insgesamt ist das nicht mein Lieblingsbennett. Die erste Geschichte ist natürlich toll, aber auch sie ist – bis auf einige nahezu Loriot-artige Dialoge – irgendwie anders als die anderen Bennetts, viel weniger ironisch und witzig. Dabei durchaus nicht humorlos, aber sie hat irgendwie so eine Grund-Traurigkeit. Was auch sehr schön ist.
Allen, die Bennett nicht kennen, lege ich die anderen drei Bücher dringend ans Herz. Dieses hier ist auch sehr schön, keine Frage, aber ich hatte eben ein bisschen was anderes erwartet. Was meiner Bennett-Liebe aber keinen Abbruch tut, ich habe noch die „Lady im Lieferwagen“ hier liegen und zwei weitere auf meinen Wunschzettel gesetzt. Bennett wohnt im Regal immer noch zwischen Benn und Bergengrün.
Alan Bennett (Ingo Herzke): Vatertage. Wagenbach, gebunden (und zwar in rotes Leinen, sehr schön, wie alle Bennetts), 14,90 €