Alstereis


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Ich fürchte, ich werde Euch noch eine Weile mit Alstereisbildern belästigen. Es ist einfach so umwerfend schön. Wobei es fast ein bisschen schade ist, dass es gestern geschneit hat, das sieht zwar auch toll aus, aber man sieht nicht mehr so richtig, dass darunter Wasser ist. Und mit Schlittschuhlaufen wird das so natürlich auch nichts. Abgesehen davon, dass ich gar keine besitze. Und dass man sowieso noch nicht drauf darf. Das Eis ist noch viel zu dünn.

Eisig

Seit ich denken kann, kann ich den Winter nicht leiden. Kalt, nass, bäh. Und dann war es vor zwei Jahren so richtig kalt, also: so richtig. Tagelang unter Null. Und plötzlich habe ich nicht mehr den Frühling herbeigesehnt, sondern gehofft, dass es noch lange genug kalt bleibt, dass die Alster zufriert und man darauf herumlaufen kann. Tagelang hatte ich am Schreibtisch die Alsterwetter-Webcams offen und habe der Alster beim Zufrieren zugeguckt, habe dauernd irgendwelche Wetter- und Nachrichtenseiten aufgerufen, auf denen die aktuelle Eisdicke gemeldet wurde, und es hat geklappt: die Alster fror zu. Ich war an einem der ersten Tage drauf, als nur ein paar Leute auf dem Eis herumschlidderten, es war herrlich. Dann hat es geschneit, da war nichts mehr mit Eis und Schliddern, es lag zu viel Schnee auf der Eisdecke, dafür gingen aber mehr und mehr Leute drauf, bestimmt zwei Wochen lang. Es war die meiste Zeit grau und schneite und war kein wirklich schönes Wetter, aber ich fand es so! schön!, auf der Alster herumzulaufen. So schön. Seitdem bin ich mit dem Winter versöhnt.
Letztes Jahr war es nicht kalt genug. Dieses Jahr … im Moment sieht es gut aus. Seit drei oder vier Tagen ist es durchgehend unter null Grad, das Wetter ist sonnig und herrlich klar. Ich war gestern schon mal gucken. Noch fahren die Schiffe, das Eis in der Mitte wird also immer wieder aufgebrochen. Aber am Rand ist es schon schön dick, Eisschollen schieben sich übereinander, es knackt und knistert, die Sonne scheint, es ist wirklich eisig kalt, und ich drücke die Daumen, dass es noch lange genug kalt genug bleibt. Und am liebsten trocken, kein Schnee aufs Eis. Fast spiele ich mit dem Gedanken, mir Schlittschuhe zu kaufen. Hach. Dass ich auf meine alten Tage noch den Winter lieben lernen würde! (Klick auf die Bilder macht sie groß.)

Adventskalender

Ende Oktober hatte eine Freundin Geburtstag. Als ich fragte, was sie sich wünscht, sagte sie: einen Adventskalender. Das hat mich irgendwie gerührt, und seitdem verzehrte ich mich ebenfalls nach einem Adventskalender. Zum Weiterlesen könnt Ihr schön dieses Weihnachtslied von Katzenjammer hören, das habe ich gerade auf Repeat.

