The Next Big Thing Blog Hop

Keine Ahnung, wieso die guten, alten Stöckchen jetzt „blog hop“ heißen, ist aber auch egal: ich habe ein Stöckchen bekommen! Das ist sie, die Renaissance der Blogkultur! Zugeworfen hat es mir Pia Ziefle, deren Roman Suna für mich das Buch des Jahres 2012 war. Wer das noch nicht gelesen hat, der hole das bitte nach, inzwischen ist es auch als Taschenbuch erschienen (mit hübschem, aber irreführendem Cover, finde ich. Es ist überhaupt kein romantisch-weichgezeichnetes Frauen-Wohlfühlbuch).
Das Stöckchen richtet sich an Autoren, und es geht um das nächste Buch, das man schreibt. Ich hätte jetzt auch einfach schön das Buch nehmen können, das ich gerade übersetze. Ich bin auch immer noch unsicher, ob ich wirklich ein Buch schreibe. Behauptet habe ich es schon vor ziemlich genau einem Jahr, und zwar genau deswegen, damit ich es auch wirklich tue, aber nun ja. Ist noch nicht viel bei rausgekommen. Ich brauche Druck, ich brauche eigentlich einen Abgabetermin, um zu funktionieren, um mich hinzusetzen und zu schreiben, aber natürlich habe ich keinen Abgabetermin, denn kein Verlag kauft ein Buch von einer unbekannten Autorin, das noch nicht mal geschrieben ist. Teufelskreis! Aber nehmen wir mal an, ich würde weiterschreiben.

Was ist der Arbeitstitel Ihres Buchs?
Der Pfau.

Woher kam die Idee für das Buch?
Die Kerngeschichte ist wahr, sie ist bei unseren Freunden in Schottland passiert. Und sie ist so abgedreht, dass ich sie erzählen wollte (natürlich habe ich um Erlaubnis gefragt). Und dann wurde sie während des Schreibens noch ein bisschen abgedrehter, und als die Kurzgeschichte fertig war, stellte ich fest: die Geschichte ist da ja noch gar nicht zu Ende. Da wird ja danach noch alles mögliche passieren, das muss weitererzählt werden.

Unter welches Genre fällt Ihr Buch?
Wenn es jemals ein Buch wird, dann wird es ein Roman.

Wie lautet die Einsatzzusammenfassung Ihres Buches?
„Einer der Pfauen war verrückt geworden.“ Das ist der erste Satz, und darum geht es. Um einen verrücktgewordenen Pfau.

Welche Schauspieler sollten Ihre Charaktere in einer Filmumsetzung spielen?
Charlotte Rampling als Lady, Alan Rickman als Lord, der sehr junge Colin Firth als David, Colm Meaney als Jim, John Hannah als Andrew, vielleicht Gwyneth Paltrow als Chefin? Ich kenne zu wenig Schauspielerinnen, als dass mir jetzt einfallen würde, wer die Köchin und wer die Psychologin spielen soll. Zumal ich sie am liebsten alle britisch hätte. Da ist Gwyneth Paltrow eigentlich schon wieder raus; nicht nur deswegen. Passt auch sonst nicht so recht, glaube ich. Die anderen Frauen, die mir einfallen, sind alle zu hübsch und zu elfenhaft und so. Keira Knightley? Kate Blanchett? Scarlett Johannson? Die gehen alle nicht. Ich kriege aber gerade den Eindruck, dass es ganz hilfreich ist, Schauspieler für die Rollen zu suchen; es hilft, die Konturen der Figuren zu schärfen. Ich werde das im Hinterkopf behalten, für wenn ich mir Notizen über mein Romanpersonal mache: Wer soll die Rolle spielen? Gute Idee.

Werden Sie Ihr Buch selbst verlegen oder wird es vertreten durch einen Agenten?
Selbst verlegen bestimmt nicht; ich hoffe sehr, dass es ein Verlag verlegen wird. Allerdings müsste ich es dazu erstmal schreiben. Ob ich es den Verlagen selbst anbiete oder mich von einem Agenten vertreten lasse, ist noch offen. Gegenüber anderen Autoren habe ich natürlich einen nicht zu unterschätzenden Startvorteil: ich kenne genügend Leute in Verlagen, mein Manuskript würde vermutlich eher gelesen als das von gänzlich unbekannten Autoren. Ich glaube aber, dass ein Agent besser verhandeln kann als ich selbst. Schaumermal, das liegt ja eh alles in ferner Zukunft. Wenn überhaupt.

