Interviews/Portraits/Podcasts zu „Laufen“

Zu Gast bei SWR1 „Leute“. (Sendung vom 29.01.20)

WDR 2 Sonntagsgespräch mit Gisela Steinhauer.

Florian Zinnecker in der Zeit

Interview im Spiegel

In Podcast Blauschwarzberlin sprechen Maria-Christina Piwowarski und Ludwig Lohmann über den Roman, ab Min. 37:35.

Interview mit dem Kölner Domradio.

Buchmessengespräch mit Claudius Nießen bei detektor.fm.

Noch ein Buchmessengespräch mit Alexander Wasner auf der ARD-Bühne.

Und noch ein Buchmessengespräch mit Jessica Sturmberg von Deutschlandradio Kultur, Sportgespräch.

Buchmesse zum letzten (gaube ich): Das ZDF Mittagsmagazin vom 17.10. (ab Min. 28:44).

Nochmal Deutschlandfunk Kultur zum Thema Sport und Literatur: Im Gespräch mit Frank Meyer. (Meinen Namen in die Suchmaske eingeben.)

Portrait und Gespräch im Schweizer Radio SRF zum Thema Witwen.

Die Gesprächszeit auf Radio Bremen.

Hörstoff, der Podcast der Hamburger Buchhandlungen: Ich spreche mit Christiane Hoffmeister vom Büchereck Niendorf.

Troststoff, ein Podcast von Winnie Heescher, der sich mit Literatur über Trauer befasst.

Und noch ein Podcast in Wolfgang Tischers Literaturcafé.

Laufen

ES IST DA! Mein Buch ist da. Der offizielle Erscheinungstermin ist Donnerstag, aber mit ein bisschen Glück könnte es heute oder morgen schon in den ersten Buchhandlungen sein. Zur Feier des Tages hat das Blog ein neues Kleidchen bekommen. (Fast möchte ich „Blog“ in Anführungszeichen setzen, wenn ich sehe, wie alt der letzte Eintrag ist. Ich schäme mich angemessen.) Danke dafür, Christian Fischer, ich find’s super!
 
Die Buchpremiere ist am 1. Oktober im Hamburger Literaturhaus. Julia Westlake moderiert, der Vorverkauf beginnt am 14. September. Keine Ahnung, wie voll es wird, aber möglicherweise wäre es ganz schlau, sich rechtzeitig Karten zu sichern (12,- €). Alle weiteren Lesungen – das sind ziemlich viele – stehen immer hier.

Die Neuigkeiten ansonsten: Der NDR feuert aus allen Rohren. Neulich war ich mit Juliane Bergmann spazieren, unser Gespräch kann man hier hören (Radio). Gestern Abend war ich im Kulturjournal (Fernsehen), und den ganzen Monat ist „Laufen“ Buch des Monats. Holla! Ich freu mich sehr, danke! Und:

ALLES SO AUFREGEND! Tänzchen!

UPDATE: Es ist wirklich da! Hier in der Buchhandlung Christiansen in Hamburg.

Ärztliches Bulletin

Ich habe keine Ahnung mehr, seit wann dieser Knoten da an meinem Hals ist. Auf zehn Jahre alten Fotos sieht man ihn schon. Gelegentlich wurde ich darauf angesprochen – ob meine Schilddrüse unter Kontrolle sei? Jaja, sagte ich dann immer, ich gehe regelmäßig hin, das war so halb wahr, ich sollte es eigentlich einmal im Jahr überprüfen lassen, meistens war ich nur alle zwei, drei Jahre da, es hieß dann immer, alles in Ordnung, aber ich solle es im Auge behalten. Solange ich Privatpatientin war, bedeutete im Auge behalten Radiologische Praxis, Kontrastflüssigkeit, Szintigraphie, Ultraschall, volles Programm. Seit ich Kassenpatientin bin, genügte es, die Schilddrüsenwerte im Blut zu überprüfen. Jenun.
Vor einem Jahr passierte dann, was lange abzusehen war: Sie musste raus. Die Schilddrüse wurde im Krankenhaus noch mal geschallt und abgetastet, ich unterschrieb eine Milliarde Zettel, dass alle behandelnden Ärzte miteinander sprechen dürfen, saß geschlagene vier Stunden für die Narkose-Vorbesprechung im Wartezimmer und zwei weitere beim HNO und wurde zwei Wochen später operiert. Als ich aus der Narkose aufwachte, fasste ich mir an den Hals, und der Knoten war noch da.
Wieso denn der Knoten noch da sei, fragte ich.
Der habe mit der Schilddrüse nichts zu tun, das sei ein Lymphknoten, hieß es. Man habe kurz überlegt, ihn mit rauszunehmen, dann aber auch nicht recht gewusst, und er sitze ja auch ein Stück höher als die Schilddrüse. Ich solle ihn aber besser im Auge behalten.

