Telefon! Alice. Die dämliche Kuh.

Ja, ich weiß, dass Telefonanbietergeschichten langweilig und öde sind und jeder sie schon mal erlebt hat. Aber ich muss das trotzdem gerade mal loswerden, sonst platze ich.

Juli: Wir zahlen seit Juli 2005, nämlich seit wir hier wohnen, denselben Tarif bei Alice für Telefon und Internet. Der Mann meint, inzwischen gebe es doch längst viel günstigere Tarife, wir zahlen schon seit Jahren zu viel, er ruft da jetzt mal an. Und kündigt bei der Gelegenheit auch gleich das ISDN; unser Faxgerät haben wir schon vor Jahren verschenkt, und das zweite Telefon nie angeschlossen, wir brauchen kein ISDN. Halt, sage ich, es kann sein, dass die Telefonnummer, die wir seit sechs Jahren ausschließlich benutzen, nicht die Haupt- sondern eine Nebennummer ist. Mir schwant, dass da irgendwas war. Frag lieber erst, ob wir die Nummer behalten können, bevor Du ISDN kündigst.
So geschieht es: der Mann telefoniert mit der (kostenpflichtigen) Hotline, stellt auf einen günstigeren Tarif um und fragt, wenn wir ISDN kündigen, ob wir dann von unseren drei Nummern die behalten könnten, die wir wollen. Der Herr am anderen Ende glaubt, dass das nicht geht, stellt ihn aber nochmal durch an jemanden, der auch glaubt, dass das nicht geht, ihn aber nochmal durchstellt zu jemandem, der ebenfalls glaubt, dass das nicht geht. Gut, sagt der Mann, dann also bitte nur auf den günstigeren Tarif umstellen, aber *nicht* ISDN kündigen, denn wir wollen nicht allen, denen wir in den letzten sechs Jahren unsere Nummer gegeben haben, eine neue mitteilen müssen. Logisch.

Anfang August: Wir machen einen Fehler. Wir lesen die Auftragsbestätigung nicht richtig. Ihr ahnt es: plötzlich haben wir kein ISDN mehr. Die Hauptnummer geht natürlich weiterhin, aber die hat niemand. Der Mann ruft die kostenpflichtige Hotline an. Ob man das bitte wieder zurückstellen könnte. Nein, das ginge nicht, heißt es. Beziehungsweise das wäre ein wahnsinniger technischer Aufwand und würde – ich hab’s vergessen, ich glaube 80,- € oder sowas kosten. Zufällig ist gerade mein Bruder da, der gelernter Telekommunikationselektroniker ist. Er lacht sich kaputt und sagt, das sei totaler Unsinn mit dem Aufwand. Es geht eine Weile hin und her, mein Mann sieht nicht ein, dass wir diese 80,- € zahlen sollen, bis meinem Bruder (nicht etwa dem Herrn von Alice) einfällt, dass man ja sowieso bei allen Geschäftsvorgängen ein Widerrufsrecht hat. Mein Mann sagt also, dann widerrufen wir den Auftrag (den wir nicht erteilt haben), und der Herr bei Alice sagt, ja natürlich, das geht, gar kein Problem. HALLO? Hätte ihm das vielleicht auch gleich einfallen können? Müssen wir aber schriftlich machen. Machen wir auch.