Ich zog also los, um einen Adventskalender für meine Freundin zu kaufen. Und fand keinen, war wohl noch zu früh. Nur die doofen im Supermarkt, das war mir zu blöd. Am Ende schenkte ich ihr ein Buch, und dazu eine Packung Yogitee, 12×2 Beutel, das ist ja wohl auch als eine Art Adventskalender zu verstehen. Für mich selbst kaufte ich auch gleich so eine Packung Yogitee.
Schon seit ein paar Jahren setze ich immer im Herbst den Adfontskalender auf meinen Wunschzettel, in der Hoffnung, dass ihn mir jemand schenkt. Dieses Jahr, dachte ich, ist Schluss, jetzt kaufe ich ihn mir selbst. Noch drei Anbieter bei Amazon hatten ihn lieferbar. Ich bestellte beim ersten und bekam eine Mail, sie hätten ihn doch nicht mehr. Ich bestellte beim zweiten und bekam eine Mail, sie hätten ihn doch nicht mehr. Ich gab auf, das Ding ist wohl leider wirklich vergriffen, und bestellte stattdessen so einen typischen Schokoladenkalender bei meinem Gemüsedealer.
Dann bekamen wir Besuch, der uns zwei Smarties-Adventskalender mitbrachte, so kleine Tablettenblister. Lustig. Und dann dachte ich: wieso soll ich nur zwei der drei Anbieter des Adfontskalenders bei Amazon ausprobieren, und versuchte es beim dritten auch noch. Und zack! Zwei Tage später war der Kalender da. Er ist von Judith Schalansky (genau, das ist die mit dem „Altas der abgelegenen Inseln“) und hat hinter jedem Türchen einen Buchstaben eines Freefonts. Und weil das Alphabet 26 Buchstaben hat, geht er eben bis zum 2. Weihnachtstag.


 
Irgendwann zwischendurch schenkte Maximilian mir die Weihnachtsanthologie, in der er auch eine Geschichte hat. Sind genau 24 Geschichten drin, das kann also auch als Adventskalender betrachtet werden.
Ganz plötzlich hatte ich also fünf Adventskalender: Yogitee, Schokodings, Buch, Smarties und Adfontskalender. Fehlt eigentlich nur noch eine Kiste Bier, dachte ich. Und dann … durfte ich gestern Abend nicht ins Arbeitszimmer, und darin knisterte und raschelte es, und dann durfte ich nicht in die Küche, und es hämmerte kurz, und dann: hach! Bester Ehemann von allen. (Der Schokokalender ist jetzt natürlich seiner, und er tut mir total leid, weil ich jetzt einen tollen Kalender habe und er nur das olle Fertigding.)

Alt

Diese Woche war ich mal wieder beim Rhönradturnen. Es war auch eine Neue da, sie ist eben erst nach Hamburg gezogen und war früher irgendwo anders im Verein. Die erste Ansage des Trainers war: wir machen das hier ja ein bisschen anders als in anderen Vereinen. Wir nehmen kleinere Rhönräder. Ja, sagt sie, hab ich schon gesehen.
Es ist offenbar so, das wusste ich natürlich auch nicht, dass man früher in kleineren Rädern geturnt hat, heute nimmt man größere. In kleineren kann man besser mit Gewichtsverlagerung arbeiten, weil man mehr Spielraum hat, logisch.
Die Neue fuhr in einem eher kleinen Rad, das der Trainer ihr zugewiesen hatte, einmal ans andere Ende der Turnhalle und wieder zurück. Dann nahm sie mein Rhönrad, ich machte gerade Pause, „meins“ ist das größte Rad, das da ist. Sie musste schon alle viere ausstrecken, um an die Haltegriffe zu kommen. Damit fuhr sie dann ebenfalls einmal ans andere Ende der Halle und zurück. Der Trainer sah sich das an und brummelte: Das ist doch kein Rhönradturnen mehr.
Der Trainer ist 77 Jahre alt.

Ebenfalls diese Woche war in der ZEIT ein Artikel über einen Besuch der Literaturwissenschaftlerin Ruth Klüger an der Uni Berlin. Sie hat dort vor Studienanfängern unter anderem über ihre Begeisterung für E-Books gesprochen. Von einem „flammenden Bekenntnis“ ist da gar die Rede. Die jungen Leute waren entsetzt. Aber! Das Buch!, fanden sie, sei doch wohl sowas Ähnliches wie heilig. Während Ruth Klüger es einfach irre praktisch findet, dauernd über 1000 Bücher dabeizuhaben, die quasi nichts wiegen.
Ruth Klüger ist 80 Jahre alt.

