Veranstaltungshinweis

7. Februar: Tolstoi – Ein Duett
Lesung mit Rosemarie Tietze und Barbara Conrad

Buchhandlung stories!
Straßenbahnring 17
20251 Hamburg
Tel. (040) 432 759 43
Eintritt 5 Euro

Die Hamburger Literaturübersetzer vom Verein „Weltlesebühne“ sind erneut zu Gast bei stories!.

Übersetzen ist immer ein Abenteuer, das weiß jeder, der es einmal versucht hat. Bei Tolstoi in besonderem Maß. Seine Sprache bietet eine Fülle von Überraschungen, sie sperrt sich gegen Glättung, will nicht ‚schöner Stil‘ sein, ist oft schroff und anstößig. Lange wurde dieser Seite von Tolstois Schaffen wenig Aufmerksamkeit geschenkt, zu sehr standen der Autor selbst und das Stoffliche – die Lehre, die Geschichtsphilosophie, die Psychologie, die Gesellschaftskritik, die Liebesintrigen usw. – im Vordergrund.

Rosemarie Tietze („Anna Karenina“) und Barbara Conrad („Krieg und Frieden“) lesen aus ihren Neuübersetzungen und tauschen Erfahrungen aus, wie sie mit Tolstois raffinierten Strategien, den Leser in Bann zu ziehen, im Deutschen umgegangen sind.

Die Übersetzerinnen

Barbara Conrad-Lütt promovierte mit einer Arbeit über „I.F. Annenskijs poetische Reflexionen“. Zu ihrer Neuübersetzung von Tolstois „Krieg und Frieden titelt die Zeit: „Hier hört man den Meister. Tolstoj ist nicht verständlich – sondern hypnotisierend. Die Neuübersetzung von Krieg und Frieden beweist das aufs Wunderbarste.“ Der Artikel ist hier nachzulesen.

Rosemarie Tietze wurde mit zahlreichen Übersetzungspreisen ausgezeichnet, zuletzt 2010 mit dem Paul-Celan-Preis für ihre Neuübersetzung von Tolstois „Anna Karenina“. In einem Gespräch, das Johanna Adorján am 15. Februar 2010 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung mit der Übersetzerin führte, lobt die Journalistin, Tietzes Übersetzung klinge „wunderschön, mühelos, elegant und leichtfüßig“. Das ganze Interview und mehr über die hinter der Mühelosigkeit stehenden Mühen, ist hier nachzulesen.

7. Februar 2011, 19:30 Uhr, Eintritt: 5,00 €

Stories hat nur begrenzt Platz, daher bitte unbedingt vorher reservieren!

Film: 3

Neuerdings bin ich ja so voll crazy drauf und mache total verrückte Sachen. Heute Abend zum Beispiel war ich einfach alleine im Kino. Ich! Alleine! Im Kino!
Ich gehe nie ins Kino. Ich sehe ja nicht mal fern. Irgendwie habe ich gar keine Beziehung zum Medium Film. Und alleine schon gar nicht, ich mein, echtmal, alleine ins Kino? Wer macht denn so was?
Heute war ich also alleine im Kino, im Passage-Kino in der Mönckebergstraße, da war ich noch nie. (Logisch, ich war in fast sechs Jahren Hamburg genau zweimal im Kino.) Und stehe also erstmal etwas blöd in der Eingangshalle mit den prächtigen echtgoldenen Tapeten herum und weiß nicht, wo man eine Karte kauft. Da ist nur eine Bar und ein Tresen für Chips und Getränke. An dem allerdings an einer Seite eine Schlange steht, sehe ich und reihe mich artig ein, um gefühlt Stunden später zu kapieren, dass das nur die Deppen tun und alle anderen sich ohne Anstellen an den Tresen begeben und Karten kaufen. Und Bier und Limo und Tacos und ach, geben sie mir noch ne Tüte Gummibärchen, macht auch nichts, wenn es etwas länger dauert. Als ich irgendwann schließlich dran bin, sagt die unendlich langsame Bedienung, es seien nur noch Plätze in der ersten und zweiten Reihe frei. Na, sage ich, dann nehme ich doch die zweite. Das könne sie mir aber nicht raten, das sei nicht gut, sagt die Bedienung. Jenun, sage ich, die Alternative sei wohl, gleich wieder nach Hause zu gehen, und das hätte ich nicht vor, sie möge mir also bitte freundlicherweise eine Karte für die zweite Reihe verkaufen. Sie weist noch einmal darauf hin, dass ich dann aber nicht hinterher das Geld zurückkriegen könne, sie habe mich gewarnt. So als Kinobetreiber freut man sich bestimmt über solche Angestellten.
Der Saal ist sehr klein, acht Reihen mit jeweils vielleicht sechs Plätzen. In Reihe zwei ist nur noch mein Platz frei, gleich der erste. ’N Abend, sage ich. Auf dem Platz daneben sitzt ein gutaussehender, gepflegt gekleideter, ziemlich junger Mann, der mir zuruft, Reihe zwei, Platz eins? Ja, das ist hier! Äh, danke. Das sehe ich. Hier kriegt man voll die Genickstarre!, ruft er. Wird schon gehen, sage ich. Ich überlege kurz, ob er womöglich etwas doof ist, aber so wirkt er nicht. Er riecht nach Alkohol und Rauch, und er lallt. Ob ich den Film auch sehen wolle. Wie ich darauf gekommen sei. Haha, er auch! Er habe auch was darüber gelesen! Wenn er einschlafe, solle ich ihn nach Hause schicken. Eine Dreiecksgeschichte solle das sein, da ginge es auch um Lesben, oder nee, hier, Schwule! Schwul! Ich werde schnell einsilbig, was sonst gar nicht meine Art ist. Und jetzt, ruft er freudig, als das Licht ausgeht, fange es gleich an! Mit der Werbung!
Er kommentiert die Werbung. Ich ahne einen anstrengenden Abend. Dann fängt der Film an, mein Nachbar singt die Filmmusik mit. Gar nicht mal so leise. Ground Control to Major Tom. Passt, denke ich, Du hast wohl auch ein bisschen den Bodenkontakt verloren.
Als der Film wirklich losgeht, hält er zum Glück weitestgehend die Klappe, er stöhnt nur mal oder lacht. Nach einer Viertelstunde geht er. Grußlos! Ich bin empört. Erst labert er mich voll, dann verabschiedet er sich nicht mal. Kein Benehmen, die jungen Leute.

Es war dann ein sehr schöner Film. Er heißt 3, ist von Tom Tykwer, und man kann ihm sicher alles mögliche vorwerfen. Mir hat sich zum Beispiel der Sinn der über-kitschigen Momente nicht erschlossen, diese Engelserscheinung etwa – hallo? Was sollte das denn? Außerdem glänzen die ganze Geschichte und die Figuren nicht gerade durch Plausibilität oder psychologische Tiefe, aber hey, das brauchen sie ja auch gar nicht. Dafür sind sie hölle klug und intellektuell, die Figuren, und das macht die Dialoge teilweise hochkomisch. Und es gibt wunderschöne Bilder und drei tolle Hauptdarsteller mit drei umwerfenden Lächeln (Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow). Und reichlich Sex, denn darum geht es schließlich auch. Und dieses Schwimmbad sieht total toll aus, da will ich auch hin. (Haha, schon gut. Zum Schwimmen!)
Mir hat das alles sehr gefallen, vielleicht schaffe ich es ja doch öfter mal ins Kino.

PS: Zahnwart hat den Film auch gesehen.

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