Er ist da! Offizieller Erscheinungstermin ist erst Donnerstag, aber die ersten Buchhandlungen hatten den Pfau schon am Samstag im Regal. Oder auf dem Stapel. Und zwar teilweise auf ziemlichen Stapeln. Das ist alles ganz schön aufregend und ganz schön toll! Und das Tollste ist Eure ganze Mitfreuerei auf Facebook und Twitter, danke sehr!
(Hier bei Cohen und Dobernigg.) Tatsächlich geht es schon so rund, dass ich mir jetzt mal überlegen muss, was ich wo wie weiterverbreite, ich will ja auch nicht das ganze Internet mit Eigenwerbung nerven. Wahrscheinlich lege ich hier eine Sammelseite an, auf der ich Rezensionen und sowas verlinke, damit ich nicht für jeden Schnipsel einen eigenen Eintrag anlege. Lesungstermine finden sich, wie gehabt, immer hier.
Mir ist jetzt schon ein bisschen schwindelig. Ich muss noch kurz mal eben den dritten Gardam-Band fertigmachen. Dann: Anschnallen. Dann flieg mal los, Pfau.
Jippie! Das Hörbuch ist da! Also, hier. Bei mir. Für alle anderen ist es gleichzeitig mit dem gedruckten Buch ab 18. Februar in den Buchhandlungen erhältlich. Noch sieben Mal schlafen! Ich habe es schon komplett gehört und bin hingerissen, Christoph Maria Herbst hat absolut wundervoll gelesen. Und der Argon-Verlag hat für sein Programmheft ein kleines Interview mit ihm geführt, das ich freundlicherweise hier wiedergeben darf.
Christoph, Du kannst Dir die Stoffe, die Du liest, aussuchen und bist als wählerisch bekannt: Was gab für Dich den Ausschlag, den Pfau lesen zu wollen?
Ich wollte immer schon mal Geburtshelfer sein, und immerhin handelt sich bei diesem Buch um einen Erstling. Auf Anhieb konnte ich mich weder seinem Charme noch seinem Witz entziehen. Beim Lesen hatte ich gleich Bilder im Kopf, die von Downton Abbey bis Ein Fisch namens Wanda reichten, und dabei ist Der Pfau doch eine ganz originäre Geschichte, die komplett auf Effekthaschereien oder Anbiederungen verzichtet. Sie ist entschleunigt, ohne langsam zu sein, pointiert, ohne zum Schenkelklopfen einzuladen. Digital trifft auf analog könnte man auch sagen, und am Ende will man genau dort Urlaub machen.
Wie war die Arbeit im Studio? Wie hast Du die Charaktere für Dich erschlossen? Stellst Du Dir Personen bildlich vor?
Die größte Herausforderung bei diesem Hörbuch war für mich sicher, mich selbst ganz stark zurückzunehmen, um der Erzählweise gerecht zu werden. Ich komme ja beispielsweise ganz stark vom Dialog, wo ich den Figuren dann gerne Erkennungsmerkmale verpasse, Eigenarten. In Der Pfau gibt es nicht eine einzige direkte Rede. Alles wird indirekt erzählt, was auf der einen Seite diese britische Distinguiertheit verstärkt und einen zunächst ein wenig auf Abstand hält, mir auf der anderen Seite aber auch ganz neue Möglichkeiten eröffnete, nämlich nur durch kleinere Tempowechsel oder dezente Modulationen diese lebendige Welt zu kreieren.
Mein Regisseur Oliver Versch und ich hatten jedenfalls eine Menge Spaß daran, uns ganz in den Dienst dieses Textes zu stellen. Es gibt Bücher, die muss man, vorsichtig ausgedrückt, durch die Interpretation und Umsetzung noch ein wenig anheben. Das war beim Pfau nicht nur nicht nötig, sondern wäre sogar falsch gewesen.
Isabel Bogdan beschreibt die Akteure so facettenreich und liebevoll, dass man mitten unter ihnen ist, mit ihnen friert, isst und sich wundert.
Wem würdest Du dieses Hörbuch empfehlen?
Allen meinen alten Fans und den vielen neuen von Isabel.
Noch ein berühmtes erstes Mal: Ich habe eine Serie geguckt. Am Stück, auf DVD, Folge um Folge, Staffel um Staffel. Die erste Staffel habe ich zu Weihnachten bekommen, und danach sofort alle weiteren ausgeliehen und am Stück inhaliert, sechs komplette Staffeln in vier Wochen. Sen-sa-tio-nell.