Wenn ich alt bin, möchte ich gern so sein wie Ruth Klüger. Begeisterungsfähig und offen für Neues. Nichts gegen den Rhönradtrainer, er ist vielleicht ein wenig speziell, aber auch ein liebenswerter Typ. Aber bloß weil man es früher anders gemacht hat und heute etwas größere Räder nimmt, gleich zu sagen, das sei doch kein Rhönradturnen mehr, so möchte ich nicht werden. Ein Teil von Klügers Studenten ist offenbar mit 20 schon so, dass sie das Alte (in dem Fall das Papierbuch) nicht nur für irgendwie „besser“ halten, sondern auch das Neue rundheraus ablehnen. Statt es beispielsweise als Ergänzung zu betrachten.
Gegen das Altern des Körpers kann man nur wenig machen. Aber im Kopf kann man jung bleiben, das ist doch total toll. Ich hoffe, das funktioniert, indem man es rechtzeitig beschließt.
Ich bin 43 Jahre alt.

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Telefon! Alice. Die dämliche Kuh.

Ja, ich weiß, dass Telefonanbietergeschichten langweilig und öde sind und jeder sie schon mal erlebt hat. Aber ich muss das trotzdem gerade mal loswerden, sonst platze ich.

Juli: Wir zahlen seit Juli 2005, nämlich seit wir hier wohnen, denselben Tarif bei Alice für Telefon und Internet. Der Mann meint, inzwischen gebe es doch längst viel günstigere Tarife, wir zahlen schon seit Jahren zu viel, er ruft da jetzt mal an. Und kündigt bei der Gelegenheit auch gleich das ISDN; unser Faxgerät haben wir schon vor Jahren verschenkt, und das zweite Telefon nie angeschlossen, wir brauchen kein ISDN. Halt, sage ich, es kann sein, dass die Telefonnummer, die wir seit sechs Jahren ausschließlich benutzen, nicht die Haupt- sondern eine Nebennummer ist. Mir schwant, dass da irgendwas war. Frag lieber erst, ob wir die Nummer behalten können, bevor Du ISDN kündigst.
So geschieht es: der Mann telefoniert mit der (kostenpflichtigen) Hotline, stellt auf einen günstigeren Tarif um und fragt, wenn wir ISDN kündigen, ob wir dann von unseren drei Nummern die behalten könnten, die wir wollen. Der Herr am anderen Ende glaubt, dass das nicht geht, stellt ihn aber nochmal durch an jemanden, der auch glaubt, dass das nicht geht, ihn aber nochmal durchstellt zu jemandem, der ebenfalls glaubt, dass das nicht geht. Gut, sagt der Mann, dann also bitte nur auf den günstigeren Tarif umstellen, aber *nicht* ISDN kündigen, denn wir wollen nicht allen, denen wir in den letzten sechs Jahren unsere Nummer gegeben haben, eine neue mitteilen müssen. Logisch.

Anfang August: Wir machen einen Fehler. Wir lesen die Auftragsbestätigung nicht richtig. Ihr ahnt es: plötzlich haben wir kein ISDN mehr. Die Hauptnummer geht natürlich weiterhin, aber die hat niemand. Der Mann ruft die kostenpflichtige Hotline an. Ob man das bitte wieder zurückstellen könnte. Nein, das ginge nicht, heißt es. Beziehungsweise das wäre ein wahnsinniger technischer Aufwand und würde – ich hab’s vergessen, ich glaube 80,- € oder sowas kosten. Zufällig ist gerade mein Bruder da, der gelernter Telekommunikationselektroniker ist. Er lacht sich kaputt und sagt, das sei totaler Unsinn mit dem Aufwand. Es geht eine Weile hin und her, mein Mann sieht nicht ein, dass wir diese 80,- € zahlen sollen, bis meinem Bruder (nicht etwa dem Herrn von Alice) einfällt, dass man ja sowieso bei allen Geschäftsvorgängen ein Widerrufsrecht hat. Mein Mann sagt also, dann widerrufen wir den Auftrag (den wir nicht erteilt haben), und der Herr bei Alice sagt, ja natürlich, das geht, gar kein Problem. HALLO? Hätte ihm das vielleicht auch gleich einfallen können? Müssen wir aber schriftlich machen. Machen wir auch.