Wie lange haben Sie gebraucht, um den ersten Entwurf Ihres Manuskripts zu schreiben?
Das kann ich nicht beantworten. Ich habe die erste Geschichte, die Kerngeschichte, relativ schnell geschrieben – eine Woche oder so. Dann kam ein halbes Jahr später genauso schnell das zweite Kapitel. Dann passierte lange nichts, dann bekam ich den Preis, dann passierte wieder lange nichts, und jetzt im Winter habe ich ein bisschen weitergemacht. Aktueller Stand sind 45 Seiten und 5 Seiten Notizen. Der „erste Entwurf“ ist also noch lange, lange nicht fertig. Und wenn ich in dem Tempo weitermache … schönes Wetter heute.

Welche anderen Bücher würden Sie mit Ihrem Genre vergleichen?
In der Laudatio wurde mein Text mit denen von Alan Bennett verglichen. Das ist natürlich umwerfend und schmeichelhaft und ein ziemlich großes Paar Schuhe, aber: ja, das wäre toll, wenn es so toll würde wie Alan Bennett, den mag ich nämlich sehr. Ich bin aber keineswegs mit der Absicht angetreten, wie er zu schreiben (oder wie Ingo Herzke, von dem die meisten Bennett-Übersetzungen stammen). Katja Lange-Müller hat mal gesagt, der Inhalt suche sich die Flasche aus, in die er gefüllt werden will. Genau so war es auch: diese Geschichte kann nur in diesem Ton erzählt werden, das geht gar nicht anders. Ich habe nicht darüber nachgedacht, es war kein Beschluss, sondern einfach selbstverständlich. Das muss so klingen, wie es eben klingen muss.

Was sonst über Ihr Buch könnte das Interesse des Lesers wecken?
Keine Ahnung. Ich hoffe, es wird lustig. Und dann hätte ich gern, dass es im Hardcover erscheint und ein Lesebändchen bekommt und wunderschön aussieht. Ha.

Möchten Sie andere Autoren für das Interview nominieren?
Na klar: ich wüsste gern, worum genau es in Percantas Buch und in Frau Meikes Buch geht, ob Anke neue Pläne hat und wie weit Moni und Scott sind. Und wenn ich mir noch was wünschen dürfte, dann hätte ich sehr, sehr gerne, dass Hotelmama ein Buch schreibt.

Liebes Tagebuch,

irgendwie ist immer noch Januar, und ich bin immer noch im Einmuckelmodus. Am liebsten würde ich den ganzen Tag in Bett und Badewanne verbringen, Bücher lesen und Kakao trinken.
Auch diese Woche war fast jeden Abend irgendwas, und auch diese Woche hatte ich das Gefühl, ich habe alles mögliche gemacht, ich habe nicht viel herumgetrödelt, aber geschafft habe ich auch nicht so richtig was. Vor allem, wenn ich mir meine eigentliche Arbeit so angucke. Montag war Jahresrückblick, da gehen wir schon seit Jahren hin, weil das immer super ist. Immer! Ich verstehe gar nicht, wieso ich da quasi nie jemanden treffe, den ich kenne. Ich meine, das ist mit Bov Bjerg, Manfred Maurenbrecher, Horst Evers, Angela Merkel und diversen weiteren Politikern! Ich interessiere mich ja sonst weder für Politik noch für Kabarett, aber das ist wirklich immer sehr lustig.
Am Freitag die Burns Night war auch super. Sensationeller Haggis von Oliver Trific, dazu Musik und Burnsgedichte, und alles war fein. Die Musik war schön und die Leute nett und das Essen toll und die Trifics sowieso super und hach. (Und ich bin immer schrecklich stolz auf meinen Mann, der so schön singt und so lustig Gedichte deklamiert.)
Und jetzt ist Wochenende, und wir sind einfach nur zu Hause und machen nichts Großes und finden es total super. Draußen wird es wärmer, heute sind schon den ganzen Tag über Null Grad, es taut, so wird das nichts mehr mit der Alster. Und in den nächsten Tagen soll es noch viel wärmer werden. Gut, dass wir gestern wenigstens kurz an der Alster waren und sie fast zugefroren gesehen haben, das versetzt mich ja immer noch in Entzücken.
Ich habe mir ein neues Paar Handschuhe gekauft, weil meine alten kaputtgegangen sind. Sie sind auch schon zehn Jahre alt, sie durften kaputtgehen, aber jetzt habe ich knallrote gekauft, und zu der dicken Winterjacke gehen die natürlich gar nicht, denn die ist grün, ich werde also noch ein Paar neue brauchen. Schlimm!

