Besser ist das: Geld

Zur Einstimmung ins Thema ein kleiner Trailer zu dem Film „Let’s make Money“, den ich gar nicht gesehen habe. Aber der Trailer reicht schon, damit es einem ein bisschen übel wird.

Im Gegensatz zu dem einen Herrn da bin ich durchaus der Meinung, dass man auch als Investor mitverantwortlich ist für das Handeln der Unternehmen, in die man investiert. Wer kein „Investor“ ist, braucht hier aber keineswegs mit dem Lesen aufzuhören – die meisten dürften ja ein paar Euro auf einem Sparbuch haben, oder eine Rentenversicherung, einen Bausparvertrag, vielleicht ein paar Fondsanteile, irgendsowas. Einen Spargroschen. Aber wo geht das Geld hin? Wo wird es investiert? Die Zinsen, die einem die Bank zahlt, kommen ja irgendwoher, sie werden irgendwo erwirtschaftet. In der Immobilienblase, in ausbeuterisch arbeitenden Unternehmen, Atomenergie, Spekulation mit Lebensmitteln? Man weiß es nicht. Wir haben im Normalfall keine Ahnung, was die Bank mit unserem Geld macht. Und der kleine Bankberater, der uns in der Sparkasse gegenübersitzt, weiß es im Zweifelsfall auch nicht. Man kann wohl davon ausgehen, dass es in Unternehmen angelegt wird, die vor allem anderen auf Profit ausgerichtet sind und dabei wenig Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen.

Es gibt aber auch Banken, bei denen das etwas anders ist. Die ihren Kunden versprechen, in ethisch, sozial und ökologisch vertretbare Projekte und Unternehmen zu investieren, und ihre Investitionen auch komplett offenlegen. Da sind beispielsweise die GLS-Bank, die Triodos oder die Ethikbank. Einen Überblick gibt es auf Soziale-Banken.de.

Wir ziehen mit unserem Geld gerade um zur GLS, ich kann also nur für die sprechen, glaube aber, dass es bei den beiden anderen genannten ähnlich zugeht. Die GLS findet hauptsächlich im Internet statt – man kann online ein Konto eröffnen, das geht ganz schnell und einfach und ist in wenigen Minuten gemacht. Man muss sich dann nur noch über das Postident-Verfahren in einer Postfiliale identifizieren, aber auch das geht ganz einfach. (Vorteil: man muss nicht bei jedem Umzug im wirklichen Leben auch wieder mit dem Konto umziehen.)
Es gibt aber auch ein paar wenige Filialen, glücklicherweise auch eine in Hamburg, und da waren wir und haben uns beraten lassen. Uns gegenüber saß zum allerersten Mal eine Bankberaterin, bei der wir das Gefühl hatten, dass sie selbst denkt, und nicht nur, wie man das sonst oft erlebt, auswendiggelernte Textbausteine aufsagt. Sehr angenehm. Wobei sie natürlich auch den obersten Leitgedanken der Bank zitiert hat, nämlich: dass der Besitz von Geld (auch wenn es wenig ist) auch eine Verantwortung bedeutet. Das hat mich sofort überzeugt, ich wollte sofort ja, ja, ja! rufen, und habe es mir spontan hinter die Löffel geschrieben. Deswegen wiederhole ich es hier gerne noch mal:
 

Wer Geld hat, hat auch eine Verantwortung.

 
Normalerweise geben wir diese Verantwortung am Bankschalter ab. Der Bankberater soll uns bitte glaubwürdig versichern, dass es gewinnbringend angelegt wird (Gewinnegewinnegewinne!), er soll uns einen Vertrag geben, in dem beispielsweise ein Prozentsatz festgelegt ist, den wir für unser Geld bekommen, und dann fragen wir nicht weiter nach, wie sie das denn machen, dass das Geld sich vermehrt.
Den Vertrag bekommt man bei den Ethikbanken natürlich auch, das sind jetzt keine obskuren oder riskanten Vereine, sondern etablierte Banken; die GLS beispielsweise wurde 1974 gegründet und arbeitet seitdem gesund und munter und verlässlich. Sie verschickt dreimal im Jahr ein Kundenmagazin, in dem genau aufgelistet ist, welche Unternehmen gefördert werden. Und das sind dann eben keine multinationalen Konzerne, sondern kleine regionale Unternehmen, die nachhaltig, sozial und ökologisch (und profitabel) arbeiten. Und noch besser: ich kann sogar auswählen, in welche Sorte Projekte mein Geld gesteckt werden soll. Ob ich es lieber in erneuerbaren Energien sehen möchte, in Kirchen, Schulen, Biobauernhöfen, Wohnprojekten oder sonstwo.