Ende August: Anruf von Alice. Das mit dem Widerruf ginge nicht. Das sei so ein irrer technischer Aufwand, das wieder auf unsere alten Nummern zurückzustellen, ich sage: nein, ist es nicht, erzählen Sie mir doch nix. Doch, sei es wohl, sagt sie, und ich denke, egal. Was sie mir jetzt vorschlägt, ist: sie behandelt das als Neu-Auftrag für ISDN, dann bekommen wir zu unserer Hauptnummer zwei Nebennummern, damit wir wieder ISDN haben, das werden aber erstmal nicht die gewünschten Nummern sein, und DANN können sie in einem zweiten Schritt auch unsere alte Nummer wieder dazuschalten. Für diesen Neuauftrag würden dann auch die Neuauftragskosten abgebucht werden, 20,- €, die würden wir dann aber auch wieder zurückbekommen. Okay, sage ich, kommt ja dann für uns auf eins raus. Hauptsache, wir bekommen diese eine Nummer wieder, unter der wir seit sechs Jahren zu erreichen sind. Das könne aber, sagt die Dame, bis zu dreißig Tagen dauern. Frechheit, denke ich, sage aber nichts. Ich frage nach dem Namen und der Nummer der Dame, damit ich, wenn das jetzt wieder nicht klappt, eine Ansprechpartnerin habe, die die Geschichte kennt. Das geht nicht, sagt sie, sie hat keine Durchwahl. Und außerdem würde das jetzt klappen, das sei überhaupt kein Problem, da könne ich mich drauf verlassen. Nun denn.

Irgendwann kommt der Brief, dass wir ISDN und zwei neue Nummern bekommen.
Dann passiert ganz lange gar nichts. Ende Oktober kommt ein Brief, dass wir noch drei weitere neue Nummern bekommen. Unsere alte, die einzige Nummer, die wir gern hätten, ist nicht dabei. Wir haben dann also demnächst *sechs* Telefonnummern, die alle nicht unserer alten entsprechen. Wir haben auch weiterhin nur ein Telefon, sodass wir nicht mal mit sechs Personen in unserer Wohnung herumtelefonieren könnten, was auch ohnehin ein klein bisschen albern wäre. Umgestellt werden soll es am 3. November, also insgesamt nicht etwa „bis zu dreißig Tage“ später, sondern mehr als sechzig Tage später.

Während wir noch überlegen, ob wir schlicht resignieren, alles so lassen und uns gar nicht mehr rühren, oder ob wir nochmal kostenpflichtig dort anrufen und das Rumpelstilzchen machen – im Grunde ist inzwischen klar, dass eigentlich nur noch ein Anbieterwechsel in Frage kommt, und zwar unter Absingen schmutziger Lieder, wenn man denn nicht wüsste, dass es überall anders auch nicht besser ist – während wir, mit anderen Worten, uns also immer noch in Schockstarre befinden und nichts weiter unternommen haben, klingelt heute der Paketbote und bringt, na, was? Genau: zwei kleine, graue Kästchen. Ich habe nicht genau geguckt, was es ist, ich glaube, es ist eine NTBA und ein Splitter/Router. Oder halt zwei andere von diesen Dingern, die man auf undurchschaubare Weise hintereinanderschalten muss. Und die wir seit 6 Jahren haben.

Ich bin noch unschlüssig, ob ich nun lachen oder weinen oder da mal anrufen oder die Dinger zurückschicken oder sie anschließen oder einfach gar nichts tun soll. Vielleicht mal abwarten, was am 3.11. passiert, wenn sie den ganzen Tag brauchen werden, um irgendwas umzuschalten. Was sie uns dann wohl freischalten? Sechs Nummern? Welche werden es sein?
Wenn das fertig ist, wähle ich mal unsere alte Nummer. Würde mich nicht wundern, wenn die inzwischen jemand anderes hat, der langsam wahnsinnig wird, weil dauernd Leute für uns anrufen.

Entschuldigung. Ich weiß, das war langweilig. Soll nicht wieder vorkommen. (Gebt’s zu, ihr wart eh schlau genug, es nicht zu lesen. )

