Lucy Fricke: Ich habe Freunde mitgebracht

Henning und Martha sind seit zehn Jahren ein Paar, sie lieben sich, aber irgendwie ist auch Gewohnheit drin, natürlich. Martha wünscht sich ein Kind, Henning hat keine rechte Meinung dazu. Martha haut regelmäßig für eine Weile ab, Henning macht sich Sorgen um die Beziehung, weiß aber auch, dass Martha wiederkommen wird. Außerdem ist er Comiczeichner und bekommt endlich seine erste eigene Veröffentlichung. Jon ist ein erfolgloser Schauspieler, der immer nur Leichen spielt, jetzt aber kurz vor dem Durchbruch steht. Betty ist Filmregisseurin und kurz vorm Nervenzusammenbruch.
Und dann brechen alle zusammen, jeder der vier erlebt seine eigene Katastrophe. Da ist es gut, Freunde zu haben, die einem in dem Moment zwar vielleicht irrsinnig auf die Nerven gehen, weil einem eben das Leben auf die Nerven geht, die aber immerhin da sind.

Lucy Fricke erzählt immer im Wechsel aus diesen vier Perspektiven. Personal, nicht als Ich-Erzähler, aber der schnelle Wechsel ist trotzdem manchmal anstrengend; man hat das Gefühl, da soll so etwas wie „Rasantheit“ hergestellt werden, indem jede Figur immer nur für eine Seite dran ist und dann schon wieder die nächste drankommt. Aber dann gewöhnt man sich daran, die Geschichten verweben sich und es wird doch noch wirklich rasant, und dann kurz ein bisschen zu rasant, und dann kippt die Stimmung, und man möchte sagen: zum Glück. Nach hundert Seiten hätte ich es fast beiseitegelegt (mit dem Gedanken „och, ganz nett“), nach knapp zweihundert Seiten bin ich aber doch froh, es zu Ende gelesen zu haben, obwohl die Figuren einem nicht so richtig nahe kommen. Man versteht mehr mit dem Kopf, dass es ihnen dreckig geht, als dass man es spüren würde. Insgesamt also nicht die ganz große Begeisterung, aber durchaus ein gutes Buch. Besonders gefallen hat mir die Idee, vor Langeweile aufzuwachen, weil man so ödes Zeug träumt.

Lucy Fricke wohnt im Regal zwischen Sir James Frazer und Kinky Friedman.

Lucy Fricke: Ich habe Freunde mitgebracht. Rowohlt, 192 Seiten, 16,95 €

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Tagebuchbloggen

Gefreut: Gemüsemän! Wirsing, Zucchini, Champignons, Zwiebeln, Möhren, Knoblauch, Sprossenmix, Ingwer, Avocado, Mandarinen, Äpfel, Kiwis, Bananen, Weintrauben, Apfelcidre, Reisdrink, Milch, Basmatireis, Paprikagewürz, Kartoffeln, ist das nicht herrlich?

Geärgert: Ich habe eine Überweisung aus Norwegen bekommen, über 500,- Norwegische Kronen. Das entspricht 64,25 €. Davon zieht die Bank 10,- „Provision“ und 2,50 „Courtage“ ab, was immer das heißen soll, es bleiben jedenfalls 51,75 € übrig. Das ist, über’n Daumen gepeilt, ein FÜNFTEL des Gesamtbetrags, den sie mir an Gebühren abziehen. Unverschämtheit, bodenlose. Möchte mal wissen, was passiert, wenn man 15,- überweist. Werden wahrscheinlich auch 12,50 abgezogen. Sagte ich schon: Unverschämtheit? Mir war so. Isdochwah!

Gelernt: Ein Drache ist dieses echsenartige, geflügelte, feuerspeiende Fabeltier. Ein Drachen hingegen ist das Kinderspielzeug-Flugdings mit der Schnur dran, das andere Flugdings zum, naja, Drachenfliegen halt, eine bestimmte Sorte Boot, eine mathematische Figur, und, erstaunlicherweise: eine zänkische Frau. Dabei sollte man doch meinen, dass die eher ein Drache ist. Aber nun, im Duden steht’s geschrieben.

Gegraust: Meike Winnemuth ist inzwischen in Mumbay und schreibt über misshandelte Kinder. Überhaupt, Indien.