Ein Dreivierteljahr später, nämlich vor ein paar Wochen, fragte ich meine Hausärztin, wie denn im Auge behalten geht. Ich solle den Knoten mal ultraschallen lassen, sagte sie, das könne sie selbst aber nicht machen. Also ging ich in eine andere Praxis, wurde geschallt, und die junge Ärtzin sagte, wie ein Lymphknoten sehe das nicht aus, sie wisse aber auch nicht, was es sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (1), und sie wolle noch mal den erfahreneren Kollegen draufgucken lassen. Der erfahrenere Kollege sagte, wie ein Lymphknoten sehe das nicht aus, er könne aber auch nicht sagen, was es sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (2).
Der Befund wurde an meine Hausärztin geschickt, die mir sagte, es sei ja wohl etwas unklar, was das sei, ich solle es lieber rausnehmen lassen (3). Zur Beruhigung, niemand macht sich Sorgen, dass es was Schlimmes ist, immerhin ist das Ding da seit vielen Jahren und verändert sich nicht weiter.

Wieder in der Schilddrüsenklinik. Das erste, was der Professor sagt, ist: Wieso haben wir das denn letztes Mal nicht mit rausgenommen? Das möchte ich auch mal wissen, sage ich. Er tastet es ab, guckt in meine Akte, sagt, ich soll es lieber rausnehmen lassen (4) und schickt mich zum Ultraschall. Die Ärztin schallt, guckt in meine Akte und sagt: Das Ding habe ich doch letztes Jahr schon beschrieben, wieso haben die das denn nicht mit rausgenommen? Das möchte ich auch mal wissen, sage ich. Sie sagt, es solle auf jeden Fall besser raus (5).
Ich sitze diesmal viereinhalb Stunden im Wartezimmer der Narkoseabteilung, um einmal zu sagen „alle Daten stimmen noch“ und mir den kurzen Text zur Narkose, den ich vor nicht mal einem Jahr schon mal gehört habe, nochmal anzuhören. Ich unterschreibe wieder eine Milliarde Zettel. Zum HNO muss ich diesmal nicht, weiß der Geier warum, ich frage lieber nicht nach. Ich habe einen OP-Termin.

Eine Woche später kommt der Befund. Darin steht, Achtung:

„Patientin wünscht jetzt OP.“

Brüller! Zur Erinnerung: Ihr habt das Ding letztes Mal einfach dringelassen. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen. Und jetzt haben mir insgesamt FÜNF Ärztinnen und Ärzte -davon zwei aus Eurem Haus – gesagt, ich solle es rausnehmen lassen. „Patientin wünscht jetzt OP“!
Ja, klar. Das ist so ein inniger Herzenswunsch von mir, bitte operiert mich so oft wie möglich. Vielleicht nehmt ihr einfach wieder nur die Hälfte raus, damit ich bald noch mal wiederkommen kann. Es ist so schön bei euch im Krankenhaus, ich bin da einfach so gern.

Ich habe der Anästhesistin beim Vorgespräch gesagt, dass letztes Mal fast ein Vierteljahr lang meine Stimme nicht ganz intakt war, und ob sie diesmal vielleicht einen kleineren Tubus nehmen können. Immerhin besteht meine Arbeit zum Teil aus Lesungen. Drückt mir die Daumen, dass das nicht wieder passiert, das kann ich nicht gebrauchen, und ich habe auch keinen Bock drauf.

Und jetzt packe ich meine Tasche. Ich bin, um es freundlich auszudrücken, ein wenig ungehalten.

Ba-da-bing

FERTIG. Mit dem Buch. Ich muss das jetzt noch mal hinschreiben, damit ich es glaube:

Der neue Roman ist fertig.

Er ist gestern in Satz gegangen. Und ich übe mich im Loslassen und Ausatmen.

Ist das nicht toll? Also, das Cover jetzt? Das Buch – keine Ahnung. Das Cover hat wieder Barbara Thoben gestaltet, die auch schon das tolle Pfaucover gemacht hat, und ich bin sehr glücklich damit. Diesmal gibt es keine Glanzfolie, sondern einen Lack, ich bin sehr gespannt, wie das dann in Echt aussehen wird. Die Verlagsvorschau ist auch raus, man kann sie hier angucken.

Isabel Bogdan überrascht mit einem Roman über eine Frau, die nach einem Schicksalsschlag um ihr Leben läuft.

Eine Ich-Erzählerin wird nach einem erschütternden Verlust aus der Bahn geworfen und beginnt mit dem Laufen. Erst schafft sie nur kleine Strecken, doch nach und nach werden Laufen und Leben wieder selbstverständlicher. Konsequent im inneren Monolog geschrieben, zeigt dieser eindringliche Roman, was es heißt, an Leib und Seele zu gesunden. Isabel Bogdan, deren Roman »Der Pfau« ein großer Bestseller wurde, betritt mit diesem Buch neues Parkett.

