*** LETZTE CHANCE! ***
Es brechen die letzten Stunden an, in denen ihr noch mit dem Rhönrad da unten rechts herumkullern könnt. Die Illustrationen kommen weg, heute noch, also spielt, so lange ihr könnt! Überhaupt ein gutes Lebensmotto.
*** LETZTE CHANCE! ***
UPDATE: Zack, weg isses. Tschüss, niedliche Illustrationen! Hallo neue Schlichtheit.
Von Anne Schüssler. Einfach so. Wie nett ist das denn bitte? Danke, Anne!
Mein Nachdenken über den Verzehr von Tierprodukten ist wieder irgendwo anders angekommen. Seit der Übersetzung von „Tiere essen“ glauben viele, ich wäre Vegetarierin. Bin ich aber nicht, nie gewesen, habe ich auch nie behauptet. Die Langfassung meines Umgangs mit Tierprodukten steht hier, die Kurzfassung lautet: Ich habe meinen Fleischkonsum drastisch zurückgeschraubt, ebenso den Milch- und Eierkonsum. Zu Hause gibt es sämtliche Tierprodukte konsequent ausschließlich in Bioqualität. Ja, mir ist klar, dass „bio“ ein streitbares Siegel ist. Ich kaufe fast nie mehr im Supermarkt ein, schon gar kein Fleisch, unsere Lebensmittel kommen komplett vom Gut Wulksfelde. Das ich mir auch nach all den Jahren immer noch nicht angeguckt habe, aber dennoch vertraue ich denen deutlich mehr als irgendeinem zweifelhaften Supermarkt-Biosiegel. Nun isst man aber nicht immer zu Hause, und mein Kompromiss war bisher: wenn ich anderswo esse, dann vegetarisch, also kein Fleisch, dafür drücke ich bei Eiern und Milchprodukten beide Augen zu. Wenn ich mir beim Bäcker ein Teilchen kaufe, werden die Eier darin kaum von glücklichen Hühnern sein, das weiß ich. Im Café esse ich trotzdem ein Stück Sahnetorte.
Damit kam ich bisher gut zurecht. Zu Hause wenig Tierprodukte und nur bio, auswärts kein Fleisch, ansonsten Augen zu. (Was nicht heißt, dass ich im Hotel einen Teller Rührei zum Frühstück äße. Aber ich esse Müsli, mit Milch und Joghurt.)
Im Zuge der Beschäftigung mit dem Thema habe ich mir vor drei Jahren eine Schweineschlachtung angesehen. Bei einem ganz kleinen Landschlachter. Vorher dachte ich: Hinterher biste bestimmt endgültig Vegetarierin. Aber dann ist das Gegenteil passiert, ich fand es gar nicht so „schlimm“, und seither denke ich, wenn die Tiere so entspannt und schnell sterben, dann ist das für mich okay. Und in einem so kleinen Betrieb landen ja auch keine Tiere aus der Massentierhaltung, die über hunderte Kilometer transportiert wurden, sondern die Schweine aus dem Dorf und den Nachbardörfern. Das Schwein kam in dem Fall neugierig in die Schlachthalle, und während es sich noch umsah, kam von hinten die Betäubungszange und machte *zack*. Mir ist vollkommen klar, dass es in Großschlachthöfen komplett anders zugeht. Aber wenn so ein kleiner Schlachter auf diese Weise ein zufriedenes Tier tötet, dann habe ich erstmal kein Problem damit.
Wohl habe ich ein Problem mit Quälerei, und die Quälerei ist wahrscheinlich bei Hühnern und Milchkühen auch im Biobereich am schlimmsten. Auch Bio-Legehennen haben Brüder, und die werden gleich nach ihrer Geburt geschreddert. Wer Eier kauft, nimmt damit billigend in Kauf, dass für jede Legehenne ein Hahn geschreddert wird. Geboren, um gleich wieder entsorgt zu werden, weil man leider nicht nur Hennen züchten kann. Damit habe ich dann doch ein Problem, mit diesem sinnlosen Massentöten – ein Tier zu töten, weil man es essen will, ist etwas anderes, als ein Tier zu töten, weil man das Ei der Schwester essen will. Und man braucht nicht zu glauben, dass die Hahnenküken besonders liebevoll getötet würden, „schreddern“ ist schon ganz wörtlich zu verstehen. Die andere Methode ist vergasen. Keine Ahnung, ob Zerstückeltwerden oder Ersticken angenehmer ist, ich möchte es nicht ausprobieren. Zweitens sind auch Biohennen diese hochgezüchteten Perversionen, die 300 Eier pro Jahr legen. Da bleibt natürlich keine Kraft mehr für irgendwas anderes, und gesund ist das nicht. Drittens verstehe ich nichts von Hühnerpsyche, aber es wird ihr auch nicht gerade guttun, sämtliche Eier weggenommen zu kriegen und niemals zu brüten.