Diese Woche habe ich keinen Film gesehen und kein Buch wirklich gelesen. Nur so in welchen herumgelesen. Geschrieben habe ich auch nicht, übersetzt viel zu wenig. Ich habe ein paar Lesungen organisiert, Tirili – die Frühlingslesung steht fast (diesmal ohne Maximilian und mich), dann werde ich irgendwann im April in einer Buchhandlung in Lüneburg lesen und am 4. April mit Maximilian zusammen in Rindchens Weinkontor in Eppendorf. Dann gab es noch eine Lesungsanfrage für ohne Geld (guter Zweck), da überlege ich noch, ob und wie und wann das gehen könnte. Und ich versuche, mein Blog ein bisschen zu vermarkten und Werbepartner zu finden und habe hier und da angefragt. Denn was nicht in Frage kommt, ist Werbung für *irgendwen*; wenn ich werbe, dann nur für Unternehmen, bei denen ich auch dahinterstehe. Mal sehen, was daraus wird. Außerdem gab es noch diversen weiteren Kleinkram, mit dem ich mich beschäftigt habe, und ich habe ein bisschen angefangen aufzuräumen. Im Februar will ich wieder Wegwerfmonat machen, heute habe ich schon angefangen mit der Kontoauszügeschublade … puh. Ordnung ist das halbe Leben, ich lebe in der anderen Hälfte. Und mit Prokrastination hat das natürlich überhaupt nichts zu tun!

Zehn Gebote des Schreibens

ZehnGeboteIn diesem wirklich wunderhübschen Bändchen (himmelblau, runde Ecken, Lesebändchen) haben 42 Autorinnen und Autoren aus aller Welt von Margaret Atwood bis Juli Zeh ihre ganz persönlichen Zehn Gebote des Schreibens festgehalten. Manche knapp, andere sehr knapp. Und das Tollste ist: nichts davon wird gewichtet, erläutert, abgewiegelt oder sonstwas. Bei manchen Geboten denkt man sofort „jajaja!“, bei anderen eher „hä?“ Einige widersprechen einander; einer sagt beispielsweise, wenn man am Anfang nicht weiß, wie die Geschichte einmal ausgehen wird, braucht man gar nicht erst anzufangen, sie zu schreiben. Ein anderer sagt, wenn man am Anfang schon weiß, wie die Geschichte ausgeht, dann kann man es auch gleich bleibenlassen. Mehrere sagen übereinstimmend, dass man zum Schreiben das gottverdammte Internet ausmachen muss.
Wahrscheinlich muss man dieses Büchlein nicht von vorne bis hinten durchlesen, sondern es ist eher etwas, um immer mal wieder darin zu blättern. Und dann findet man immer wieder etwas Neues, ich habe gerade zum x-ten Mal darin herumgelesen und prompt ein neues Lieblingsgebot gefunden, das ich ab jetzt immer wieder zitieren werde. Es stammt von Andrea De Carlo und lautet:

3. Der rechte Fuß muss immer wippen. Jeder Roman braucht – unabhängig von Thema oder Länge – einen Rhythmus. Er kann langsam oder schnell, gleichmäßig oder ständig wechselnd sein, aber Rhythmus braucht der Text.

Jawollja! Der rechte Fuß muss immer wippen! Kann auch der linke sein.
Und ganz hinten, hinter den Geboten der großen Autoren, sind noch einige leere Seiten, auf denen man seine eigenen Gebote notieren kann. Wenn ich meine beisammen habe, sage ich Bescheid.

Zehn Gebote des Schreibens. DVA, 172 Seiten, 14,99 €

Belauscht

Vater: Und wie heißt die Mutter von der Emma*?
Sohn: Mama. Die heißt Mama.
Vater: Mama? Die heißt doch nicht Mama, das ist doch nicht ihr Name.
Sohn: Doch, die Mutter von der Emma heißt Mama.
Vater: Ja, für die Emma. Aber für dich doch nicht, wie hast Du denn zu ihr gesagt?
Sohn: (nicht verstanden)
Vater: (nicht verstanden)
Sohn: Dann heißt sie bestimmt Frau Hansen.
Vater: Frau Hansen? Wieso Frau Hansen, hat sie denn keinen Vornamen?

Pause

Sohn: Papa?
Vater: Ja?
Sohn: In Wirklichkeit weiß ich gar nicht, wie sie heißt.

*Gibt es eigentlich sowas wie einen Elternkonsens, Kinder erst in höherem Alter in die Geheimnisse des Genitivs einzuweihen? Und noch dazu Vornamen mit Artikeln zu versehen, wie es sonst nur in ein paar Dialekten gemacht wird? Oder anders gesagt: warum sagen fast alle Eltern kleiner Kinder „Die Mutter von der Emma“ statt ganz normal „Emmas Mutter“?

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