Besser ist das: der Regionalulf

Theoretisch wäre jetzt erstmal ein kleiner Artikel fällig, aus welchen Gründen es eine gute Idee ist, regional hergestellte Produkte zu kaufen. Bei Lebensmitteln liegen ein paar Dinge auf der Hand: erstens, wenn man nur regionale Produkte kauft, bekommt man keine Ananas, keine Orangen, und im Winter eigentlich ungefähr gar kein frisches Obst und Gemüse außer Kohl. Man wird also vermutlich doch immer Dinge kaufen, die über gewisse Strecken transportiert werden müssen.
Zweitens gibt es aber auch Lebensmittel, bei denen lange Transporte in der Tat überflüssig sind. Wieso sollte meine Milch aus Weihenstephan kommen, nur so als Beispiel? Es ist ja nicht so, dass es im Hamburger Umland keine Kühe gäbe.
Und deswegen kürze ich hier sozusagen mal eben ab und spare mir die Begründung, warum regionale Produkte eine gute Sache sind, und komme stattdessen gleich zu einem konkreten Beispiel. (mehr …)

Besser ist das: Kleidung

Argh, Kleidung. Ganz schwieriges Thema. „Anständigere“ Kleidung zu finden, ist nämlich leider gar nicht so einfach.
Billige Kleidung geht einfach nicht, gerade ist in Bangladesh wieder eine Fabrik eingekracht, mindestens 82 400 1127 Tote, mindestens 800 2000 2438 Verletzte (aktuelle Zahlen aus Wikipedia). Produziert haben sie für Mango, Primark und Benetton, auf der Webseite stehen außerdem auch C&A, KIK und Wal-Mart. Das ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert, dass Leute ihr Leben verlieren, weil es keine Kontrollen für Gebäude und Fluchtwege und Arbeitsbedingungen und all das gibt. Es stürzen nicht immer gleich ganze Gebäude ein, meist ist es eher Feuer (112 Tote im Dezember, 300 im September).
Wir kennen die Berichte über die Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken in Bangladesh, Indien, Indonesien, China, um nur ein paar Länder zu nennen. Das ist alles nicht richtig, was da passiert, und ich möchte das nicht. Ich möchte nicht, dass Menschen knietief in Chemikalien waten, ich möchte nicht, dass sie Jeans sandstrahlen und mit 30 Jahren jämmerlich an ihrer Staublunge krepieren, ich möchte nicht, dass hunderte von Arbeitern verbrennen oder ersticken oder in Krankenhäuser müssen, weil es keine Fluchtwege und keine Lüftung gibt, und ich möchte nicht, dass ganze Fabriken einstürzen; und das alles verdammt noch mal nur deswegen, damit ich hier billige Klamotten kaufen kann, beziehungsweise damit ein Textilunternehmen sich die Taschen vollwirtschaftet. Denn das, was unter diesen Bedingungen produziert wird, ist nicht nur das, was später auch hier billig verkauft wird. (mehr …)

Besser ist das: Geld

Zur Einstimmung ins Thema ein kleiner Trailer zu dem Film „Let’s make Money“, den ich gar nicht gesehen habe. Aber der Trailer reicht schon, damit es einem ein bisschen übel wird.

Im Gegensatz zu dem einen Herrn da bin ich durchaus der Meinung, dass man auch als Investor mitverantwortlich ist für das Handeln der Unternehmen, in die man investiert. Wer kein „Investor“ ist, braucht hier aber keineswegs mit dem Lesen aufzuhören – die meisten dürften ja ein paar Euro auf einem Sparbuch haben, oder eine Rentenversicherung, einen Bausparvertrag, vielleicht ein paar Fondsanteile, irgendsowas. Einen Spargroschen. Aber wo geht das Geld hin? Wo wird es investiert? Die Zinsen, die einem die Bank zahlt, kommen ja irgendwoher, sie werden irgendwo erwirtschaftet. In der Immobilienblase, in ausbeuterisch arbeitenden Unternehmen, Atomenergie, Spekulation mit Lebensmitteln? Man weiß es nicht. Wir haben im Normalfall keine Ahnung, was die Bank mit unserem Geld macht. Und der kleine Bankberater, der uns in der Sparkasse gegenübersitzt, weiß es im Zweifelsfall auch nicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass es in Unternehmen angelegt wird, die vor allem anderen auf Profit ausgerichtet sind und dabei wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen.

