Jaaa! Nachdem ich das letzte Buch „ganz gut“ fand, schrieb ich, jetzt wolle ich aber mal wieder etwas lesen, das mich so richtig begeistert. Da liegt es nahe, zu einer Autorin zu greifen, von der man schon mal begeistert war: Mariana Leky. Neulich hat sie bei HamLit gelesen, da fand ich sie schon wieder super, und so auch diesmal: Sehr gute Entscheidung!
Der erste Satz der Liebesperlen lautet:
„Lars hat jetzt eine andere, was heißt, dass nichts jemals wieder gut wird.“
Was für ein wundervoller erster Satz. So einfach und so klar, man ist sofort drin, man kennt die Situation, man fühlt mit und möchte diese junge Frau, die das erzählt, am liebsten in den Arm nehmen. Sie geht dann übrigens in den Supermarkt und kauft tiefgekühltes Chop Suey. Das tut sie immer, wenn es ganz schlimm ist. Glücklicherweise hat sie noch einen besten Freund, der sich um sie kümmert.
Liebesperlen ist ein schmales Bändchen mit 9 Geschichten, die alle von einer jungen Ich-Erzählerin erzählt werden; es könnte immer dieselbe sein, ist es aber irgendwie auch nicht, man weiß es nicht. Außerdem ist das natürlich egal. Alle diese Erzählerinnen haben jedenfalls eine ähnliche Einstellung zum Leben, sie wirken eher schweigsam, sind sehr lakonisch und oft so absolut wie im obigen Satz – aber man hat immer das Gefühl, dass sie irgendwie schon weiß, dass möglicherweise doch noch mal etwas gut wird. Erstmal ist es allerdings nicht gut. All diese jungen Frauen gehen mit einer Art Staunen durch die Welt und tasten in ihrem Leben herum. Besonders zupackend sind sie dabei nicht, es kommt eher alles auf sie zu. Wir lesen von diesen Frauen nach der Trennung von Lars, bei einem Job am Theater, über ihre Beziehung zu einem Bräutigam, beim Urlaub in Marokko, als Auszubildende in einer Buchhandlung, als Tochter, Schwester, Freundin.
Ich kann nicht sagen, welche meine Lieblingsgeschichte ist. Mariana Leky gehört jedenfalls unbedingt zu meinen Lieblingsautorinnen, und jetzt gehe ich gleich mal gucken, ob ihr Roman Erste Hilfe nicht doch noch irgendwo zu kriegen ist.
Und wer die Herrenausstatterin noch nicht gelesen hat: unbedingt!
Mariana Leky steht im Regal zwischen Harper Lee und Michael Lentz.
Mariana Leky: Liebesperlen. Dumont Taschenbuch, 108 Seiten, 8,95 €
Eigentlich erscheint die Kolumne ja alle zwei Wochen, diesmal gibt es schon nach einer Woche eine neue:
Ich war beim Aqua Bouncing. Und ja, das ist ungefähr genau das, wonach es klingt.
1. When you want to heiz the Ofen vor because you are cooking an Auflauf, then don’t forget that you have the Idiotenbrotteig in the Ofen zum Gehenlassen.
2. When you realize there is Brotteig in the Ofen and you hol the Plastikschüssel with the Brotteig out of the Ofen and you carefully touch the Plastikschüssel first to see whether it is too hot and you discover that it’s not and that you can touch the Plastikschüssel to hol it out of the Ofen – then this DOES NOT mean that the Topfdeckel on top of the Plastikschüssel, you know: the Topfdeckel with the Metallgriff is also cool enough to touch. Quite im Gegenteil.
3. When you have the hot Topfdeckelgriff in your Fingers and you realise it’s f-ing hot, then for God’s sake just drop it, instead of looking around for a place to put it.
4. Don’t schmeiß all the abgelaufene Medikamente weg before you have new ones.
5. Kühlakkus are a super Erfindung.
6. Wenn Ihr mich genügend bemitleidet habt, guckt doch mal, was Merlix schreibt. Das hat mich gerade schon wieder mit der Welt versöhnt.
„Roman“, steht auf dem Cover, man könnte dieses Buch aber ebenso gut als Sammlung von Kurzgeschichten ansehen. Allerdings spielen sämtliche Geschichten in der Kleinstadt Crosby, Maine, und immer wieder taucht darin die Familie Kitteridge auf, vor allem die Mutter Olive – manchmal als Hauptfigur, manchmal huscht sie auch nur am Rande durch eine Geschichte. Und so entsteht wie ein Mosaik das Bild einer Kleinstadt und das Portrait von Olive Kitteridge und ihrer Familie. Eine schwierige Person, streitbar und egoistisch, manchmal geradezu böse; mit ein paar freundlichen Anwandlungen zwar, aber ihr Mann und ihr Sohn haben es nicht leicht. Und sie auch nicht, und das wird mit dem Alter auch nicht besser.
Insgesamt sind das lauter gute Geschichten, aber viele werden nur gestreift und sind zu schnell vorbei; ich glaube, ich hätte lieber Olive Kitteridges Geschichte ausführlicher gehört, und alle anderen auch, irgendwie sind alle zu kurz. Man steckt nur mal eben die Nase hinter verschiedene Türen und guckt dann gleich wieder weg, hat überall nur einen Eindruck bekommen, aber niemanden wirklich kennengelernt, obwohl da lauter große Geschichten drinstecken. Da wäre Stoff für fünf Romane, aber so runtergedampft erreichen mich viele der Figuren nicht richtig. Ich bin wirklich unschlüssig; tolles Buch einerseits, aber andererseits habe ich die meisten Geschichten schon wieder vergessen, bevor ich das Buch zu Ende gelesen habe. (Das mit meinem Gedächtnis nimmt aber langsam auch wirklich erschreckende Ausmaße an.) Das ist natürlich wiederum wie im wirklichen Leben – von den Mitbewohnern in so einer Kleinstadt hat man wahrscheinlich genau diese kurzen Eindrücke, man meint, sie zu kennen, weiß aber doch recht wenig über sie. Insgesamt ist es jedenfalls unbedingt lesenswert, es gibt tolle Stimmungen.
Elizabeth Strout bekommt einen Regalplatz zwischen August Strindberg und Heinz Strunk. Und ich würde dann jetzt gern wieder etwas lesen, das mich so richtig begeistert.
Elizabeth Strout (Sabine Roth): Mit Blick aufs Meer. Luchterhand, 352 Seiten, 19,95 €