Es ist wieder soweit: bereits zum vierten Mal findet im Restaurant Trific das traditionelle Burns Super statt. Freuen Sie sich auf einen Abend mit viel Musik und Geschichte(n). Natürlich servieren wir Ihnen das schottische Nationalgericht Haggis.
Wir bitten um ihre telefonische Reservierung. Online-Reservierungen können leider nicht angenommen werden.
Oliver Trifics hausgemachter Haggis ist übrigens sensationell, und man muss dafür auch nicht besonders verwegen sein oder so. Der Abend ist immer ein großer Spaß.
Nunu Kaller war schon halb auf dem Weg in die Shoppingsucht. Zumindest war sie so weit, dass sie sich damit selbst auf die Nerven ging, und so hat sie sich ein Jahr Auszeit verordnet: sie hat beschlossen, ein Jahr lang keine Klamotten zu kaufen. Ihr kluger Freund hat sie außerdem ermuntert, sich in dieser Zeit mit den Herstellungsbedingungen konventionell produzierter Kleidung zu beschäftigen. Über dieses Jahr hat sie ein Blog geführt, und daraus ist nun dieses Buch entstanden.
Ehrlich gesagt: als KiWi die Werbung da rechts gebucht hat, dachte ich, nun ja, so ein Blogger-Selbsterfahrungsbuch, ich sehe ein, dass sie das für meinen Werbeplatz ausgesucht haben, aber muss ich das wirklich lesen? Shoppingsucht hatte ich nie (im Gegenteil, ich hasse Shoppen, schon immer. Wohl liebe ich neue Kleider!), und mit den Abgründen der Textilindustrie habe ich mich sowieso schon immer wieder beschäftigt. In sofern passt es hier natürlich auch hin, und natürlich habe ich reingelesen.
Und dann fand ich es so charmant geschrieben, dass ich Nunu Kaller spontan auf Facebook kontaktiert und ihr die Blogwerbung gezeigt habe. Was soll ich sagen – wir haben ein bisschen gechattet und uns gleich gemocht (doch, das geht nach ein paar Zeilen), und dann habe ich das Buch in zwei oder drei Rutschen durchgelesen. Weil es wirklich Spaß macht und oft so schön selbstironisch ist. Dass ich es so zügig weggelesen habe, kann allerdings auch daher kommen, dass ich dauernd das Gefühl hatte, das auch schon alles selbst gedacht zu haben. Mit Ausnahme der Shoppingsucht und des erklärten Verzichts, aber ansonsten passierte uns ungefähr das gleiche: je mehr ich über die Zustände in der Textilindustrie wusste, desto weniger wollte ich an diesem System teilnehmen. Erst piepst nur irgendwas im Kopf leise „eigentlich sollte man das nicht kaufen“, aber dann kommt das Gefühl irgendwann nach und sagt sehr entschieden: Nein. Man will dann gar nicht mehr.
Oder die Szene „ich will gar nicht missionieren, aber es beschäftigt mich halt so!“ – die habe ich gleich dem lustigen Mann zum Lesen rübergereicht, weil ich mich so erwischt fühlte. Er hat nur „tja“ gesagt und gelacht. Hihi.
Oder dieses Gefühl der Überforderung, weil man gerne alles so richtig wie möglich machen würde, aber dauernd daran scheitert. Weil es eben nicht so einfach ist.
Was mir hingegen vollkommen abgeht, ist der Wunsch, Dinge selbst zu machen. Nunu versucht es mit unterschiedlichem Erfolg mit Nähen und Stricken – für mich vollkommen unvorstellbar, ich weiß genau, was dabei rauskäme.
Und dann sind natürlich auch noch eine ganze Menge Informationen eingestreut. Zwar habe ich mich auch immer wieder mit dem Thema befasst, aber vieles wusste ich trotzdem nicht. Etwa, wie die Firma Monsanto indische Baumwollbauern durch ihre skrupellosen Geschäftsmethoden in den Selbstmord treibt. Und zwar nicht ein paar einzelne, sondern 250.000 Bauern. Zweihundertfünfzigtausend! Oder dass die Deutschen im Jahr 2011 geschlagene sechs Milliarden Kleidungsstücke gekauft haben, das sind im Schnitt 75 Kleidungsstücke pro Person. In einem Jahr. Wer um alles in der Welt kauft so viele Klamotten? (Ich weiß es: ein Teil meiner Facebookfreundinnen, die sich gleich geoutet haben. 75 Kleidungsstücke jedes Jahr! Wahnsinn.)
