Das kleine Wörtchen zurecht gibt es eigentlich gar nicht. Jedenfalls nicht als eigenes Wort, sondern ausschließlich als Vorsilbe von Verben: zurechtkommen, zurechtrücken, zurechtbiegen, zurechtschneiden und so weiter. Es handelt sich bei all diesen Verben um sogenannte trennbare Verben, das heißt, in flektierten Formen zerfallen sie gegebenenfalls in zwei Teile:
Ich komme schon zurecht. Du rückst etwas zurecht. Er biegt ein Stück Draht zurecht. Die Schneider schnitten den Stoff zurecht. Und im Perfekt: hat zurechtgeschnitten.
Etwas ganz anderes ist die Wendung zu Recht. Sie bedeutet sowas wie: Mit einem gewissen Recht. Man kann sie von dem Verbbestandteil ganz einfach unterscheiden, in dem man ausprobiert, ob man es durch mit Recht ersetzen kann. Dieses Verbot besteht zu Recht. Das kommt nicht von „zurechtbestehen“! Sondern es besteht mit Recht.
Das ist zwar vollkommen logisch, ist aber offenbar doch nicht so einfach. Und deswegen behaupte ich, dass ich diesen Eintrag hier vollkommen zu Recht geschrieben und mir nicht einfach irgendwas zurechtgeschrieben habe! Im Zweifel immer einfach die Probe mit „mit Recht“ machen. Danke.
Ich: Guten Tag, ich habe die Rückenschmerzen aus der Hölle.
Apothekerin: …
I: Ich kann weder stehen noch sitzen noch liegen.*
A: …
I: Ich hätte dann wohl gern ein Schmerzmittel, es heißt doch immer, die Schonhaltung macht alles noch schlimmer.
A: Was zum Einreiben.
I: Das wird nicht reichen.
A: …
I: Kenne ich schon. Man soll doch Schmerzmittel nehmen, weil man sich ja total verkampft.
A: …
I: Schmerzmittel?
A: …
I: Ibu…
A: Wir haben auch Tabletten.
I: …
A: So gegen Entzündungen.
I: Entzündungen?
A: …
I: …
A: Für die Gelenke.
I: Voltaren-Tabletten?
A: *nickt*
I: Na, wenn sie meinen.
A: …
I: …
I: Ja, dann nehm ich die.
A: Voltaren?
I: Ja.
Mein Mann: Und die Salbe auch.
A: Die Salbe auch?
I: Die Salbe auch.
A: Voltaren?
I: Ja, bitte.
A: Die ist auch gerade im Angebot.
I: Mir egal, Hauptsache, sie hilft.
A: …
Draußen gleich eine kleine Flasche Apfelschorle gekauft, um gleich eine Tablette nehmen zu können. Auf der Packung steht: „Bei leichten bis mäßig starken Schmerzen“.
Sehe ich aus, als würde ich bei leichten bis mäßig starken Schmerzen in eine Apotheke gehen? Mannmann.
*Einmal kam der kleine Tiger aus dem Wald gehumpelt, konnte nicht mehr gehen und nicht mehr stehen und fiel einfach um. (Tschuldigung.)
Was bisher geschah: Ich habe für eine Lesung, beziehungsweise für gleich zwei Lesungen hintereinander eine Geschichte geschrieben. Über einen Pfau.
Dann bin ich ein bisschen größenwahnsinnig geworden und habe sie für den Hamburger Förderpreis eingereicht. Und weil die Geschichte noch gar kein Ende hat, sondern einfach irgendwo aufhört, also überhaupt nicht fertig ist, habe ich sie „Romananfang“ genannt und ein kleines Exposé dazugeschrieben. Das alles im Glauben, dass ein unterhaltsamer Text sowieso keinen Preis bekommt; allerdings, wenn man nicht doch auf eine winzige Chance hofft, dann schickt man ja auch nichts ein.