Eine Frau läuft. Schnell wird klar, dass es nicht nur um ein gesünderes oder gar leichteres Leben geht. Durch ihre Augen und ihre mäandernden Gedanken erfährt der Leser nach und nach, warum das Laufen ein existenzielles Bedürfnis für sie ist. Wie wird man mit einem Verlust fertig? Welche Rolle spielen Freunde und Familie? Welche Rolle spielt die Zeit? Und der Beruf? Schritt für Schritt erobert sich die Erzählerin die Souveränität über ihr Leben zurück.

Isabel Bogdan beschreibt mit großem Einfühlungsvermögen und einem ganz anderen Ton den Weg einer Frau, die nach langer Zeit der Trauer wieder Mut fasst und ihren Lebenshunger und Humor zurückgewinnt.

Erscheinungstermin ist der 12. September. Und die ersten Lesungsanfragen kommen auch schon; hier sind schon mal die ersten Termine, das wird laufend aktualisiert. Wenn das so weitergeht, werde ich im Herbst wieder ganz schön viel unterwegs sein. Aber vorher übersetze ich noch fix die nächste Jane Gardam.
Dann schnalle ich mich wohl mal wieder an, hm? Wenn ich mit Ausatmen fertig bin.

Nachtrag zum Weltfrauentag

Meine Lieblingsfarbe ist blau. Ich hasse Autofahren, kann aber gut einparken und Karten lesen. Ich trage meist Röcke und Kleider, weil ich mich darin schön fühle (und weil Hosen mir zu kurz sind). Ich kann ganz gut rechnen und logisch denken. Ich habe ungefähr genausoviele Freundinnen wie Freunde. Ich kann die Bohrmaschine bedienen, und manchmal macht es mir sogar Spaß. Ich finde mich ein bisschen zu moppelig. Ich kann auf den Fingern pfeifen, allerdings brauche ich dafür vier Finger, und die sind dann vollgesabbert. Ich bin seit 30 Jahren mit demselben Mann zusammen und finde das immer noch gut und richtig so. Keiner von uns wäre je auf die Idee gekommen, unser gemeinsamer Haushalt wäre mein Job. Meine Sportarten sind Laufen und Tanzen und Dingeausprobieren. Ich neige nicht zu Neid und Eifersucht oder dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Man kann mir im Laden beim Anprobieren sagen, dass eine Klamotte an mir nicht gut aussieht, ohne dass ich beleidigt wäre. Ich kümmere mich um alles, was mit Geld und Formularen zu tun hat, allerdings nicht gerade aus Begeisterung. Ich lungere zu viel im Internet herum und muss meinem Mann immer bei Technikproblemen helfen. Ich bedaure es bis heute, dass ich es für das Sachenmachenbuch nicht auf den Baggerplatz geschafft habe, wo man mit großem Gerät Sandberge verschieben kann. Ich mag schöne Kleider, und ich mag meine rotlackierten Fußnägel im Sommer. Ich schäme mich für meine Bildungslücken und mein politisches Desinteresse. Ich habe keine Kinder, und das tut mir weh. Ich bin super darin, Dinge super zu finden. Ich bin auch besser im Leutemögen als im Nichtmögen. Wenn ich einen Knopf annähe, geht der nie wieder ab, aber es sieht schlimm aus. Das eingerissene Innenfutter meiner Handtasche habe ich neulich mit Paketklebeband geflickt, das wird vermutlich nicht lange halten. Ansonsten vermeide ich Handarbeiten. Ich bin diejenige, bei der die Freunde und Freundinnen ihren Liebeskummer abladen und der sie ihre Affären gestehen. Ich schlafe gern lange. Ich kann gut Struktur in Dinge bringen. Ich habe immer ein Taschenmesser in der Handtasche. Ich habe gern Gäste, am liebsten gleich die ganze Bude voll, verkünstele mich aber nicht beim Kochen. Ich habe viele Jahre weitgehend unbemerkt zu Hause vor mich hin übersetzt und dann einen überraschenden Erfolg gehabt und diese Welle mit großer Freude gesurft. Mein Mann und ich wurden unabhängig voneinander immer wieder gefragt, wie das denn für ihn sei. (Wir haben die Frage beide nicht ganz verstanden – er freut sich natürlich, was denn sonst.) Ich gehe gern aus, auch mit meinen männlichen Freunden zu zweit allein. Das scheint gelegentlich Leute zu irritieren, und das irritiert mich wiederum. Ich esse gern. Ich halte mich nicht für besonders schön, aber auch nicht für besonders unschön, und ich habe kein Problem damit, mich vor anderen auszuziehen, in der Sauna oder am See. Was ich an mir schön finde, sind meine Haare, aber ich kann nicht besonders gut damit umgehen, und es nervt mich, wenn sie mir ins Gesicht hängen. Ich bade gern in natürlichen Gewässern. Ich flirte gern. Ich mag feste Umarmungen.
Ich habe noch nie etwas nicht getan, weil ich eine Frau bin.

Ich finde, dass wir endlich mit dem Männer-Frauen-Ding aufhören und über Menschen reden sollten.

(Mit Dank an Ruth Löbner für die Anregung auf Facebook.)

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