Langsam wird es geradezu peinlich, aber ich habe tatsächlich schon wieder ein Geschenk bekommen. Vor drei Wochen habe ich hier meiner Begeisterung über das Mehlsackmuseum in Wittenburg Ausdruck verliehen. Also, meiner Begeisterung über die bloße Existenz eines Mehlsackmuseums, einer „größten Mehlsacksammlung der Welt“, ich liebe solche kleinen Abgedrehtheiten, dass da tatsächlich jemand Mehlsäcke sammelt. Okay – jemand, der zufällig Geschäftsführer einer Firma für Mehlzusatzstoffe ist. Tatsächlich war ich noch nicht in dem Museum, ich hatte nur am Abend zuvor zufällig davon gehört, von meiner Mitstepperin K., die für ebenjene Firma arbeitet und mir von dem Museum erzählte. Keine Ahnung, wie wir darauf kamen.
Jedenfalls hat K. dann ihrer zuständigen Kollegin im Museum meinen Blogeintrag gezeigt, und heute brachte sie mir mit besten Grüßen von dieser Kollegin das Museumsbuch mit. Das Buch zur größten Mehlsacksammlung der Welt. Ich bin ganz gerührt und beglückt. Liebe zuständige Mehlsackmuseumskollegin, liebe K., vielen Dank! Das ist total toll. Ehrlich, es macht großen Spaß, da durchzublättern, durch Jahrzehnte der Typografie und Illustration quer durch die ganze Welt. Auf Mehlsäcken. Superschönes Buch. Hach.
Neulich schrieb ich hier etwas über Schokolade und Kaffee und über Kinderarbeit auf Kakaoplantagen und fairen Handel und so weiter. Esther empfahl mir in den Kommentaren die Schokolade des niederländischen Herstellers Tony’s Chocolonely, und heute brachte der Postbote das hier:

Über ein halbes Kilo Schokolade und eine Tüte salziges Lakritz. Wow.
Danke, Esther und Maike! Das kommt heute gerade recht. Ich bin ein bisschen ding und kann nette Gesten gerade ebenso gut gebrauchen wie Schokolade. Hach. ♥♥♥
Vielen Dank für’s Mitmachen bei der Verlosung! Ich habe Eure Gewinnwunschkommentare durchnummeriert und den Zufallsgenerator angeschmissen; wenn das gewünschte Buch schon weg war, war das nun leider Pech, da habe ich einfach weitergeklickt, aber das kam verblüffenderweise kaum vor, es kam am Ende alles genau hin. Und ich habe noch zwei Bücher draufgelegt. Für das letzte Buch, Kerzen und Potpourris, gab es nur eine Interessentin, die es natürlich bekommt.
And the winners are:
Kerzen und Potpourris: Birgit
Das Gesicht des Mondes: Aurora und Sandra Franz
Seitensprung rückwärts: Birgit und Christina
Mädchen in weiß: Dorothy-Jane, Magda und Anette M.
An und für Dich: Babs und Judith R.
Herzlichen Glückwunsch! Ich suche nachher Eure Mailadressen raus und schicke Euch eine Mail. Wenn Ihr schneller seid als ich, meldet Euch gerne bei ibogdan at gmx punkt de – ich brauche Eure Adresse und einen kleinen Hinweis, ob Ihr die Bücher signiert haben wollt oder lieber nicht.
Habe ich schon oft genug erwähnt, wie sehr ich Nadia Budde liebe? Ich finde ihre Bücher absolut wundervoll, diese schrägen Figuren, die nie nach gängigen Idealen „schön“ sind, sondern immer ganz anders als andere, alle individuell, aber unverkennbar, und eben auf ihre eigene Weise schön. „Und außerdem sind Borsten schön“ behandelt nun genau dieses Thema: Schönheits- oder andere Ideale, und dass jeder gern ein bisschen anders wäre, als er ist. Dicker, dünner, jünger, älter, größer, kleiner, heldenhafter, irgendwie jedenfalls anders. Außer Onkel Parzival, dem ist sein Äußeres egal. Und das aller anderen auch.