Meine Einsendung war also verbunden mit dem Gedanken: falls ich den Preis bekommen sollte, dann mache ich tatsächlich einen Roman draus. Keine allzu große Gefahr, diesen Gedanken in die Tat umsetzen zu müssen, dachte ich.
Nun ja. Ich habe den Preis bekommen, und jetzt muss ich wohl ran. Erstmal hatte ich tausenderlei anderes zu tun, aber jetzt, JETZT, heute, fange ich an. Ich überliste mich selbst ja gern mit billigen Psychotricks, das hier ist einer davon: ich erzähle rum, dass ich schreibe. Was Längeres. Vielleicht einen Roman. Wenn das alle wissen, dann kann ich auch nicht gleich nach 5 Seiten wieder aufgeben, dann muss ich dranbleiben. (Scheitern kann ich dann immer noch. Und ob ich dann am Ende, falls es ein Ende gibt, einen Verlag dafür finde, ist sowieso noch mal eine andere Frage, da mache ich mir auch nichts vor.)
Schon vor einigen Tagen bin ich bei Amazon zufällig über das hier gestolpert: ein Puzzle! Mit einem Pfau! Tausend Teile! Wie geil ist das denn, das muss ich haben. Sofort auf den Wunschzettel gesetzt, und da hat Christian es sofort gekauft. Dankedankedanke!
Jetzt kann ich beim Schreiben nebenbei puzzeln. Einen Pfau. Denn erstens muss man ja zwischendurch mal denken, das geht beim Puzzeln bestimmt super. Zweitens wächst das Puzzle dann parallel zum Buch, ich sehe meine Fortschritte daran, wie das Puzzle zum Pfau wird, und der Roman hoffentlich ebenso schön. Und schließlich: Sensationelle Metapher! Lauter kleine Einzelteile, die schon da sind, müssen „nur“ richtig angeordnet werden, damit ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Wie toll! Die tausend Teile kommen mir gar nicht so irre viel vor, aber ich glaube, das ist ein ziemlich schwieriges Puzzle. Ich bilde mir nicht ein, es mal kurz zwischendurch machen zu können. Denn die tausend Teile sehen fast alle gleich aus. Ich weiß, dass es schwer wird. Aber wenn ich nicht weiterkomme, kann ich ja zwischendurch ein bisschen schreiben. Hach. Ich freu mich tierisch (hihi) auf das Puzzle! Und nenne es metaphorisch-therapeutisches Puzzeln.
Natürlich habe ich sofort angefangen zu puzzeln, obwohl ich erst noch mit Übersetzungskorrekturen beschäftigt war. Aber hey, ich habe ja auch schon 23 Seiten Pfauengeschichte. Der Rumpf ist sozusagen schon fertig. Und was das Puzzle betrifft, war das der einfache Teil, ab jetzt wird’s schwieriger.
Wenn ich dann irgendwann berühmt bin, wird man angehenden Schriftstellern zu metaphorisch-therapeutischem Puzzeln raten. Mindestens tausend Teile, thematisch passend. Parallel an Roman und Puzzle arbeiten. Man wird es auch „Bogdan-Puzzle“ nennen. Sie kommen mit Ihrem Roman nicht weiter? Haben Sie sich schon ein Bogdan-Puzzle besorgt? Wirkt manchmal Wunder.
Liebes Pfauenpuzzle: walte Deines Amtes. Ich zähl auf Dich.
1 Name, 2 Standorte (Autohaus in Coesfeld)
2 Stühle, 1 Meinung (RTL Samstag Nacht)
12 Tenöre, 22 Welthits, 1 Show (Die 12 Tenöre)
7 Tage, 5 Sinne, 1 Erlebnis (Wandelhalle, Hamburg Hbf)
5 Freundinnen, 2 Männer, 1 Wette (Last Girl Standing: Die Wette von Alyssa und Hortense Ullrich)
3 Köfte, 1 Souflaki, 2 Bifteki (beliebiges griechisches Restaurant)