Die Klasse von 2012: Junge Schriftsteller am Leipziger Literaturinstitut
(Schöne Passage übers Übersetzen dabei.)
(Schöne Passage übers Übersetzen dabei.)
„Albert hat mir elf eiserne Regeln beigebracht. Erstens: Das Buch soll dir Mühe machen, nicht dem Leser. Zweitens: Sprache ist Mittel zum Zweck. Vergiss deshalb Wortakrobatik und metaphysischen Blumenkohl und schreibe eine Geschichte, die den Leser zum Umblättern zwingt. Drittens: Nach vier bis sechs Seiten muss die Story eine überraschende Wendung nehmen, sonst langweilt sich der Leser. Viertens: Frage dich als Autor immer, wo die größte Angst deiner Figur liegt, denn Angst ist unsere stärkste Antriebsfeder. Fünftens: Jeder großartige Roman ist ein Familienroman. Sechstens: Schriftsteller sind keine gesegneten Stenografen, die ein göttliches Diktat empfangen. Deshalb musst du so lange recherchieren, bis du mit dem Stoff vertraut bist, intim wie Haut auf Haut. Siebtens: Beende einen langen Roman nie mit einer jähen Überraschung. Das empfindet der Leser als rüpelhaften Rauswurf. Achtens: Du musst deine Story mit dem Hammer redigieren: Hau drauf und horch, wo sie hohl klingt. Neuntens: Kürzen ist literarisches Viagra. Zehntens: Schreibe niemals einen Bauernroman, denn Landwirtschaft hat null Glamour. Elftens: Halte dich nie zu lange mit Personenbeschreibungen auf. Eine Figur ist das, was sie tut.“
Interessantes Interview mit Ken Follett in der WELT.
Was bisher geschah: Ich habe für eine Lesung, beziehungsweise für gleich zwei Lesungen hintereinander eine Geschichte geschrieben. Über einen Pfau.
Dann bin ich ein bisschen größenwahnsinnig geworden und habe sie für den Hamburger Förderpreis eingereicht. Und weil die Geschichte noch gar kein Ende hat, sondern einfach irgendwo aufhört, also überhaupt nicht fertig ist, habe ich sie „Romananfang“ genannt und ein kleines Exposé dazugeschrieben. Das alles im Glauben, dass ein unterhaltsamer Text sowieso keinen Preis bekommt; allerdings, wenn man nicht doch auf eine winzige Chance hofft, dann schickt man ja auch nichts ein.
Meine Einsendung war also verbunden mit dem Gedanken: falls ich den Preis bekommen sollte, dann mache ich tatsächlich einen Roman draus. Keine allzu große Gefahr, diesen Gedanken in die Tat umsetzen zu müssen, dachte ich.
Nun ja. Ich habe den Preis bekommen, und jetzt muss ich wohl ran. Erstmal hatte ich tausenderlei anderes zu tun, aber jetzt, JETZT, heute, fange ich an. Ich überliste mich selbst ja gern mit billigen Psychotricks, das hier ist einer davon: ich erzähle rum, dass ich schreibe. Was Längeres. Vielleicht einen Roman. Wenn das alle wissen, dann kann ich auch nicht gleich nach 5 Seiten wieder aufgeben, dann muss ich dranbleiben. (Scheitern kann ich dann immer noch. Und ob ich dann am Ende, falls es ein Ende gibt, einen Verlag dafür finde, ist sowieso noch mal eine andere Frage, da mache ich mir auch nichts vor.)
Schon vor einigen Tagen bin ich bei Amazon zufällig über das hier gestolpert: ein Puzzle! Mit einem Pfau! Tausend Teile! Wie geil ist das denn, das muss ich haben. Sofort auf den Wunschzettel gesetzt, und da hat Christian es sofort gekauft. Dankedankedanke!
Jetzt kann ich beim Schreiben nebenbei puzzeln. Einen Pfau. Denn erstens muss man ja zwischendurch mal denken, das geht beim Puzzeln bestimmt super. Zweitens wächst das Puzzle dann parallel zum Buch, ich sehe meine Fortschritte daran, wie das Puzzle zum Pfau wird, und der Roman hoffentlich ebenso schön. Und schließlich: Sensationelle Metapher! Lauter kleine Einzelteile, die schon da sind, müssen „nur“ richtig angeordnet werden, damit ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Wie toll! Die tausend Teile kommen mir gar nicht so irre viel vor, aber ich glaube, das ist ein ziemlich schwieriges Puzzle. Ich bilde mir nicht ein, es mal kurz zwischendurch machen zu können. Denn die tausend Teile sehen fast alle gleich aus. Ich weiß, dass es schwer wird. Aber wenn ich nicht weiterkomme, kann ich ja zwischendurch ein bisschen schreiben. Hach. Ich freu mich tierisch (hihi) auf das Puzzle! Und nenne es metaphorisch-therapeutisches Puzzeln.
Natürlich habe ich sofort angefangen zu puzzeln, obwohl ich erst noch mit Übersetzungskorrekturen beschäftigt war. Aber hey, ich habe ja auch schon 23 Seiten Pfauengeschichte. Der Rumpf ist sozusagen schon fertig. Und was das Puzzle betrifft, war das der einfache Teil, ab jetzt wird’s schwieriger.
Wenn ich dann irgendwann berühmt bin, wird man angehenden Schriftstellern zu metaphorisch-therapeutischem Puzzeln raten. Mindestens tausend Teile, thematisch passend. Parallel an Roman und Puzzle arbeiten. Man wird es auch „Bogdan-Puzzle“ nennen. Sie kommen mit Ihrem Roman nicht weiter? Haben Sie sich schon ein Bogdan-Puzzle besorgt? Wirkt manchmal Wunder.
Liebes Pfauenpuzzle: walte Deines Amtes. Ich zähl auf Dich.
Ich guck mal fix nach, wo Amerika liegt. (via Nils Mohl.)
(via Annina)