mal angenommen, Ihr sitzt in der Bahn oder im Bus. Irgendwo in Eurer Nähe sitzt jemand, der ein Buch liest und ab und zu kichert. Was macht Ihr dann? Guckt Ihr denjenigen komisch an? Nee, oder? Ihr denkt: „Scheint ja ein lustiges Buch zu sein.“ Und umgekehrt ist das genauso: wenn Ihr selbst etwas Lustiges lest und zwischendurch kichern müsst, dann guckt Euch auch niemand komisch an. Die denken nämlich alle keineswegs, dass Ihr einen an der Waffel habt, sondern die denken, dass Ihr wohl etwas Lustiges lest. Und wenn man denkt, „scheint ja ein lustiges Buch zu sein“, dann versucht man höchstens, einen Blick aufs Cover zu erhaschen, weil man es vielleicht selbst lesen möchte. Aber Ihr werdet nicht komisch angeguckt. Ehrlich nicht.
Ihr könntet dann auch aufhören, das in Kundenrezensionen zu behaupten. Danke.
Eure Isa
[Wer sowas über mein Buch behauptet hat, für den gilt das natürlich nicht. Denn alles, was über mein Buch Nettes behauptet wurde, ist gut, schön und wahr! Außer – naja, ihr wurdet wahrscheinlich auch nicht wirklich komisch angeguckt. Höchstens neidvoll.]
Kiki über Flüchtlinge im Allgemeinen und im Speziellen. Aus leider gegebenem Anlass, denn was da gerade in Berlin passiert, ist wirklich nicht zu fassen. Da werden frierenden, hungernden Menschen nachts bei Bodenfrost die Decken und Isomatten weggenommen. Habt Ihr noch nicht mitbekommen? Weil die Medien nicht darüber berichten? Das ist, genau: ebenfalls nicht zu fassen.
Und hier noch ein interessanter Artikel im Spiegel zum Stammtischgerede von „Die kommen alle nur her, weil sie hier wie die Made im Speck leben“ und „Wir können uns das auch nicht mehr leisten“ und „Das werden immer mehr“. Nichts davon ist nämlich wahr.
Man kann dem Buch jetzt vorwerfen, dass es keine „richtige“ Geschichte erzählt. Und man kann mir vorwerfen, dass ich sowieso in Martina verliebt bin. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum es überhaupt nichts ausmacht, dass das Buch keine „richtige“ Geschichte hat. Es hat nämlich wohl eine, und zwar die echte Martina-Geschichte, das reicht ja wohl. Wie Martina nämlich nach der Schule mehr oder weniger aus Versehen Sekretärin wird, oder weil ihr nichts anderes einfällt, sie dann als Assistentin der Geschäftsführung in New York im Musikbusiness arbeitet, schließlich nach München zurückkehrt und es dort ohne Kinder, Kerl und Karriere als Texterin versucht. Mehr „Geschichte“ braucht eine Kink nicht, um ihren wundervollen Sprachwitz zu entfalten. Der ist nämlich so, dass die Geschichte eh wurscht ist, man liest einfach immer weiter, weil das einen Sound hat und ein Tempo und eben diesen speziellen Kink-Witz. Und außerdem hat sie eindeutig nicht nur Witz, sondern auch noch recht:
Da lob ich mir das Kleid. Kleider sind die iPhones unter den Klamotten, man sollte jeden Tag dankbar sein, eine Frau zu sein. Reinschlüpfen, bam, Holly Golightly. Im besten Fall. Im schlimmsten Fall bum, Beyoncé.
Kleider! Tragt mehr Kleider! Sag ich ja auch immer. Und Formulierungen wie: irgendwas sei ihr zu laut, sie möge laut nur, wenn’s Musik ist, die merke ich mir doch gleich für mein eigenes Repertoire.
Soll heißen: das ist wirklich alles ein ganz großer Spaß. Und wenn man Martina vorher schon mochte, mag man sie hinterher noch mehr.
Und hey, Martina, um die letzte Frage zu beantworten, die ganz hinten: Aber hallo will ich ’n Kaffee!
New York, heute.
Eine junge Frau und ein junger Mann haben sich gerade in einer Kneipe kennengelernt, sie flirten kurz, dann geht sie gleich mit zu ihm nach Hause. Wo sie erstmal ein bisschen Smalltalk machen. Er so:
„Bist du New Yorkerin?“
„Nein, ich komme aus Kielce in Polen – wo der polnische Rap herkommt“, sagte Anna. „In Polen nennen sie uns scyzoryki, die Springmesser. And you don’t wanna fuck with us.“
Ben lachte.
„Well, I’m always up for a challenge.“
Funktioniert auf Deutsch nicht so richtig. Zwar kann man „ficken“ auf Deutsch inzwischen auch in der Bedeutung „fertigmachen“ benutzen, aber „Und uns fickt man nicht so einfach“ kommt in dem Kontext nicht recht rüber, es ist zu eindeutig. Ich brauche also eher etwas in Richtung
„Mit uns legt man sich nicht an.“
„Aber vielleicht hin?“
Bisschen an den Haaren herbeigezogen.
„Wir lassen uns nichts gefallen.“
„Darauf würde ich es ankommen lassen.“
Funktioniert zwar, klingt zumindest nach einem plausiblen Gespräch, ist mir aber zu brav. Zu wenig zweideutig.
„Uns fickt man nicht ins Knie.“
„Aber woandershin?“