BREAKING NEWS

3PaarSchuhe

Ab übermorgen darf ich offiziell wieder Schuhe tragen. Also, auch rechts. Der Arzt sagte zwar, „… und dann kaufen Sie sich ein schönes Paar Bequemschuhe in extraweit, von Mephisto oder so“, aber, äh, nein. Denn: sie passen! Das sind vielleicht alles nicht die elegantesten Schuhe der Welt, aber hey. Ich passe rein! Wie gut ich damit laufen kann, wird sich weisen, ich übe mal ein bisschen zu Hause. Hooray!

[Bevor ihr fragt: Ich habe mir Mitte Dezember den Hallux Valgus operieren lassen, also kein Grund zur Sorge, alles ist gut. Seitdem trage ich einen sexy Vorfußentlastungsschuh. Und nein, das sind keine winterweißen Beine, das ist eine hellblaue Strumpfhose.]

Die Gewissensfrage

Sehr geehrter Herr Dr. Dr. Erlinger,
als wir gestern in unserern U-Bahnhof kamen, roch es nach einem Schwelbrand. Tatsächlich qualmte einer der Mülleimer, es stank beträchtlich. Also bin ich an die Notruf- und Infosäule gegangen, habe den Knopf gedrückt und den Brand gemeldet, habe gesagt, dass es nicht besorgniserregend ist, aber eben kokelt und stinkt, und ein freundlicher Herr am anderen Ende bedankte sich und sagte, er würde sich drum kümmern. Als wir in die Bahn einstiegen, sahen wir, dass der Müll inzwischen aufgehört hatte zu qualmen. Womöglich hat der HVV also völlig umsonst jemanden losgeschickt. Meine Frage also: hätten wir den Müll wieder anzünden müssen?

Isabel B., Hamburg

Lecker Krabben

„Eine Packung Krabben reicht aus, um eine Ratte zu töten.“
„Auf ein Kilo Krabben kommen sieben bis neun Kilo Beifang.“ (Das ist quasi das gleiche wie bei anderen Tieren: um tausend Kalorien Rindfleisch zu gewinnen, muss man auch sieben- bis neuntausend Kalorien verfüttern. Ich mag ja hinkende Vergleiche.)

(Via Max / Claudia.)

Autoren verdienen Geld

Kürzlich landete jemand mit der Suchanfrage „wieviel verdient irr.mit einem.buch“ auf diesem Blog. Jetzt kann es natürlich sein, dass derjenige nur eine geerbte Kiste Bücher bei Ebay verhökern will, aber vielleicht ging es ja auch ums Bücherschreiben. Da stellt die Frage nach dem Verdienst sich ja durchaus, und es scheint erstaunlich oft gar nicht so klar zu sein, wie das funktioniert, das mit dem Geldverdienen. Und dass man als Autorin überhaupt Geld verdient und dieses Geld vom Verlag zu kommen hat. Deswegen wiederhole ich das hier gern noch einmal: Wer Bücher schreibt und das als Beruf ernst nimmt, bekommt dafür Geld vom Verlag. (Wie viel Geld er bekommt, ist noch eine andere Frage, dazu habe ich hier schon einmal etwas geschrieben.)
Jetzt gibt es aber auch sogenannte Druckkostenzuschussverlage. Das sind die, die ihre Dienste in Zeitungen und Zeitschriften anbieten, oft bei den Kleinanzeigen, unter Überschriften wie „Verlag sucht Autoren“. Diese Verlage behaupten gern von sich, sie würden alles sehr gründlich prüfen und nur ganz wenige Manuskripte annehmen, die sie dann gründlich lektorieren und so weiter. Tatsächlich nehmen sie aber jeden, der zahlt. Das Lektorat muss dann noch extra bezahlt werden, gleiches gilt für Satz und Covergestaltung. Kann man alles selbst machen, oder eben dafür zahlen. Der Verlag bietet einem lediglich die ISBN und gibt den Druck in Auftrag, und ab dann braucht man von diesen Verlagen nichts mehr zu erwarten. Jedenfalls sicher keinen Vertrieb oder das möglicherweise versprochene Marketing. Die Wahrscheinlichkeit, mit so entstandenen Büchern einmal Geld zu verdienen oder auch nur die getätigten Investitionen wieder hereinzubekommen, geht gegen Null. Da druckt man es wahrscheinlich besser zu Hause selbst aus und lässt es im Copyshop ein paar mal kopieren und binden, das ist deutlich weniger verlustreich. Und weniger frustrierend, weil nicht mit so vielen Hoffnungen verknüpft. Das Ganze ist jetzt übrigens auch amtlich, Mediafon meldet:

Bei Zuschussverlagen kann man kein Geld verdienen.