Der große Gemüsekochbuchvergleich am Beispiel eines Wirsinggerichts

Jetzt habe ich in den letzten anderthalb Jahren so viel vom Fleischkonsum und von der Gemüsekiste geschrieben, dass sich in unserem Haushalt wie durch Zauberhand plötzlich sieben neue Kochbücher befinden. Zwei „Bio-“ bzw. „Biokisten-“Bücher, vier vegetarische und ein veganes.
In der Gemüsekiste war diese Woche ein Wirsing. Ein Wirsing, bei dessen Anblick ich erstmal lachen musste, wahrscheinlich würde man eine sechsköpfige Familie eine ganze Woche lang damit sattkriegen. Ich habe ihn gewogen, es waren etwas mehr als anderthalb Kilo.
Auf Rat eines einzelnen Herrn habe ich aus der ersten Hälfte Colcannon gemacht. Das ist im wesentlichen das, was wahrscheinlich die meisten Leute mit einem Wirsing machen würden, nämlich Wirsing-Kartoffel-Eintopf, nur dass die Kartoffeln gestampft werden, es also ein einziger Wirsing-Kartoffelmatsch wird. Rezept hier. Hervorragend! Ich stehe ja auf Brei, wird wieder gemacht. Aber nachdem wir davon schon zwei Tage gegessen haben, soll aus der zweiten Hälfte dann doch irgendwas anderes werden. Gucken wir doch mal in die sieben Gemüsekochbücher, ich fange oben an und arbeite mich nach unten durch.

1. cook it Vegetarisch. Dorling Kindersley. (Kein Autorenname zu finden.)
Kein Wirsing im Inhaltsverzeichnis. Unter W sehe ich „warmer Nudelsalat mit Süßkartoffeln“, mal ehrlich, würde sowas irgendjemand unter W wie „warm“ nachgucken? Na, egal.

2. Sandra Forster: Das vegane Kochbuch. Blumenbar.
Kein Wirsing.

3. Cornelia Schinharl: Biokistenkochbuch. Kosmos.
Wirsingrezepte! Drei Stück!
3.1. Rosenkohl-Wirsing-Gratin mit Kartoffelhaube. Brauchmer nicht, ich habe keinen Rosenkohl.
3.2. Wintereintopf mit Orangen-Kresse-Gremolata. Ich verdrehe die Augen, was ist denn Gremolata schon wieder, ich ärgere mich schon mal gleich ein bisschen und weiß selbst nicht, ob darüber, dass ich keine Ahnung habe, oder darüber, dass Kochbücher immer mit so einem Quatsch angeben müssen, den kein Schwein kennt. Ich blättere zum Rezept: man braucht für diesen Eintopf ¼ Knollensellerie, ¼ Weißkohl, ¼ Wirsing, den Rest lese ich schon gar nicht mehr. Weil, wenn am Ende noch ¾ Weißkohl UND ¾ Wirsing übrig sind, dann habe ich das Zu-viel-Kohl-Problem nicht wirklich gelöst.
3.3. Wirsingröllchen mit Kastanien-Ricotta-Füllung. Uh, Kastanien, habe noch nie besonders gemocht. Klingt auch alles eher aufwändig.

4. Carlo Bernasconi / Larissa Bertonasco: La cucina verde. Jacoby & Stuart.
Das ist vielleicht mein Lieblingskochbuch. Die Rezepte sind nach Gemüsesorten geordnet – was für eine Wohltat! Da hat man einfach alle Zucchinirezepte beisammen und muss nicht für jedes Rezept wieder ins Inhaltsverzeichnis gucken und neu blättern! Und dann sind die Gemüse nach Farben sortiert und illustriert von der wundervollen Larissa Bertonasco, von der ich mir jederzeit alles in die Wohnung hängen würde. Und das allerbeste: die Rezepte haben erfrischend kurze Zutatenlisten und sind extrem bodenständig. Es gibt zu fast jedem Gemüse eine Suppe, ein Risotto, einen Eintopf, irgendwas anderes … herrlich, genau mein Ding. Allerdings gehört Wirsing leider nicht zu den behandelten Gemüsen.

