Schneiderei

An einer Hose hat sich eine Naht gelöst, vielleicht sechs oder acht Zentimeter sind plötzlich offen. Ich stehe vor der Änderungsschneiderei und sehe zweierlei: erstens ist gerade Mittagspause, das entnehme ich dem Schild mit den Öffnungszeiten an der Tür, zweitens sitzt aber ein älterer Herr drin und näht. Ich fasse probehalber an die Tür, sie ist offen. Ich weiß, Sie haben gerade Mittagspause, sage ich. Nein, nein, kommen Sie rein, sagt er.
Ich zeige die offene Naht. Ist das alles? Ja. Wann ich die Hose denn abholen möchte, fragt der Herr. Freitag, schlage ich vor, denn da sind meine Schuhe beim Schuster gegenüber fertig. Nein, sagt er, das ist ja fast gar keine Arbeit, geht schnell, wann ich denn wiederkomme. Ich sage, dass ich am Freitag sowieso wieder hier bin. Er sagt: nein, ich soll in zehn Minuten wiederkommen, das lohne sich ja nicht, dafür einen Abholzettel auszufüllen und so weiter. Zehn Minuten.
Okay, sage ich. Ich schlendere ein bisschen auf und ab, kaufe mir ein Croissant und gehe dann wieder hin. Die Hose ist fertig.
Ich hole mein Portemonnaie raus, nein, nein, meine Dame, sagt der alte Herr, das sei ja ganz schnell gegangen, ich bräuchte das nicht zu bezahlen. Doch, sage ich, natürlich will ich das bezahlen – nein, meine Dame, sagt er kategorisch, war ganz schnell, und setzt sich wieder an seine Nähmaschine. Ich lege ihm ein paar Münzen hin, bedanke mich – nein, ich danke Ihnen!, sagt er. Tschüss, meine Dame.

Ich halte überhaupt nichts von Pauschalurteilen über ganze Völker und Nationen. Aber ich neige doch sehr zu der Annahme, dass ein deutschstämmiger Schneider in der Mittagspause die Tür abgeschlossen, bis Freitag gebraucht und fünf Euro gewollt hätte.

Menschen auch

Und wo ich hier gerade so im Schwung bin, auf gequälte Tiere hinzuweisen, kann ich auch gleich mit den Menschen weitermachen:

    Hitze, Enge, schlechte Luft: Unter solchen Bedingungen fertigen Arbeiter in Kambodscha Kleidung für westliche Modekonzerne. Nun sind zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit Hunderte von ihnen zusammengebrochen. Zuvor sollen sie über einen „komischen Geruch“ geklagt haben.
    Phnom Penh – Erneut sind in einer Textilfabrik in Kambodscha Hunderte von Arbeitern zusammengebrochen. Fast 300 Beschäftigte eines Zulieferers der Bekleidungskette H&M seien ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte die Polizei in der Provinz Kampong nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit.
    Weiter geht’s im Spiegel.

Telefon!

IB: Bogdan?
Fremde Frau: Guten Tag, mein Name ist Soundso von Infratest Dimap. Wir machen eine anonyme Umfrage zum Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz.
IB: Äh, ich bin Freiberuflerin, ich arbeite zu Hause.
FF: Darf ich fragen, wieviele Personen im Moment bei Ihnen zu Hause sind? Vielleicht will ich ja gar nicht mit Ihnen sprechen.
IB: Wir sind zu zweit.
FF: Dann hätte ich gern die zweitälteste Person gesprochen.
IB: Das bin ich.
FF: Okay, danke, dann hat sich das schon erledigt. Schönen Abend noch!
IB: Danke, ebenso.

Verdacht: Alle bekloppt.

Hagenbecks Tierpark

Gestern waren wir im Zoo, und mich hat ein heftiger Anfall von Elefantenliebe ereilt. Tolle Tiere. Sie riechen es, wenn man ihnen diese kleinen Pellets hinhält, die man im Zooladen kaufen kann; die saugen sie mit dem Staubsauger ein und pusten sie sich in den Mund. Einzelne kleine Weintrauben können sie mit der Rüsselspitze greifen, ganz vorsichtig, größeres Obst und Gemüse sowieso, Apfelstücke, ganze Zwiebeln, Möhren, Salatblätter. Man kann ihnen auch ein Geldstück geben, das reichen sie dann dem Wärter. Und der gibt ihnen irgendwas anderes dafür. Ich hätte stundenlang Obst anreichen können. Was sie wohl mit größeren Dingen machen, Ananas oder Melonen? Rüssel drumwickeln?
Zwei Elefanten haben lange im Wasser herumgetobt, ein Kind und ein Jugendlicher, schätze ich. Mit Untertauchen und Prusten und Spritzen, es sah aus wie ein großer Spaß. Fotos gibt’s nach Klick aufs Bild. Ein paar andere Tiere sind auch dabei.

Durchsage

[Hier bitte ebenso langweilige wie ärgerliche Geschichte über einen Produktwechsel beim Telefonanbieter hindenken.]

Wir sind vorübergehend nicht unter unserer gewohnten Telefonnummer zu erreichen. Aktuelle Nummer bitte per Mail erfragen. Wie lange? Keine Ahnung. „Bis zu 30 Tage“. Wenn die neue Nummer nicht mehr geht, geht wieder die alte. So Gott und Alice wollen.

Schkrisch Plack! Aber sowas von!

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