Auch wenn sie manchmal am Rad drehen
Oarr, wie toll! Frank Schmeißer kann also nicht nur für achtjährige Jungs (Schurken überall; Schurken am Ball), sondern auch für zwölfjährige Mädchen: „Jungs sind keine Hamster, auch wenn sie manchmal am Rad drehen“, heißt der Ratgeber über Jungs, den Hannah schreibt. Als Vorbild dient ihr der Hamsterratgeber ihrer besten Freundin Lore. Überhaupt fängt sie an, diesen Ratgeber zu schreiben, weil Lore immer solche Probleme mit ihrem Freund Thomas hat; dauernd trennen sie sich und sind dann doch wieder zusammen, und Hannah steht Lore immer beratend und hilfreich zur Seite. Dabei hat sie selbst noch gar keinen richtigen Freund gehabt. Sie hat auch eigentlich ganz andere Probleme, der Freund ihrer Mutter ist nämlich bei ihr eingezogen, und jetzt soll sie für seine blöde Barbietochter ihr Zimmer räumen und in das Kabuff unterm Dach ziehen. Mannmannmann.
Und dann lernt sie auf einer Kostümparty einen Gorilla kennen. Und auf einmal hat sie auch dieses Gefühl im Bauch.
Mehr verrate ich nicht. Außer: Ich habe das noch bis mitten in der Nacht zu Ende gelesen, einmal so lachen müssen, dass der Mann halb aufgewacht ist, und ansonsten gedacht: dieses ganz frische Verliebtheitsgefühl, das Bauchkribbeln und alles, das ist schon auch ganz schön schön. Und Hannah ist natürlich auch echt eine coole Sau, auch wenn sie selbst das natürlich überhaupt nicht so sieht. Tolles Mädchen, tolles Buch.
Frank Schmeißer: Jungs sind keine Hamster. Auch wenn sie manchmal am Rad drehen. Ravensburger Verlag, 220 Seiten, 14,99 €. Auch als E-Book.
(Die Links führen zum Webshop der Buchhandlung Osiander.)
Alfred und Sally sind seit 30 Jahren verheiratet. Sie haben drei mehr oder weniger erwachsene Kinder und ein Haus und führen ein ganz normales bürgerliches Leben. Alfred ist Museumsdirektor, Sally Lehrerin – und entsprechend lebt Alfred vornehmlich in der Vergangenheit, während Sally zupackender und zukunftsgerichteter ist. Ein Einbruch ins Haus wirft Alfred ziemlich aus der Bahn. Besonders trifft ihn, dass die Einbrecher in seinen Tagebüchern herumgeschmiert haben; Alfred schreibt seit seiner Jugend permanent Tagebuch, und wenn er gerade nicht Tagebuch schreibt, erinnert er sich an lang vergangene Zeiten. Wie er damals in Kairo Sally kennengelernt hat, zum Beispiel. Darüber ist er alt und ein wenig hypochondrisch geworden, und so trägt er wegen seiner Krampfadern gern einen Thrombosestrumpf. Sally findet das nicht besonders sexy.
Überhaupt hat Sally deutlich mehr Tatendrang als Alfred, seine Lethargie und sein Gejammer gehen ihr zunehmend auf die Nerven. Sie krempelt nach dem Einbruch die Ärmel hoch, räumt auf, streicht einige Zimmer neu und legt sich einen Liebhaber zu. Und dann nehmen die Dinge ihren Lauf.
Das Erstaunliche ist: wir gucken dauernd in die Köpfe der beiden. Dauernd lesen wir ihre Gedanken, meistens Sallys, manchmal auch Alfreds. Normalerweise bin ich immer sehr vehement für „show, don’t tell“, ich möchte eigentlich nicht erklärt kriegen, was Leute denken und was in ihren Köpfen vorgeht, aber hier funktioniert es. Auch wenn ich es stellenweise etwas langatmig oder redundant fand, insgesamt habe ich das doch wirklich gerne und irgendwie sogar mit Spannung gelesen. Auf jeden Fall eine Empfehlung!
Arno Geiger wohnt im Regal zwischen Théophile Gautier und Wilhelm Genazino, ich habe es allerdings als E-Book gelesen.
Arno Geiger: Alles über Sally. Hanser, Hardcover, 21,50 €
dtv Taschenbuch, 9,90 €
E-Book, 9,99 €
Ein Brausen von Worten fängt an in meinem Kopf und dann ein Leuchten, einige Silben flimmern schon auf, und aus allen Satzschachteln fliegen bunte Kommas, und die Punkte, die einmal schwarz waren, schweben aufgeblasen zu Luftballons an meine Hirndecke, denn in dem Buch, das herrlich ist und das ich also zu finden anfange, wird alles sein wie ESULTATE JUBILATE. Wenn es dieses Buch geben sollte, und eines Tages wird es das geben müssen, wird man sich vor Freude auf den Boden werfen, bloß weil man eine Seite daraus gelesen hat, man wird einen Luftsprung tun, es wird einem geholfen sein, man liest weiter und beißt sich in die Hand, um vor Freude nicht aufschreien zu müssen, es ist kaum auszuhalten, und wenn man auf dem Fensterbrett sitzt und weiterliest, wirft man den Leuten auf der Straße Konfetti hinunter, damit sie erstaunt stehenbleiben, als wären sie in einen Karneval geraten, und man wirft Äpfel und Nüsse, Datteln und Feigen hinunter, als wäre Nikolaustag, man beugt sich, ganz schwindelfrei, aus dem Fenster und schreit: Hört nur, hört! schaut nur, schaut! ich habe etwas Wunderbares gelesen, darf ich es euch vorlesen, kommt näher alle, es ist zu wunderbar!
Ingeborg Bachmann, Malina (von hier, via Formschub.)
Mein Buch ist da! Die großen Online-Buchhändler haben es vorrätig, und das bedeutet wohl, dass man es auch beim kleinen Buchhändler um die Ecke bestellen kann, denn der bestellt wahrscheinlich bei Libri. Und ich hoffe sehr, dass es auch bedeutet, dass meine Exemplare da sind, wenn ich am Mittwoch nach Hause komme. Dann kann ich mit dem Versand anfangen. Wer noch ein signiertes Exemplar haben möchte: so geht’s. Und ich verschicke auch gern noch Lesezeichen an Buchhandlungen!
(Klick aufs Buch: bei Osiander kaufen!)
Die Kinderbuchhandlung Schmitz Junior in Essen zieht um, und die Kinder dürfen helfen. Was für eine unglaublich nette Idee. Und wahrscheinlich auch noch gut fürs Geschäft, denn die Kinder werden immer wieder dorthin wollen, wo sie beim Umzug geholfen haben, und wo der Buchhändler so nett und entspannt ist. So wünscht man sich das.
(via Maximilian bei Facebook.)