Und damit sind wir bei der Milch. So eine Kuh gibt nur Milch, wenn sie ein Kalb hat. Wenn das Kalb die Milch dann bekommt, kann man die Milch aber nicht mehr verkaufen, also nimmt man der Mutterkuh das Kalb gleich wieder weg. Was das für Mutter und Kind bedeutet, kann man sich vorstellen, es ist ja nicht so, dass Tiere keine Muttergefühle hätten. Hinzu kommt: so ein Kalb braucht 8 Liter Milch am Tag, aus einer handelsüblichen Milchkuh werden aber heute bis zu 50 Liter herausgemolken. Mehr als sechs mal so viel, wie es normal wäre. Man braucht nicht mal selbst gestillt zu haben, um sich vorzustellen, was das für den Körper und die Gesundheit der Kuh bedeutet. In wieweit das im Biobereich „besser“ ist als in der industriellen Tierhaltung, kann ich jetzt nicht im Einzelnen sagen, aber zusammenfassend ist es doch wohl so:
Fleisch kann man zwar nicht ohne Töten, aber ohne allzu großes Leid produzieren. Es ist dann natürlich teuer, aber das ist okay. Es würde dem Menschen, der sich gern als moralisch handelndes Wesen begreift, verdammt gut anstehen, wenn er das Leben und das Sterben der Tiere so human wie möglich gestalten würde. Das geht. Ein gutes Leben, auf der Weide oder im Matsch, wie auch immer so ein Tier eben gern lebt, und dann ein schneller und schmerzloser Tod.
Was aber nicht ohne Quälerei zu haben ist, sind Milch und Eier. Denn selbst bei Biohaltung werden die Hähne geschreddert, den Mutterkühen die Kälber weggenommen, und Hühnern wie Rindern werden unfassbare „Leistungen“ abverlangt. So heißt das: Milchleistung, Legeleistung.
Dummerweise schmeckt Sojamilch im Kaffee scheiße. Kaffee abgewöhnen, hm? Mist. Beziehungsweise: Besser ist das wahrscheinlich auch noch aus anderen Gründen. Nochmal probiert: stimmt gar nicht, kann man gut machen. Was für doofe Sojamilch hatte ich denn da beim ersten Mal?
PS: Ich habe gerade angefangen, Hilal Sezgins Artgerecht ist nur die Freiheit zu lesen, ein Buch, das das ganze Thema von der philosophischen Seite her betrachtet. Für mich ist das noch mal ein etwas neuer Blickwinkel, ich bin noch nicht besonders weit, aber es kommt mir jetzt schon sehr klug vor. Auf der Buchmesse habe ich ihr fünf Minuten zugehört, dann musste ich leider weg, aber es hat gereicht, um mich auf die Spur zu setzen.
Ihr liebt schöne Bücher. Am 22.03.2014 könnt Ihr das allen zeigen. Es geht ganz einfach:
Wie funktioniert’s?
Geht am 22.03.2014 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet.
Hauptsache ist: Es stammt aus einem unabhängigen/kleinen/Indie-Verlag.
Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl unter dem Stichwort/Hashtag „Indiebookday“. Wenn Ihr die Aktion gut findet, erzählt davon.
Zum Hintergrund
Es gibt viele kleine tolle Verlage, die mit viel Herzblut und Leidenschaft schöne Bücher machen. Aber nicht immer finden die Bücher ihren Weg zu den Lesern. Der Indiebookday kann da für ein bisschen Aufmerksamkeit sorgen.
