E-Book-Reader

Neulich hatte ich hier um Rat gebeten, welchen Reader ich mir denn mal zu Weihnachten schenken lassen könnte. Danke nochmal allen Beiträgern! Aus verschiedenen Meinungen und Testberichten hat sich für mich schließlich herauskristallisiert:
Kindle ist offenbar gut. Ich möchte Amazon aber nach wie vor gern boykottieren, so gut es geht. Das hier bestätigt mich in diesem Wunsch gerade mal wieder. Kindle fiel also aus.
Es sollte auf jeden Fall ein Reader mit E-Ink-Technologie sein, das sind die, die vom Lesegefühl her dem Papierbuch am nähsten kommen, denn sie leuchten nicht selbst, wie ein Computermonitor oder Smartphone oder iPad, sondern man muss schon Licht haben.
Das Thalia-Gerät Oyo mochte ich gar nicht, es wirkt irgendwie schäbig. Außerdem ist Thalia auch nicht so viel sympathischer als Amazon. Es blieben also im Prinzip Kobo und Sony – der Kobo hat so einen großen, blauen Knopf unten rechts, den ich zu plakativ und asymmetrisch angebracht finde, da hätte ich wahrscheinlich immer hingeguckt. Das mag ein blöder Entscheidungsgrund sein, aber damit war ich beim Sony angekommen.
Meine Lieblingsbuchhandlung sagte sofort, sie könne mir den mal zur Ansicht bestellen, und am nächsten Morgen war er da. Ich konnte ihn dort auspacken und ausprobieren und habe zwei Buchhändler und eine Kundin gleich mit in Extase versetzt. Wir haben uns das Ding quasi aus der Hand gerissen, jeder wollte mal Knöpfchen drücken und ausprobieren, was da jetzt wie geht (beat this, Amazon). Natürlich habe ich ihn sofort gekauft. Kostet 149,- €, das ist ein bisschen mehr als der Kindle.
Man könnte jetzt natürlich einwenden, dass Sony möglicherweise auch nicht das sympathischste Unternehmen der Welt ist, aber die sympathische kleine Bio-E-Reader-Manufaktur um die Ecke hatte noch nicht auf.
 

 
Zu Hause war es dann nur ein klitzekleines Bisschen umständlich, bis ich raushatte, dass ich mir ein Adobe-Konto einrichten muss, und wie das geht. War dann aber doch recht schnell erledigt, inklusive rauskriegen, wie es geht, E-Books im Online-Shop der Lieblingsbuchhandlung zu kaufen. Das geht nämlich auf zwei Weisen: entweder man lädt es auf den Computer, stöpselt das Kabel in den Reader und zieht es rüber. Oder man kauft es direkt mit dem Reader, der kann nämlich auch ins Internet. Das macht allerdings keinen Spaß, weil der Seitenaufbau doch ein wenig langsam ist und die Seiten sich beim Scrollen dauernd neu aufbauen müssen.
Das Internet ist ansonsten noch dafür gut, dass man ein Wort im Text markieren und per Klick in der Wikipedia nachschlagen kann. Oder in verschiedenen Wörterbüchern, auch Fremdsprachigen. Zum einfacheren Markieren ist so ein Plastikstift dabei.
Für mich ist es super, dass das Internet auf dem Reader keinen Spaß macht, sonst wäre das Ablenkpotenzial viel zu hoch. Auch sonst bin ich ganz begeistert von der Reduziertheit dieses Geräts: man kann damit Bücher lesen. Punkt. (Oh, und Musik hören, bzw. Hörbücher hören.) Der Reader kann keine bunten Bilder, überhaupt keine Farbe darstellen, keine Fotos machen, nicht telefonieren, es gibt keine Apps, keine Spiele, kein Tüdelüt.
Der Bildschirm ist zum Lesen super. Mir war teilweise der Kontrast zu schwach, wenn ich nur meine funzelige Nachttischlampe anhatte, aber das liegt wohl dran, dass ich noch nicht richtig rausgefunden habe, wie man den Kontrast einstellt (ich HABE da was verstellt, aber das machte keinen Unterschied. Was irgendwie sonderbar ist). Wenn es richtig hell ist und die Sonne draufscheint, ist es to-tal super, weil nichts spiegelt. Für die Augen fühlt es sich tatsächlich an wie ein Buch. Leuchtet nicht, flimmert nicht, spiegelt nicht. Und liest sich ganz toll, ich bin wirklich angetan.
Natürlich werde ich auch nach wie vor gern Papier in der Hand haben. Ich blättere gern, und ich mag es, wenn der dickere Papierpacken langsam von der rechten in die linke Hand wandert. Aber als Ergänzung zu Papierbüchern finde ich E-Books wirklich toll.
Manche Bücher möchte man vielleicht lesen, aber nicht auf ewig im Regal haben. Manche Bücher sind dick und schwer, und man will sie nicht dauernd für S-Bahn-Fahrten in der Handtasche mit sich rumschleppen. Manche sind einem womöglich ein bisschen peinlich, ich hörte von Leuten, die auf dem Reader Chick-lit lesen, mit der sie nicht gesehen werden wollen. Und wer so drauf ist wie ich und manchmal Bücher nur deswegen *nicht* kauft, weil sie so ein hässliches Cover haben: bitte. E-Reader ist die Lösung. Oder im Urlaub: wenn ich drei Wochen wegfahre, kann ich doch nicht schon vorher entscheiden, was ich da wirklich lesen will. Auf Papier nimmt man dann halt nur ein paar Bücher mit und muss sie womöglich lesen, obwohl man in dem Moment viel mehr Lust auf was Anderes hätte.
Und, ehrlich: weit über 1000 Bücher, die alle zusammen in die Handtasche passen und 168 gr wiegen, das ist schon sensationell. Auch wenn der Reader natürlich immer schwerer wird, je mehr Bücher man drauflädt. Zumindest beim Kindle ist das so.