5. Erica Bänziger: Das grosse 1×1 der Bio-Küche. Fona.
Im Inhaltsverzeichnis steht: „Wirsing S. 75“. Klingt schön unprätentiös, denke ich, dann brauche ich eine Weile, bis ich die Seitenzahlen gefunden habe. Super Layout, sie stehen auf mittlerer Höhe im Knick. Auf Seite 75 steht ein Rezept für Gemüsecurry mit Kokosmilch, die Zutatenliste ist recht lang, ein Punkt lautet „100 gr. Wirsing“. Hallo? Mein halber Wirsing wiegt noch fast 800 gr. Aber die Message ist ansonsten okay: was an Gemüse da ist, in den Wok schmeißen, asiatische Gewürze dazu. Nach Belieben Tofu oder auch nicht. Kokosmilch. Kann man machen, vielleicht auch mit mehr Wirsing und weniger anderem Gemüse. Wobei ich dann schon sehr weit vom Rezept entfernt bin, aber egal. So richtig streng nach Rezept koche ich sowieso nie, weil ich nie alles dahabe.

6. Maria Elia: Die neue vegetarische Küche. Bassermann.
Kein Wirsing. Unter W stehen Wassermelonenrezepte, außerdem: „Weiche Baiserrolle mit Pipapo“ und „Würziger Mangold mit Pipapo“. Siehe oben, wer guckt denn Mangold unter W nach?

7. Das große Buch der vegetarischen Küche. Könemann, kein Verfasser.
Ein Rezept, pikante Kohlrouladen. Zutat: Weißkohl. In der Randspalte stehen drei Infosätze über Wirsing. Nirgends der Hinweis, dass man den Weißkohl für die Rouladen durch Wirsing ersetzen könnte, vielleicht soll man sich das selbst denken. Vielleicht steht es auch nur zufällig auf einer Seite, man weiß es nicht. Insgesamt klingt das Rezept halbwegs machbar, allerdings braucht man genau sechs Blätter Kohl, nicht einen halben Riesenkopf.

Zusammenfassung aller gewonnenen Wirsingerkenntnisse aus sieben Kochbüchern:
a. Man kann Wirsing auch im Wok machen.
b. Man kann wahrscheinlich auch Kohlrouladen aus Wirsing machen.

Was mach ich jetzt mit den zweiten 800 gr Wirsing? Blanchieren und einfrieren? Im Tiefkühler sind noch ein halber Weißkohl und ein ganzer Chinakohl, da hat er gute Gesellschaft.

Warum Hühnersuppe so gesund ist:

„Einem Medienbericht zufolge werden bei der Hähnchenmast in Deutschland deutlich mehr Antibiotika verwendet als bisher angenommen – auch zur verbotenen Wachstumsförderung.“ Weiterlesen in der ZEIT.

Worauf ja in dem Zusammenhang viel zu selten hingewiesen wird, obwohl es vielen Leuten offenbar gar nicht klar ist: „Resistenz gegen Antibiotika“ bedeutet nicht, dass das einzelne Huhn oder ein einzelner Mensch resistent wird, sondern der Erregerstamm. Wenn der Erreger resistent ist, hilft das Antibiotikum bei niemandem mehr. Weil es eben dem Erreger nichts anhaben kann. Diese Resistenzen entwickeln sich, wenn global, überall auf der Welt, zu viele Antibiotika verfüttert werden, egal, ob an Menschen oder Tiere.
(Und übrigens: „der Metzger meines Vertrauens“, bei dem viele einkaufen und glauben, da wären solche Dinge kein Thema, der bekommt seine Tiere auch oft vom Schlachthof. Wo der sie herhat, darf man dann einmal raten.)

Bonjour Tristesse, Du alte Hackfresse

Jippie! Maximilian und ich laden wieder zur Herbstlesung. Wie gehabt: Le Kaschemme, Rendsburger Straße 14, 20.30 Uhr. Unsere Gäste sind diesmal der personifizierte Herbst Kid37 („Wo ich bin, ist immer Herbst“) und die wunderbare Songwriterin Dragana. Moderiert werden wir von der charmanten Miriam Göbbels, und ich freu mich! Mächtig! Ihr kommt doch alle?

(Den Flyer dürft Ihr gern mitnehmen und auch anderswo auslegen. Gibts auch noch in etwas größer drüben bei Maximilian.)

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