[Hier bitte ebenso langweilige wie ärgerliche Geschichte über einen Produktwechsel beim Telefonanbieter hindenken.]
Wir sind vorübergehend nicht unter unserer gewohnten Telefonnummer zu erreichen. Aktuelle Nummer bitte per Mail erfragen. Wie lange? Keine Ahnung. „Bis zu 30 Tage“. Wenn die neue Nummer nicht mehr geht, geht wieder die alte. So Gott und Alice wollen.
Nicht zu fassen, aber gestern war ich nach sechs Jahren Hamburg tatsächlich zum ersten Mal auf dem Christopher Street Day. Keine Ahnung, was in den Jahren vorher immer war, irgendwie habe ich es immer verpasst. Ebenso wie den Schlagermove übrigens, der kollidiert oft mit meinem Geburtstag. Irgendwann werde ich es auch dahin schaffen.
Dieses Jahr habe ich mich also in der Langen Reihe mit Freunden getroffen, und pünktlich zum Beginn des Umzugs fing es an zu regnen. Und zwar gar nicht mal so wenig. Machte nichts, es war warm genug, wir wurden nass und nasser, hatten aber Sekt, und alles war gut. Und später kam auch noch die Sonne raus und machte uns teilweise wieder trocken. Das mit den Fotos war trotzdem schwierig. Sekt in einer Hand, Kamera in der anderen, dazu Regen, und dann löst das Ding auch immer so spät erst aus, da sind die meisten Leute schon vorbeigelaufen. Dass die aber auch nicht stillhalten! Anders gesagt: ich bin halt keine gute Fotografin. Insgesamt hatte ich auch irgendwie mehr erwartet. Egal, war trotzdem ein großer Spaß. Olivia Jones zum Beispiel sah umwerfend aus, logisch, aber ich habe sie nicht rechtzeitig scharf gekriegt. (Pun intended, haha.) Eine kleine Auswahl gibts trotzdem bei Flickr, bitte aufs Bild klicken.
Ich habe erwachsene Männer in kurzen Hosen und Socken eine einstudierte Choreographie zu „Under Pressure“ tanzen sehen, und ich weiß, wie unglaubwürdig das klingt, aber ich schwöre: es war un.fass.bar cool.
Und zwar bei Tap Stars im St. Pauli-Theater. Unglaubliche Show. Sieben (bzw. sechs) junge Männer vom Typ Hip-Hopper tanzen da einen Step, dass einem schwindelig wird. Und dass es einem in den Magen fährt und einen kaum auf dem Stuhl hält und man sofort mitmachen möchte, laut auf dem Boden rumstampfen und Rhythmus produzieren und Musik und Krach machen und tanzen.
Im ersten Teil geht es um die Geschichte des Stepptanzes, es werden ein paar berühmte alte Stepptänzer genannt und kurz ein paar Besonderheiten ihres Stils vorgeführt, und das kommt einem überhaupt nicht vor wie so ein betuliches Musicalgesteppe (worauf ich ja insgeheim ein bisschen stehe, aber das würde ich natürlich nie zugeben), sondern ist tatsächlich saucool; sie sind sogar zum abgedroschensten Stepstück aller Zeiten, „Singing in the Rain“, cool. Keine Ahnung, wie sie das machen. Im zweiten Teil zeigen sie dann einfach zu unterschiedlichster Musik nochmal alle, was sie können und erzählen kleinere Geschichten.
Für das, was sie können, fehlen mir die Worte. Technisch ist es unfassbar, man kann sich überhaupt nicht vorstellen, in welchem Tempo und mit welcher Präzision diese Jungs mit den Füßen Töne produzieren, wie das gehen soll, und zwar ohne dass es irgendwas Uhrwerkhaftes hätte wie bei Riverdance und all diesen unsäglichen Produktionen, sondern es ist Tanz und sieht aus, als wäre es reiner Spaß und Vergnügen. Eine Zeitlang. Und dann haben sie plötzlich nicht mehr nur Spaß, sondern können auch musikalisch und schauspielerisch was; da steppt einer zu „Send in the Clowns“, was sich ja nicht gerade zum Steppen anbietet, und was einfach unfassbar traurig ist – und er steppt dazu wütend, sehr wütend und verzweifelt, und das ergänzt die Musik wunderbar. Ich hätte fast geheult. Na gut, ich habe geheult. Und dann geht es von Sondheim über Queen zu Eminem und irgendwelchen Hip-Hoppern, die ich nicht kenne, teils ist es durchchoreografiert, teils grob abgestimmt, teils frei improvisiert, und überraschenderweise ist diese wilde Musikmischung sehr wohl stimmig und ausgewogen und passt hervorragend hintereinander. Und zwischendurch machen sie hemmungslos Quatsch. Die komplette Show ist von vorne bis hinten eine Sensation, die Tänzer einer cooler als der andere, das Publikum hat sich nicht mehr eingekriegt, Standing Ovations, und ich muss unbedingt mehr üben, mehr lernen, natürlich werde ich da nie hinkommen, aber ein bisschen was geht noch, ich willwillwill, und ich hätte gern wenigstens ein Fitzelchen von dieser Coolness.
Noch bis 20. August im St. Pauli-Theater. Geht hin und staunt. Sagte ich schon, dass das alles unfassbar cool ist?
PS: Wer steppen lernen möchte, kann das zum Beispiel bei Nicola Hartlef im Hoofers tun.
Ich lese heute NICHT bei Poets on the beach, ich liege vielmehr im Bett und jammere. Blöder Mist. Die drei anderen lesen aber natürlich, alles weitere hier.