Das fühlt sich für mich gerade sehr gut und richtig an. Wenn ich nicht möchte, dass mit Lebensmitteln spekuliert wird, kann ich mein Geld nicht der Deutschen Bank anvertrauen. Wenn ich keine Atomkraftwerke möchte, kann ich keine EON-Aktien haben oder mein Geld einer Bank geben, die es dort investiert.
Ich weiß gar nicht mehr, wie es beim letzten Kontoumzug war, vor acht Jahren, als wir nach Hamburg zogen – aber inzwischen kann man fast überall, wo man Einzugsermächtigungen oder sowas hat, online die neue Kontonummer angeben, sodass der ganze Umzug schön nach und nach zu Hause am Schreibtisch zur Prokrastination gemacht werden kann, man braucht nicht mal Briefe zu schreiben, und zack! schon hat man’s geschafft. Geht ganz einfach.

Dieser Artikel ist Teil einer Reihe über den Versuch, irgendwie anständiger zu konsumieren. Bisherige Teile:
1. Einleitung: Besser ist das
2. Fleisch
3. Gemüse
4. Schokolade und Kaffee
5. Zwischenbemerkung

14 Kommentare

  1. Jenny Donnerstag, 18. April 2013 um 11:10 Uhr [Link]

    Wir haben auch vor einer Weile ein Konto bei der GLS-Bank eröffnet, weil wir sowieos ein neues eröffnen mussten, und dann hatte der Mann diese Bank ausgesucht und ich fand’s super. Aber ich hatte ehrlich gesagt nicht darüber nachgedacht, wie ernsthaft und wichtig diese Entscheidung ist, dass es ja mehr ist als ein diffuses „das war jetzt richtiger, als es bei einer anderen Bank zu machen“-Gefühl.
    Und wow, dieses Zitat
    > Wer Geld hat, hat auch eine Verantwortung.
    hallt gerade sehr laut in mir wider.

    Danke für den Denkanstoß.

  2. Irene Donnerstag, 18. April 2013 um 11:37 Uhr [Link]

    Jetzt hast du einen Werbebeitrag für deinen Werbekunden geschrieben.

    • Isabel Bogdan Donnerstag, 18. April 2013 um 11:54 Uhr [Link]

      Ja. Das liegt daran, dass ich Werbekunden akquiriert habe, hinter denen ich stehe. Der Eintrag hätte genauso hier gestanden, wenn sie dankend abgewunken hätten, als ich wegen Werbung anfragte.

  3. Frische Brise Donnerstag, 18. April 2013 um 11:40 Uhr [Link]

    Ja, ja, ja!

    Ich habe auch vor ein paar Monaten zur GLS-Bank gewechselt. Ich hatte das sooo lange vor mir hergeschoben, weil ich immer dachte, es sei kompliziert. Ich hätte es schon viel eher machen sollen!

    Leute, es ist ganz einfach! Ehrlich!

  4. Christoph Knappe Donnerstag, 18. April 2013 um 11:47 Uhr [Link]

    Das ist ein (weiterer) interessanter Ansatz. Neulich erzählte mir eine Freundin, sie würde jetzt kein Fleisch mehr essen, weil dann Flugzeuge weniger CO2 produzierten. Die Suche nach Konsequenzen des eigenen Tuns unter dem Begriff des nachhaltigen Handelns kann einen in den Wahnsinn treiben. Deshalb nicht nach Verbesserungen zu suchen halte ich, wie Du offenbar auch, aber nicht für per se falsch. Deshalb: Danke für die Anregung.

