Tagebuchbloggen

Ich war beim Schuster, beim Schneider und bei der Reinigung. Ich war bei Budni und habe ein paar Sachen eingekauft. Ich habe einen Blogeintrag über den netten Schneider geschrieben. Ich habe die letzten Reste vom Buffet von Freitag weggeworfen, ich habe Brotteig angesetzt und einen Möhrenkuchen gebacken. Ich habe den Weißkohl aus der Gemüsekiste von letzter Woche blanchiert und eingefroren. Ich habe Wäsche gewaschen und aufgehängt. Ich habe den Möhrenkuchen mit Kuvertüre überzogen. Der Gemüsemän kam, ich habe frisches Obst und Gemüse und Milch und Kartoffeln und Zwiebeln und so weiter in Kisten, Körbe und Kühlschrank sortiert. Ich habe ein bisschen Kompott gekocht. Ich habe Mangold-Risotto gekocht. Den restlichen Mangold habe ich ebenfalls blanchiert und eingefroren. Dann habe ich das Chaos in der Küche beseitigt, habe mich in die Badewanne gelegt und gelesen. Zuletzt habe ich Saft gekocht.
Man könnte es einen Hausfrauentag nennen, aber die Wahrheit ist: ich habe nur Anlauf genommen. Für eine Menge Arbeit. Uiuiui.

Schneiderei

An einer Hose hat sich eine Naht gelöst, vielleicht sechs oder acht Zentimeter sind plötzlich offen. Ich stehe vor der Änderungsschneiderei und sehe zweierlei: erstens ist gerade Mittagspause, das entnehme ich dem Schild mit den Öffnungszeiten an der Tür, zweitens sitzt aber ein älterer Herr drin und näht. Ich fasse probehalber an die Tür, sie ist offen. Ich weiß, Sie haben gerade Mittagspause, sage ich. Nein, nein, kommen Sie rein, sagt er.
Ich zeige die offene Naht. Ist das alles? Ja. Wann ich die Hose denn abholen möchte, fragt der Herr. Freitag, schlage ich vor, denn da sind meine Schuhe beim Schuster gegenüber fertig. Nein, sagt er, das ist ja fast gar keine Arbeit, geht schnell, wann ich denn wiederkomme. Ich sage, dass ich am Freitag sowieso wieder hier bin. Er sagt: nein, ich soll in zehn Minuten wiederkommen, das lohne sich ja nicht, dafür einen Abholzettel auszufüllen und so weiter. Zehn Minuten.
Okay, sage ich. Ich schlendere ein bisschen auf und ab, kaufe mir ein Croissant und gehe dann wieder hin. Die Hose ist fertig.
Ich hole mein Portemonnaie raus, nein, nein, meine Dame, sagt der alte Herr, das sei ja ganz schnell gegangen, ich bräuchte das nicht zu bezahlen. Doch, sage ich, natürlich will ich das bezahlen – nein, meine Dame, sagt er kategorisch, war ganz schnell, und setzt sich wieder an seine Nähmaschine. Ich lege ihm ein paar Münzen hin, bedanke mich – nein, ich danke Ihnen!, sagt er. Tschüss, meine Dame.

Ich halte überhaupt nichts von Pauschalurteilen über ganze Völker und Nationen. Aber ich neige doch sehr zu der Annahme, dass ein deutschstämmiger Schneider in der Mittagspause die Tür abgeschlossen, bis Freitag gebraucht und fünf Euro gewollt hätte.

Wismar

Die Straße heißt so, weil dort früher die Hebammen lebten, die den Milchfluss der Ammen getestet haben.
Jedenfalls hat die Stadtführerin auf dem Rundfahrtbus das behauptet, mit dem meine Eltern gefahren sind. Hier und an ziemlich vielen anderen Stellen steht was anderes. Das mit den Ammen ist allerdings auch hier und da zu finden.

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