Und das Schönste ist: Nadia Budde kann nicht nur wundervoll zeichnen, sondern auch reimen. In manchen Kinderbüchern zieht der Nicht-Rhythmus einem ja die Schuhe aus, aber nicht bei Nadia Budde, da stimmt alles. So sehr, dass ich mir immer wieder ihre Bücher kaufe oder wünsche, auch wenn ich nicht direkt zur Zielgruppe gehöre (ab 3). Es ist einfach immer zu schön. Vielen Dank an Bücher am Lambertiplatz in Lüneburg, die mir das nach meiner Lesung dort schenkten! Jetzt ist es für mich nicht einfach nur so ein schönes Buch, sondern auch noch eins mit Erinnerung.

Nadia Budde: Und außerdem sind Borsten schön. Peter Hammer Verlag, 14,90 €
(Partnerlink zur Buchhandlung Osiander. Dort kann man auch noch ein bisschen reinblättern.)
Hier in Hamburg war gestern die „Lange Nacht der Museen“. Wir haben uns sozusagen für das kleine Paket entschieden, keine langen Wege: Kunstverein, Deichtorhallen, Haus der Fotografie. Liegt praktischerweise alles gleich nebeneinander, und das ist gut, denn die Schlangen an den Shuttlebussen sehen nicht nach einem großen Spaß aus.
Im Kunstverein ist im unteren Stockwerk eine Ausstellung von mehreren Künstlern, die sich alle mit demselben Roman auseinandersetzen: „Der Mann, der Donnerstag war“, von G. K. Chesterton. Wir erfahren nicht wirklich, worum es in dem Roman geht, wir erfahren nicht, welches Kunstwerk von wem ist, und wir erfahren schon gar nicht, was davon sich in welcher Weise auf den Roman bezieht. Alles komplett informationsfrei. Irgendwo liegt ein angegammeltes Bund Bananen auf dem Fußboden, wir sehen Tarotkarten, so ein Klappdings für Wischmops wird automatisch immer wieder ein Stückchen angehoben und fallengelassen, und woanders sagt eine Stimme „Ein Sack Zweifel, zwei Sack Eifel“. Wir sind zur Abwechslung mal wieder ratlos. Der Text am Eingang ist einer dieser Museumstexte: klingt schlau, lässt sich auch irgendwie ganz flüssig lesen, aber wenn ich hinterher reproduzieren sollte, was da steht: äh … also … irgendwas mit Geheimdiensten und Anarchie und Bedrohlichkeit? Nun denn.
Immerhin, den Raum mit den Fotografien finde ich imposant. Wir sind mit unserer alten Freundin Andrea da, sie versteht etwas von Kunst, sie macht das beruflich, sie erkennt, dass die Bilder von Gilbert und George sind. Steht aber natürlich nicht dran.
Im oberen Stockwerk ist eine Ausstellung von Norbert Schwontkowski: großformatige Gemälde, von denen mir einige wirklich gut gefallen. (Die älteren Leser erinnern sich vielleicht: ich unterteile Kunst meist in „schön“ und „nicht so schön“, ich Banausin.)
Als wir eigentlich gerade gehen wollen, kündigt sich Großes an: ein Auftritt von „Tulip, die singende Tulpe“. Und das ist keineswegs so schlimm, wie es erstmal klingt, sondern noch viel schlimmer. Ein Mann mit einer selbstgebastelten Papptulpe um den Kopp? Seriously? Im Museum?
