Zeitung

Die weiter unten bereits erwähnte und verlinkte „Allgemeine Zeitung“ ist ein veritables journalistisches Kleinod, das mir täglich Freude bereitet, und das ich hier sicher noch öfter zitieren werde. Meine beiden Lieblingsheadlines des heutigen Tages, beide auf der ersten Lokalseite, lauten:
„Auto beschädigt und verschwunden”
und „Karneval ist eine Lebensaufgabe.“

Falsch gedacht

Spam im E-Mail-Briefkasten. Es werden „mature women“ angeboten, und zwar: „over the age of thirty“. Und ich hatte gedacht, ich hätte noch fünfundzwanzig Jahre Zeit, bis ich in diese Kategorie falle. Wieder was gelernt.

Günter Grass und die Übersetzer

Wo ich es hier gerade von Grass habe:
Man mag ja von seinen Büchern halten, was man will, aber Grass ist zumindest ein Schriftsteller, der sich sehr intensiv um seine Übersetzer kümmert – in dieser Form vielleicht sogar weltweit einzigartig, jedenfalls habe ich noch nichts Vergleichbares gehört. Er veranstaltet seit dem „Butt“ (1978) zu jedem neu erschienenen Roman ein Treffen mit seinen Übersetzern aus aller Welt. Der Steidl-Verlag zahlt, wenn ich richtig informiert bin, Unterkunft und Verpflegung der Übersetzer, der ausländische Verlag verpflichtet sich beim Kauf der Rechte gleichzeitig, seinem Übersetzer die Reise nach Deutschland zu bezahlen.
Bei diesen Arbeitstreffen stellen die Übersetzer Fragen zum Text, zu sprachlichen Besonderheiten, zu Rechercheproblemen, Konnotationen, Anspielungen etc. und berichten gleichzeitig von den Schwierigkeiten bei der Übertragung in ihre Muttersprache. Grass antwortet, so gut er kann, und wenn er nicht mehr weiterweiß, sagt er: „Lassen Sie sich was einfallen.” Weil er seinen Übersetzern vertraut, denn er kennt sie und weiß, wie gründlich sie arbeiten:

Übersetzer sind die genauesten Leser. Sie nehmen den Autor beim Wort. Unerbittlich sind sie ihm auf der Spur. Sie finden sich nicht bereit, Unverständliches oder dem Autor unterlaufene Ungenauigkeiten als ein nach diffuser Vieldeutigkeit verlangendes Symbol hinzunehmen. Sie wollen es genau wissen. Sie penetrieren den Autor.

(Günter Grass in seiner Laudatio „Lob der Vielseitigkeit“ für den Übersetzer, Schriftsteller und Germanisten Per Øhrgaard zur Verleihung des Henrik-Steffen-Preises 2001 in Kiel.)

Nachzulesen ist das alles in diesem hübschen Buch.

Urheberrecht

Günter Grass schreibt gestern in der FAZ über den so genannten „Korb 2″ des neuen Urheberrechts:

„Wir Urheber!
Schluß mit der Bescheidenheit: Der Gesetzgeber muß den Schöpfern von Kunst und Kultur endlich bessere Bedingungen einräumen / Von Günter Grass

Als es vor drei Jahren um das neue Urheberrecht in Gesetzesform ging, hielt der sekundäre Bereich mit geballter finanzieller Potenz dagegen. Vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels über die Zeitungsverleger bis zu den Chefetagen der Sendeanstalten wurde mit ganzseitigen Anzeigen demonstriert, wer in dieser Sache das Sagen hat. […] Man hätte aus Mitleid für sie zur bundesweiten Kollekte aufrufen mögen. […] Das neue Urheberrecht brachte, wenngleich behindert durch machtvoll erzwungene Kompromisse, einige Verbesserungen zugunsten der Autoren auf den Weg, zum Beispiel für die stets zu kurz kommenden Übersetzer, die aus der Sicht dankbarer Schriftsteller gleichfalls Urheber sind. […] Vor dreieinhalb Jahrzehnten hat Heinrich Böll, anläßlich der Gründung des Schriftstellerverbandes, von seinen Mitautoren das ‚Ende der Bescheidenheit‘ gefordert. Wir haben Anlaß, diesen Ruf zu erneuern, und richten ihn an den Gesetzgeber, das Parlament der Bundesrepublik Deutschland.”
(Via Übersetzerforum)

Hat jemand den Artikel und könnte ihn mir zukommen lassen?

Weitere Infos zum Urheberrecht.

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