Der erste Indiebookday 2013 bekam in den deutschsprachigen Ländern große Aufmerksamkeit.
2014 wird es noch schöner.
Alle Infos und Plakate zum Download gibt es hier.
Und was genau ein Indieverlag ist und welche dazugehören, hat Wibke Ladwig sehr schön zusammengestellt.
Initiiert wurde die ganze Sache vom fabulösen mairisch-Verlag. Ich finde das sensationell, eine kleine Idee, kaum Kosten und eine riesige Resonanz letztes Jahr. Unglaublich viele Leute haben ihre Fotos mit Indiebuch auf Facebook gepostet, auf Twitter, Google+, in ihren Blogs und so weiter. Mein eigenes ist hier.
Mairisch hat auf der Buchmesse übrigens gleich zwei Preise für diese Idee bekommen. Und mit was? Mit Recht!
Und jetzt fange ich mal an, mir zu überlegen, welches Buch ich dieses Jahr kaufe. Vielleicht Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen von Sohyun Jung, eine Graphic Novel über Kimchi. Eine Graphic Novel über Kimchi! Da muss man ja auch erstmal drauf kommen. Erscheinen bei, nun ja, mairisch.
Dienstag
Der Vermieter, bei dem ich schon vor Woooochen über Airbnb ein Apartment für Katy und mich gebucht habe, schickt abends eine Mail: er sei krank und müsse zu Hause bleiben, also könnten wir seine Wohnung leider nicht haben. Tolle Wurst, es geht um drei Nächte ab übermorgen. Aber ein Hoch auf Facebook, innerhalb weniger Stunden habe ich neue Unterkünfte, erst für eine Nacht privat, dann zwei Nächte mit einer Freundin im Hotel, wo noch ein Bett frei ist (Danke, Heidrun und Antje! Sehr!). Katy findet auch noch etwas anderes, sie will auch nur eine Nacht bleiben.
Donnerstag
Ich fahre vormittags nach Leipzig, lande erstmal bei meiner Gastgeberin und komme dann ein bisschen zu spät zur Verleihung der Preise der Leipziger Buchmesse. Als ich ankomme, ist der Übersetzerpreis gerade an Robin Detje gegangen. Ich habe noch nie etwas von ihm gelesen, glaube ich, kann also nichts dazu sagen. Ebensowenig wie zu den Sachbüchern, die ich allesamt nicht kenne.
Aus den nominierten Belletristiktiteln habe ich immerhin Auszüge gehört, letzte Woche haben sich im Hamburger Literaturhaus alle fünf Autoren mit ihren Büchern vorgestellt. Meine Favoriten waren Saša Stanišić und Katja Petrowskaja, Saša vielleicht noch ein bisschen mehr, und dann hat er den Preis bekommen, und ich habe mich gefreut und alle haben sich gefreut, und hinterher wurde Sekt getrunken, zu dem ich strenggenommen nicht eingeladen gewesen wäre, aber dann war ich halt doch dabei und traf lauter tolle und nette Leute und habe mich noch mehr gefreut. So soll das sein.
Abends jede Menge Lesungen in verschiedenen Sälen der Moritzbastei, noch mehr nette Leute, ich freu mich immer noch und trinke was und unterhalte mich mit diesem und jenem und habe es nett. Hinterher, heißt es, sei die Tropenparty the place to be. Da gehe ich hin, mit den mairischs, und nach drei Minuten wieder raus, weil es rappelvoll ist, mit einer verblüffenden Anzahl grauer Anzugträger, es ist laut und eng und, ach nee. Ab ins Bett.
Freitag
Ich schlafe einigermaßen aus und gehe dann mit Katy frühstücken, damit wir uns wenigstens noch sehen. Dann auf die Messe, wo ich im Halbstundentakt sogenannte „Termine“ habe, von denen zwei leider ausfallen. Ansonsten bin ich mal wieder so unvorbereitet, wie man nur sein kann, und lasse mich einfach ein bisschen treiben.