Wir gehen weiter in die Deichtorhallen zur Ausstellung von Hans-Peter Feldmann, die mir gut gefällt. Mir sagte der Name natürlich nichts, aber Andrea sagt, er ist berühmt. Ich mochte da vieles. Lieblingsobjekt: eine ganze Reihe sich drehender, vielleicht schallplattengroßer Scheiben, auf denen allerhand Puppen, Tiere, Schneebesen und sowas montiert sind, und die so angestrahlt werden, dass sie auf die dahinterliegende Wand große Schatten werfen. Diese tanzenden Schatten sind sehr schön, sehr meditativ, da hätte ich eine Weile zugucken können. Auch sonst viel Schönes, auch Quatsch (manipulierte bekannte Gemälde, „Der Ursprung der Welt“ mit Bikinihosenabdruck, klassische Portraits mit roter Nase oder blauem Auge), eine Reihe Fotos von Autoradios während gute Musik läuft; Fotos, Gemälde, Objekte, Readymades, ich finde das sehr vielseitig und schön. Blöd nur, dass irgendwelche Kasper herumturnen und über Verstärker „lustige“ Sachen machen, in die sie das Publikum „einbeziehen“, was bedeutet, dass man immer mindestens auf der Hut, schlimmstenfalls auch auf der Flucht ist. Was, bitte, soll der Quatsch, ich möchte da in Ruhe gucken und nicht bekaspert werden. (Okay. Man könnte jetzt sagen, wer in Ruhe gucken will, soll nicht zur langen Nacht gehen. Ist was dran.)
Unsere letzte Station ist das Haus der Fotografie, wo eine Harry-Callahan-Retrospektive gezeigt wird und außerdem irgendwelche Kasper herumkaspern. Ich mag die Fotos, vor allem die von Callahans Frau Eleanor, schöne Fotos einer schönen Frau, und dann ist auch der Kasper weg und stattdessen kommt eine Jazzband. Auch recht. Wir sind aber jetzt schon ziemlich voll im Kopf und erschöpft, vier Ausstellungen in drei Häusern reichen, wir wollen nach Hause.
Auf dem Weg zum Bahnhof kommen wir noch am Kunsthaus vorbei, wo eine Fotoausstellung über Künstlerateliers gezeigt wird. Da gehen wir dann doch auch noch durch – ganz interessant, wie unterschiedlich Künstler arbeiten. Einer in einer Art Ballsaal, manche eher in Rumpelkammern, manche verblüffend aufgeräumt, andere so chaotisch, wie man es sich vorstellt. (Den Versuch, Männer und Frauen zu zählen, habe ich aufgegeben.)
Tatsächlich hatten wir uns vorher auch schon den ganzen Tag mit Kunst beschäftigt. Da wir selbst nämlich irgendwie zu blöd zum Bilderaufhängen sind, und schon erst recht für eine Petersburger Hängung, fragten wir Andrea, ob sie nicht eine Idee hätte. Es ging eigentlich vor allem um die leere Wand überm Bett und die fast leere Wand hinter meinem Schreibtisch. Und so wühlten wir den ganzen Tag in Bildern und Rahmen, hielten hier etwas hin und dort etwas nebeneinander, wischten Glasscheiben ab und schlugen Nägel in die Wand. Herausgekommen ist natürlich weder für die eine Wand, noch für die andere etwas, stattdessen haben wir jetzt eine neue Wand im Wohnzimmer. Voilà, die Sammlung Bogdan:

Im Uhrzeigersinn von links: Christoph Niemann, „Brooklyn Bridge“, Druck (auf Facebook gewonnen); Maximilian Buddenbohm, „Termin“, Fotografie (Geschenk des Künstlers); Gerd Brunzema, „Plantage“, 2007, und „In die Brombeeren gehen“, 2009, Druckgrafiken (Geschenke des Künstlers); Ellen Dressler, „Tordurchgang Richardstraße 3“, Aquarell, 1946 (Erbstück); Wolf Erlbruch, „Turnschwein“ (Kalenderblatt); Torsten W. Schneider, „Fußballer, zerrissen“, Fotografie (Geschenk des Künstlers).