
Lolita. Lolita wollte ich schon immer mal lesen. Um klassische Bildung nachzuholen. Und weil es alle toll finden, ich kenne niemanden, der es gelesen hat und nicht liebt. Man hat es mir hundertmal ans Herz gelegt. Wie man sieht, besitze ich es ja auch schon. Aber jetzt übersetze ich gerade ein Buch über die erwachende Sexualität dreizehnjähriger Mädchen, die sich in mitte-vierzig-jährige Männer verlieben, und das ist alles sehr unangenehm, die Männer ebenso wie die Mädchen, die ganze Atmosphäre ist schmierig. Soll ja bei Lolita nicht so sein. Schaumermal. Nach dieser Übersetzung brauche ich jedenfalls erstmal was ohne Pädophile.
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Lieber B., jetzt kenne ich zwar Ihren Namen, weiß aber sonst nichts über Sie. Google nennt mir einen Diplomaten, einen Rechtsanwalt, einen Facharzt für Innere Medizin, einen Fotografen, einen ITler und so weiter, man wundert sich, wieviele Leute gleichen Namens es gibt. Dabei klingt er gar nicht so gängig. Jedenfalls: ich freu mich wie verrückt! Vielen Dank! Wenn Sie mir eine kleine Mail schicken, bedanke ich mich auch persönlich. Die CD läuft schon und gefällt mir sehr. Feine Sache, so ein Wunschzettel.
NACHTRAG 28.10.: Die CD läuft durch, seitdem ich sie gestern Abend ausgepackt habe. Und jetzt muss ich was beichten. Ich habe beim Auspacken nämlich kurz gedacht: „schade“. Weil es die Live-CD ist, und auf dem Wunschzettel das Studioalbum gestanden hatte, weil ich Live-CDs normalerweise nicht so mag, denn was interessieren mich die Ansagen zwischen den Liedern und das Publikumsgeschrei. Aber. ABER! Was für eine richtige Entscheidung! Plötzlich ist hier Stimmung im Arbeitszimmer, das ist total toll, man möchte SOFORT auf ein Clueso-Konzert gehen und mitsingen. 17. Februar ist schon notiert, Alsterdorfer Sporthalle leider, aber egal. Vielen Dank, das ist wirklich eine total tolle CD und ich freu mich riesig.
Spring forward, fall back.
oder
Im Frühling stellt man die Stühle VORs Café, im Herbst holt man sie wieder ZURÜCK.
Gern geschehen. Kann ich auch im Frühjahr gerne noch mal.
Ach ja, Superlative. Seufz. Sehr gut gefällt mir Der Ursprung der Welt von Jorge Edwards (Sabine Giersberg). Die Gestaltung stammt von Julie August.

Jo, gestreift halt. Aber man ahnt was, oben rechts. „Der Ursprung der Welt“ ist der Titel eines Gemäldes von Gustave Courbet von 1866, das damals ein Skandal war. Das Bild spielt in dem Buch eine wichtige Rolle: Ein Mann entdeckt im Nachlass seines besten Freundes, eines Fotografen, Fotos, die dem berühmten Gemälde nachgestellt sind. Der Kopf der Frau ist – wie auch auf dem Gemälde – nicht zu sehen, aber er hat doch den Verdacht, dass es sich um seine eigene Frau handelt. Er wird eifersüchtig, und diese Eifersucht wirft ihn völlig aus der Bahn, er wird geradezu besessen von der Vorstellung, seine Frau könnte ein Verhältnis mit seinem besten Freund gehabt haben. Lange her, dass ich es gelesen habe (ich hoffe, die Inhaltsangabe stimmt), aber ich weiß, dass ich es unglaublich großartig und überzeugend fand. Sehr beeindruckend. Und mit einem wunderbar gelösten Schluss. Das ist eine dringende Leseempfehlung, 160 Seiten, kann man schnell mal eben. Und es sieht wunderschön aus.
Was man da oben sieht, ist natürlich nur der Schutzumschlag. Weiße Streifen auf halbtransparenten schmaleren Streifen. Das Gemälde „Der Ursprung der Welt“ hat Julie August verschä dezent darunter versteckt.

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Wenn jemand durchs Fenster reinguckt und sieht, wie man mit geschlossenen Augen am Regal entlangtappt, die Hände über Buchrücken gleiten lässt und schließlich eins rauszieht, der muss ja … ach, egal.

Heinrich Mann: Die kleine Stadt. Ich habe dieses Buch nicht gelesen, es gehört dem Gatten. Wenn ich’s recht bedenke, habe ich wahrscheinlich gar nichts von Heinrich Mann gelesen. Ein schönes Buch, in grünes Leinen gebunden, am Rücken ein bisschen ausgeblichen, sehr schöne Schriftart auf dem Rücken. Keine Schrift auf dem Cover. Ich weiß nicht, ob es mal einen Schutzumschlag dazu gab. Es hat 442 Seiten, die nach altem Buch riechen. Erschienen ist es 1960 bei Claassen, eine „Einmalige Sonderausgabe in der Reihe Die Bücher der Neunzehn, Band 65.“
Die Bücher der Neunzehn, weiß Wikipedia, „war ein in den 1950er- bis 1970er-Jahren von 19 deutschen Verlagen durchgeführtes Gemeinschaftsprojekt zur Herausgabe einer Buchreihe von anspruchsvollen Büchern bedeutender Philosophen und Schriftsteller in guter Ausstattungsqualität zu sehr günstigen Preisen.“

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