Es gibt aber auch Banken, bei denen das etwas anders ist. Die ihren Kunden versprechen, in ethisch, sozial und ökologisch vertretbare Projekte und Unternehmen zu investieren, und ihre Investitionen auch komplett offenlegen. Da sind beispielsweise die GLS-Bank, die Triodos oder die Ethikbank. Einen Überblick gibt es auf Soziale-Banken.de.

Wir ziehen mit unserem Geld gerade um zur GLS, ich kann also nur für die sprechen, glaube aber, dass es bei den beiden anderen genannten ähnlich zugeht. Die GLS findet hauptsächlich im Internet statt – man kann online ein Konto eröffnen, das geht ganz schnell und einfach und ist in wenigen Minuten gemacht. Man muss sich dann nur noch über das Postident-Verfahren in einer Postfiliale identifizieren, aber auch das geht ganz einfach. (Vorteil: man muss nicht bei jedem Umzug im wirklichen Leben auch wieder mit dem Konto umziehen.)
Es gibt aber auch ein paar wenige Filialen, glücklicherweise auch eine in Hamburg, und da waren wir und haben uns beraten lassen. Uns gegenüber saß zum allerersten Mal eine Bankberaterin, bei der wir das Gefühl hatten, dass sie selbst denkt, und nicht nur, wie man das sonst oft erlebt, auswendiggelernte Textbausteine aufsagt. Sehr angenehm. Wobei sie natürlich auch den obersten Leitgedanken der Bank zitiert hat, nämlich: dass der Besitz von Geld (auch wenn es wenig ist) auch eine Verantwortung bedeutet. Das hat mich sofort überzeugt, ich wollte sofort ja, ja, ja! rufen, und habe es mir spontan hinter die Löffel geschrieben. Deswegen wiederhole ich es hier gerne noch mal:
 

Wer Geld hat, hat auch eine Verantwortung.

 
Normalerweise geben wir diese Verantwortung am Bankschalter ab. Der Bankberater soll uns bitte glaubwürdig versichern, dass es gewinnbringend angelegt wird (Gewinnegewinnegewinne!), er soll uns einen Vertrag geben, in dem beispielsweise ein Prozentsatz festgelegt ist, den wir für unser Geld bekommen, und dann fragen wir nicht weiter nach, wie sie das denn machen, dass das Geld sich vermehrt.
Den Vertrag bekommt man bei den Ethikbanken natürlich auch, das sind jetzt keine obskuren oder riskanten Vereine, sondern etablierte Banken; die GLS beispielsweise wurde 1974 gegründet und arbeitet seitdem gesund und munter und verlässlich. Sie verschickt dreimal im Jahr ein Kundenmagazin, in dem genau aufgelistet ist, welche Unternehmen gefördert werden. Und das sind dann eben keine multinationalen Konzerne, sondern kleine regionale Unternehmen, die nachhaltig, sozial und ökologisch (und profitabel) arbeiten. Und noch besser: ich kann sogar auswählen, in welche Sorte Projekte mein Geld gesteckt werden soll. Ob ich es lieber in erneuerbaren Energien sehen möchte, in Kirchen, Schulen, Biobauernhöfen, Wohnprojekten oder sonstwo.

Das fühlt sich für mich gerade sehr gut und richtig an. Wenn ich nicht möchte, dass mit Lebensmitteln spekuliert wird, kann ich mein Geld nicht der Deutschen Bank anvertrauen. Wenn ich keine Atomkraftwerke möchte, kann ich keine EON-Aktien haben oder mein Geld einer Bank geben, die es dort investiert.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es beim letzten Kontoumzug war, vor acht Jahren, als wir nach Hamburg zogen – aber inzwischen kann man fast überall, wo man Einzugsermächtigungen oder sowas hat, online die neue Kontonummer angeben, sodass der ganze Umzug schön nach und nach zu Hause am Schreibtisch zur Prokrastination gemacht werden kann, man braucht nicht mal Briefe zu schreiben, und zack! schon hat man’s geschafft. Geht ganz einfach.

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe über den Versuch, irgendwie anständiger zu konsumieren. Bisherige Teile:
1. Einleitung: Besser ist das
2. Fleisch
3. Gemüse
4. Schokolade und Kaffee
5. Zwischenbemerkung

