Übersetzerfreuden, oder: Pony II

„You mean, like, America?“, asks another boy, whose unfortunate bangs cut right across the middle of his forehead in a perfectly straight line.

„Wie, echt, in Amerika?“, fragt ein anderer Junge, dessen unglücklich geschnittener Pony in einer perfekt geraden Linie mitten über seine Stirn, ärks – dessen Pony ungeschickterweise schnurgerade mitten über seine Stirn – beziehungsweise quer, also so längs halt – dessen Ponylinie viel zu gerade – dessen Pony – ein Junge mit einem Pony, der wie mit dem Lineal gezogen – ein Junge, dessen Stirn von dem bescheuert gerade geschnittenen Pony in zwei Hälften geteilt – fragt ein Junge mit so einem peinlich akkuraten Pony in einer bescheuerten Länge – fragt ein Junge mit Deppenpony – ein Junge, dessen Pony in einer peinlich geraden Linie mitten über seine Stirn – ein Junge, der den schnurgeraden Pony auf Halbmast …
Ich gehe einen trinken.

Wip (work in progress)

New York, heute.
Eine junge Frau und ein junger Mann haben sich gerade in einer Kneipe kennengelernt, sie flirten kurz, dann geht sie gleich mit zu ihm nach Hause. Wo sie erstmal ein bisschen Smalltalk machen. Er so:

„Bist du New Yorkerin?“
„Nein, ich komme aus Kielce in Polen – wo der polnische Rap herkommt“, sagte Anna. „In Polen nennen sie uns scyzoryki, die Springmesser. And you don’t wanna fuck with us.“
Ben lachte.
Well, I’m always up for a challenge.“

Funktioniert auf Deutsch nicht so richtig. Zwar kann man „ficken“ auf Deutsch inzwischen auch in der Bedeutung „fertigmachen“ benutzen, aber „Und uns fickt man nicht so einfach“ kommt in dem Kontext nicht recht rüber, es ist zu eindeutig. Ich brauche also eher etwas in Richtung

„Mit uns legt man sich nicht an.“
„Aber vielleicht hin?“

Bisschen an den Haaren herbeigezogen. 
 

„Wir lassen uns nichts gefallen.“
„Darauf würde ich es ankommen lassen.“

Funktioniert zwar, klingt zumindest nach einem plausiblen Gespräch, ist mir aber zu brav. Zu wenig zweideutig.
 

„Uns fickt man nicht ins Knie.“
„Aber woandershin?“

Hilfe!

Interview mit Denis Scheck

Mit Ihrer lockeren Zunge schießen Sie schnell und scharf. Würden Sie bei Ihrer Kritik aber manchmal nicht lieber in die Tiefe gehen?
Ich komme ja aus der Tiefe. Ich habe lange übersetzt und halte an dem Glaubensbekenntnis fest, dass der Übersetzer der genaueste Leser eines Textes ist. Mitunter liest er ihn sogar genauer als der Autor, da er den Text von außen betrachtet, aber mit dem Zwang, ihn in seinen eigenen Worten wiedergeben zu müssen.

Wunderbares Interview mit Denis Scheck im Cicero: Kein Sex in Entenhausen.

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