Fünf Bücher ist ein Projekt von Melanie Voß und Philippe Wyssen. Darin stellen Leute – von der kleinen Bloggerin bis zum Promi – jeweils fünf Bücher vor, die ihnen am Herzen liegen. Sehr schöne Idee, ich lese da immer wieder gern drin herum, vor allem natürlich bei den Leuten, die ich kenne.
Die beiden betreiben dieses neue Blog mit einer bemerkenswerten Energie, es ist professionell gestaltet und wird höchst charmant beworben – unter anderem, indem sie den Verlagen regelmäßig auf die Facebook-Pinnwand schreiben, wenn ihre Bücher empfohlen wurden. Außerdem twittern sie und haben eine Facebookseite, auf der man Fan werden kann.
Das einzige, was fehlte, waren, wie immer, die Übersetzernamen. Ich ärger mich dann immer erstmal. Ärgern ist natürlich grundsätzlich schlecht, ich weiß dann immer nicht, wie ich darauf hinweisen kann, ohne zickig zu klingen. Also erstmal abregen, das sind Privatleute, die da was Neues anfangen, und die wahrscheinlich noch nie drüber nachgedacht haben. Und dann habe ich bei Facebook geschrieben, es wäre doch schön, wenn sie die Übersetzer auch nennen könnten, schließlich will man doch wissen, von wem das stammt, was man da lesen soll.
Die Reaktion war eine, die ich noch nie hatte: Oh, stimmt, vielen Dank für die Anregung, wird ab sofort gemacht. Bis sie das bei allen bereits erschienenen Einträgen nachgetragen haben, könne es allerdings etwas dauern. Es waren ca. 50 mal fünf Bücher schon erschienen. Noch am selben Abend kam die Meldung: alles nachgetragen. Unfassbar. Großartig!
Das war alles schon, nachdem ich „meine“ Fünf Bücher abgegeben hatte, aber bevor sie erschienen. Seit heute sind meine Fünf Bücher jetzt online: ein selbstübersetztes, ein Arbeitsmittel und drei geliebte Romane aus den letzten zwei Jahren.
Das Geld, das über die Buchverkäufe mit dem Amazon-Partnerprogramm erwirtschaftet wird, wird übrigens komplett gespendet. Wirklich ein tolles Projekt. Danke, Melanie und Philippe!
Worum es bei den Filmen im Eintrag hier drunter ja auch wieder geht: darum, den Mach-doch-Muskel zu trainieren. Der Ausdruck „Mach-doch-Muskel“ stammt von Meike Winnemuth, vielleicht hieß er bei ihr auch ein bisschen anders, ich weiß es nicht mehr genau, ist auch nicht so wichtig.
Zur Erinnerung: Meike ist die Frau, die im letzten Herbst bei Günther Jauch einen Haufen Geld gewonnen hat und es seitdem einfach macht: sie ist seit Januar auf Reisen. Jeweils einen Monat in einer anderen großen Stadt. Einfach so, weil sie Lust dazu hat. Ihr Reiseblog ging bei mir in Rekordzeit von Null auf Lieblingsblog, und nicht nur bei mir – ihre Kommentarstränge sind voller Begeisterungs- und auch Neidbekundungen, weil sie immer so tolle Sachen macht. Ich weiß den Zusammenhang nicht mehr genau, aber irgendwie ging es um „boah, was Du alles machst“, da schrieb Meike, sie glaube, der Mensch habe so etwas wie einen „Mach-doch-Muskel“, den man trainieren kann wie andere Muskeln auch. Dinge einfach tun, sie ausprobieren, sich aufraffen, bis man sich nicht mehr aufraffen muss, bis man nicht mehr dauernd bei „ich sollte“ oder „man könnte mal“ oder „eigentlich würde ich gern“ hängenbleibt, sondern es einfach macht.
Das hat mir sofort eingeleuchtet. Vielleicht, weil ich das große Glück habe, diese Sachen-machen-Kolumne zu schreiben, mit der ich ja genau das tue: meinen Mach-doch-Muskel trainieren. Ein Glück ist die Kolumne deswegen, weil sie mich quasi zwingt; hätte ich nicht alle zwei Wochen einen Abgabetermin, dann hätte ich auch nicht all diese tollen Sachen gemacht. Ich merke aber schon, dass es wirkt, ich habe viel mehr Lust und mehr Energie, einfach mal Sachen zu machen, weil sie sich gerade anbieten, auch wenn ich nicht drüber schreibe. Ich denke viel öfter, och ja, mache ich. Versuche ich. Habe ich Lust drauf. Oder auch: habe ich ein bisschen Angst vor, mache ich trotzdem. Das muss ja nicht gleich etwas Spektakuläres sein, kleine Sachen machen auch Spaß. Und trainieren den Muskel auch. Meike geht ein Jahr auf Weltreise, ich fahre nach Wacken, na und? Man muss nur mal anfangen. Runter vom Sofa.
