Film: Ewige Jugend
Der Herr Buddenbohm und ich, wir nehmen uns ja gelegentlich vor, mehr Filme zu gucken. Oder sogar mal ins Kino zu gehen. Einmal haben wir es schon geschafft; seitdem sind noch nicht mal ganz zwei Jahre vergangen, und zack! waren wir schon wieder im Kino. Diesmal haben wir „Ewige Jugend“ von Paolo Sorrentino gesehen, und – gute Güte, war das schön!
Ehrlich: Ein unfassbar schöner Film. Schöne Menschen, schönes Panorama, epische Bilder von Anfang bis Ende, wirklich ein Fest für die Augen, ich hätte noch drei Stunden sitzenbleiben und weitergucken können, so schön war das. Viel nackte Haut, viel Natur, viel Eleganz. Und dabei immer gerade einen Hauch zu schön, sodass man annehmen kann, dass da eine kleine Ironie drinsteckt; aber nicht so dick aufgetragen, dass es einem auf die Nerven gehen würde.
Wir befinden uns in einem edlen Wellnesshotel in der Schweiz, dessen Topografie einem nicht so richtig klar wird, es scheint endlose Mengen von Swimmingpools und Saunen und Massageräumen zu geben, aber das macht überhaupt nichts, es sieht alles toll aus. Der 80 Jahre alte Dirigent und Komponist Fred Ballinger (Michael Caine) und sein alter Freund, der Regisseur Mick Boyle (Harvey Keitel), lassen es sich dort gutgehen: Massagen, Spaziergänge, Essen, und abends wechselnde unsägliche Shows. Der Film beginnt damit, dass ein Abgesandter der Queen Fred bittet, zu Prinz Philips Geburtstag seine berühmten „Simple Songs“ zu dirigieren. Fred lehnt das ab; er sei im Ruhestand. Sein Freund Mick hingegen hört nicht auf zu arbeiten, er arbeitet mit einer Gruppe junger Drehbuchschreiber an seinem nächsten (letzten) Film, seinem Vermächtnis. Zur illustren Runde der Hotelgäste gehören außerdem Micks Tochter und Assistentin, ein Hollywoodstar, ein Ex-Fußballer, Miss Universum, ein buddhistischer Mönch, verschiedene andere Gäste in unterschiedlich starker Präsenz und jede Menge Handtuchschwäne als visueller runnig gag.
Die beiden alten Männer plaudern viel über die Vergangenheit und die Zukunft, ihre Beziehungen und die Arbeit, die anderen Gäste und ihre Kinder. Eine Liebe zerbricht, eine kommt endlich – zu spät – zum Vorschein, eine neue beginnt. Wer fast gar nicht spricht, ist die junge Masseurin, sie redet und versteht die Menschen lieber mit den Händen. „Die Menschen fassen einander viel zu wenig an.“ Manchmal gibt es solche Erkenntnisse, manchmal rühren die beiden Alten einen, und vor allem gibt es viele wirklich gute Lacher. Das ist nämlich nicht nur ein schöner, sondern auch ein sehr lustiger Film. Das Ende hat mich bei näherem Nachdenken nicht wirklich überzeugt, aber das macht überhaupt nichts, denn sagte ich schon, wie schön das alles ist? Es ist alles wahnsinnig schön. Ich würde es mir sofort noch mal angucken. Unbedingt auf der großen Leinwand. Hach. So ein schöner Film, so ein schöner Abend.
Ach ja: Wer den Film noch sehen möchte, sollte die Besprechung von Andreas Kilb in der FAZ nicht lesen, da wird wirklich alles ausgeplaudert.