Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW

Der Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2011 geht an TERÉZIA MORA. Herzlichen Glückwunsch!

Pressemitteilung

Die 1971 im ungarischen Sopron geborene Terézia Mora erhält den mit 25.000 € dotierten Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2011, wie die Jury soeben mitteilte.

Sie wird für ihre Übersetzung von Péter Esterházys Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane) aus dem Ungarischen und zugleich für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Der renommierte Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW gehört zu den höchstdotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum und wird in Kooperation mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium im niederrheinischen Straelen vergeben.
Moras Übersetzung von Péter Esterházys Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane) ist 2010 im Berlin Verlag erschienen. Der Preis wird im Juli 2011 im Europäischen Übersetzer-Kollegium in Straelen übergeben.

Begründung der Jury
Terézia Moras Übersetzung von Péter Esterházys legendärem Debüt Ein Produktionsroman (Zwei Produktionsromane) vermittelt auf mitreißende Weise das literarische Abenteurertum des ungarischen Schriftstellers. Ob realsozialistische Parodien, tollkühne Wortspiele, kunsttheoretische Verschrobenheiten oder das pseudopreziöse Auftrumpfen des Erzählers – Terézia Mora findet für alles eine Entsprechung. Mit sprachschöpferischer Phantasie macht sie aus Esterházys Erstling das, was er im Original bereits war: einen Klassiker. Nun ist das Buch auch auf Deutsch ein überbordendes Sprachkunstwerk. Oder um es mit den Worten des Helden zu sagen: famoski!

Straelen/Europäisches Übersetzer-Kollegium, den 13. März 2011

Noch ein Zitat

Aus einer Zugfahrt mit Juli Zeh. Peter Ertle im Schwäbischen Tagblatt.

„Wir sprechen über das europäische Übersetzerfestival, auf dem sie war. In 30 Sprachen werden ihre Bücher übersetzt. Und die wenigsten Übersetzer kennt man? „Nein, ich bin mit den meisten in Kontakt!“ Und dann schwärmt sie, was das für wunderbare gebildete Menschen seien, alle sträflich unterbezahlt, aber deswegen mache das eben nur jemand, der es aus Leidenschaft mache. Als Autor begreife man durch den Austausch mit den Übersetzern erst richtig, wie Denken und Sprechen zusammenhingen. Wenn die Übersetzerin ins Chinesische mit dem deutschen Wort „gesunder Menschenverstand“ nichts anfangen kann. Wenn es das Wort „Spieltrieb“ nur im Deutschen gibt. „Was es als Wort nicht gibt, gibt es auch als Phänomen nicht, das ist das Spannende.““

Autorenstimme des Monats

„Wenn ein Buch veröffentlicht wird, müsste es eigentlich vorher übersetzt werden, das wäre dann ein richtiges Lektorat. Denn weder Autor noch Verlags-Lektor nehmen so wie ein Übersetzer jedes einzelne Wort in die Hand und machen sich Gedanken darüber, ob es passt. Für mich ist die Zusammenarbeit mit Übersetzern immer ein Geschenk, schon weil ich so vieles über die Möglichkeiten wie die Begrenzungen des Deutschen erfahre, die mir zuvor nicht bewusst waren, es auch gar nicht sein konnten – und ich erlebe mit, wie aus „meinem“ Buch dann „unser“ Buch wird.“

Ingo Schulze

(Aus dem VdÜ-Pressenewsletter.)

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