Wenn man eine Tierhaarallergie hat und die Kinder unbedingt ein Haustier wollen, bleibt eigentlich nur eine Schildkröte. So eine Schildkröte kostet um die 100 ?, wenn sie erst ein paar Zentimeter groß ist; man bekommt Papiere dafür und muss sie, wenn man umzieht, beim Veterinäramt ab- und wieder anmelden. Außerdem muss man ihr ab einem bestimmten Alter entweder einen Microchip einpflanzen lassen, oder sie in regelmäßigen Abständen auf Millimeterpapier fotografieren (von oben und von unten), um ihr Wachstum zu dokumentieren, bzw. um nachzuweisen, dass es sich um dieses und kein anderes Tier handelt. Verkaufen darf man sie auch nicht, dabei wird sie wahrscheinlich älter als man selbst. Wundersame Welt.
Ich hab übrigens gar keine Homepage.
Ich hab vergessen, mein eines Sachbuch aus dem letzten Jahr bei der VG Wort zu melden. Schöner Mist.
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Noch 247 Seiten und zweimal Fahnen. Noch 6 Wochen. Ab Sonntag in Klausur, raus aus diesem gottverlassenen Kaff, rein in ein noch gottverlasseneres Kaff.
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Öfter mal ein Schnitzel braten. Danke, Jeremy.
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Gelesen: Mark Haddon: Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone. Aus dem Englischen von Sabine Hübner. Blessing, 2003
Sehr schönes Buch, hat mir gut gefallen.
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Nein, Konstrukt und Konstruktion ist nicht das gleiche. Wenn ich?s doch sage.
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Männer! Frauen! Vertragt Euch doch mal! So schwer ist das gar nicht, echt jetzt. Mannmannmann.
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Altes, neu entdeckt: David Sylvian. The Blue Nile. Velvet Underground. Sehr schön.
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Evanovich oder Kinsella ist jetzt die Frage. Ich fürchte das eine und hoffe das andere. Long ist klar, die geb ich auch nicht wieder her.
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Fisch muss schwimmen.
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Finally, there is a small town im Westen,
da lebt die eine, die schmeckt von allen Frauen am besten.
(Seeed)
Früher kam es schon mal vor, dass sie Sonntags Nachmittags plötzlich vor der Tür stand. Wie sie denn hergekommen sei, fragten wir dann, denn das Autofahren hatten meine Eltern ihr bereits ein paar Jahre zuvor ausgeredet. „Autostop“, sagte strahlend,“da war so ein netter junger Mann, der hat mich bis vor die Tür gebracht.“ Da war sie um die siebzig. Unsere Freude über ihren Besuch hielt sich meist in Grenzen, denn sie war vor allem eins: anstrengend. Inzwischen glaube ich etwas anderes, ich glaube, sie war vor allem eins: unglaublich tapfer. Sie hatte es nicht leicht mit der Welt und vor allem mit sich selbst nicht, aber sie hat sich (und uns) so lange vorgebetet, dass man auf die Menschen zugehen muss und es viel Freude gibt im Leben, bis sie wahrscheinlich selbst nicht mehr wusste, ob sie nun optimistisch und lebensfroh war oder litt. Ihre Schwester, meine Oma, ist mit einer ähnlichen psychischen Disposition verbittert und böse geworden.
Tante Agnes hat Zeit ihres Lebens mit schweren Depressionen gekämpft und musste täglich Medikamente dagegen nehmen. Damit ging es ihr gut, bis sie wieder irgendeinem Heilfastenguru in die Finger fiel, der ihr versicherte, sie bräuchte das nicht, sie müsse nur dies und jenes beachten. Ein halbes Jahr später musste sie dann meist wieder für eine Weile in die Klinik, bis sie neu eingestellt war. Und nach ein paar Jahren alles wieder von vorne.
Inzwischen ist sie neunzig und lebt schon seit einigen Jahren auf der Pflegestation eines Altenheims. Körperlich ging das meiste noch, geistig eigentlich auch, nur die Psyche wollte gar nicht mehr, sie lag phasenweise nur noch im Bett, wimmerte, redete wirr, sah lauter kleine Krabbeltiere im Teppich, hatte Angst, jammerte, meine Eltern sollten öfter kommen, aber die Kinder, nein, „die Kinder sollen mich so nicht sehen“. Irgendwann änderte sich das wieder, es wurde immer besser, Isa, sagte sie zu meiner Mutter, Isa würde sie doch gerne mal wieder sehen.
Im Dezember entzündete sich eine Wunde an ihrer Hüfte und heilte gar nicht mehr, außerdem wurde Analkrebs diagnostiziert, sie sollte ins Krankenhaus und wehrte sich zunächst mit Händen und Füßen und großem Spektakel dagegen. Der Arzt sagte meinen Eltern, mit ein paar Wochen Krankenhaus dürfte es kaum getan sein, sie sollten sich besser auf mehrere Monate einrichten. Man schnitt ihr die Hüfte auf, nahm das alte künstliche Hüftgelenk heraus und setzte ein neues ein. Drei Wochen später kam sie aus dem Krankenhaus und spaziert seither munter mit ihrem Rollator durch die Gegend.
Gestern waren wir bei ihr. Sie strahlte. Sie freute sich ein Bein aus, uns zu sehen. Sie fragte, wie es mit dem Übersetzen läuft, und ob mein Mann Freude an seinem Beruf hat. Sie erinnerte sich, dass mein Schwiegervater aus Ostpreußen stammt, und hatte Fragen dazu. Erzählte Geschichten aus meiner Kindheit, erkundigte sich nach meinen Geschwistern und deren Kindern. Sie hat mehrfach richtig laut und vergnügt gelacht. Sie freute sich über ihre Zimmergenossin, die im Bett lag, lautstark Radio hörte, offensichtlich nicht ansprechbar war und nichts sagte, außer dass sie gelegentlich „Hallo!“ rief. „Ich freu mich“, sagte Tante Agnes, „die ist immer still, wenn ich Besuch habe, und wenn ich singe, dann summt sie mit. Ich singe auch immer Abends im Bett, dann summt sie auch, und dann wird sie irgendwann still, und dann werde ich auch ganz ruhig und kann gut schlafen.“ Und sie meinte, wenn wir das nächste Mal kämen, könnte sie bestimmt wieder noch besser laufen. „Andere bauen ja mit neunzig ab, ich blühe richtig auf.“