Fazit: ich hab das erste Buch durch und finde den Sony Reader wirklich super. Allerdings habe ich keinen Vergleich, ich habe nicht mit einem anderen Reader gelesen. Auch schön: den Sony gibt es in schwarz, weiß und rot. Kann man sich prima zu Weihnachten schenken lassen! Nur ich jetzt nicht mehr. Ich hab ihn ja jetzt aus Versehen schon gekauft.

Adventskalender

Ende Oktober hatte eine Freundin Geburtstag. Als ich fragte, was sie sich wünscht, sagte sie: einen Adventskalender. Das hat mich irgendwie gerührt, und seitdem verzehrte ich mich ebenfalls nach einem Adventskalender. Zum Weiterlesen könnt Ihr schön dieses Weihnachtslied von Katzenjammer hören, das habe ich gerade auf Repeat.

Ich zog also los, um einen Adventskalender für meine Freundin zu kaufen. Und fand keinen, war wohl noch zu früh. Nur die doofen im Supermarkt, das war mir zu blöd. Am Ende schenkte ich ihr ein Buch, und dazu eine Packung Yogitee, 12×2 Beutel, das ist ja wohl auch als eine Art Adventskalender zu verstehen. Für mich selbst kaufte ich auch gleich so eine Packung Yogitee.
Schon seit ein paar Jahren setze ich immer im Herbst den Adfontskalender auf meinen Wunschzettel, in der Hoffnung, dass ihn mir jemand schenkt. Dieses Jahr, dachte ich, ist Schluss, jetzt kaufe ich ihn mir selbst. Noch drei Anbieter bei Amazon hatten ihn lieferbar. Ich bestellte beim ersten und bekam eine Mail, sie hätten ihn doch nicht mehr. Ich bestellte beim zweiten und bekam eine Mail, sie hätten ihn doch nicht mehr. Ich gab auf, das Ding ist wohl leider wirklich vergriffen, und bestellte stattdessen so einen typischen Schokoladenkalender bei meinem Gemüsedealer.
Dann bekamen wir Besuch, der uns zwei Smarties-Adventskalender mitbrachte, so kleine Tablettenblister. Lustig. Und dann dachte ich: wieso soll ich nur zwei der drei Anbieter des Adfontskalenders bei Amazon ausprobieren, und versuchte es beim dritten auch noch. Und zack! Zwei Tage später war der Kalender da. Er ist von Judith Schalansky (genau, das ist die mit dem „Altas der abgelegenen Inseln“) und hat hinter jedem Türchen einen Buchstaben eines Freefonts. Und weil das Alphabet 26 Buchstaben hat, geht er eben bis zum 2. Weihnachtstag.