  5. Hannes Donnerstag, 18. April 2013 um 12:41 Uhr [Link]

    Ich arbeite nunmehr seit 7 1/2 Jahren bei der Bank, die Isa hier so nett erwähnt. Nach meiner Banklehre bei einer regionalen, konventionellen Bank vor fast 20 Jahren habe ich beschlossen, nie wieder bei einer Bank zu arbeiten. Nicht, weil die Lehre nicht gut war oder die Kolleginnen und Kollegen nicht nett gewesen wären. Nein, weil ich mein Geld nicht bei einem Unternehmen verdienen wollte, das ohne die Sinnfrage bei der Mittelverwendung zu stellen, Geld mit Geld macht. Das passte für mich einfach nicht.
    Doch nach Studium und anderen Stationen bin ich nun doch wieder in einer Bank gelandet. Und zwar mit ganz, ganz viel Herzblut. Die Identifikation geht sogar so weit, dass selbst meine Beste manchmal genervt ist, weil fast jedes Gespräch im Freundes- oder Bekanntenkreis irgendwann auf das Thema Geld und meinen Arbeitgeber kommt. Für mich selbst ist das irgendwie konsequent und überhaupt nicht nervig. Ich gehe meiner Arbeit hier sehr gerne nach. Und zwar vor allem deswegen, weil ich den Sinn hinter dem, was wir tun, tagtäglich sehen und vielfach auch „begreifen“ kann. Ich komme in Berührung mit Menschen, Ideen, Unternehmen, die eine gemeinsame Suche nach einer sozialeren und ökologischeren Gesellschaft antreibt. Und hinzu kommt dabei, dass sich unser Unternehmen auf ganz wunderbare Weise mit den Menschen verbindet. Unser Bankgründer, Wilhelm Ernst Barkhoff hat mal gesagt: „Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder eine Zukunft, die wir wollen.“ Und genau das ist es, was mich und auch meine Kolleginnen und Kollegen antreibt: Dieser gemeinsame und – wie ich finde – tröstliche Gedanke, dass es eine Zukunft geben kann, die wir auch wollen.

  6. Antoine Viguès Donnerstag, 18. April 2013 um 13:14 Uhr [Link]

    Ein sehr interessanter Beitrag. Ich habe auch vor Kurzem zur GLS Bank gewechselt. Ich teile auch Ihre Meinung, dass Investoren sehr wohl für das Handeln der Unternehmen mit- bzw. eigentlich sogar allein verantwortlich sind.
    Die richtige Wahl seiner Bank ist ein wichtiger Schritt. Für mich ist es aber auch äußerst wichtig, Aktionäre auf ihre Rolle aufmerksam zu machen. Insbesondere Privataktionäre nehmen ihre Rechte nicht wahr.
    Gerade finden die Hauptversammlungen fast aller deutschen Unternehmen statt und wie immer werden die meisten Aktionäre nicht wählen und damit stillschweigend die Firmenpolitik unterstützen.
    Auf meinem Blog http://corpolis.wordpress.com habe ich gerade angefangen, Empfehlungen für diejenigen Aktionäre zu geben, die als verantwortungsvolle Investoren agieren möchten. Vielleicht finden sich hier interessierte Leser (das ist kein kommerzielles Angebot!)

  7. Birgit Donnerstag, 18. April 2013 um 14:48 Uhr [Link]

    Danke für den Artikel, ich habe mir ehrlich gesagt auch nie wirklich Gedanken gemacht, was meine Bank mit meinem Geld macht. Manchmal benötigt man einfach mal einen Anstoß, um etwas zu verändern. Und es ist in der Regel ja ganz einfach und tut nicht weh. Ähnlich ging es mir beim Strom. Man sollte mal zum Ökostrom wechseln…irgendwann habe ich es getan und siehe da, es war ganz einfach. Aber es bedurfte leider auch eines Anstoßes von außen.

    Gruß
    Birgit

  8. Jakob Donnerstag, 18. April 2013 um 22:55 Uhr [Link]

    Ich würde noch gerne auf einen Punkt hinweisen, der ganz generell mit dem Anlegen von Geld zu tun hat:

    Viele der ökologisch-sozial orientierten Banken haben am Anfang versucht die Kunden von einem Zinsverzicht zu überzeugen. Allerdings ist die Nachfrage nach Zinsen so stark, dass auch viele der alternativen Banken inzwischen Zinsen zahlen, um am Markt bestehen zu können.

    Ich persönlich habe ein ethisches Problem mit der Verzinsung von Einlagen, weil sie einen Effekt auf die Einkommensverteilung haben. Und zwar einen von unten nach oben.

    Um Zinsen zu zahlen, muss eine Bank von ihren Kreditkunden entsprechend Zinsen verlangen, die nicht nur der Risikoversicherung dienen sondern auch einen Gewinn abwerfen müssen. Das klingt jetzt erstmal nicht schlimm, ist ja nicht das Problem der kleinen Frau oder des kleinen Mannes, das Unternehmen höhere Finanzierungskosten haben.

    Allerdings muss man sich klar machen, das diese Finanzierungskosten sich in höheren Preisen für die Verbraucher widerspiegeln. Da Personen mit geringerem Einkommen einen größeren Anteil verkonsumieren müssen, tragen sie zu einem größeren Teil (über die Masse, 50% der Deutschen besitzen nur 1% des Nettovermögens) dazu bei, die Finanzierungskosten zu decken.