Wir befinden uns auf dem hochherrschaftlichen Adelssitz Downton Abbey. Hier lebt Lord Grantham mit seiner Frau, Lady Cora, einer Amerikanerin, und den drei erwachsenen Töchtern Mary, Edith und Sybil. Dummerweise ist der Besitz an den Titel gekoppelt, und der Titel kann nur an einen Mann weitervererbt werden. Der Erbe ist ein Cousin namens Patrick, und damit das Anwesen in der Familie bleibt, ist Mary, die älteste Tochter, mit ihm verlobt. Sie liebt ihn allerdings nicht besonders, im Gegensatz zu ihrer Schwester Edith. Ist aber auch egal, denn die Serie beginnt 1912, und Patrick befindet sich dummerweise auf der Titanic und fällt folglich gleich mal aus. Der nächste in der Erbfolge ist der bürgerliche Matthew Crawley, ein Rechtsanwalt. Ein Mann mit einem BE-RUF! Schockschwerenot. Das gehört sich ja nun wirklich nicht, ist aber nicht zu ändern.
Was sich gehört, ist überhaupt das Hauptthema der ganzen Serie. Und wie es sich verändert. Wir haben einen ganzen Keller voller Dienstboten und eine sehr fein ausdefinierte Hierarchie unter den Dienern. Butler, Hausdame, Kammerdiener und –zofen, erster Diener, zweiter Diener, einfache Diener, Laufburschen, Chauffeur, Köchin, Küchenmädchen, und so weiter. Selbstverständlich stehen alle Diener beim Essen auf, wenn der Butler Mr. Carson zwischendurch aufsteht oder hereinkommt. Auch sonst stehen selbstverständlich alle Herren auf, wenn eine Dame den Raum betritt oder sich vom Tisch erhebt. Ebenso selbstverständlich zieht man sich zum Essen um.
Nur Matthew Crawley weiß das alles natürlich erstmal nur so halb. Der Bürgerliche. Er zieht mit seiner Mutter ins Dorf und muss das erstmal alles lernen, ist aber selbst nicht sicher, ob er das überhaupt will. Im Dorf leben auch die alte Dowager Countess Grantham, der unangefochtene Star der ganzen Serie (Maggie Smith!).
Und dann geht es los mit Intrigen und Missverständnissen, mit Verliebtheiten und Krankheiten, mit Glück und Pech, mit Schicksalen und Dummheiten und dem Leben. Oben bei den Herrschaften wie auch unten bei den Dienern, und Donnerwetter! sogar zwischen oben und unten. Von 1914 bis 1918 ist bekanntermaßen Krieg, der natürlich auch an Downton nicht spurlos vorübergeht. Und nach dem Krieg werden die Kleider immer noch schöner.
Man könnte sich jetzt fragen, warum man sich das angucken soll, das klingt ja alles ein bisschen nach Historien-Groschenroman. Ist es irgendwie auch, wenn man nur die Storylines betrachtet. Aber.
Die Kleider. Die KLEIDER! *atmet ein paarmal in eine Tüte*
Danke, geht wieder. Das Tolle an der Serie (außer den Kleidern, habe ich die Kleider schon erwähnt?) sind eigentlich drei Dinge: Zum einen sind wirklich alle Rollen perfekt besetzt. Alle. Unfassbar. Sämtliche Darsteller spielen wahnsinnig gut und sind wie für die jeweilige Rolle gemacht, als hätte man sie ihnen auf den Leib geschrieben. Sensationell, wirklich.
Zweitens ist die Entwicklung der Figuren hervorragend angelegt. Manche entwickeln sich mehr, andere weniger, wie im wirklichen Leben; plausibel ist es in allen Fällen. Lady Edith zum Beispiel, die am Anfang ein bisschen das hässliche Entlein unter den Schwestern ist, nicht gerade vom Glück verwöhnt und ein wenig dauerbeleidigt vom Leben. Wie sie das nach und nach aufbricht und an Selbstbewusstsein gewinnt, ohne eine komplette Wendung zu vollziehen, ist großartig. Oder Carson, der einfach so ist, wie er ist, und da ändert sich auch nicht groß was. Und natürlich sowieso der Hammer: Die alte Lady, die nach außen hin immer biestig und pikiert ist und so unfassbar die Nase rümpfen kann, und die einen dann aber doch immer wieder mit Warmherzigkeit und Bodenständigkeit überrascht. Ich bin in alle verliebt.
Und dann fangen irgendwann die ersten an, einem auf die Nerven zu gehen, und auch das ist ganz groß. Diese unerträgliche, dackelblickhafte Über-Anständigkeit von … ach, ich will nicht spoilern. Oder dieses sanftmütig-dümmliche Dauerlächeln mit schiefgelegtem Kopf. Waahh! Großartig.
Und überhaupt: Lady Sybil. Ach, Sybil! Und Tom. Und Mrs Patmore. Und Mrs Hughes. Und alle. Toll.