Wer das nicht alles lesen will: Da hat ein Logopäde Kurzgeschichten geschrieben, sie bei einem Zuschussverlag veröffentlicht, und wollte die Kosten dafür von der Steuer absetzen, weil es seine Absicht war, sich damit ein zweites berufliches Standbein aufzubauen. Hat aber nicht geklappt, weil es diesen Verlagen eben gar nicht darum geht, dass die Bücher wirklich verkauft werden, und deswegen hat es auch nicht geklappt, das steuerlich geltend zu machen. Das Finanzgericht Rheinland-Pfalz hat jetzt entschieden, dass bei einer Veröffentlichung in einem Zuschussverlag „keine Gewinnerzielungsabsicht erkennbar“ ist.

Warum ich das hier schreibe? Weil ich glaube, dass der in dem Fall geschilderte Autor möglicherweise absolut gutgläubig war und dachte, es wäre das normale Vorgehen, dass man als Autor erstmal für den Druck des eigenen Buchs zahlt. Als mein Buch erschien, wurde ich tatsächlich auch gefragt, was mich das denn gekostet habe. Es hat mich gar nichts gekostet, im Gegenteil, ich habe Geld dafür bekommen. Keine Unmengen, aber ich habe Geld bekommen. Der Verlag kauft von mir das Recht, mein Werk zu veröffentlichen, das ist der Deal (ob selbstgeschrieben oder übersetzt); ab diesem Moment liegt das Risiko beim Verlag. Ein Verlag verdient sein Geld nämlich mit dem Verkauf von Büchern; dafür muss er die Inhalte erstmal von den Autoren kaufen. Druckkostenzuschussverlage verdienen Geld mit einer Dienstleistung für Autoren, die dann mit dem Produkt alleingelassen werden. Daran, die Bücher auch zu verkaufen, haben diese Verlage gar kein Interesse, sie haben ihr Geld ja bereits bekommen. Also tun sie auch nichts dafür, sie vermarkten und vertreiben die Bücher nicht. Auch wenn sie es teilweise behaupten, sie tönen dann beispielsweise, dass sie das Cover auf ihrer Webseite zeigen, wo es „weltweit auffindbar“ ist. Yeah, wow.

Wer ein Buch veröffentlichen möchte, der soll sich sehr, sehr gut überlegen, ob er das bei einem Zuschussverlag macht. Es kostet einen Haufen Geld, und dieser Haufen Geld ist dann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weg. Das ist noch nicht mal unseriös oder so, man bekommt ja vorher gesagt, was es kostet, aber es arbeitet doch stark mit unrealistischen Hoffnungen und läuft auf eine Riesenenttäuschung hinaus. Bücher, die in einem Druckkostenzuschussverlag veröffentlicht wurden, liegen nicht in Buchhandlungen, sie werden nicht rezensiert, nichts davon, sie werden schlicht nicht wahrgenommen. Sie liegen beim Autor zu Hause in Kartons, bis er sie vollkommen frustriert irgendwann wegwirft. (Und ja, ich weiß, dass es Gegenbeispiele gibt. Einzelfälle. Es gibt auch Leute, die im Lotto gewinnen.)

Vor ein paar Jahren haben drei Autoren (Tom Liehr, Michael „Kaelo“ Janßen, Michael Höfler) es mal ausprobiert und unter dem Namen Rico Beutlich ein Roman-Exposé bei Zuschussverlagen eingereicht. Die Story ist an Hanebüchizität nicht zu überbieten, dazu haben sie neun Seiten schlimmsten Unfug als Leseprobe mitgeschickt, alles so schlecht und fehlerhaft formuliert, wie sie es eben hinbekommen haben; die Reaktionen der Verlage sind hier und hier nachzulesen. „Rico Beutlich“ hat sogar eine eigene Webseite. Wundervoll.

Was man als hoffnungsfrohe Neu-Autorin tun kann, um in einem „richtigen“ (also: zahlenden) Verlag unterzukommen, das schreibe ich ein andermal.

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NACHTRAG: Das Aktionsbündnis für faire Verlage nimmt sich genau dieses Themas an. Das Kernstück des Bündnisses ist die Erklärung „Gefahren einer Veröffentlichung in sog. Druckkostenzuschussverlagen / Selbstzahlerverlagen und Pseudoverlagen“.

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