Besser ist das: Zwischenbemerkung

Anke Gröner hat auf meine kleine Artikelreihe hier, beziehungsweise auf Jennys Versuch, sich vegan zu ernähren, mit einem Blogeintrag reagiert, den wiederum ich nicht unkommentiert stehenlassen kann. Denn es geht mir um etwas komplett anderes als das, was Anke beschreibt. (Ich ahne, dass dir das klar ist, Anke, aber ich will das doch gern noch einmal öffentlich klarstellen.)
Mir fällt beim Lesen von Ankes Artikel – und ich bitte um Entschuldigung, wenn das ein wenig kitschig klingt – sofort Michael Endes „Die unendliche Geschichte“ ein. Da bekommt Bastian dieses Amulett mit der Aufschrift „Tu, was Du willst“. Das ist gleichzeitig Erlaubnis und Verpflichtung, denn er ist damit quasi der Chef in Phantásien. Alles, was er will, wird wahr und kann gemacht werden. Bastian genießt diese Freiheit erstmal und tut alles, worauf er Lust hat. Bis er irgendwann merkt: das kann es nicht sein. Es kann nicht um die spontane Bedürfnisbefriedigung gehen, sondern es geht um etwas viel Größeres und Schwierigeres: Herauskriegen, was man wirklich will. Und das dann tun. Und um das zu tun – das, was man *eigentlich* will – muss man die spontanen Bedürfnisse womöglich manchmal sogar hintanstellen. Anders gesagt: Natürlich hätte ich gerade gern ein Stück Schokolade. Aber ich möchte nicht, dass dafür Kinder versklavt werden, also muss ich abwägen, was mir gerade wichtiger ist.
Es geht überhaupt nicht darum, mir irgendetwas zu verkneifen und Verzicht zu üben. Es geht darum, dass ich an ausbeuterischen Systemen nicht mehr teilnehmen möchte, oder jedenfalls so wenig wie möglich. Und was genau „möglich“ ist, für mich ganz persönlich, ist ein Thema, das mich gerade sehr beschäftigt, und mit dem ich hadere. Ich esse kein Fleisch mehr aus Massentierhaltung, weil ich weiß, wie es dort zugeht. Darauf muss ich nicht unter Qualen verzichten, ich möchte es ja gar nicht mehr essen. Dieses Fleisch ist mir kein Genuss mehr, und darum muss ich es mir auch nicht verkneifen.
Beim Fleisch ist das noch halbwegs einfach. Auch deswegen, weil die Alternativen einfacher zu finden sind. Bei Schokolade wird es schwieriger, natürlich möchte ein Teil von mir sie essen, der andere Teil wird an die Kinder denken, die den Kakao geerntet haben. Und ja, das ist manchmal scheißschwierig und manchmal schaffe ich es nicht, weil die spontane Bedürfnisbefriedigung sich dann doch kurz in den Vordergrund drängelt. Aber so richtig aus vollem Herzen genießen kann ich diese Schokolade dann nicht, eben weil ich weiß, dass ich das eigentlich nicht will. Ich will nicht, dass Kinder meine Schokolade ernten. Ich will nicht, dass für meine Klamotten Menschen knietief in Chemikalien waten. Auch wenn das Kleid wirklich hübsch ist und wirklich ein Schnäppchen.
Es geht mir darum, herauszufinden, was ich will, und vor allem: wie ich es umsetzen kann. Welche Kompromisse ich finden kann, mit denen ich umgehen kann, sowohl in praktischer Hinsicht, als auch was mein Gewissen angeht. Es geht nicht darum, „mir den Luxus zu erlauben, mir Dinge zu verkneifen“, wie Anke schreibt, sondern es geht um ganz altmodische Werte: um sowas wie Anstand.

Und wo ich schon dabei bin – was ich auch nicht möchte, ist, den Eindruck vermitteln, ich hätte es irgendwie schon „raus“ oder für mich gelöst. Ich glaube nicht mal, dass es eine „Lösung“ gibt, man kann nur immer weiter suchen und versuchen. Ich bin bekennender Großstadtfan, ich werde sicher nicht demnächst aufs Land ziehen und in Subsistenzwirtschaft leben. Will ich auch gar nicht. Ich suche Mittelwege, ich versuche es an allen Ecken und Enden, und ich weiß, dass es nicht gehen wird, ich weiß, dass ich als moderne Großstädterin kein ethisch einwandfreies Leben führen können werde. Aber das ist, wie schon im Einleitungsartikel geschrieben, kein Grund, es nicht immer wieder zu versuchen. Was ich hier aufschreibe, sind diese Versuche, und außerdem meine Versuche, die Balance zu finden. Zwischen es-immer-weiter-versuchen einerseits, und mich, wenn es nicht klappt, nicht zu sehr grämen andererseits.