Gemogelt: Ich musste doch kurz zu Facebook, weil ich schon wieder etwas gewonnen habe (ein Notizbuch von teNeues), da musste ich für den Versand meine Adresse angeben. Hat aber nur eine Minute gedauert, und ich hab nicht länger dort rumgelesen, ich schwör! Und: danke, teNeues! Ansonsten hat es gut

Geklappt: das mit Twitter und Facebook. Ganz entspannt eigentlich. Auch wenn ich zwei-drei Mal dachte, wohin soll ich jetzt mit dem Aufreger, mit der Freude, wenn ichs nicht twittern darf?

Gefreut: Willkommen im Leben, kleine Tessa!

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Fastenzeit

Bis Ostern werde ich mich von Twitter und Facebook fernhalten, den blöden Zeitfressern. Gebloggt wird weiter, vielleicht kommt es dem Bloggen ja sogar zugute. Und vor allem meiner Konzentration auf Anderes, Wichtigeres. Denn so wichtig soziale Netzwerke auch sind, sie kosten einfach viel Zeit, und ich neige dazu, das Maß zu verlieren und zu viel dort herumzuhängen. 40 Tage ohne meine schlimmsten Süchtigmacher; soweit ich mich erinnere, ist das trotz meiner katholischen Vergangenheit das erste Mal, dass ich wirklich faste. Trifft sich gut, dass ich sowieso gerade viel zu tun habe.
Heute Nachmittag lasse ich den Mann neue Passwörter eingeben, die ich nicht kenne. Damit ich gar nicht erst in Versuchung gerate. (Oder gildet Fasten nur, wenn die Versuchung möglichst groß ist?)
Ich werde so viel Zeit für tolle Dinge haben! Bücher lesen! Yeah! Und, äh, ach ja. Arbeiten! Jippie!

[Angeregt von Giardino, der allerdings auch aufs Bloggen verzichtet. Und Percanta macht auch mit.]

Hui! Noch mehr Geschenke!

Das hört ja gar nicht mehr auf! Kamen doch heute glatt noch drei Geschenke. Und ein weiteres vom Wunschzettel ist unterwegs, und mein Verlag schickt auch noch was. Hui!

Eins war schon angekündigt, nämlich Nicole Krauss‘ „Eine Geschichte der Liebe“ von Birte, die es nicht besonders mochte und auf meinem Wunschzettel entdeckt und mir ihr Exemplar vermacht hat. Vielen Dank! Jetzt bin ich gespannt, denn Nicole Krauss‘ neues Buch, „Das große Haus“ ist auch schon unterwegs.

Ein weiteres habe ich auf Facebook mit einer schnellen Antwort beim Milena-Verlag gewonnen: Nadja Bucher, „Rosa gegen den Dreck der Welt“. Danke, Milena-Verlag!

Und dann noch was Sonderbares: in meinem letzten begeisterten Eintrag über Mariana Leky schrieb ich, ich wolle doch mal gucken, ob ihr Roman „Erste Hilfe“ nicht doch noch irgendwo zu kriegen ist. Tatsächlich ist einer der Amazon-Verkäufer, die es noch im Angebot hatten, mein Bruder, und so habe ich es bei ihm bestellt. Heute kam es an, nicht direkt von ihm, sondern von einer Frau aus Berlin – gut, dachte ich, dann wird er es auf einem Umweg besorgt haben, ist ja schließlich vergriffen, und es steht auch was von Amazon auf dem Adressaufkleber. Ich schickte ihm also eine Mail, vielen Dank, Buch ist angekommen. Gerade rief er an: das Buch ist nicht von ihm. Er hat es noch da liegen und mir noch nicht geschickt.
Wer war das? Wer hat mir Mariana Lekys „Erste Hilfe“ geschenkt, ganz kommentarlos? Die Dame, deren Absender draufklebt, war es nicht, oder? Ich bin völlig verdattert. Klärt mich auf! (Mein Bruder behält das andere Exemplar und verkauft es anderweitig, gar kein Problem. Er ist sogar immer froh, wenn er etwas hat, das vergriffen ist.)

Und danke, Ihr alle! Ich weiß ja gar nicht, wie mir geschieht, das ist ja der reinste Bücherregen. Jippie! Ich geh dann mal los, auch irgendwem etwas schenken. Damit im Universum nichts verlorengeht.

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