Und drittens schließlich: Die Dialoge. Vor allem die mit der alten Lady. Sie kann so unfassbar bissig sein. Und das mit einer so gepflegten Ausdrucksweise und einer Contenance, dass man zu dem Schluss kommen muss, dass das eigentlich das einzig vernünftige Streiten ist, weil es in einer solchen Höflichkeit unverschämt ist, dass man hinterher einfach mit der normalen Höflichkeit weitermachen kann, aber nicht so viel Geschirr zerschlagen ist. Oder halt auch doch. Großartig, ganz großartig, das alles. Und natürlich die Kleider.
Die Kleider! Und die ganze Ausstattung. Die Autos! Das Geschirr! Die Dienstbotenklingeln! Die Höflichkeit, die Contenance, das ganze Unausgesprochene. Und oh, das Drama. Herrlich. Schade, dass es vorbei ist, ich hätte glatt noch weitergeguckt.
„Second thoughts are vastly overrated.“ (Lady Grantham)
Folgende Suchanfragen landeten in letzter Zeit bei mir, und weil dies ein kundenorientiertes Serviceblog ist, antworte ich natürlich gern.
zahn ist kaputt vergammelt die wurzel von alleine
Ich bin keine Zahnärztin, aber: Ja, vermutlich. Und ich würde es für keine gute Idee halten, in meinem eigenen Kopf Dinge vergammeln zu lassen.
wie geht man im reifen alter mit einer rivalin um
Im reifen Alter steht man da drüber. Puh, „Rivalin“, was für ein Wort.
ich bin da bloß lang gelaufen und habe gar nichts gemacht
Siehst du? Die will nicht mal was, sie läuft da nur lang.
eine frau muss spüren dass sie die einzige ist
Nein. Wenn sie das spürt, dann stimmt etwas mit ihrer Wahrnehmung nicht. Sie ist nämlich keineswegs die einzige, da draußen ist quasi alles voller Frauen. Das gilt für Männer alles genauso.
je mehr wir eine person mögen desto kitzliger sind wir
Steile These. Und wenn von zwei Leuten einer kitzliger ist als der andere, mag der eine den anderen dann mehr als der andere den einen? Oder wie? Wenn mich jemand kitzelt, mag ich den übrigens schlagartig gar nicht mehr. Und jetzt? Was war die Frage?
darf der zahnarzt mit mir machen was er will?
Nein! Niemand darf mit dir machen, was er will! Wenn Du die Wurzel von allein vergammeln lassen willst, mach das. Aber vermutlich hat der Zahnarzt eine deutlich bessere Idee, die würde ich mir erstmal anhören.
es ist nicht wichtig wie schön die worte klingen sondern wie ehrlich sie sind
Das ist nicht ganz richtig. Wenn sie ehrlich, aber unangenehm sind, spricht zum Beispiel nichts dagegen, sie ein bisschen hübsch zu verpacken. Und: Man soll nicht lügen. Aber man muss auch nicht alles sagen, was die Wahrheit ist.
was unterscheidet teure von billigen kleidern
Sie sind teurer. Manchmal sind sie auch besser. Besseres Material, besser verarbeitet. Aber nicht zwangsläufig. Und teurer heißt nicht unbedingt, dass sie anständiger (= besser) produziert wurden. Umgekehrt ist es allerdings so, wenn sie fair und ökologisch (= besser) hergestellt wurden, dann sind sie ein bisschen teurer. Aber wirklich nur ein bisschen.
warum schätzt man nicht den anderen
Tut man das nicht? Ich schätze eigentlich ziemlich viele Leute. Sogar andere! Kann man gut machen.
- Der Buchmarkt hat im Dezember täglich jemanden gefragt, wie sein Jahr war, und was 2016 so bringen wird. Torsten Woywod hat den Fragebogen ebenfalls beantwortet, und ich freu mich über Frage 11. Sehr. (Die älteren hier erinnern sich vielleicht, dass ich eine Zeitlang für ein Blog namens „Lieblingsbuchhandlung“ Bücher besprochen habe. Lange her. Das war Torsten Woywods Blog!)
- Ziemlich langes und sehr schönes Interview mit Meike Winnemuth bei meedia.
Und dann eine Kolumne von ihr über ebendieses Interview im Stern.
- Rainer Moritz stellt im Börsenblatt einen insgesamt ziemlich vernünftigen Katalog von Forderungen an das Jahr 2016 auf. Ich hoffe, er verzeiht mir die gänzlich unveganen Szenen im „Pfau“.
- Der Deutschlandfunk hat mit Lianne Kolf gesprochen, einer der ersten Literaturagentinnen in Deutschland.