Anke schreibt, ihr Kernsatz ist: „Du darfst essen, was du willst.“ Ich möchte auch essen, was ich will, und ich finde auch, jeder soll essen dürfen, was er will. Ich versuche nur gerade herauszubekommen, was ich denn überhaupt will, und wie das gehen kann. Und zwar grundsätzlich, nicht nur jetzt gerade im Moment. Ankes und meine Vorgeschichte in Sachen Essen könnte unterschiedlicher kaum sein; Anke hat sich Zeit ihres Lebens irgendwelches Essen verkniffen, ich habe Zeit meines Lebens gegessen, worauf ich gerade Lust hatte, ohne weiter darüber nachzudenken. Jetzt denke ich endlich darüber nach. Allerdings nicht im Zusammenhang mit meiner Figur, um die es hier überhaupt nicht geht, und es geht auch nicht darum, ob Biozeug gesünder für den Konsumenten ist. Sondern ich denke darüber nach, woher dieses Essen, diese Kleidung, diese sonstigen Konsumartikel kommen, unter welchen Umständen sie produziert wurden, und was ich davon mittragen möchte oder kann oder nicht will.
Es geht um den Versuch, verantwortungsbewusster zu konsumieren. Und damit – für mich – auch genussvoller.

(Bisherige Teile der Reihe:
1. Einleitung: Besser ist das
2. Fleisch
3. Gemüse
4. Schokolade und Kaffee)

Gastbeitrag: Von wegen vegan (2)

von Jenny Merling, die seit fünf Tagen versucht, sich vegan zu ernähren und vom ersten Tag schon hier berichtet hat.

***

Die letzten Tage waren überraschenderweise völlig problemlos und entspannt, was das Essen anging.

Ich habe Sojamilch für mich entdeckt, die sich geschmacklich tatsächlich sehr von Getreidedrinks unterscheidet und mir endlich wieder Kaffee (nach Isas Text zum Thema natürlich nicht mehr ganz ungetrübt, trotz Bio- und fair-trade-Siegel) und Oatmeal ermöglicht haben. Vielen, vielen Dank für die Tipps, was Süßigkeiten, Sojamilch und Brotaufstriche angeht. Über diese Inspiration haben der Mann und ich uns sehr gefreut und zumindest in Bezug auf die Sojamilch hat es sich auch schon sehr gelohnt. (Habe damit gestern auch einen Pudding gekocht, der natürlich nicht 100% wie ein mit Kuhmilch hergestellter geschmeckt hat, aber wirklich in Ordnung war. Und vor allem brennt Sojamilch natürlich sehr viel schwerer an als „normale“ Milch. Für mich als notorische Milchanbrennerin bzw. Topf-aus-Panik-zu-früh-von-der-Platte-Nehmerin herrlich.)
Außerdem habe ich Soja-Fruchtjoghurt probiert und als lecker befunden. Und an dieser Stelle würde ich auch gern ein kurzes Loblied auf die veganen Brotaufstriche singen, die ja von vielen eher abgelehnt werden. Fast alle, die ich bis jetzt probiert habe, fand ich toll. Ich hab mich bei DM durch’s Alnatura-Angebot gegessen und kann sowohl die Sorte „Toskana“ als auch „Paprika-Nuss“ und sowieso alles mit „Curry“ im Namen empfehlen. Ganz ehrlich. Schmecken (zumindest mir) wie diese mediterranen Aufstriche, die man sich beim Türken oder Griechen auf dem Markt kauft. Davon mehr oder weniger zu leben – kein Problem für mich! Aber das nur nebenbei.

Ich habe bis auf meinen Süß-Appetit am Anfang, den ich ja dann auch stillen konnte, nichts vermisst die letzten Tage. Ich hatte keinen Heißhunger auf irgendwas, was nicht vegan war. Da wir uns vorher mit Lebensmitteln gut ausgestattet hatten, habe ich gegessen, wenn ich Hunger hatte, und war’s hinterher auch zufrieden. Eine wirkliche Umstellung war nur am ersten Tag zu spüren, danach habe ich nicht mehr oder weniger ans Essen gedacht als sonst. Was natürlich auch der Kürze der Zeit geschuldet sein kann, weil ja heute erst mein 5. veganer Tag war. Das kann sich noch ändern.
Ich hatte also das Gefühl, meine Probleme hätten sich mit dem Kauf von Sojamilch und ein paar veganen Süßigkeiten eigentlich erledigt, und war positiv gespannt darauf, wie es dann die nächsten Wochen werden würde.