Ende August: Anruf von Alice. Das mit dem Widerruf ginge nicht. Das sei so ein irrer technischer Aufwand, das wieder auf unsere alten Nummern zurückzustellen, ich sage: nein, ist es nicht, erzählen Sie mir doch nix. Doch, sei es wohl, sagt sie, und ich denke, egal. Was sie mir jetzt vorschlägt, ist: sie behandelt das als Neu-Auftrag für ISDN, dann bekommen wir zu unserer Hauptnummer zwei Nebennummern, damit wir wieder ISDN haben, das werden aber erstmal nicht die gewünschten Nummern sein, und DANN können sie in einem zweiten Schritt auch unsere alte Nummer wieder dazuschalten. Für diesen Neuauftrag würden dann auch die Neuauftragskosten abgebucht werden, 20,- €, die würden wir dann aber auch wieder zurückbekommen. Okay, sage ich, kommt ja dann für uns auf eins raus. Hauptsache, wir bekommen diese eine Nummer wieder, unter der wir seit sechs Jahren zu erreichen sind. Das könne aber, sagt die Dame, bis zu dreißig Tagen dauern. Frechheit, denke ich, sage aber nichts. Ich frage nach dem Namen und der Nummer der Dame, damit ich, wenn das jetzt wieder nicht klappt, eine Ansprechpartnerin habe, die die Geschichte kennt. Das geht nicht, sagt sie, sie hat keine Durchwahl. Und außerdem würde das jetzt klappen, das sei überhaupt kein Problem, da könne ich mich drauf verlassen. Nun denn.

Irgendwann kommt der Brief, dass wir ISDN und zwei neue Nummern bekommen.
Dann passiert ganz lange gar nichts. Ende Oktober kommt ein Brief, dass wir noch drei weitere neue Nummern bekommen. Unsere alte, die einzige Nummer, die wir gern hätten, ist nicht dabei. Wir haben dann also demnächst *sechs* Telefonnummern, die alle nicht unserer alten entsprechen. Wir haben auch weiterhin nur ein Telefon, sodass wir nicht mal mit sechs Personen in unserer Wohnung herumtelefonieren könnten, was auch ohnehin ein klein bisschen albern wäre. Umgestellt werden soll es am 3. November, also insgesamt nicht etwa „bis zu dreißig Tage“ später, sondern mehr als sechzig Tage später.

Während wir noch überlegen, ob wir schlicht resignieren, alles so lassen und uns gar nicht mehr rühren, oder ob wir nochmal kostenpflichtig dort anrufen und das Rumpelstilzchen machen – im Grunde ist inzwischen klar, dass eigentlich nur noch ein Anbieterwechsel in Frage kommt, und zwar unter Absingen schmutziger Lieder, wenn man denn nicht wüsste, dass es überall anders auch nicht besser ist – während wir, mit anderen Worten, uns also immer noch in Schockstarre befinden und nichts weiter unternommen haben, klingelt heute der Paketbote und bringt, na, was? Genau: zwei kleine, graue Kästchen. Ich habe nicht genau geguckt, was es ist, ich glaube, es ist eine NTBA und ein Splitter/Router. Oder halt zwei andere von diesen Dingern, die man auf undurchschaubare Weise hintereinanderschalten muss. Und die wir seit 6 Jahren haben.

Ich bin noch unschlüssig, ob ich nun lachen oder weinen oder da mal anrufen oder die Dinger zurückschicken oder sie anschließen oder einfach gar nichts tun soll. Vielleicht mal abwarten, was am 3.11. passiert, wenn sie den ganzen Tag brauchen werden, um irgendwas umzuschalten. Was sie uns dann wohl freischalten? Sechs Nummern? Welche werden es sein?
Wenn das fertig ist, wähle ich mal unsere alte Nummer. Würde mich nicht wundern, wenn die inzwischen jemand anderes hat, der langsam wahnsinnig wird, weil dauernd Leute für uns anrufen.

Entschuldigung. Ich weiß, das war langweilig. Soll nicht wieder vorkommen. (Gebt’s zu, ihr wart eh schlau genug, es nicht zu lesen. )

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