Ich mach was mit Büchern

wasmitbuechern_120Ich weiß ja nicht, ob Sie’s wussten, aber ich mach was mit Büchern. Und habe drüben bei „Ich mach was mit Büchern“ die sechs Interviewfragen beantwortet, die dort regelmäßig von verschiedensten Leuten aus der Buchbranche beantwortet werden: bitte hier entlang. Und ach, wie passt die Farbe hier hübsch rein!

Herbert liest

Herbert liest kennt Ihr, ne? Ich gucke das immer gerne, Herbert hat immer sehr persönliche und enthusiastische Buchempfehlungen, sodass man das alles gleich selbst lesen möchte. Außerdem geht er in andererleuts Wohnungen und analysiert deren Bücherregale, das finde ich auch immer super. Ich gucke den Leuten sowieso immer gern in die Wohnung (und überlege dann, ob ich Herbert an unser Regal einladen soll, oder ob er mir dann eine Zwangsneurose diagnostiziert). Bücherregal und Arbeitszimmer von Annika Reich sind zum Beispiel sensationell, ich habe ihr Buch, das hier seit ewig auf dem Stapel liegt, mal wieder nach oben geholt. Ist dann demnächst endlich dran.
Und jetzt guckt! Alles! Und vor allem ab Minute 13:20!

Danke für die „junge Autorin“, Herbert! Hihi. Und überhaupt: danke!
Und, hast Du was gemacht?

Film: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

das-erstaunliche-leben-des-walter-mitty-poster_articleIsses denn zu fassen? Ich war im Kino! Und es kommt noch doller: Mit dem Herrn Buddenbohm! Der, falls das jemand nicht weiß, ebenso oft ins Kino geht wie ich, also im Schnitt vielleicht alle zwei-drei Jahre mal. Und jetzt waren wir zusammen im Kino, und das noch nicht mal, weil wir den Film so dringend sehen wollten, sondern weil wir mal zusammen ins Kino wollten. Und so waren wir im Passage-Kino und haben „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ gesehen. Das Passage mag ich sehr gern – klingt super, oder? So profimäßig, als würde ich die Hamburger Kinos kennen? Ha. Im Passage war ich tatsächlich schon mal, es hat güldene Tapeten, sehr toll. Und eine sehr breite Leinwand in dem Saal, in dem wir saßen, und wir saßen in der dritten Reihe. Das machen wir nächstes Mal professioneller, weiter hinten sitzt man sicher besser. So weit vorne wird einem bei schnelleren Kamerafahrten ganz schwindelig.

In dem Film geht es gar nicht um ein erstaunliches Leben, sondern eigentlich nur um ein paar Tage im Leben des Walter Mitty (Ben Stiller). Walter arbeitet im Negativ-Archiv der Zeitschrift LIFE. Da sitzt er in seinem Archiv, arbeitet friedlich vor sich hin und ist in seine Kollegin Cheryl (Kristen Wiig) verliebt. Ansonsten sorgt er dafür, dass die Bilder des berühmten Fotografen Sean O’Connell auf die Titelseite kommen. Sean ist ebenso menschen- wie technikscheu, man erreicht ihn nie. Und nun passiert zweierlei: Das Magazin wird verkauft, irgendwelche Arschlöcher fangen an, Leute rauszuwerfen und beschließen, dass die nächste Ausgabe die letzte sein wird; und Sean schickt eine Rolle Negative und verfügt, dass Bild 25 aufs Cover soll.
Dummerweise ist Bild 25 nicht da. Walter Mitty hat also ein Problem. Normalerweise flüchtet er sich bei Problemen sofort in Tagträume, in denen er ein toller Hecht ist, aber diesmal wird er schlagartig und, ähm, dann doch einigermaßen überraschend – um nicht zu sagen unmotiviert – tatsächlich zum tollen Hecht. Er rast dem Fotografen hinterher, hat nur ein paar Anhaltspunkte, wo der sich aufhalten könnte, und dann geht so etwas wie „Forrest Gump“ oder „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ los: [Achtung, ab hier verrate ich ein bisschen was. Nicht allzu viel, aber doch. Wer möglichst wenig wissen will, kann ein Stück überspringen …] Ab nach Grönland, mit einem stockbesoffenen Hubschrauberpiloten auf ein Schiff, damit weiter nach Island, immer um Sekunden zu spät. Und dann wird es immer wilder.
Kann man ja machen. Aber irgendwie … schon die Tagträume waren nicht mein Fall, und beim Immer-wilder-werden kommen dann plötzlich Plot-Schwächen: ja, ich weiß, dass es eben ausartet. Aber wieso hat er plötzlich seine Jacke zurück, und zwar zerfetzt, die war doch auf dem Schiff geblieben? Wie kommt der Fotograf so schnell von Island nach Afghanistan, und warum? Wieso muss Walter zwischendurch nach Hause, und wieso muss er dann mit den Sherpas lange durch den tiefen Schnee, und dann noch scheinbar ewig lang allein weiter durch den Schnee, um dann ganz zufällig und überraschend … also nee. Und dann spielen in Rufweite plötzlich ein paar Leute Fußball, ganz ohne Schnee. Sowas nervt mich dann doch.
[… und hier weiterlesen.] Die Figuren bleiben auch irgendwie flach. Bechdeltest kann man eh vergessen; es gibt drei Frauenrollen, die Kollegin Cheryl, außerdem Walters Mutter und Schwester. Die beiden letzteren reden vielleicht auch mal miteinander, aber insgesamt sind eigentlich alle Rollen außer Walter Staffage, und die Männer noch klischeehafter gezeichnet als die Frauen: das gegelte Arschloch, der schmierige Schleimer, das weichliche Dickerchen, der dauervergnügte Onlinedating-Fuzzi, der eigenbrötlerische Fotograf, der besoffene Grönländer. Abziehbilder allesamt.
Andererseits: Es gibt ein paar wirklich gute Lacher („Kuschel dich an mich und stirb.“), und ein paar sehr, sehr schöne Bilder. Dochdoch. Dass mich doch so einiges nicht überzeugt hat, merke ich jetzt hinterher beim Schreiben erst so richtig; solange wir im Kino saßen, habe ich mich gut unterhalten gefühlt und über die Plotschwächen hinweggesehen (außer darüber, dass es von Anfang an so offensichtlich ist, wo das Bild ist. Mannmannmann). Also gut, „Walter Mitty“ ist okaye Unterhaltung. Muss man nicht dringend gesehen haben, aber man braucht sich auch nicht drüber zu ärgern.

PS: Was am Kino echt nervt: Der omnipräsente Gestank von Popcorn.
Ansonsten fand ich, man könnte öfter mal ins Kino gehen.

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