Also, hier. Bei mir. In den Buchhandlungen noch nicht, da ist es erst am 2. Juli. Aber ich habe heute die beiden ersten Exemplare vorab bekommen und muss jetzt den Rest des Tages davorsitzen und sie anstaunen. Hach. So schön geworden! Yeahyeahyeah! *hüpft herum*
Schon wieder Neuigkeiten im Blog: Die Bücher, die ich hier empfehle, werden ab sofort bei der Osianderschen Buchhandlung verlinkt. Das ist ein Familienbetrieb mit insgesamt 25 Filialen in 19 Städten in Süddeutschland. Wenn Ihr über einen Klick von hier aus auf die Osiandersche Webseite gelangt und dort etwas kauft, dann bekomme ich einen winzigen Teil der erwirtschafteten Umsätze ab. (Der Versand ist dort ebenso schnell und kostenlos wie anderswo.) Schaumermal, ob da irgendwas bei rumkommt. Erstmal muss ich das auch technisch hinkriegen: das hier ist eine kleine Testverlinkung.
… zu meinem Artikel über Geld. Juli Zeh und Ilja Trojanow schreiben in der FAZ:
Ein paar Zahlen zur Aufklärung: Ein belletristisches Werk, das sich dreitausend Mal verkauft, ist in Deutschland kein Flop. Fünftausend verkaufte Exemplare sind ein Achtungserfolg, zehntausend ein richtiger Erfolg. Mit zwanzigtausend verkauften Büchern wird man bereits als „Bestsellerautor“ tituliert. Bei branchenüblichen Tantiemen von zehn Prozent und einem Ladenpreis von rund 20 Euro liegt der Gesamtverdienst eines „normal“ erfolgreichen Autors also zwischen 6.000 und 40.000 Euro – vor Steuern. Geht man von zwei bis drei Jahren Arbeitszeit für die Fertigstellung eines Romans aus, kommt man auf ein Monatsgehalt zwischen „fast nicht vorhanden“ und „äußerst bescheiden“. Mit dem Internet oder Raubkopierern hat diese missliche Lage überhaupt nichts zu tun.
Also eher eine Bestätigung meiner Zahlen als eine Ergänzung. Ich möchte nur noch anmerken, dass die beiden hier erstens von Hardcovern reden – im Taschenbuch bekommt der Autor 5% von einem halb so hohen Nettoladenpreis – und dass zweitens diese 6.000-40.000 nicht, wie sie sagen, der Gesamtverdienst vor Steuern sind, sondern die Gesamteinnahmen. Davon ziehen wir erstmal schön alle Ausgaben ab, und dann versteuern wir den Rest. Das Monatseinkommen liegt also deutlich näher bei „fast nicht vorhanden“ als bei „äußerst bescheiden“.
Bitte hier den ganzen Artikel lesen.
Poeten im Park
Der Jenischpark ist wieder angerichtet: die Bäume sind grün, das Gras ist frisch, die Vöglein zwitschern, und die Elbe plätschert im Hintergrund wie schon vor Jahrhunderten. Es ist also alles bereit für die Poeten, die sich alljährlich in die Parklandschaft einpassen, um neue Texte zu lesen. Mit dabei sind in diesem Jahr: Cenk Bekdemir, Isabel Bogdan und Alexander Posch, Moderation: Friederike Moldenhauer.
Mit freundlicher Unterstützung der Freunde des Jenischparks e.V.
Sonntag, 10. Juni, 12 Uhr, Jenischpark
Treffpunkt: Freitreppe Jenisch-Haus,
Baron-Voght-Straße 50
Hamburg-Othmarschen
Eintritt frei, um eine Spende wird gebeten.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Literatur-Altonale
Und das Beste ist: mit ein bisschen Glück brauche ich nicht von Zetteln abzulesen, sondern kann aus dem ersten Vorabexemplar des Buches lesen! Jippie! Mir muss nur noch der Postgott hold sein.
[Alle Lesungstermine finden sich auch immer hier, unter „liest“ im Headermenü.]
Seit zwölf Jahren übersetze ich Bücher. Dazu sitze ich am Schreibtisch. Er besteht aus einer einfachen Holzplatte auf IKEA-Beinen, mein Schreibtischstuhl ist ebenfalls von IKEA und wird langsam irgendwie schief, außerdem quietscht er. Egal, an diesem Tisch und auf diesem Stuhl sitze ich also seit Jahr und Tag und übersetze. Links des Monitors steht ein Buchständer mit dem Original. Die Originale der zu übersetzenden Bücher sind die einzigen Bücher, die ich schlecht behandle, ich biege sie um, damit sie offenbleiben, und weil sie das trotzdem nicht tun, nehme ich Wäscheklammern zu Hilfe. Und dann sitze ich vor Buch und Monitor auf meinem Stuhl am Schreibtisch und arbeite. Tagaus und tagein.
Neuerdings schreibe ich auch manchmal. Es fing vor Jahren an mit Blogeinträgen, die gingen so nebenbei. Dann kamen ein paar etwas längere Sachen, die „Sachen machen“-Texte, die entstanden teils ebenfalls am Schreibtisch, teils auch im Bett, und jetzt stelle ich fest: sobald ich etwas Literarisches schreibe, etwas Fiktionales, eine Geschichte, verlasse ich den Schreibtisch und vagabundiere mit dem Laptop durch die Wohnung. Ich arbeite am Küchentisch, am Esstisch, im Bett, auf dem Sofa, auf dem Balkon. Überall, nur nicht am Schreibtisch. Ich liege soherum quer auf dem Sofa, oder andersherum quer, oder habe die Füße auf dem Couchtisch. Am Küchentisch ist es irre unbequem, egal. Auf dem Balkon bin ich nur bei Sonnenschein und kann auf dem Monitor kaum etwas erkennen. Macht nichts. Ich ziehe herum und meide den Schreibtisch.