 
Irgendwann zwischendurch schenkte Maximilian mir die Weihnachtsanthologie, in der er auch eine Geschichte hat. Sind genau 24 Geschichten drin, das kann also auch als Adventskalender betrachtet werden.
Ganz plötzlich hatte ich also fünf Adventskalender: Yogitee, Schokodings, Buch, Smarties und Adfontskalender. Fehlt eigentlich nur noch eine Kiste Bier, dachte ich. Und dann … durfte ich gestern Abend nicht ins Arbeitszimmer, und darin knisterte und raschelte es, und dann durfte ich nicht in die Küche, und es hämmerte kurz, und dann: hach! Bester Ehemann von allen. (Der Schokokalender ist jetzt natürlich seiner, und er tut mir total leid, weil ich jetzt einen tollen Kalender habe und er nur das olle Fertigding.)

Preisverleihung

Wegen verschiedentlicher Nachfragen: Die Preisverleihung ist am Montag, dem 5.12., um 19.30 Uhr im Literaturhaus am Schwanenwik. Die Veranstaltung ist kostenlos und öffentlich, man braucht keine Karten oder sowas, jeder kann einfach hinkommen. Möglicherweise bietet es sich an, rechtzeitig dazusein, um sich nette Plätze zu sichern. Ich freu mich sehr, wenn Ihr kommt! (Toll wäre, wenn jemand eine Kamera mitbringt. Anyone?)
Wer kommt denn? Dann können wir ja vielleicht entsprechend viele Plätze freihalten.

Anke Gröner: Nudeldicke Deern

Guten Tag, mein Name ist Isabel Bogdan, und ich bin keine normale Frau. So, jetzt ist es raus. Es ist nämlich so: ich habe noch nie eine Diät gemacht. Ich habe keine Ahnung, wie Diäten funktionieren, keinen Schimmer, was Trennkost ist, und überhaupt keine Vorstellung davon, wieviele Kalorien „viel“ sind. Wieviele Kalorien hat eine Tafel Schokolade oder eine Gurke, wieviele Kalorien braucht man am Tag? Keinen blassen Dunst.
Allerdings: seit ich aufgehört habe zu rauchen und sieben Kilo zugenommen habe – und das ist jetzt immerhin vier Jahre her – seitdem finde ich doch, dass dieser Bauch bitte wieder wegsoll. Und überhaupt diese sieben Kilo. Wenn ich ein Kleid anhabe, ziehe ich den ganzen Abend den Bauch ein. Also, bei den Kleidern, in die ich noch passe. Ich rede mir ein, meine neue (naja, vier Jahre alte) Figur würde mich vor allem deswegen nerven, weil mein halber Kleiderschrankinhalt mir nicht mehr passt, denn ich weiß ja, dass ich tatsächlich keineswegs dick, zu dick oder auch nur irgendwie figürlich auffällig wäre, aber in Wahrheit will ich diesen Bauch und diese sieben Kilo wirklich nicht haben. (Was dagegen getan habe ich allerdings auch nicht.)
In sofern bin ich vielleicht doch normal, puh, nochmal gutgegangen. Dennoch, ich gehöre eher nicht in die Zielgruppe von Anke Gröners Buch. Gelesen habe ich es trotzdem, weil es eben Ankes ist. Und ich einen Teil davon schon in ihrem Blog gelesen hatte und den Rest auch noch lesen wollte.
  