Bis ich heute beim Yoga zusammengebrochen bin. (Ja, der neue Absatz war aus Gründen der Dramatik. Danke für das kollektive Aufstöhnen.)
Natürlich war es nicht sooo schlimm, aber es war auch nicht gut, und es hat mich vor allem sehr nachdenklich gemacht.
„Zusammengebrochen“ nicht im Bezug auf meinen Kreislauf, sondern eher wörtlich: Eben war ich noch auf Händen und Knien, im nächsten Moment lag ich unfreiwillig auf dem Boden und hatte das so nicht geplant. Es gibt ja in solchen Fällen manchmal diesen kurzen Moment, in dem man sich denkt: „puh, ich komm nicht mehr hoch“, aber gleichzeitig weiß man genau, na klar komm ich wieder hoch, wenn ich will. Es ging bei mir dann aber leider über diesen Moment hinaus, ich lag da und dachte, „nein, ich komme wirklich nicht wieder hoch“. Weder der Gedanke daran, dass das gerade ein bisschen peinlich war, da einfach rumzuliegen, während der Rest des Kurses weiter Übungen macht, noch pure Willenskraft haben mich hochbekommen. Ich hatte einfach das Gefühl, überhaupt kein bisschen Kraft mehr zu haben. Von einem Moment auf den anderen. Das hatte ich noch nie, nicht mal in meiner allerersten Yoga-Stunde. Arme und Beine haben einfach nachgegeben und ich lag dann also da. Irgendwann ging es mir doch wieder ein bisschen besser und ich hab mich aus dem Kurs und nach Hause geschleppt. Jetzt scheint auch alles wieder in Ordnung zu sein. Aber es hat mir Angst gemacht.

Auf dem Weg nach Hause habe ich darüber nachgedacht, woran es wohl liegen könnte. Natürlich gibt es verschiedenste mögliche Gründe, gestern Abend ist es ganz schön spät geworden, man hat mal einen schlechten Tag etc. Nur habe ich so was eben noch nie erlebt, auch nicht an „schlechten“ Sporttagen. Und da kam mir auf einmal das Wort „Mangelernährung“ in den Sinn. Natürlich lebe ich erst seit 5 Tagen vegan, da kann also noch nicht viel Schlimmes passiert sein, ich bin ja nicht schon seit 18 Wochen auf einem Schiff unterwegs und habe außer Zwieback nichts zwischen die Zähne gekriegt. Will das Ganze also nicht dramatisieren. Aber ich muss mir eingestehen, dass ich an dieses Vegan-Experiment vollkommen ohne Vorbereitung herangegangen bin, ich habe vorher nicht überlegt/mich informiert, worauf ich achten muss, ob ich überhaupt auf etwas achten muss.
Im Zuge dieser Überlegungen fiel mir auch auf, dass ich diese Woche fast nicht übersetzt habe. Montag ging es noch, ab Dienstag war es aufgrund von Konzentrationsmangel schlichtweg nicht möglich. Ich hatte zum Glück noch „leichtere“ Arbeiten wie Korrekturlesen, die ich stattdessen machen konnte, aber Übersetzen war einfach nicht drin. Ich habe es versucht, aber kaum einen Satz zustande bekommen. Da dachte ich mir dann auch nur, na ja, schlechter Tag, hat man mal, morgen geht’s wieder besser. Ging’s nur leider nicht. Und heute fiel mir dann auf, dass da vielleicht ein Zusammenhang bestehen könnte zwischen der neuen Ernährung und dem Fehlen von körperlicher und geistiger Kraft.

Ich bin davon nicht überzeugt und wahrscheinlich hatte das alles eine ganz andere Ursache und nichts mit meiner Ernährung zu tun. Normalerweise würde ich das einfach die nächste Woche noch beobachten und versuchen, herauszufinden, ob es nur eine Durchhängerwoche war, die man ja mal haben kann, oder ob ich tatsächlich von irgendetwas zu wenig aufgenommen habe, um dann zu sehen, wie ich diese Dinge durch mehr Vitamine/Eisen/was weiß ich kompensieren kann. Nur habe ich für meine aktuelle Übersetzung einen so engen Zeitplan, dass ich mir nicht noch ein, zwei Wochen aus- und herumprobieren leisten kann. Ich muss jeden Tag eine bestimmte Anzahl Seiten übersetzen und daran lässt sich leider nichts ändern.
Weshalb ich das Projekt „Veganer Monat“ hiermit abbreche. Wenn ich wieder einen normaleren Arbeitsplan habe, der nicht sieben Tage die Woche Übersetzen vorsieht, und ich mir auch mal eine Woche leisten kann, in der ich nicht alles schaffe, was ich schaffen wollte/musste, werde ich das Experiment wieder aufnehmen. Davor aber auf jeden Fall recherchieren, worauf ich achten muss.

Danke für die Kommentare und Komplimente und Tipps. Wenn es soweit ist, werde ich hier bei Isa dann wieder berichten.

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