Das Wort „drapieren“ bedeutet nicht „dekorativ irgendwo hintun“. Es bedeutet, Moment, ich kopiere das mal eben aus dem Duden: [mit Stoff] behängen, [aus]schmücken; raffen; in Falten legen.
Das „mit Stoff“ steht da zwar in Klammern, ist aber wichtig. Drapieren kann man nur etwas Weiches, das kann meinetwegen auch eine Papiertischdecke oder Knallfolie sein, solange man sie rafft oder in Falten legt. Aber bitte schreibt nicht „drapieren“, wenn ihr „dekorativ irgendwohintun“ meint. Innerhalb der letzten Tage gelesen und jedes Mal zusammengezuckt:
. Bücher auf dem Couchtisch drapieren
. einen Klecks Marmelade auf dem Teller drapieren
. die Schutzhülle wieder auf den Schwangerschaftstest drapieren.
Das geht alles nicht, gar nicht, das hat ja mit „raffen“ und „in Falten legen“ nichts zu tun.
Oder um es noch genauer zu sagen: da oben in der Definition stecken zwei Bedeutungen. Man kann entweder „einen Stoff drapieren“ (nämlich raffen oder in Falten legen) oder etwas anderes „mit Stoff behängen, schmücken“. Man kann also durchaus „einen Sessel im Wohnzimmer drapieren“ – das bedeutet aber nicht, ihn hübsch im Wohnzimmer zurechtrücken, wie es neuerdings oft verwendet wird, sondern es bedeutet, dass man Stoff drüberhängt. Wer also „Bücher auf dem Couchtisch drapiert“, der legt sie da nicht hin, damit sie jeder sieht, sondern hängt was drüber, damit man sie nicht sieht. Womit man einen Marmeladenklecks auf dem Teller drapiert, weiß ich nicht. Mit einer Scheibe Wurst?
Es fällt mir in letzter Zeit dauernd auf, und zwar vor allem in journalistischen Texten: geht der Unterschied zwischen „beide“ und „die beiden“ verloren? Oder ist der einfach unklar? Es ist nämlich so:
„Die beiden“ heißt, dass zwei Dinge in einer Beziehung stehen bzw. zusammengehören. „Beide“ heißt: sowohl der eine als auch der andere. Konkret: Zwei Männer sind aus dem Gefängnis ausgebrochen. Wenn es heißt: „Die beiden sind auf der Flucht“, kann man davon ausgehen, dass sie gemeinsam auf der Flucht sind. „Beide sind auf der Flucht“ heißt hingegen, dass sowohl der eine auf der Flucht ist als auch der andere. Einer ist nämlich schon in Südamerika, der andere hat es nur bis Oer-Erkenschwick geschafft. Womöglich kannten sie sich gar nicht und sind aus unterschiedlichen Gefängnissen geflohen.
In letzter Zeit gelesen: „Beide Höfe sind mit 110 bis 120 Milchkühen ungefähr gleich groß.“ Das zieht mir die Schuhe aus, denn gemeint ist natürlich: „Die beiden Höfe sind gleich groß, denn sie haben etwa gleich viele Kühe.“ So, wie es da steht, heißt es: der eine Hof ist gleich groß, und der andere ist auch gleich groß. Was wenig Sinn ergibt.
Das zweite Beispiel: „Beide Mannschaften haben schon zweimal gegeneinander gespielt.“ Ach ja? Die eine Mannschaft hat schon zweimal gegeneinander gespielt, und die andere hat auch schon zweimal gegeneinander gespielt? Eher nicht. Vielmehr haben „die beiden“ zweimal gegeneinander gespielt. Die eine gegen die andere.
Das kleine Wörtchen zurecht gibt es eigentlich gar nicht. Jedenfalls nicht als eigenes Wort, sondern ausschließlich als Vorsilbe von Verben: zurechtkommen, zurechtrücken, zurechtbiegen, zurechtschneiden und so weiter. Es handelt sich bei all diesen Verben um sogenannte trennbare Verben, das heißt, in flektierten Formen zerfallen sie gegebenenfalls in zwei Teile: Ich komme schon zurecht. Du rückst etwas zurecht. Er biegt ein Stück Draht zurecht. Die Schneider schnitten den Stoff zurecht. Und im Perfekt: hat zurechtgeschnitten.
Etwas ganz anderes ist die Wendung zu Recht. Sie bedeutet sowas wie: Mit einem gewissen Recht. Man kann sie von dem Verbbestandteil ganz einfach unterscheiden, in dem man ausprobiert, ob man es durch mit Recht ersetzen kann. Dieses Verbot besteht zu Recht. Das kommt nicht von „zurechtbestehen“! Sondern es besteht mit Recht.
Das ist zwar vollkommen logisch, ist aber offenbar doch nicht so einfach. Und deswegen behaupte ich, dass ich diesen Eintrag hier vollkommen zu Recht geschrieben und mir nicht einfach irgendwas zurechtgeschrieben habe! Im Zweifel immer einfach die Probe mit „mit Recht“ machen. Danke.