 
Wer Ankes Blog nicht kennt, dem sei das sowieso ans Herz gelegt. Sie schreibt über alles mögliche, und eins ihrer Themen in den letzten zwei Jahren (?) war eben dies: Anke ist dick. Deswegen hat sie sich 25 Jahre lang so richtig scheiße gefühlt. Diäten gemacht, abgenommen, zugenommen, Jojo-Effekt, hat sich beschimpfen lassen, sich phasenweise kaum aus dem Haus getraut, und sich darüber definiert, dass sie dick ist, weil alle anderen sie auch darüber definierten oder zu definieren schienen. Das alles führte dazu, dass Essen „der Feind“ war, was aber natürlich nicht bedeutete, dass sie nichts mehr aß, sondern im Gegenteil. Sie aß, und zwar Junk Food, und fühlte sich ätzend. Und bekam von außen bestätigt, dass sie zu nichts nutze sei sei, sich nicht im Griff habe, scheiße aussehe und auch sonst rundum zu verachten sei. Teufelskreis, und eine ziemliche Horrorvorstellung.
Und dann kam Ankes Freundin Silke Nolden (Bloglesern unter dem Namen Lu bekannt) und brachte ihr das Essen bei. Lu ist Ernährungsberaterin. Sie ist mit Anke in den Supermarkt gegangen, auf den Markt und in den Bioladen und hat ihr stundenlang Lebensmittel erklärt. Und dann haben sie eingekauft, was auch immer sie angelacht hat, und es gemeinsam zubereitet. Sie haben Ankes Speisekammer entrümpelt und Kochen geübt. Trainiert, wie man Dinge einfach mal ausprobiert. Den Unterschied zwischen holländischen Supermarkt-Tomaten und frischen Tomaten vom Markt geschmeckt. Und so weiter.
Für Anke tat sich eine neue Welt auf: sie lernte Schmecken, Genießen und Kochen. Und entwickelte ruckzuck eine unglaublich ansteckende Begeisterung für gutes Essen. Im Zuge dieser neuen Begeisterung informierte sie sich außerdem über diese ganze Dicksein-Geschichte, über BMI und Schlankheitswahn und das hartnäckige Gerücht, Dicke wären krank. Und beschloss daraufhin: es ist völlig in Ordnung, dick zu sein. Menschen sind verschieden, manche sind eben dick. Na und?
Und das sind die zwei Themen des Buches: Genießen lernen. Und lernen, dass man nicht gleich „wertlos“ ist, bloß weil man dick ist (was für eine Vorstellung!). Dass „dick“ nur eine Eigenschaft unter vielen ist, und sicher keine, von der man sein Leben bestimmen lassen sollte. Dafür gibt es sogar einen Fachbegriff, es heißt „Fat Acceptance“. Dann bin ich halt dick, so fucking what?
Nebenbei räumt sie noch mit einer Menge Vorurteile auf, zum Beispiel mit dem, dass Dicke kranker wären als Dünne. Stimmt nämlich gar nicht, aber Ärzte erzählen es einem trotzdem dauernd. Weswegen viele Dicke gar nicht erst zum Arzt gehen, wenn sie krank sind, denn sie wissen genau, dass dann wieder der Vortrag kommt. Auch wenn sie Schnupfen haben.

Das alles ist natürlich so geschrieben, wie man es von Anke kennt: so nämlich, dass ich es ruckzuck durchhatte, obwohl das Thema überhaupt nicht meins ist. Und vor allem so, dass ich als Nie-dick-Gewesene mal meine eigenen Reaktionen reflektiere, wenn ich beispielsweise auf der Straße denke: Boah, ist die dick, und unterschwellig mitdenke: sieht nicht gut aus. Immerhin hat man doch jahrzehntelang ein schlankes Schönheits- und Gesundheitsideal gelernt. (Allerdings denke ich auch oft: Boah, ist die dünn. Bin ich damit rehabilitiert?)

Gerade übersetze ich ein Buch, bzw. bin fast fertig, das „Mädchen in weiß“ heißen wird. Es geht um lauter junge Frauen, Mitte zwanzig, die ihren Platz im Leben suchen, einen Job suchen, einen Mann suchen, sich fragen, ob der jetzt der richtige ist, sich trennen, heiraten, schwanger werden. Und das ist alles gar nicht so Chick-Lit-haft, wie es klingt, sondern extrem lakonisch erzählt und ziemlich witzig und gar nicht blöd, und es macht wirklich Spaß. Nur: die schlechthinnige Horrorvorstellung dieser Mädels scheint das Dicksein zu sein. Da zucke ich jetzt immer zusammen und winde mich und möchte das eigentlich gar nicht so hinschreiben müssen, dieses: „was habe ich denn verbrochen, dass man mich jetzt schon mit einem Dicken verkuppeln will, so nötig habe ich es jetzt auch nicht“, und schreibe nicht „fett“, weil das so abwertend klingt, sondern „dick“, was wenigstens ein kleines bisschen neutraler ist. Aber eigentlich würde ich diese Stellen gern einfach streichen. Weil es so mies ist. Weil ich jetzt immer Anke und alle anderen Dicken im Kopf habe, und wie ekelhaft das ist, sowas dauernd zu lesen!
Also: lest dieses Buch! Und verschenkt es, an alle Dicken, denen es nämlich Mut macht, sich so zu akzeptieren, wie sie sind. Und vielleicht auch an ein paar Dünne, denn Fat Acceptance ist natürlich ein Thema, das Dünne genauso betrifft.

Anke Gröner: Nudeldicke Deern. Free your mind and your fat ass will follow. 240 Seiten. Wunderlich, 14,95 €. E-Book: 12,99 €

Webseite zum Buch: Deern

UPDATE: Wer zu Weihnachten ein signiertes Exemplar verschenken möchte, kann das direkt bei Anke Gröner bestellen. Geht ganz einfach.

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