Abends gehe ich auf die Lesung der unabhängigen Verlage, auf der außer Bov verblüffenderweise niemand ist, den ich kenne. Und nach einem vollen Messetag muss ich auch gar nicht noch stundenlang Lesungen haben. Ich lasse mich per Facebook auf eine Party locken, wieder in der Moritzbastei (Taxi, 12,- €) – das stellt sich aber als Ausstellerparty raus, ich komme folglich nicht rein. Ich sitze zehn Minuten frierend vor der Tür (Mitleid bitte jetzt) und google mir die Party der Kleinen Verlage im Schauspiel (Taxi, 11,- €). Dort steht eine elend lange Schlange vor der Tür, ich stelle mich an und friere und kenne niemanden und bin genervt, es ist halb zwölf. Und dann ist es zwölf, und ich habe weniger als die Hälfte der Schlange geschafft (mehr Mitleid jetzt). Leander kommt raus und sagt, sie dürfen aus baulichen Gründen nicht mehr Leute reinlassen, es geht also immer erst dann weiter, wenn welche gehen. Und übrigens sei die Party doof. Ich nehme mir kurzerhand das nächste Taxi (10,- €) und fahre nach Hause. Super Abend.
Samstag
Es ist un.fass.bar voll auf der Messe. Die ganzen verkleideten Cosplayer sind natürlich wirklich sehenswert, aber es sind eben auch viele. Und dann noch viel mehr Normalgekleidete.
Eigentlich wollte ich noch ein paar Verlage besuchen, zu denen ich am Freitag nicht mehr gekommen bin, noch ein paar Schwätzchen halten, aber ich komme überall im falschen Moment – die Leute, die ich kenne, sind gerade nicht da oder schon ganz abgereist, ich schiebe mich durch die Gänge bzw. lasse mich schieben, es macht nicht mehr so richtig Spaß. Am Nachmittag sitze ich in der Leipziger Autorenrunde, und die geht so: An zehn großen Tischen sitzt je einer, der zu irgendeinem Thema, das für Autoren relevant ist, etwas zu erzählen hat. Und dazu die interessierten Autoren. Man erzählt etwas, beantwortet Fragen, kommt ins Gespräch, wie es sich gerade ergibt. Nach einer Dreiviertelstunde können alle die Tische wechseln (außer dem jeweiligen Experten), und das Ganze geht von vorne los. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass man auch zwischendurch die Tische wechselt und überall mal zuhört. Nachdem die Gesprächsrunden zweimal stattgefunden haben, gibt es eine Pause, und danach gibt es neue Runden zu neuen Themen. Insgesamt drei mal zwei mal zehn Tische. Super Konzept, vor allem für Anfänger, die noch gar nichts von der Branche wissen und tausend Fragen haben. (Ich erzähle vom Übersetzen, klar.)
Abends hänge ich mich wieder an die mairischs, wir gehen erst essen, dann zu einer Lyriklesung (schwyrik, sachichma), bei der zwischendurch der wunderbare Spacemann Spiff spielt, dessen Platten ihr bitte zügig alle kaufen wollt.
Danach herrscht ein bisschen Ratlosigkeit über die weiteren Möglichkeiten des Abends, ich verfatze mich schon wieder einigermaßen früh ins Bett. Zu Fuß!
So ist das mit den wilden, wilden Buchmessenpartys, von denen man immer hört. Am Ende sitzt man auf einer Treppe vor der Lyriklesung herum und spielt zu dritt Quizduell.
Sonntag
Nee, nee, reicht. Ich schlafe aus, plaudere mit der Zimmergenossin, gehe frühstücken und dann ins Museum der bildenden Künste. Katy erzählt auf Facebook, sie sei auch im Museum gewesen und habe im dritten Stock eine schöne Überraschung erlebt. Ich fotografiere hemmungslos herum, und just als ich auch die Überraschung fotografieren will, kommt eine Aufpasserin und sagt, man dürfe nur mit Genehmigung fotografieren. Tja. Dann müsst ihr jetzt selbst ins Leipziger Haus der bildenden Künste und nachgucken, was Katy so freudig überrascht hat. Das müsst ihr nämlich sowieso, weil: sensationell. Tolles Museum.
(Weiß zufällig jemand, von wem dieses Gemälde ist? Hat mir sehr gefallen, aber ich habe mir den Künstler natürlich trotzdem nicht gemerkt, ich Schlaumeier.)