Auf jeden Fall erweitert es den Horizont, es macht ganz schnell Lust auf mehr (der Trainingseffekt macht sich sofort bemerkbar), und nicht zuletzt kann man mal schön mit ein paar Vorurteilen aufräumen, sie rauswerfen und durch Neugier ersetzen. Das ist überhaupt einer der besten Effekte dabei, man betrachtet Dinge wieder neugieriger, wertfreier und erstmal mit dem Vorsatz, Spaß dran zu haben. Vollkommen egal, wie uncool sie vielleicht sind.
Was ich sagen will: Macht Sachen! Ehrlich. Macht es einfach. Trainiert Eure Mach-doch-Muskeln. Probiert das komische Essen, meldet Euch für die aufregende Sportart an, sprecht mit dem interessanten Typen an der Bar und streicht die Küche grün.
Ich habe erwachsene Männer in kurzen Hosen und Socken eine einstudierte Choreographie zu „Under Pressure“ tanzen sehen, und ich weiß, wie unglaubwürdig das klingt, aber ich schwöre: es war un.fass.bar cool.
Und zwar bei Tap Stars im St. Pauli-Theater. Unglaubliche Show. Sieben (bzw. sechs) junge Männer vom Typ Hip-Hopper tanzen da einen Step, dass einem schwindelig wird. Und dass es einem in den Magen fährt und einen kaum auf dem Stuhl hält und man sofort mitmachen möchte, laut auf dem Boden rumstampfen und Rhythmus produzieren und Musik und Krach machen und tanzen.
Im ersten Teil geht es um die Geschichte des Stepptanzes, es werden ein paar berühmte alte Stepptänzer genannt und kurz ein paar Besonderheiten ihres Stils vorgeführt, und das kommt einem überhaupt nicht vor wie so ein betuliches Musicalgesteppe (worauf ich ja insgeheim ein bisschen stehe, aber das würde ich natürlich nie zugeben), sondern ist tatsächlich saucool; sie sind sogar zum abgedroschensten Stepstück aller Zeiten, „Singing in the Rain“, cool. Keine Ahnung, wie sie das machen. Im zweiten Teil zeigen sie dann einfach zu unterschiedlichster Musik nochmal alle, was sie können und erzählen kleinere Geschichten.
Für das, was sie können, fehlen mir die Worte. Technisch ist es unfassbar, man kann sich überhaupt nicht vorstellen, in welchem Tempo und mit welcher Präzision diese Jungs mit den Füßen Töne produzieren, wie das gehen soll, und zwar ohne dass es irgendwas Uhrwerkhaftes hätte wie bei Riverdance und all diesen unsäglichen Produktionen, sondern es ist Tanz und sieht aus, als wäre es reiner Spaß und Vergnügen. Eine Zeitlang. Und dann haben sie plötzlich nicht mehr nur Spaß, sondern können auch musikalisch und schauspielerisch was; da steppt einer zu „Send in the Clowns“, was sich ja nicht gerade zum Steppen anbietet, und was einfach unfassbar traurig ist – und er steppt dazu wütend, sehr wütend und verzweifelt, und das ergänzt die Musik wunderbar. Ich hätte fast geheult. Na gut, ich habe geheult. Und dann geht es von Sondheim über Queen zu Eminem und irgendwelchen Hip-Hoppern, die ich nicht kenne, teils ist es durchchoreografiert, teils grob abgestimmt, teils frei improvisiert, und überraschenderweise ist diese wilde Musikmischung sehr wohl stimmig und ausgewogen und passt hervorragend hintereinander. Und zwischendurch machen sie hemmungslos Quatsch. Die komplette Show ist von vorne bis hinten eine Sensation, die Tänzer einer cooler als der andere, das Publikum hat sich nicht mehr eingekriegt, Standing Ovations, und ich muss unbedingt mehr üben, mehr lernen, natürlich werde ich da nie hinkommen, aber ein bisschen was geht noch, ich willwillwill, und ich hätte gern wenigstens ein Fitzelchen von dieser Coolness.
Noch bis 20. August im St. Pauli-Theater. Geht hin und staunt. Sagte ich schon, dass das alles unfassbar cool ist?
PS: Wer steppen lernen möchte, kann das zum Beispiel bei Nicola Hartlef im Hoofers tun.
CulturMag hat Sommerpause gemacht, und ich war auch in Urlaub. Aber Urlaub hindert mich natürlich nicht am Sachenmachen, und heute ist CulturMag wieder da, mitsamt der neuen Kolumne: Bitte das Bild anklicken!