Das Klavier (4)

(Hier ist Teil 1, hier Teil 2, und hier Teil 3.)

Nach ein paar Nachrichten und Telefonaten in verschiedene Richtungen und etwas Hin und Her wird das Klavier schließlich abgeholt. Ich kann nicht mal zum Abschied ein paar Töne drauf klimpern, denn die Mechanik ist ja schon ausgebaut. Es kommen also zwei vergnügte starke Männer und nehmen mein Klavier einfach mit. Mit so einem Spezial-Rollwagen die Treppe runter, ich gucke vorsichtshalber nicht hin, weil ich Angst habe, es rutscht ihnen weg. Als sie unten angekommen sind, gehe ich mit dem Klavierhocker und den Glasuntersetzern, auf denen es gestanden hat, hinterher, denn das sollen sie natürlich alles mitnehmen.

Und dann wird es auf dem LKW festgezurrt, und ich verdrücke ein kleines Tränchen, denn natürlich schmerzt es jetzt doch ein bisschen, dieses wirklich sehr schöne Stück herzugeben. Aber es ist einfach zu schade, wenn es nur herumsteht und nichts weiter tut als gut auszusehen. Und jetzt habe ich kein Klavier mehr.

Ich schicke K. die Fotos von der Abholaktion, und nicht viel später kommen Fotos von ihr zurück, von meinem Klavier in ihrem Wohnzimmer.
Die Mechanik war längst fertig überarbeitet und wurde drei Tage später bei K. wieder eingebaut. Inzwischen weiß sie auch, dass ich mir wünsche, es mal zu besuchen, es zu hören und zu sehen, und sie sagt, das ist natürlich überhaupt kein Problem, klar können wir mal gucken kommen. Einmal muss es noch nachgestimmt werden. Ich hoffe, es macht sie glücklich.

Statt des Klaviers ist in unserem Wohnzimmer jetzt irgendwie ein Loch. Und immer, wenn ich die leere Wand sehe, kommt mir Element of Crime in den Sinn:

Das Klavier, auf dem du nicht spielen kannst,
Der Abwasch, den du immer verschiebst,
Und die Schokolade, die du in Krankenhausmengen verbrauchst,
Das alles kommt mit
Und ich auch.

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