Welt
(Irgendwo in einer Hamburger U-Bahnstation.)
(Irgendwo in einer Hamburger U-Bahnstation.)
Collier’s Encyclopedia von 1969, 24 + 2 Bände, ziemlich genau ein Regalmeter mit zauberhaften Einzelbandbeschriftungen. Steht seit fünf Jahren unbenutzt hier rum und raubt uns einen Meter Regalplatz. Möchte das jemand haben?
(Es kostet weniger als man denkt, das mit der Post zu verschicken.)
Ebenfalls zu verschenken:
„Das neue Taschenlexikon“ in 20 Bänden, Bertelsmann, 1992.
20 Taschenbücher im Schuber. Anyone?
UPDATE: Scheint sich erledigt zu haben, plötzlich gibt es gleich zwei Interessenten. Hui!
Ha! Stimmt nämlich gar nicht, dass bei Chefkoch.de nur schlimmes Zeug steht, manchmal kann man da fündig werden. Zum Beispiel hier.
Mairübchen (2 Personen)
Etwas Zitronensaft
4 EL brauner Zucker
300 ml Weißwein
1 Schuss Weißweinessig
400 g Mairübchen
Zitronensaft erhitzen, Zucker rein, karamellisieren lassen. Mit Weißwein ablöschen, Schuss Weißweinessig dazu. Auf die Hälfte einkochen lassen. Rübchen schälen und vierteln oder achteln oder sonstwasseln, in dem Sud 15 Minuten garen.
Dazu Kartoffelbrei. Wer nicht sowieso schon von Kartoffelbrei glücklich wird, der wird es spätestens von den fruchtig-süß-scharfen Rübchen im Sud.
Der Roman beginnt so:
Dass es eines Tages geschieht, dass man hier, in diesem losfahrenden Zug sitzt, Kopf und Herz in Aufruhr, es ist, als hätte man es immer gewusst, als wäre jede Stunde des Lebens nur dazu da gewesen, uns nun dieser ein Stück näher zu bringen, die man so oft sich ausgemalt und gefürchtet, vielleicht auch geträumt hat, und man dachte sich schon, dass ein Telefonanruf das alles in Gang bringen würde, zu spät am Abend oder zu früh am Morgen, als dass das Herz ruhig bleiben könnte – das kann nur eine schlechte Nachricht sein, gute Nachrichten halten sich an die Bürozeiten und den Beamtenschlaf, gute Nachrichten können immer ein, zwei Stunden, auch bis morgen warten, man behält sie gern noch eine Weile für sich, ich bin die Einzige, die es weiß, ich treffe Leute, die Ahnungslosen, sie sehen mich, aber sie ahnen nicht, was meine Brust schwellen lässt, natürlich werde ich es sagen, aber nicht jetzt, jetzt noch nicht.
Die schlechte Nachricht, die Dora in der Schweiz aufschreckt, ist, dass ihr Vater in Süditalien im Sterben liegt. Sie wirft schnell ein paar Sachen in eine Tasche und fährt Hals über Kopf los, mit dem Zug. Es ist eine lange Reise mit dem Zug aus der Schweiz nach Süditalien, sie weiß nicht, ob sie noch rechtzeitig kommen wird; und irgendwie weiß sie auch nicht, ob sie das wirklich will. Und dann passieren unterwegs Dinge, sie verpasst einen Anschluss, der Zug bleibt eine Weile stehen, sie lernt im Speisewagen einen Mann kennen und steigt mit ihm aus.
Wie in dem Anfang schon zu sehen ist, geschieht das alles in endlosen, ratternden Sätzen, in denen das Zugfahren irgendwie durchklingt, ich zitiere mal den Klappentext:
„In einem ganz eigenen Ton, einer originellen, rhythmischen Sprache und köstlichen Dialogen gelingt ihr die Nahaufnahme einer Frau in einer dramatischen Lebenssituation.“
Ja, lieber Klappentextschreiber, das stimmt und ist schön ausgedrückt, aber diese Sprache hier, das Deutsche, das kommt nicht direkt von der Autorin, sondern von Claudia Steinitz, die also ebenso mitzuloben ist wie die Autorin. Denn: ein wundervolles Buch, keins, das Getöse macht, sondern leise dahinreist, mit dem Zug, das rattert und zweifelt und weiterfährt und ganz viel nicht sagt, was wundervoll ist, und das voller ganz zarter Momente ist. Und in dem Dora nur manchmal Dora ist, manchmal ist sie auch „man“. Wenn irgendwer immer noch nicht verstanden haben sollte, was ich immer mit dem eigenen Ton meine, mit dem Sound oder Rhythmus eines Buchs, der soll das hier lesen. Für mich macht die erzählte Geschichte ja immer nur den kleineren Teil eines Buchs aus (der hier aber auch super ist), viel mehr interessiert mich die Sprache. Lest dieses Buch, es ist eins dieser kleinen Wunder.
Und währenddessen geschieht irgendwo anders etwas ganz anderes, und auch das ist eine wirklich wundervolle Idee.
Silvie Neeman Romascano wohnt im Regal zwischen Natsume Sôseki und Pablo Neruda.