    Am Ende profitieren nur diejenigen, die es sich leisten können große Spareinlagen zu bilden und auf diese Zinsen zu bekommen.

    Wer also die Möglichkeit hat, bei seiner Bank auf Zinszahlungen zu verzichten, sollte darüber nachdenken, diesen konsequenten Schritt zu tun.

  9. Rosi Sonntag, 21. April 2013 um 22:53 Uhr [Link]

    Wir haben das auch schon öfter überlegt aber die Kontoführungsgebühren schrecken schon ab. Klar sind das nur ein paar Euro im Monat aber die sind es ja überall „nur“. Biogemüse ist auch nur ein paar Euro teurer und überhaupt kostet „ethisch“ immer nur ein paar Euro mehr. Die muss man aber erstmal haben – monatlich. Wir haben schon den Stromanbieter gewechselt (EWS!) und kaufen bio ein. Wir haben im Haus A+++ Geräte, obwohl selbige sich wahrscheinlich nie rentieren (aber besser für die Umwelt sind) und versuchen nun auch ein bisschen selbst anzubauen. Essen kaum Fleisch und kaufen wenig Klamotten.
    Trotzdem bleibt das schlechte Gewissen noch immer Klamotten zu kaufen die bestimmt nicht öko sind (Mann muss aber nunmal im Hemd ins Büro und zwar auch nicht immer im selben, trägt privat aber keine. Frau möchte ja auch mal hübsch aussehen.) Spenden tuen wir natürlich auch noch. Gleichzeitig soll man bitte vorsorgen und so. Da wird es irgendwann einfach eng (ich bin Student). Leider…

    • Isabel Bogdan Sonntag, 21. April 2013 um 23:48 Uhr [Link]

      Deswegen sage ich ja immer wieder: ich möchte das nicht werten, und ich möchte auch nicht danach beurteilt werden, wo ich versuche, es ein bisschen besser zu machen, und wo eben nicht. Die Kontoführungsgebühren kommen mir jetzt beispielsweise nicht besonders hoch vor (2,- € im Monat bei der GLS, das zahlt man doch anderswo sicher auch? Ich vergesse sowas immer sofort wieder), aber natürlich: es ist überall „nur“ ein bisschen mehr und am Ende dann eben insgesamt mehr. Wir haben uns sehr daran gewöhnt, dass alles billig ist; vieles ist sicher eine Frage der Prioritäten, anderes eben leider wirklich eine Kostenfrage. Kleidung auf jeden Fall, natürlich ist es bei kik oder H&M billiger als bei Grüne Erde.

    • Hannes Sonntag, 28. April 2013 um 22:28 Uhr [Link]

      Ich finde grundsätzlich, dass das Thema Kontoführungsgebühren etwas mit Wertschätzung zu tun. Auch Banken erbringen eine Leistung. Deren Wertschätzung hat nachvollziehbererweise in der Finanzkrise arg gelitten. Aber dort arbeiten Menschen, die sich und ihre Familien von den Gehältern, die sie bekommen, ernähren. Banken, die Konten kostenlos anbieten, subventionieren das von irgendwo her quer. Irgendjemand zahlt am Ende die Zeche. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn jede(r) andere Prioritäten setzt, wo sie/er „mehr“ ausgeben will und wie er/sie Prioritäten bei der Budgetverteilung setzt. Das will ich nicht werten. Aber die oft (wenn auch nicht hier) geäußerte Erwartungshaltung, dass ein Konto heute nichts kosten darf, finde ich einfach nicht in Ordnung. Für Studenten bis zum 27. Lebensjahr ist die Kontoführung übrigens kostenlos ;-)

  10. Was machen die da? Johannes Korten Dienstag, 24. Februar 2015 um 09:22 Uhr [Link]

    […] unter anderem deswegen, weil wir die Bank sowieso toll finden. Warum, habe ich vor einer Weile hier aufgeschrieben. Unser Kontaktmann zur Bank ist Johannes Korten, der dort Online-Redakteur und Markencoach ist und […]

  11. Mareike Dienstag, 24. Februar 2015 um 13:23 Uhr [Link]

    Zählt ihr (=Hr. Buddenbohm und du) eigentlich irgendwo oder irgendwie, wer „wegen euch“ bzw. der Werbung auf euren Blogs ein Konto bei der GLS-Bank eröffnet? Ich wäre ein Strich mehr auf der Liste.

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