Kurzfassung: das Tolle an dem Buch ist, dass Nunu Kaller das Thema natürlich ernst nimmt, sich selbst aber nicht. Dass ihr trotz aller fürchterlichen Erkenntnisse der Humor nicht abhandenkommt. Deswegen macht das so einen Spaß. Ich würde jedenfalls sehr gern ein Gurkengesöff mit ihr trinken gehen. Irgendwann machen wir das mal.
Es liegt bei jedem selbst, ein kritischer Konsument zu werden. Vor mir, nur weil ich an Sprechdurchfall leide und permanent reden muss über das, was mich bewegt, gibt’s nix zu beweisen. (S. 235)
Nunu Kaller bekommt im Regal einen Platz zwischen Mascha Kaléko und Wladimir Kaminer.
Nunu Kaller: Ich kauf nix. KiWi Taschenbuch, 8,99. Auch als E-Book.
(Partnerlinks zur Buchhandlung Osiander. Wenn Ihr es dort kauft, macht ihr mich unermesslich reich.)
„Schreiben hat sehr viel mit Nicht-Können zu tun. Es ist nicht so, dass die Schriftsteller mehr Fantasie haben als andere Leute. Aber sie setzen sich täglich ganz bewusst der menschlichen Fantasielosigkeit aus. Das ist eine Qual, man muss sich hinsetzen und aushalten, dass einem nichts einfällt. Dieser Langeweile darf man nicht entfliehen, es nützt nichts, durch den Wald zu spazieren, in die Kneipe zu gehen oder Zigaretten zu rauchen. Man muss warten, ganz bewusst am Tisch warten. Es braucht sehr viel Disziplin zum Schreiben – ich hatte sie leider nie.“ Peter Bichsel. (Mit dem ich durchaus nicht die ganze Zeit einer Meinung bin.)
Dirk Kniphals schreibt in der Taz über den Verlegerwechsel bei Hanser. Spannend.
Als letzten Literaturlink gibt es hier einen Buchcoververgleich mit jeweils dem gleichen Buch in der englischen und der amerikanischen Ausgabe. Was sagt uns das? (Mir so spontan nix, ehrlich gesagt, aber ich verstehe auch nichts davon. Aber schön anzusehen ist es.)
Von der Literatur zu den Medien: Die Kulturjournalisten Stefan Mesch und Max Mosher fragen sich wovon sie eigentlich leben (wollen).
Und Tobias Gillen schreibt über die Berichterstattung zu Michael Schumachers Unfall.
And now for something completely different: Atemberaubende Bilder von Shanghai, fotografiert vom Kranführer auf dem zweithöchsten Gebäude der Welt. Wow! (Und wie irre: da war ich! Nicht im Kran auf dem zweithöchsten Gebäude der Welt, aber da unten.)
Sehr hübsches Reusing-Projekt: Hier werden einzelne Handschuhe wieder zu Paaren zusammengestellt, mit einem Label versehen und für wenig Geld verkauft: Glovelove.
Desweiteren habe ich jetzt doch noch einen guten Vorsatz für 2014: Ich möchte häufiger Personality-Pommes verschrotten.
Du sollst das Jahr werden, in dem ich meinen Roman fertigschreibe. Damit er am liebsten im Frühjahr 2015 erscheinen kann, das ist der grobe Plan. (Für Herbst 2014 ist ja wohl schon alles geplant. Und ja, ich weiß, dass Pläne nicht immer das tun, was man von ihnen möchte.)
2014 soll überhaupt das Jahr werden, in dem ich mehr schreibe. Ich möchte mich endlich darum kümmern, irgendetwas Regelmäßiges für Geld zu schreiben. Oder überhaupt mal für Geld zu schreiben. Eine Kolumne vielleicht, oder eine Artikelreihe über irgendwas, das ich mir noch überlegen müsste. Gern übers Sachenmachen oder Ähnliches, ein-zwei Ideen habe ich schon, dummerweise kenne ich mich auf dem Zeitschriftenmarkt dermaßen wenig aus, dass ich nicht mal wüsste, wo ich es vorschlagen könnte. Also, Plan für 2014.
Außerdem bleibt das Filmprojekt, ich will mehr Filme gucken, und auch mehr Bücher lesen. Vielleicht ein bisschen meine Internetsucht im Zaum halten. Also quasi das Übliche. Urlaubspläne wachsen langsam, aber gebucht und beschlossen ist noch nichts, außer zwei Tagen Ostsee Ende Januar.
Ansonsten soll erstmal mein rechter Fuß zu Ende heilen und dann total super sein, vielleicht lasse ich dann noch dieses Jahr den linken machen. Es wird sich alles weisen; ich sehe dem Jahr entspannt entgegen, große Pläne gibt es keine; mal sehen, was kommt.
Schön, dass Du da bist, 2014. Komm rein, nimm Dir’n Keks, fühl dich wie zu Hause.