Silvie Neeman Romascano (Claudia Steinitz): Nichts ist geschehen. Rotpunktverlag, 148 Seiten, 19,50 €
Naja, was man als Freiberufler so Wochenende nennt. Wochenende ist, wenn der Mann den ganzen Tag zu Hause ist, das ist schön. Ansonsten hat es viel mit Arbeiten zu tun, jedenfalls wenn man so arbeitet wie ich und es so kurz vor Abgabetermin ist wie jetzt. Im Moment übersetze ich einen lustigen Frauenroman mit einer Kollegin zusammen, bzw. sie hat schon das meiste übersetzt, ich überarbeite es. Der erste Schreck war, dass ich ausnahmsweise mal nicht vorher Buchstaben gezählt und hochgerechnet und umgerechnet habe, was ich sonst meist tue, und dass sich nun herausstellt, dass das Ding 600 Normseiten hat. Hatte ich total unterschätzt. Huch!
Als zweites stellt sich raus, dass das Leseexemplar, aus dem wir übersetzen, nochmal überarbeitet wurde, das endgültige Buch sieht also ein kleines bisschen anders aus, ich muss also alles, was meine Kollegin gemacht hat, Satz für Satz mit dem Original vergleichen. Yeah, baby, yeah, großer Spaß. Zum Glück ist die Kollegin super, deswegen dachte ich auch, ich müsste eben nicht Satz für Satz. Tja.
Weil aber, wer viel arbeitet, auch mal Pause machen muss, waren wir am Samstag den ganzen Tag mit Freunden unterwegs, die ein kleines Boot haben. (Ihr erinnert euch?). Von irgendwo in der Bille, durch eine Schleuse, in den Hamburger Hafen, mit der winzigen „Tante“ zwischen den großen Pötten, die große Wellen machen, herrlich. Am Mühlenberger Loch fahre ich, wir wollen nach Buxtehude, die Einfahrt in die Este ist ziemlich tricky, weil da alles versandet ist, bei Ebbe natürlich erst recht, man muss gut zwischen den Tonnen durchpeilen, aber es ist Strömung und Wind und immer, wenn ich gerade weiter nach links lenken will, schreien mich drei Leute an, „links, links, liiiiinks! Backbooord!“
In der Este fährt wieder Frank, es wird immer schwieriger, immer weniger Wasser, wir fahren langsam, noch langsamer, behalten den Tiefenmesser im Auge, die „Tante“ ist nicht tief (sie ist ja auch nicht groß), aber trotzdem, irgendwann tut es einen Schlag und wir haben irgendwo kurz aufgesetzt. Motor und Schraube scheinen aber unbeschädigt, Gott sei Dank.
Wir schaffen es nicht bis Buxtehude, die Tante (oder wir) waren zu langsam, wir müssen umkehren, denn auf dem Rückweg müssen wir ja auch wieder durch die Schleuse, und die wird nur bis sieben Uhr bedient.
Den ganzen Tag ballert die Sonne vom Himmel, ich bin froh, dass wir an Sonnenhüte, langärmlige Blusen und Sonnencreme gedacht haben, sonst hätte ich sicher einen Sonnenstich bekommen. Was für ein herrlicher Tag, den ganzen Tag auf dem Wasser, von 10 bis 19 Uhr – ich will auch ein Boot, denke ich, aber es macht ja auch Arbeit und dann muss man sich immer kümmern, so ein Boot ist ja wie ein Haustier. Aber Sonne und Wasser funktionieren natürlich immer, Glück und Entspanntheit auf Knopfdruck.
Am Ende baden wir noch in der Bille, ein perfekter Abschluss für einen perfekten Tag. Das Wasser ist erstaunlich warm. Herrlich, alles. Danke, Frank und Anja! Und danke, Tante.
Als wir nach Hause kommen, ist ein Päckchen angekommen, und drin ist: ein Spätzlehobel! Schuld ist mal wieder Anke, seit deren Blogeintrag ich das auch ausprobieren wollte. Jetzt also endlich bestellt und gleich probiert, und – der Wahnsinn! Meine Spätzle sehen aus wie richtige Spätzle! Nicht, dass ich irgendwas von Spätzle verstünde, aber: herrlich, Kinder! Nach dem Tag auf dem Wasser also ordentlich Käsespätzle, passt jetzt nicht so richtig zusammen, Elbe und Spätzle, aber habe ich schon gesagt, was für ein wunderbarer Tag das war?
Heute dann weitergearbeitet, zwischendurch eine Runde gelaufen. Völlige Schnapsidee, das über Mittag zu machen. Ein neues Feature ist „Runtastic“, eine iPhone-App, die einem sagt, wie weit man gelaufen ist, wie lange man gebraucht hat, was das Durchschnittstempo war, und wieviele Kalorien man verbraucht hat. Ich musste zwischendurch immer wieder gehen, es war so heiß, und ich habe auch manchmal das Gefühl, doch eine Winzigkeit sowas wie Heuschnupfen zu haben, jedenfalls kriege ich beim Laufen im Frühjahr manchmal nicht ganz so gut Luft wie sonst. Was natürlich alles nur Ausreden sind, in Wahrheit bin ich einfach wieder ziemlich unfit, also jetzt mal Tacheles: 6 km in 40 Minuten. Wie gesagt, immer wieder zwischendurch gegangen. Und außerdem schafft die App den Weg durch irgendwelche unregistrierten Grünstreifen und Parks nicht richtig, aber egal, insgesamt dürfte die Entfernung ungefähr hinkommen. Ich muss unbedingt wieder öfter laufen, erstens sowieso, zweitens wei-el: wir haben die 10 Leute zusammen und laufen beim Hafencitylauf mit! Yeah!
Und Ihr faulen Säcke steht dann bitte am 25. Juni an der Strecke, wir sind eine der letzten Gruppen und starten um 17.49 Uhr. Wisster Bescheid. Wir wollen Fähnchen, Plakate, Tröten und Jubel.