Ein Tusch für unseren Tonmeister Lars: Er hat tatsächlich noch heute Nacht unsere Lesung online gestellt! Hier also zum Nachhören für die Daheimgebliebenen:
Maximilian Buddenbohm liest Wiebke. (Sein Blog ist hier, seine Bücher hier.)
Neulich schrieb ich, dass ich es blöd finde, sich über Leute lustig zu machen, die irgendetwas nicht gut können.
Ebenso blöd finde ich es, sich über Leute lustig zu machen, die einen anderen Geschmack haben als man selbst. Dass man über Geschmack nicht streiten kann, wussten schon die alten Römer, und es ist ja auch sowieso klar: Geschmack ist etwas Individuelles. Was mir gefällt, gefällt meinem Nachbarn vielleicht nicht. Davon abgesehen hat Geschmack natürlich auch mit Modeerscheinungen zu tun, und dann auch mit Sozialisation und Herkunft und so weiter. Viele meiner engeren Freunde haben in manchen Dingen einen ähnlichen Geschmack wie ich. Aber niemand genau denselben. Nicht mal mein Mann und ich haben immer denselben Geschmack! Ich habe Freunde mit – für mich – vollkommen unmöglicher Wohnungseinrichtung, Freunde, die grauenhafte Musik hören, und Freunde, die entsetzliche Frisuren haben. Sie sind meine Freunde, weil sie tolle Menschen sind, und der Rest sind Äußerlichkeiten und eben Geschmackssache. Man stelle sich mal vor, wie langweilig die Welt wäre, wenn alle denselben Geschmack hätten. Ist doch super, dass das Leben bunt ist.
Manche meiner Freunde geben sogar ihren Kindern Namen, die ich nicht schön finde. Na und? Deswegen sind sie immer noch meine Freunde, und ihre Kinder auch. Nach dem ersten „oweia“-Gedanken ist es nämlich ganz schnell so, dass das Kind eben so heißt, wie es heißt, und fertig. Da braucht man dann auch nicht mehr dauernd drüber zu kichern. Und was für Freunde gilt, gilt erst recht für wildfremde Menschen: sie können ihre Kinder nennen, wie sie wollen. Wenn jemand seine Tochter Chantal-Cheyenne nennen möchte, dann soll er das doch bitte in Frieden tun dürfen, ohne dass gleich ganze Webseiten daherkommen und sich über die entsprechenden Geburtsanzeigen lustig machen. Nänänä, guckt mal, was für bescheuerte Namen die Leute ihren Kindern geben! Die haben vielleicht einen doofen Geschmack! Meiner ist viel besser, mein Kind heißt natürlich Johannes oder irgendeine Abwandlung davon. Entschuldigung, aber das ist doch primitiv.
Diese Eltern haben einfach einen *anderen* Geschmack als ihr. Das dürfen die! Und komme mir jetzt niemand mit „aber was die ihren Kindern damit antun“. Diese Eltern haben Namen für ihre Kinder ausgesucht, die sie schön finden. Sie geben Geburtsanzeigen auf, weil sie froh und glücklich über die Geburt ihrer Kinder sind, und weil sie ihre Kinder lieben. Und dann kommen so ein paar ungehobelte Hanseln daher, die sich für etwas Besseres halten, und kippen öffentlich im Internet Häme über diesen Eltern aus, bloß weil sie einen anderen Geschmack haben.
Das finde ich echt blöd. Es macht mich richtig wütend.
[Nein, ich werde die betreffende Webseite hier nicht verlinken.]
Im Übrigen: Unterschätzt mal die Kevins nicht! Die Kevins hauen uns raus!
Mein Buch erscheint zwar erst am 2. Juli, aber so langsam trudeln schon die ersten Lesungstermine ein. Oben in der Navigation gibt es jetzt einen Punkt „Liest“, ich will mich bemühen, die Seite immer schön aktuell zu halten.
Vor kurzem ging auf Facebook dieses Bildchen herum, das auch auf dem Buchcover ist. Ich mochte es spontan und habe es „geteilt“, wie es auf Facebookdeutsch heißt. Es kamen ein paar Kommentare, jemand schickte einen Link zu einer Webseite, auf der solche Streetart-Fotos gesammelt werden. Ich schrieb, das sei ein bisschen wie Gedichtelesen: einzeln total toll, aber in der Masse dann doch ein wenig erschlagend. Also, für mich.
Eine Woche später lag dieses Buch in meinem Briefkasten. Die Übersetzerin Claudia Steinitz ist nämlich erstens meine (nicht nur) Facebook-Freundin und zweitens sowieso ganz zauberhaft und schickte es mir, zusammen mit dem Rat, es feindosiert zu lesen. Denn darin sind Street Art UND Gedichte, also zweierlei, was ich besser in kleinen Dosen kosumiere. Und so liegt das Buch jetzt seit ein paar Tagen auf meinem Schreibtisch und ich blättere immer wieder darin und habe Spaß in kleinen Dosen. Vielen Dank, Claudia! Das ist wirklich super.
Versammelt ist hier nicht nur echte Street Art, sondern auch Fotos von Straßenszenen, wo hinterher das Foto bearbeitet (bemalt) wurde, die Kunst also erst einen Schritt später stattfindet. Meistens macht Sandrine Estrade Boulet einfach Quatsch, es ist ein wirklich lustiges Buch. Ich finde sowas ja sowieso total toll, diese Fantasie hätte ich auch gern. Aber wenn ich irgendwo zwei Grasbüschel wachsen sehe, würde mir spontan wahrscheinlich kein Cheerleading dazu einfallen. (Abgesehen davon, dass meine künstlerischen Fähigkeiten, ach, egal.)
Großer Spaß! Danke!
Guckt mal, guckt mal! Serotonic hat ein von mir übersetztes Buch gelesen, nämlich Die Frauen von Savannah von Beth Hoffman. Ein wirklich schönes Buch. Genau, warm nämlich. (Ich hatte hier was drüber geschrieben.) Danke, Sero!