Das war kein Beschluss, ich bin nicht irgendwann auf die Idee gekommen, anderswo zu schreiben als im Arbeitszimmer, ich hatte nicht die erklärte Absicht, Schreiben und Übersetzen räumlich zu trennen. Ich habe nur irgendwann festgestellt, dass es so ist. Ich mache das einfach. Und weil ich solche umwerfenden Entdeckungen immer gleich raustrompeten muss, habe ich das auf Facebook geschrieben, und siehe da: geht allen so. Alle, die sowohl übersetzen als auch schreiben, sagen, dass sie am Schreibtisch übersetzen und zum Schreiben durch die Gegend ziehen. Andere sagen, sie gehen nur zum Überarbeiten an den Schreibtisch und machen die kreativen Sachen irgendwo anders. Eine davon war Zoe Beck, die hauptsächlich Autorin ist und zwischendurch auch mal übersetzt, und sich gleich für CulturMag ein paar Gedanken über das Thema gemacht hat.
Meine Spontanthese war, dass man zum Übersetzen mehr Konzentration, zum Schreiben mehr Inspiration braucht. Natürlich braucht man auch zum Übersetzen Inspiration und zum Schreiben Konzentration, aber die Gewichtung ist irgendwie anders. Zoe Beck erklärt es mit John Cleese und bezieht sich damit auf diesen Vortrag über Kreativität. Cleese spricht von „offenen“ und „geschlossenen“ Bewusstseinszuständen oder Denkweisen. Vielleicht ist es tatsächlich spielerischer, mal hier und mal dort zu sitzen oder zu liegen oder zu stehen, verschiedene Ausblicke zu haben (die man in der eigenen Wohnung natürlich alle kennt, aber hey), verschiedene Sitz-, Steh- und Liegepositionen, unterschiedlichen Lichteinfall. Vielleicht ist man offener, wenn man herumzieht, und fokussierter, wenn man immer am selben Platz sitzt. Das Gehirn ist ein wundersames Ding.
Zoe Beck schreibt über mich: „ Vor ein paar Tagen teilte sie auf Facebook mit, dass sie, wenn sie schreibt, mit dem Laptop durch die gesamte Wohnung wandert und nicht so recht weiß, wohin mit sich und dem Gerät. Beim Übersetzen hingegen – kein Problem. Da bleibt sie am Schreibtisch.“
Och. Ich habe gar kein „Problem“ damit, zum Schreiben nicht am Schreibtisch zu sitzen. Erstmal war das eine reine Feststellung, ich war selbst überrascht, als ich merkte, dass es einfach so ist. Eigentlich finde ich es eher lustig. Ein Problem sehe ich nicht, und ich fühle mich auch nicht unwohl damit. Ich spüre durchaus eine kleine Unruhe, die weiß ich aber zu schätzen, die finde ich gut. Die ist produktiv. Wie eine Art Reisefieber. Man weiß grob, in welche Richtung es geht (oder auch nicht), aber nicht genau, was einen da erwartet. Oder man weiß, wie die nächsten Schritte aussehen, aber nicht, wo sie hinführen. Oder man hat ein Ziel, weiß aber nicht, wie man dahin kommt. Das alles macht unruhig, und vielleicht wird diese produktive Unruhe körperlich manifest, indem man durch die Gegend zieht.
Vielleicht ist es so: ich bin zutiefst überzeugt, dass Übersetzen eine vollkommen andere Arbeit ist als Schreiben. Es gibt ja Leute, die das Übersetzen für eine Art „Schreiben zweiter Klasse“ halten, auch wenn sie es höflicherweise nicht ganz so deutlich ausdrücken würden; die dauernd fragen, ob man nicht selbst schreiben will, als wäre das der logische nächste Schritt nach dem Übersetzen. Oder als müssten Übersetzer eigentlich lieber schreiben wollen, hätten es aber nicht geschafft. So ist es aber nicht. Es ist einfach eine andere Arbeit. Und vielleicht möchte mein Unterbewusstsein mich in dieser Ansicht bestärken (denn die andere habe ich allzu oft gehört), indem es mir sagt, ich soll die andere Arbeit auch anderswo ausüben.
Die allererste Geschichte, die ich je geschrieben habe, ist einigermaßen unausgegoren. Ich glaube, ich habe sie zum größten Teil am Schreibtisch geschrieben. Meine erste Geschichte, die ich selbst immer noch gut finde, nämlich „Brombeeren“, habe ich in Schottland angefangen und auf der Fähre quasi eruptiv zu Ende geschrieben (kein Internet!). Vielleicht sollte ich da mal drüber nachdenken. Und es als nächstes mit einem Café oder so versuchen. Oder mit verschiedenen Cafés. Oder nee, ich weiß was: Lasst uns einen Autorenzirkel zum Ringtausch von Arbeitszimmern gründen, dann kann jeder jeden Tag wo anders arbeiten. Quatsch, Arbeitszimmern: Wohnungen. Wir werden reihum an den Schreibtischen anderer Autoren sitzen, in ihren Betten liegen, an ihren Küchentischen hocken und auf ihren Sofas lümmeln. Und sind unfassbar kreativ, weil wir jeden Tag eine neue Umgebung haben. Ach, das wird toll!